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Nun ja, das ist dann wirklich der letzte Rest ... 1950 hätten ein paar gestandene Arbeiter Gerd Schröder, Siegmar Gabriel, Olaf Scholz, Wolfgang Clement und Franz Müntefering die Nase kurzerhand gebrochen für ihren Exit aus der Sozialdemokratie. Heute sitzen in der SPD sowieso nur Beamte und Karrieristen beisammen, geeint im Hass gegen arme, randständige, arbeitslose und sonstwie nicht-konforme Menschen. Und wann hat Siegmar Gabriel in einer Fabrik gearbeitet? Wahrscheinlich noch nie. Der kennt höchstens die VW-eigene Currywurst, rate ich mal, aber nur als Besucher.
Woher der Hang der Genossen zur obszönen Geste rührt? Hm. Vermutlich ganz tief aus ihrem Aufsteiger-Herzen. Dass die Spitzen-Genossen sich damit "wenigstens habituell […] von der CDU ab[setzen]" wollen, glaube ich nicht. Wieso sollten sie? Nein, es ist nicht die CDU. Es sind schon die, denen die Geste galt.
Im Fall von Gabriel waren es eindeutig die Nazis – und vielleicht ein ganz klein wenig auch mal wieder der eigene Vater (an den der mittlerweile erwachsene Siggi offenbar noch immer nur sehr ungern erinnert wird). Im Falle von Wolfgang Clement und Peer Steinbrück waren es all diejenigen, die diese Männer angesichts eigener Großartigkeit für verzichtbar hielten und weit hinter bzw. unter sich zu lassen gedachten.
Es waren genau die Teile ihrer potenziellen Wählerschaft, die sich "durchaus gemeint fühlen" konnten, weil sie schon zuvor unmissverständlich brüskiert worden waren von den "Leadern". Die Teile, die sich eingebildet haben, dass sie ein Recht darauf hätten, sich zu verweigern. So nach dem Motto: „Ich bin nicht gut genug für dich? Na, du mich auch...!“
In allen drei Fällen ist vermutlich einfach mal das Ego durchgegangen mit den Kerlen. Verständlich ist das, klar. Ist schließlich weit, der Weg nach oben, und anstrengend, sogar für Kerle von der "Basis" wie Gabriel. Die Frage ist, ob es auch Sinn ergibt. Ich glaube nicht. Der Bauch wählt schließlich immer mit.
Übrigens: Dem einen oder anderem mag Gabriel sympathischer gewesen sein als Steinbrück oder Clement. Das liegt allerdings nur daran, dass sie gerade in die gleich Richtung geschaut haben wie er - was so nicht leiben muss. Merke: Wer mit dem ausgestreckten Zeige- (oder eben dem erigierten Mittel-)Finger auf andere zeigt, weist mit den restlichen vier Fingern seiner Hand noch immer auf sich selbst. Das kann man ignorieren als Betrachter. Muss man aber nicht.
;) - es sind deren - DREI -
Probieren Sie 's aus -
Wußte schon Justav Heinemann;) &
Wo wir grad bei Sprache & SPD sind -
Ein anderer echter Sozialdemokrat -
Sprach mal vom "Holzen" im Wahlkampf!! Willy Brandt !! Genau!
Da heulten die Reaktionär-Konservativen aber auf - ähnlich wie bei
"Mehr Demokratie wagen!"
kurz - was ist dagegen so ein banaler Stinkefinger - Herr - Bax!
Milchreisbubis - allesamt!
In Erfurt und Sachsen werden CDU und BSW Notkoalitionen bilden, die wenig verbindet. Doch nur so kann man die AfD von der Macht fern halten.
Kommentar Sigmar Gabriels Stinkefinger: Alte sozialdemokratische Tradition
Woher rührt der Hang der Genossen zur obszönen Geste? Der Stinkefinger zeugt von einem letzten Rest proletarischen Bewusstseins.
Erigierter Mittelfinger, Symbolbild Foto: madochab/photocase.de
Sigmar Gabriel, seines Zeichens SPD-Chef und Vizekanzler, hat einem Häuflein Neonazis, die ihn im niedersächsischen Salzgitter als „Volksverräter“ beschimpften – und dabei sogar persönlich wurden, indem sie Gabriels Nazi-Vater ins Spiel brachten –, beherzt den Mittelfinger entgegengereckt. Mal abgesehen davon, dass sich die rechtsradikalen Pöbler diese spontane Antwort ehrlich verdient haben, führt Gabriel damit fast schon eine alte sozialdemokratische Tradition fort. Denn niemand zeigt seinen Gegnern so häufig den Stinkefinger wie SPD-Spitzengenossen.
Bisher machten aber eher solche Sozialdemokraten, die zum wirtschaftsliberalen Flügel der Partei zählten, durch einen erigierten Mittelfinger auf sich aufmerksam. Exwirtschaftsminister Wolfgang Clement beleidigte so einst eine Gruppe Jugendlicher, die ihm auf der Hannover-Messe irgendwie ungelegen kam.
Und Peer Steinbrück posierte vor drei Jahren mit ausgestrecktem Mittelfinger sogar als Kanzlerkandidat für das SZ-Magazin. Das Problem dabei war: Ein Teil der potenziellen Wähler, die diese Genossen mit ihrer Politik vor den Kopf stießen, konnte sich mit der herausfordernden Geste durchaus gemeint fühlen.
Woher rührt der Hang der Genossen zur obszönen Geste? Der Stinkefinger zeugt vom letzten Rest proletarischen Bewusstseins, das sich selbst in den höheren Rängen der einstigen Arbeiterpartei noch gehalten zu haben scheint. Wenigstens habituell setzt man sich damit von der CDU ab, der man sich inhaltlich zwar weitgehend angenähert hat, die sich zumindest in ihren Umgangsformen aber noch immer als eine „bürgerliche“ Partei versteht, ihrer rustikalen Schwesterpartei in Bayern zum Trotz.
Nun also Sigmar Gabriel. Doch bei ihm liegen die Dinge anders. Schon mit seiner „Pack“-Äußerung hat er gezeigt, dass er nicht vor drastischen Mitteln zurückschreckt – und seien sie nur sprachlicher Art –, wenn es gegen rechtsradikale Gesinnungen geht. Das ist eine Frage der Überzeugung. Und da er, anders als Clement und Steinbrück, tatsächlich aus sehr einfachen Verhältnissen stammt, wirkt die Geste bei ihm sogar authentisch.
Bürgerliche Wähler wird er damit kaum für sich gewinnen, so sympathisch sein antifaschistischer Reflex auch sein mag. Doch auf Schulhöfen und Fußballplätzen, an sozialdemokratischen Stammtischen und unter Freunden des Gangsta-Rap – also überall dort, wo man ein klares Wort zu schätzen weiß – wird sich Gabriel mit seiner rustikalen Art sicher Respekt verschaffen.
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Kommentar von
Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”
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