Kommentar Somalia: Ein erster Hoffnungsschimmer
Der neue Präsident Somalias gehört nicht zu den alten Konfliktparteien. Seine Wahl ist ein Zeichen der Kriegsmüdigkeit – und der Hoffnung.
E s ist leicht, die Präsidentschaftswahlen in Somalia mit einem Achselzucken abzutun und dem Überraschungssieger ein Scheitern vorherzusagen. Die Probleme, die Hassan Sheikh Mohamud bewältigen muss, sind so vielfältig, dass eine Lösung dafür selbst am grünen Tisch nur schwer zu finden ist – von einem bestandenen Praxistest ganz zu schweigen.
Trotzdem sind die Wahlen der erste Hoffnungsschimmer nach über zwei Jahrzehnten, in denen das Land von Bürgerkrieg, Hungersnöten und ausländischen Invasionen gezeichnet war.
Dabei kann man von Wahlen im herkömmlichen Sinne gar nicht sprechen. Die sogenannten Parlamentarier, die das neue Staatsoberhaupt bestimmten, haben kein Mandat der Bevölkerung, sondern wurden in einem dubiosen Prozess ausgesucht. Und über die Zukunft wird nicht allein von Somalis entschieden, sondern vor allem von den USA und deren äthiopischen Verbündeten, die ein islamistisches Regime in der Region verhindern wollen.
ist politische Korrespondentin der taz.
Die Organisation al-Shabaab, die ursprünglich auch von friedlichen Muslimen unterstützt wurde, inzwischen aber tatsächlich eine terroristische Vereinigung ist, kämpft weiter um die Macht. Teile von Somalia haben sich abgespalten. Warum ist das Ergebnis der Wahlen dann dennoch Anlass zu – vorsichtigem – Optimismus?
Weil mit dem Wissenschaftler Hassan Sheikh Mohamud ein Außenseiter gewonnen hat, der nichts mit den politischen Kämpfen der Vergangenheit zu tun hatte. Die Tatsache, dass er eine so klare Mehrheit der Stimmen erhielt, zeugt von Kriegsmüdigkeit. Ob der neue Präsident überhaupt eine Chance hat, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie viel Spielraum ihm gegeben wird. Lassen die USA zu, dass er Gespräche mit al-Shabaab führt? Das könnte entscheidend sein.
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