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Kommentar Stufenplan für die FrauenquoteIch will den Quatsch nicht!

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Schröders Stufenplan ist verworren und unverständlich formuliert. Er ist so unkonkret wie eben möglich und bietet kaum Sanktionsmöglichkeiten.

D as muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: "Gesetzliche Verpflichtung zur Selbstverpflichtung", verbunden mit einer "aufschiebenden Bedingung". Versteht das jemand? Was will uns Kristina Schröder, die Autorin dieser brillanten Formulierung, sagen?

Wahrscheinlich das: Alle Welt schreit nach einer Frauenquote, auch in Deutschland spukt dieses Thema seit einem Jahr herum. Aber ich will solchen Quatsch nicht. Als Frauen- und Familienministerin muss ich aber leider reagieren. Vor allem, weil meine Kabinettskollegin von der Leyen mir zuvorgekommen ist. Ihr habt es einfach nicht anders gewollt.

So ist der gesamte Stufenplan, mit dem künftig der Frauenanteil in Führungspositionen erhöht werden soll und dessen "Kernstück" (Schröder) diese Selbstverpflichtung ist, so verworren, wie er klingt: Unternehmen sollen sich selbst verordnen können, wie viele Frauen sie künftig an die Spitze lassen. Ein Unternehmen darf nach eigenem Willen also zwei Frauen an seine Spitze berufen, ein anderes vielleicht nur eine - je nach Belieben. Kristina Schröder nennt das auch Flexi-Quote.

Bild: privat

SIMONE SCHMOLLACK ist taz-Redakteurin für Geschlechterpolitik.

Sie begründet ihren Vorstoß damit, dass man von einem (harten) Maschinenbaukonzern schließlich nicht verlangen könne, genauso viele Frauen zu beschäftigen wie ein (weiches) Telekommunikationsunternehmen. Aber für einen Platz in einem Aufsichtsrat oder in einem Vorstand - denn um solche Posten geht es vor allem bei der aktuellen Quotendebatte - braucht man kein Ingenieurstudium und auch kein Technikzeugnis. Da kommt es auf Managementkompetenzen an. Und die kann und muss jede und jeder in dieser Führungsposition haben.

Schröders Stufenplan hat im Vorfeld durchaus für Wirbel gesorgt. Aber jetzt ist klar: Er wird kaum weiterhelfen. Er ist nicht nur verworren und unverständlich formuliert. Er ist darüber hinaus zu unkonkret und enthält kaum Sanktionsmöglichkeiten. Er ist schlicht lieblos gemacht.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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4 Kommentare

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  • FB
    Franz Beer

    Also anscheinend lebt Frau Schröder noch in einer Zeit in dem es Frauen gesetzlich versagt wurde in Männerberufen zu arbeiten. Die Zeiten der Emanzipation ist an Ihr vorbeigegangen.Also Frauen ran an den Herd und die Kiddys hüten.Deutsches Leitbild soll gelten für Deutsche ( CDU)Frauen.AAAABER PLÖTZLICH die Wahlen waren,echt schlecht gelaufen für Frau Merkel.Also umschwenken .Alles zurück. Frauen jetzt in die Manageretage.Aber da sind noch MÄNNER da ,die mit Ihrem Hintern an der Macht kleben,also fangen wir mal oben an.Go Westerwelle,Gutti ist schon weg,So kann es auch gehen mit der Frauenquote.

  • H
    herbert

    Einspruch Euer Ehren!

     

    "Aber für einen Platz in einem Aufsichtsrat oder in einem Vorstand - denn um solche Posten geht es vor allem bei der aktuellen Quotendebatte - braucht man kein Ingenieurstudium und auch kein Technikzeugnis."

     

    Doch! Genau darauf kommt es an. Was die deutsche Industrie bisher ausgezeichnet hat, ist gerade die Tatsache, dass wenigstens ein paar Techniker (und keine BWLer oder Juristen) in den Aufsichtsräten sitzen. Wie man eine Industrie kaputtmacht, in dem man Techniker aus den Führungsgremien herausdrängt, kann man in Grossbritannien sehen.

     

    Die Devise kann somit nur lauten: Frauen, studiert Technik! (Und lasst euch nicht von irgendwelchen Leuten abhalten, die euch sagen, auch da werdet ihr schlechter bezahlt. In Zukunft wird jede® einen Job bekommen, der das Wort "Ingenieur" nur schreiben kann, die Industrie wird sich gar nicht leisten können, Frauen, die Technik studiert haben, schlechter zu behandeln).

