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Kommentar SorgerechtsentzugTrügerische Wahrheit der Statistik

Friederike Gräff
Kommentar von Friederike Gräff

Beim Kinderschutz besteht kein Mangel an ideologischen Gräben, höchstens an Geld.

W enn es einen Bereich gibt, den man zurecht Minenfeld nennen kann, dann den des Kinderschutzes, beziehungsweise der Familienfürsorge. Es besteht kein Mangel an ideologischen Gräben, höchstens an Geld. Und sucht man nach dem umkämpftesten Gut, landet man rasch beim Sorgerecht. Nach jedem Todesfall eines vernachlässigten oder misshandelten Kindes taucht unmittelbar die Frage auf, wie die Jugendämter das Opfer bei Eltern belassen konnten, die sich um vieles kümmerten, aber nicht um sein Wohl.

Und kurz danach melden sich Stimmen, die darauf verweisen, wie wichtig es sei, den Kindern nach Möglichkeit engen Kontakt zu den Eltern zu belassen. Eine allgemeine Antwort zu dieser Frage findet sich nie, kann sich nie finden. Kein Wunder also, dass die Reaktionen auf die neuen Zahlen zu Sorgerechtsentzügen verhalten ausfallen. Soll man sich in Hamburg über den Anstieg freuen? In Bremen über das Zurückgehen Sorgen machen? Oder doch umgekehrt?

Es spricht für die Ressorts in den beiden Stadtstaaten, dass sie sich nur vorsichtig äußern. Und dass sie völlig zurecht auf die begrenzte Aussagekraft der Zahlen verweisen. Auch hier gilt es, wie bei jedem Besuch der sozialen Dienste auch, genau hinzusehen: Wie agieren die Gerichte, wie die Jugendämter, wie die Eltern. Denn Zahlen wie diese sind nur ein Faktor in einer komplizierten Rechnung.

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Friederike Gräff
Redakteurin taz nord
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1 Kommentar

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  • PB
    Peter Briody

    In der Statistik mag eine gewisse Anzahl der Fälle gerechtfertigt sein. Vielleicht aber auch nicht. Vor allem, dass man das "Hilfeangebot" nicht akzeptiert, kommt davon, dass dies sehr oft als elterliche Inkompetenz ausgelegt wird. Wer so ein Hilfsangebot unterschreibt, geht ein erhebliches Risiko mit dem Familienglück ein. Diese Unterschrift gehört zu den Erfassungsmethodidik der Jugenhilfe. Man muss ja dem Forderungszyklus der Jugendheime, Psychiatrie sowie Pflegefamilien genüge tun. Diese verdienen an dem Sorgerechtsentzug nämlich sehr gut.