Kommentar Studie zu linker Gewalt in Berlin: Körting fehlt die zündende Idee
Die Studie bietet nicht viel neues. Aber sie zeigt: politische Gewalt ist ein Randphänomen.
Gewalttäter aus dem linken Spektrum wohnen und agieren in den einschlägigen Bezirken. Sie sind nachtaktiv, gerne bei der Antifa und haben mehr Grips als ihre rechtsextremen Kollegen. Das ist alles nicht neu. Aber mehr durfte man von der Verfassungsschutz-Studie auch kaum erwarten, schon weil sie in großen Teilen auf Daten zu Tatverdächtigen beruht - und dass die nicht unbedingt etwas mit den Taten zu tun haben müssen, haben gerade zwei geplatzte Prozesse gegen angebliche Autoanzünder gezeigt.
Wenn nun Innensenator Ehrhart Körting (SPD) das dürftige Ergebnis dazu nutzt, zur Ächtung linker Gewalt aufzurufen, ist das sein gutes Recht. Als zentrale Schlussfolgerung aber ist das recht billig. Der Seitenhieb auf Mitglieder der Linkspartei jedenfalls hilft nicht weiter. Im Gegenteil: Gerade sie böten die Chance, in einen im Wortsinne überzeugenden Dialog zu kommen. Denn es gilt, wie es zu Recht in der Studie heißt, die besseren Argumente zu haben und diese auch zu kommunizieren.
Diesen Dialog muss und darf man gelassen in Angriff nehmen. Denn die vielleicht wichtigste Zahl findet sich fast am Ende der Studie: Im Schnitt werden in Berlin jährlich 44.200 Körperverletzungen angezeigt, heißt es dort. Auf jede linke Gewalttat kommen somit rund 300 "normale" Körperverletzungsdelikte. Das entschuldigt keine einzige dieser Taten. Der Vergleich zeigt jedoch mehr als deutlich, dass das Thema linke Gewalt längst nicht so brennend ist, wie es mancher wohl gern hätte. Es ist jedenfalls nicht so heiß, dass man darauf sein politisches Süppchen kochen sollte.
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