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Kommentar Studie Schule und MigrationMut zur Einwanderung

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

SchülerInnen mit Migrationshintergrund haben es deutlich schwerer. In Deutschland muss sich daran schnellstens etwas ändern.

Deutschland reiht sich ins europäische Umfeld ein. Anlass zur Freude ist das noch nicht Foto: dpa

M enschen wandern aus, Menschen wandern ein. Das war so seit Beginn der Menschheitsgeschichte. Auf lange Sicht haben davon alle profitiert: die Einwanderer, die sich an fernen Gestaden oder im Nachbarreich eine neue Existenz aufbauten, und die Länder, die sie aufgenommen haben. Das zum Grundsätzlichen. Und nun zum Speziellen. Denn ja, es gibt natürlich Probleme.

Wenn laut Pisa-Sonderauswertung Schüler aus Migrantenfamilien in den Schulen der westlichen Industrieländer tendenziell schlechter abschneiden als Muttersprachler, wenn nur die Hälfte der Schüler, die im Ausland geboren sind, grundlegende Kompetenzen in Mathe, Deutsch und Naturwissenschaften erreicht, ist das ein Problem. Für alle. Da wächst ein neues Lumpenproletariat heran, ausgestattet mit Sneakers und Smartphone, doch ohne Chancen auf den Arbeitsmärkten der hightechbasierten Industriegesellschaften.

Deutschland reiht sich laut dieser Studie „zur Resilienz von Schülern mit Migrationshintergrund“ ins europäische Umfeld ein. Während 80 Prozent der hier Geborenen zumindest grundlegende schulische Kompetenzen erwerben, sind es nur 45 Prozent der Einwanderkinder erster Generation. Jene, die es mit ihren Eltern aus Syrien, aus dem Irak, aus Afghanistan und Nigeria geschafft haben, könnten in 15 Jahren dazu gehören.

Brandbeschleuniger Migrationshintergrund

Das Problem sind nicht die Menschen oder ihr Schicksal, MigrantIn zu sein. Der Abstand eingewanderter Schülerinnen zu den Muttersprachlern schrumpft, wenn die Eltern über sonstiges Kapital verfügen, einen Mittelschichtsstatus und gute Bildung. Doch der Zusammenhang von sozialer Herkunft und Zukunft ist in Deutschland seit jeher stark ausgeprägt – ein Migrationshintergrund wirkt da wie Brandbeschleuniger.

Diese Kinder besuchen nun Schulen in Deutschland, die viel zu häufig nicht auf eine bunte Schülerschaft vorbereitet sind. Das zeigte bereits die Grundschulleseuntersuchung Iglu, der zufolge Deutschland im internationalen Vergleich absackt. Viele Lehrkräfte lernen gerade erst, in kulturell und leistungsmäßig gemischten Klassen zu unterrichten. Und das Bewusstsein, dass Lernen mehr ist als Mathe und Deutsch, dass auch die Klavierstunde, der Zeichenkurs und die Astronomie-AG dazugehören, setzt sich in den Kultusministerien erst so langsam durch.

Die Große Koalition hat einen Anspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen versprochen, sie will Schulen in schwieriger Lage besonders fördern. Was noch fehlt, ist das Bewusstsein, dass Einwanderung eine Chance ist – die Bevölkerungspyramide wird zum Pilz, die Sozialsysteme brauchen junges Blut, die Wirtschaft Arbeitskräfte. Diese Chance muss man nutzen.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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14 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Folgender Satz reicht, um das Weltbild der Autorin auf den Punkt zu bringen:

    "die Bevölkerungspyramide wird zum Pilz, die Sozialsysteme brauchen junges Blut, die Wirtschaft Arbeitskräfte"

  • Entsetzt habe ich Ihren Kommentar auf Seite 1 der taz gelesen, der von

    neoliberalem und rechtspopulistischem Gedankengut geprägt ist.

     

    Warum nennen Sie Menschen in prekären Lebensverhältnissen

    "Lumpenproletariat [...], ausgestattet mit Sneakers und Smartphone"? Sie

    sprechen den betroffenen Menschen ihre Würde ab.

     

    Warum bezeichnen Sie Migrationshintergrund als "Brandbeschleuniger"? Sie

    stellen Migration oder Migrant*innen einseitig als Gefahr dar.

     

    Bitte lesen Sie Ihre eigenen Worte: "Was noch fehlt, ist das

    Bewusstsein, dass Einwanderung eine Chance ist – die

    Bevölkerungspyramide wird zum Pilz, die Sozialsysteme brauchen junges

    Blut, die Wirtschaft Arbeitskräfte. Diese Chance muss man nutzen."

