Kommentar Streit um Polizeistudie: Zwei Böcke machen sich zu Gärtnern

Wenn in Hamburg ganze Regionen als "Gefahrengebiete" mit verdachtsunabhängigen Personenkontrollen belegt werden, dann müssen sich die Verantwortlichen nicht wundern, wenn die Betroffenen nicht erfreut auf Polizei reagieren.

Einfach gesagt: Studien sind immer gut. Und dass die zunehmend Gewalt gegen Polizisten ein Problem ist, ist nicht zu bezweifeln. Doch im Streit um die Studien machen sich hier zwei Böcke gegenseitig zu Gärtnern.

Sicher hat der Kriminologe Pfeiffer recht: Für eine seriöse Studie muss auch die Sozialisation der vermeintlichen Opfer in Uniform einfließen. Denn wer als Kind selbst Gewalt erfahren hat, trägt wohl tatsächlich ein höheres Risiko, später Opfer von Gewalt zu werden. Umso törichter ist da der Aufschrei von Hamburgs Innensenator Ahlhaus, wenn er Untersuchungen über einen möglichen "Täter-Opfer- Zusammenhang" als unerträglich ablehnt.

Vielleicht befürchtet Ahlhaus aber auch schlicht, dass eine Studie ganz andere Ergebnisse zu Tage fördern könnte. Vielerorts wollen die Polizeisenatoren und -minister mit immer restriktiveren Polizeigesetzen für Sicherheit sorgen. Wenn etwa in Hamburg ganze Regionen als "Gefahrengebiete" mit stets möglichen, verdachtsunabhängigen Personenkontrollen belegt werden, dann müssen sich die Verantwortlichen nicht wundern, wenn die Betroffenen nicht erfreut auf Polizei reagieren.

Dabei hätte Ahlhaus vermutlich gar keine derartigen Enthüllungen fürchten müssen - immerhin gibt Entertainer Pfeiffer, der sich gerne selbst reden hört, lieber den DDR-Kinderkrippen Schuld an jugendlicher Gewalt.

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Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung

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