Kommentar Sexismus im Conne Island: Wir müssen reden
Rassismus und Sexismus können nicht gegeneinander ausgespielt werden. Eine freie Diskussionkultur ist wichtig, sonst wird man handlungsunfähig.
S existische Kommentare, Handgreiflichkeiten, sodass die Party zum Spießrutenlauf für Frauen wird – das großzügige Engagement für Flüchtlinge des Leipziger Clubs Conne Island ist missbraucht worden. Missbraucht von jungen Männergruppen mit Migrationshintergrund, die den sogenannten Refugees-Fuffziger, einen Rabatt für Flüchtlinge, ausnutzten.
Wären es randalierende Fußballhooligans, würde man die Typen kurzerhand wegen aggressiven Fehlverhaltens rausschmeißen. Bei Männern mit Migrationshintergund bewegt man sich jedoch auf vermintem Terrain. Die Rassismuskeule droht. „Wir wollen nicht in die rassistische Kerbe von AfD und CDU/CSU schlagen“, schreibt denn auch der Club, der sich als links versteht.
Das Leipziger Beispiel zeigt eine ziemlich verkümmerte Diskussionskultur beim Thema Rassismus hierzulande. Es scheint, als ginge es immer um Für oder Wider, Schwarz oder Weiß, die Diskussion lässt offensichtliche keine Zwischentöne, Ambivalenzen, Kritik zu. Toleranz, so scheint es, besteht im Leugnen von Konflikten. Dabei ist das Tabuisieren von Konflikten, die durch Zuwanderung entstehen, völlig unproduktiv fürs Zusammenleben. Die Verdrängung von Aggression gegen bestimmte Verhaltensweisen, indem man jede Kritik daran sofort in die ausländerfeindliche Ecke stellt, macht handlungsunfähig.
Das erleben gerade die Betreiber des Conne Island. Sie haben einen Hilferuf an das linksliberale Spektrum gerichtet: „Wir halten eine Thematisierung der Problematik innerhalb der Linken für längst überfällig und wollen dem Rechtspopulismus nicht die Deutungshoheit in dieser Debatte überlassen.“ Spannend wird, wie ihr Hilferuf im antirassistischen, linken Spektrum aufgenommen wird. Konflikte vor allem auch beim Zusammenleben mit Menschen aus anderen Kulturen sind unvermeidlich. Man muss damit umgehen, ohne sich selbst zu verleugnen. Alles andere ist naiv.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen