Kommentar Streik Neupack: Ein Lehrstück für die IG BCE
Ein kleines Unternehmen zwang fast die große IG Bergbau Chemie und Energie in die Knie. Neupack könnte wichtige Diskussionen in der Gewerkschaft anstoßen.
E s ist ein Lehrstück über modernes Gewerkschaftsbashing und die relative Hilflosigkeit einer großen Arbeitnehmervertretung, das sich in den letzten Monaten im Norden Deutschlands abspielte.
Ein kleines Familienunternehmen, angeführt von einem ausgewiesenen Gewerkschaftshasser, zwang fast die große IG Bergbau Chemie und Energie (IG BCE) komplett in die Knie. Deren Spitze in Hannover konnte lange Zeit nicht fassen, mit welcher Verbohrtheit sie es bei Neupack und Firmenpatriarch Jens Krüger zu tun hatte.
Das Gute am Konflikt: Die extrem sozialpartnerschaftlich orientierte IG BCE, sonst verwöhnt durch friedliches Miteinander bei BASF oder Bayer, erfuhr am eigenen Leib, dass es Unternehmer gibt, bei denen man mit Appellen nicht weit kommt. Die streikfreudige Belegschaft, die sich manches mal von ihrer Gewerkschaftsspitze im Stich gelassen fühlte, hatte das sehr früh begriffen.
ist Inlandsredakteurin der taz.
So kann Neupack in der Gewerkschaft vielleicht Lernprozesse anstoßen: sarüber, wie man Konflikte führt und dass man Belegschaften Ernst nehmen muss. Gerade in den wenig beachteten, kleineren Familienbetrieben kommt es besonders häufig zu zermürbenden Arbeitskämpfen.
Für die Beschäftigten steht am Ende des Konflikts ein schaler Sieg. Statt eines kollektiven Tarifvertrags gibt es nur individuelle Arbeitsverträge. Aber immerhin verbindliche Tätigkeitsbeschreibungen, Lohnerhöhungen und Arbeitszeitverkürzung für alle. Das war vielleicht das Maximum, das nach acht Monaten Streik noch heraus zu holen war.
Eine wichtige Entscheidung steht noch aus: ob der umtriebige Betriebsratsvorsitzende Murat Günes seine Stelle behalten kann. Sollte er sie verlieren, wäre das ein später Sieg für die Inhaberfamilie Krüger - und ein schlechtes Zeichen für weitere Konflikte dieser Art.
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