Kommentar Studie zu Abtreibungen: Verbote gefährden Leben
Trotz Verbot: Abtreibungen finden statt – und oft unter gefährlichen Bedingungen. Eine Studie bestätigt nun, was Feministinnen schon lange sagen.
D as, was Feministinnen schon seit Ewigkeiten sagen, wurde jetzt von einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigt: Verbote verhindern keine Abtreibungen, sie machen diese nur unsicher und gefährden das Leben der Frauen.
Die Ergebnisse machen deutlich: Weltweit findet die Hälfte der Abtreibungen unter gefährlichen Bedingungen statt. In nordeuropäischen und nordamerikanischen Ländern, in denen die Regulierungen lockerer sind, wird das Verfahren sicherer durchgeführt, und die Nachfrage ist geringer.
In Deutschland steht Abtreibung heute noch im Strafgesetzbuch, ein Abbruch kann mit Haftstrafe sanktioniert werden. Bedingung für Straflosigkeit ist eine obligatorische Beratung, eine darauf folgende Wartezeit von drei Tagen und der Abbruch innerhalb der ersten zwölf Wochen nach der Befruchtung.
Strikter ist die Regulierung in Irland, wo Abtreibungen selbst bei Vergewaltigungen nicht erlaubt sind. Wer sich Abtreibungstabletten im Netz bestellt, muss mit einer Freiheitsstrafe rechnen. Unter Umständen können Frauen, die nach einer Vergewaltigung abtreiben, längere Haftstrafen erhalten als die Vergewaltiger. Irland hält 2018 ein Referendum für oder gegen die Lockerung des Abtreibungsgesetzes ab.
Auch in Polen sind die meisten Abtreibungen illegal. Die Frauen, die sich keine Reise ins Ausland leisten können, müssen den Schwangerschaftsabbruch selbst in die Hand nehmen – und greifen, wenn sie nicht anders können, notfalls zu scharfen Objekten oder schlicht zu Gift.
Die Ergebnisse der Studie von WHO machen deutlich: Abtreibungen finden statt – auch wenn sie verboten sind. Dann aber teils unter gefährlichsten Bedingungen. Dagegen rät die WHO Regierungen und Behörden, Abtreibungen und Verhütung zugänglich zu machen und junge Menschen aufzuklären. Genau das also, was Feministinnen seit Jahren fordern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Rekordhoch beim Kirchenasyl – ein FAQ
Der Staat, die Kirchen und das Asyl
Preise fürs Parken in der Schweiz
Fettes Auto, fette Gebühr