Kommentar Stromnot: Warten auf den Stromausfall
Die Atomfraktion macht Panik. Dabei ist derzeit alles unter Kontrolle. Je besser der Austausch mit den Nachbarländern, desto besser der Schutz vor Stromausfällen.
K ommt er oder kommt er nicht, der große Stromausfall? Seit im Sommer 2011 acht deutsche Atommeiler vom Netz gingen, gilt die jetzige Situation als Härtetest für die Energiewende: klirrende Kälte, hoher Verbrauch, Maximalbelastung für die Stromnetze.
Momentan sieht alles danach aus, als sei alles unter Kontrolle. Dass gerade österreichische Kraftwerke als Reserve für Deutschland arbeiten, ist keine Notsituation, sondern von den Netzbetreibern geplant.
Die Diskussion darum läuft allerdings falsch: Wer den Atomausstieg für zu früh hielt, bauscht jede "angespannte" Situation in den deutschen Netzen gleich zu drohenden Stromausfällen auf. Strom aus Österreich klingt da so schlimm wie Öl von Gaddafi. Wer den Atomausstieg für zu langsam hält, zeigt triumphierend auf Frankreich: Momentan hilft dort Deutschland mit Stromimporten aus, obwohl viele fürchteten, Deutschland werde seine fehlenden Atomkraftwerke durch Atomstrom aus dem Nachbarland ausgleichen müssen.
ist Redakteur im Ressort Wirtschaft und Umwelt der taz.
Wenn dann mal wieder Atomstrom andersherum fließt, jault die Atomfraktion freudig auf. Früher hat kein Hahn danach gekräht, dass Strom über Landesgrenzen hinweg gehandelt wird wie Schnittkäse. Heute ist jede Megawattstunde ein Politikum.
Dabei hat Europa einen cleveren Plan: Die EU denkt Energieversorgung grenzenlos. Das macht das gesamte System robuster und ist gut für erneuerbare Energien. Je weiträumiger sie miteinander verknüpft sind, desto eher gleichen sich regionale Schwankungen etwa der Windstärke aus.
Jetzt Import- und Exportstatistiken zum Strom als Munition in der Energiediskussion zu verwenden macht schlicht keinen Sinn. Je besser der Austausch mit den Nachbarländer, desto besser der Schutz vor Stromausfällen.
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