    Wollen Sie ausschließlich "nützliche" Migrant*innen, die "verwertbar"

    sind? Sie entsprechen mit Ihrem neoliberalen Menschenbild einer

    kapitalistischen Verwertungslogik, die unsere Gesellschaft weiter spaltet.

     

    Die taz ist für mich eine geschätzte Tageszeitung von

    positiv-linksradikal bis grün-bürgerlich. Ihr Kommentar empört mich sehr!

  • Entsetzt habe ich Ihren Kommentar auf Seite 1 der taz gelesen, der von

    neoliberalem und rechtspopulistischem Gedankengut geprägt ist.

     

    Warum nennen Sie Menschen in prekären Lebensverhältnissen

    "Lumpenproletariat [...], ausgestattet mit Sneakers und Smartphone"? Sie

    sprechen den betroffenen Menschen ihre Würde ab.

     

    Warum bezeichnen Sie Migrationshintergrund als "Brandbeschleuniger"? Sie

    stellen Migration oder Migrant*innen einseitig als Gefahr dar.

     

    Bitte lesen Sie Ihre eigenen Worte: "Was noch fehlt, ist das

    Bewusstsein, dass Einwanderung eine Chance ist – die

    Bevölkerungspyramide wird zum Pilz, die Sozialsysteme brauchen junges

    Blut, die Wirtschaft Arbeitskräfte. Diese Chance muss man nutzen."

    Wollen Sie ausschließlich "nützliche" Migrant*innen, die "verwertbar"

    sind? Sie entsprechen mit Ihrem neoliberalen Menschenbild einer

    kapitalistischen Verwertungslogik, die unsere Gesellschaft weiter spaltet.

     

    Die taz ist für mich eine geschätzte Tageszeitung von

    positiv-linksradikal bis grün-bürgerlich. Ihr Kommentar empört mich sehr!

  • Ich stimme Anna Lehmann bedingt zu, dass die soziale Herkunft etwas mit den Bildungschancen der bei uns lebenden Migrantenkinder zu tun hat - nur wenn kulturell bedingt religiöse Komponenten mit berücksichtigt wird, können die richtigen Schlussfolgerungen auch auf soziale Probleme gezogen werden. Erst wenn es klare Vorgaben an Leistung, und im "sozialen" Verhalten an den Schulen gibt (Gleichberechtigung der Geschlechter z.Bsp. Kopftuchverbot, Zwang zum Schwimmunterricht für beiderlei Geschlecht usw.), haben wir eine Chance die Migration zum Erfolg zu bringen.

  • Das ist richtig: "Menschen wandern aus, Menschen wandern ein. Das war so seit Beginn der Menschheitsgeschichte. Auf lange Sicht haben davon alle profitiert: die Einwanderer, die sich an fernen Gestaden oder im Nachbarreich eine neue Existenz aufbauten, und die Länder, die sie aufgenommen haben."

    Das waren Völker Wanderungen!

    Heute sind wir egoistischer geworden:

    1) Es gibt Migranten (Gastarbeiter), die uns nach dem Krieg zum deutschen Wirtschaftswunder verholfen haben. Unter Ludwig Erhard haben wir sie angeworben und dem Millionsten ein Moped für ihr Kommen geschenkt.

    2) Es gibt ein allgemeines Menschenrecht auf Asyl. Das gilt weltweit für alle Menschen, die aus "Politischen Gründen" aus ihrem Land fliehen müssen. Artikel 1 GG. Diese Gründe dürfen wir nicht nach "unserem Bedarf an Facharbeitern" beschränken, denn es handelt sich um ein individuelles Menschen Recht!

    • @Peter Meisel:

      "Das ist richtig: "Menschen wandern aus, Menschen wandern ein. Das war so seit Beginn der Menschheitsgeschichte. Auf lange Sicht haben davon alle profitiert: die Einwanderer, die sich an fernen Gestaden oder im Nachbarreich eine neue Existenz aufbauten, und die Länder, die sie aufgenommen haben."

      Das waren Völker Wanderungen!

      Heute sind wir egoistischer geworden: "

      -----------------------------------------------------------

      Nein wir sind nicht egoistischer geworden, sondern wir sind einfach viel dichter besiedelt als in früheren Jahrhunderten. Eigentlich sind deshalb klare Grenzen und Abgrenzungen für die unterschiedlichen Kulturen unabdingbar. Und Einwanderungen haben früher nie ein bestimmtes Maß überschritten. Laut Dialektik ergibt die Erhöhung der Quantität immer eine neue Qualität. Wer diese Gesetzmäßigkeiten ignoriert, wird scheitern.