  • O
    Oceanborn

    Gott sei Dank sind wir noch nicht in einem Land in dem allein die BWLer in Vorständen und Aufsichtsräten sitzen, sondern trotz allem noch Ingenieure, Naturwissenschaftler und Informatiker. Gerade von der taz hätte ich so einen Unsinn nicht erwartet.

     

    Dazu hätte ich, auch wenn es ein Kommentar ist, zumindest erwartet dass sich die Autorin informiert wie die Schwerpunktverteilung im BWL Studium (mit ca. 55% Frauenquote) liegt. Vielleicht wäre ihr dann aufgefallen, dass man mit Marketing und Personalführung eher selten in Vorstand oder Aufsichtsrat berufen wird.

     

    Natürlich gibt es Seilschaften und natürlich gibt es auch Diskriminierung und ebenso natürlich muss dagegen vorgegangen werden. Nur müssen die Leute zum diskriminieren auch erstmal da sein. ;)

  • F
    Fragestellung

    "Aber für einen Platz in einem Aufsichtsrat oder in einem Vorstand - denn um solche Posten geht es vor allem bei der aktuellen Quotendebatte - braucht man kein Ingenieurstudium und auch kein Technikzeugnis."

     

    In der aktuelle Diskussion über die Zukunft der Zeitungen wird häufig das immer weiter sinkende Niveau von deutschen journalistischen Erzeugnissen beklagt. Dieser Text passt m.E. gut in diese Reihe.

     

    Für die Autorin sind augenscheinlich Vorstand und Aufsichtsrat "irgendwie" das Gleiche. Und so muss plötzlich ein Vorstand nichts mehr können als "managen", weil das so toll klingt und so nützlich ist. Unternehmensspezifisches Know-How - wozu? Die an sich kritisch zu würdigende Erfolgsgeschichte von facebook wäre bestimmt ohne M. Zuckerberg u. Co. ebenso möglich gewesen, wenn dort "gute" Manager geführt hätten, oder?

     

    "Da kommt es auf Managementkompetenzen an. Und die kann und muss jede und jeder in dieser Führungsposition haben."

     

    Wie kann man eigentlich über ein Thema wie Aktiengesellschaften schreiben, wenn man nicht einmal die Organtrennung zwischen Aufsichtsrat und Vorstand berücksichtigt? Dieses gilt natürlich nicht nur für die Artikelproduzenten, sondern ganz sicher auch für die so bewegten Politiker. Der Aufsichtsrat, ein Gremium, dass spätestens seit der Bankenkrise eine mehr als kritische journalistische und politische "Würdigung" nötig hätte, hat zuallererst Prüfungspflichten. Für eine solche wirksame Kontrolle muss man idealerweise Fachkompetenzen haben, ebenso hinsichtlich Überlegungen zur langfristigen Unternehmensentwicklung.

     

    Und jeder mit "Führungskompetenzen" kann einen Vorstand machen? Interessant, besonders wenn man die Firma Apple nimmt. Steven Jobs ist dort natürlich völlig austauschbar, wie schon die Vergangenheit zeigte.

     

    Eine andere Frage, die vielleicht einmal gestellt werden könnte: der Bund, die Länder und die Kommunen sind an vielen Unternehmen beteiligt. Anstatt zu fordern, könnte man hier handeln. Wie sieht es denn dort aus? Aber dazu hört man in dieser schrillen Jammerdebatte natürlich nichts. Auch nichts zur zweiten Hälfte des Aufsichtsrates, die durch das Mitbestimmungsgesetz gewerkschaftlich mit besetzt wird. Wo ist dort die gläserne Decke? Wer hindert dort die Frauen gewählt oder vorgeschlagen zu werden? Hier käme man dann langsam zu den spannenden Bereichen des Themas, aber stattdessen verweilt man lieber beim simplen goldenen Kalb vom 30% auf Alles. Und ignoriert freilich, dass niemand außer einem äußerst elitären Zirkel jemals Zugang zu diesen Kreisen haben wird, egal ob Männlein oder Weiblein.

     

    Schön, dass wir mal drüber gesprochen haben.