Kommentar Sigmar Gabriels Nahostreise: Auf dem Deeskalationspfad
Er reist wegen der Katar-Krise auf die Arabische Halbinsel. Die Feindseligkeiten wird er nicht beseitigen, vielleicht schafft er aber Aufmerksamkeit.
A ls Vermittler wolle und werde er nicht auftreten, versichert Bundesaußenminister Sigmar Gabriel zu seiner dreitägigen Reise auf die Arabische Halbinsel. In der Tat: Solch eine Aufgabe wäre für die deutsche Politik wohl einige Nummern zu groß. Aber es wirkt etwas blauäugig, wenn Berlin vor allem erwähnt, bei der gegenwärtigen Krise um Katar stünden auch wichtige deutsche Wirtschaftsinteressen auf dem Spiel.
Das stimmt. Und es kann Deutschland – wie niemandem auf der Welt – daran gelegen sein, dass der Streit weiter eskaliert, den die Saudis kurz nach dem Trump-Besuch mit Katar vom Zaun brachen. Ein Ultimatum der Saudis und ihrer Verbündeten ist in der Nacht zu Montag ergebnislos verstrichen und die Gefahr weiterer Sanktionen oder offener Feindseligkeiten wächst – Feindseligkeiten, bei denen übrigens auch deutsche Waffen zum Einsatz kommen könnten.
Genau zum Ablauf des Ultimatums traf Gabriel in der Region ein. Zu einer Bestandsaufnahme bei allen direkt Beteiligten. Nach seiner Rückkehr wird unter anderem den Teilnehmern des G20-Treffens in Hamburg „aus erster Hand“ seine Eindrücke vermitteln und – vielleicht – für ein breites internationales Engagement plädieren können.
Welche Erfolgsaussichten so etwas haben würde, steht freilich in den Sternen: Die meisten Staaten sehen am Golf bestenfalls ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen tangiert. Der französische Energiekonzern Total schließt gerade einen Milliardenvertrag mit Iran ab, bei dem es um ein großes Gasfeld geht, das der Iran sich mit Katar teilt.
Die USA haben den Konflikt als „Familienstreit“ abgetan, mit Saudis wie Katarern Waffenlieferungen vereinbart, und die EU ist erstaunlich still zu allem. So wird die Gabriel-Reise sicher keinen Anstoß zu einer Lösung bringen, aber vielleicht etwas mehr internationale Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft, jenseits vom Interesse an Öl- und Gasdeals.
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