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Kommentar Streiks in GriechenlandLinke bricht Versprechen

Jannis Papadimitriou
Kommentar von Jannis Papadimitriou

Die größten Gewerkschaften in Griechenland wenden sich gegen die neue Sparmaßnahmen und legen mit Streiks das öffentliche Leben lahm. Zu Recht.

What's left? Protest in Athen Foto: dpa

D ie üblichen Verdächtigen müssen für das jüngste Sparpaket der links geführten griechischen Regierung aufkommen. Das kann so nicht weitergehen.

Was hatten die Griechen nicht alles von ihren Politikern erzählt bekommen, als sie noch in der Opposition waren: Der Mensch steht im Mittelpunkt aller Politik, versicherten die Sozialisten. Wir brauchen endlich Luft zum Atmen, meinten die Konservativen. Die Sparpolitik würde über Nacht abgeschafft und die Troika fortgejagt, drohten die Linken. Deren unberechtigte Partner aus der rechtspopulistischen Ecke hatten auch noch versprochen, den griechischen Müttern ihre ausgewanderten Kinder zurückzubringen. Daraus ist bekanntlich nichts geworden.

Dass ausgerechnet eine linke Partei die einfachen Bürger wieder einmal zur Kasse bittet, wenn es eng wird, kommt bei den krisengeplagten Menschen nicht gut an. Hunderttausende Kleinverdiener, Rentner und Freiberufler glaubten fest an die Syriza-Wahlversprechen. Es sind genau diese Menschen, die den fulminanten doppelten Wahlsieg von Alexis Tsipras im Jahr 2015 erst ermöglichten. Und die sich heute im Stich gelassen fühlen.

Wer in 20 Jahren in Rente geht, rechnet derzeit mit einer Grundpension in Höhe von 360 Euro. Wer ins Krankenhaus muss, bringt seine Betttücher am besten gleich selbst mit. Wer im Norden studiert, erlebt einen Hörsaal ohne Heizung.

Die Arbeitslosigkeit sinkt laut Statistik leicht – aber nur deshalb, weil Hunderttausende Menschen Griechenland bereits verlassen haben.

Ganz zu schweigen von der eigentlich steigenden Arbeitslosigkeit, die laut Statistik anscheinend leicht sinkt – aber nur deshalb, weil Hunderttausende Menschen Griechenland ohnehin bereits verlassen haben. Weitere Hunderttausende werden vermutlich folgen. Das alles kann niemanden gleichgültig lassen. Eine links geführte Regierung erst recht nicht.

Kein Wunder, dass aus Protest gegen die neue Sparmaßnahmen die größten Gewerkschaften in Griechenland mit Streiks das öffentliche Leben lahmgelegt haben.

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Jannis Papadimitriou
Auslandskorrespondent Griechenland
Jahrgang 1969, berichtet aus Athen u.a. für die taz und die Deutsche Welle. Er studierte Jura in Bonn und war langjähriger freier Mitarbeiter des WDR und der Deutschen Welle. Auch in Griechenland hat er als Redakteur und Live-Moderator gearbeitet.
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3 Kommentare

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  • Schön, dass sich die taz am beliebten Syriza-Bashing beteiligt. Bild könnte es nicht besser. Der Verfasser sollte eigentlich genau wissen, dass kein Gesetzentwurf im Parlament beraten werden darf, der nicht vorher mit den Institutionen abgestimmt wurde. Statt die Schuldigen zu nennen, hackt er auf einer Regierung herum, die lediglich Befehlsempfänger ist. Und lässt unerwähnt, dass die Versprechen der Linken in erster Linie und von Anfang an von einem gewissen Herrn Schäuble gebrochen wurden.

  • Sorry - aber was Griechenland braucht ist vernünftige und nachhaltige Wertschöpfung - und KEINE Streiks. Wenn es den Griechen in der Eurozone zu unbequem ist, wäre ein Grexit der Weg in die Komfortzone.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @pioppo:

      bei einem Grexit wertet die Währung ab= weniger Kaufkraft= faktische Gehalts/Rentenkürzung. Die Währungsabwertung die die Griechen erleben würden bewegt sich vermutlich auf einer Einkommensverkürzung um 50-75%. Dazu kommt der wirtschaftliche Schock weil der Großteil der Unternehmen (es waren nie viele) auf Import von Rohstoffen und Teilen angewiesen ist. Es wäre vorallem sozial extrem hart, da die Reichen noch Euros hätten aber die Armen nun ihre Rente, Gehalt in Drachme bekämen. Was die Gewerkschaften wollen sind Transferzahlungen der reichen Länder. Aber eine transferunion ohne Angleichung der Sozialstandards und politische Union ist abzulehnen.