  • Arbeitsplätze gibt es zurzeit nur in der Pflege und als Paketzusteller, vielleicht auch wieder auf dem Bau und im Schlachthof. Nix mit hochindustrialisiert.

  • Ich verstehe nicht welche Forderung hinter dem Artikel steht.

     

    Menschen die nach Deutschland "einwandern" haben Kinder, mit Smartphones, die schlecht in der Schule sind. Diese erlernen dort keine schulischen Kompetenzen, sollten aber eine Astronomie AG besuchen können?

    Damit sie auf dem hightechbasierten Arbeitsmarkt eine Chance haben.

     

    Das klingt wie Versatzstücke aus dem Partei Programm der afd, vermischt mit mancher träumerei der Grünen.

     

    Mir kommen die Gedanken der Autorin reichlich wirr vor, aber vielleicht liegt es auch an mir.

  • Migration hin oder her.

    Wenn die Schulen einen gleich hohen Zuwachs "ur-"deutsche Kinder aus minder- oder nichtgebildeten Elternhäuser hätte, dann wäre das Problem auch da.

     

    Diese Ergebnisse sind Folge der Migrationspolitik der letzten Jahrzehnte: Deutschland ist attraktiv für Menschen ohne oder mit niedriger Bildung, deutlich attraktiver als für Migranten mit guter Bildung. Das Prekariat wird so immer größer - mit oder ohne Migration.

     

    Die Forderungen an den Staat sind wohlfeil, es sei denn nach einer anderen Migrationspolitik.

  • "Menschen wandern aus, Menschen wandern ein. Das war so seit Beginn der Menschheitsgeschichte. Auf lange Sicht haben davon alle profitiert: die Einwanderer, die sich an fernen Gestaden oder im Nachbarreich eine neue Existenz aufbauten, und die Länder, die sie aufgenommen haben. Das zum Grundsätzlichen."

     

    Aha. Da wird die Welt mal im Vorbeigehen erklärt. Leider ohne Beweisführung. In Deutschland wandern Unqualifizierte zu, während die Intelligenzia das Land verlässt. Der Netto-Migrationssaldo beschönigt diesen Qualitätsverlust leider.

  • Die Reihe der Fehler fängt bereits beim 'Grundsätzlichen' an, was den Eindruck eines Dogma/Common Sense erwecken soll.

    Frau Lehmann glaubt aber wohl selbst nicht so recht dran; ansonsten könnte man auf Binsen doch auch verzichten.

    Nein: was Deutschland die letzten drei Jahre erlebt, ist nämlich gerade nicht etwas, was es schon immer gab und ist mitnichten bspw mit dem Zuzug der Hugenotten anno dazumal zu vergleichen. Wenn man sich dessen nicht klar wird - bzw. bereit ist, das zuzugeben (denn selbst der beste Gutmensch spürt doch insgeheim, dass seine Ideologie irgendwie nicht so recht dem Realitätscheck standhält....verflixte Realität aber auch..... -, dann gehen alle weiteren Überlegungen zwangsläufig ins Leere

    • @Bernd R.:

      Bernd B. - ich weiß nicht, ob Sie die demographische Pyramide von Deutschland kennen, aber ich denke, Sie werden froh sein, wenn Ihnen in zehn oder fünfzehn Jahren noch jemand die Stromleitung oder den Abfluss repariert. Und wenn es bei Ihnen soweit ist, werden sie auch froh sein, dass sich jemand findet, der Ihnen die Kompressionsstrümpfe anzieht und sie vom Bett in den Rollstuhl und vom Rollstuhl aufs Klo setzt. Und dabei werden Sie wahrscheinlich in das eine oder andere afghanische oder syrische Gesicht sehen. Spätestens dann wird Ihnen so mancher Ihrer Kommentare hoffentlich peinlich sein.

      • @Kolyma:

        Nein, es wird mir egal sein. Eine alternde Gesellschaft ist keine Bedrohung. Ich werde den Abfluss selber reparieren, ich habe dann ja Zeit. Mein Nachbar wird mir helfen. Und falls ich Kompressionsstrümpfe brauche und nicht mehr zum Klo kriechen kann, werde ich sterben, dass ist mir egal.

         

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