piwik no script img

Kommentar SchulverweigererStrafe macht Schule

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Es scheint, alls wären die hohen Arrestzahlen Ergebnis eines Prozesses, der sich verselbstständigt hat. Und doch wird das Bußgeld als sinnvoll propagiert.

D a werden zahlreiche Schüler eingesperrt, weil sie ein Bußgeld nicht zahlen können, und niemand bekommt es mit. Das Bußgeld ist mit 75 bis 125 Euro für Jugendliche unverhältnismäßig hoch. Angemessen wären, wenn man die Zahlkraft berücksichtigt, vielleicht fünf Euro.

Es kann sein, dass es einzelne Biografien gibt, in denen der Arrest ein heilsamer Schreck war. Darüber haben offenbar aber weder Schul noch Justizbehörde gesicherte Erkenntnisse. Den pädagogischen Sinn des Einsperrens mochte gestern keiner offensiv verteidigen. Als wären die hohen Arrestzahlen Ergebnis eines Prozesses, der sich verselbstständigt hat. Und doch wird das Bußgeld als sinnvoll propagiert, letztlich in Kauf nehmend, dass die Angst vor dem Arrest die Schüler zurück in die Schulen bringt.

Das gerade beendete Projekt, die Schüler abzuholen, war sinnvoller. Junge Menschen haben viele Gründe, warum sie nicht zur Schule gehen. Manchen Schülern fehlt schlicht die Perspektive. Der Senat muss sein Versprechen, dass jeder Schulabgänger einen Ausbildungsplatz bekommt, auch einlösen. Zum Beispiel durch den Ausbau der Produktionsschulen, die genau für diese Schüler konzipiert wurden.

Und wir brauchen eine Schule, die nicht ausgrenzt, die Kinder individuell fördert und so Zuversicht schafft.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • WB
    Wolfgang Banse

    Zum obigen Kommentar hatte ich mich geäußert.

    Versuch II.Schulschwänzer mit einer Strafe zu belegen,ist mehr als legitim.ähnlich wie das Schwarz fahren.Auf die Solidargemeinschaft der Schüler können Schwänzer nicht hoffen.

    Eine menschliche Schule,wo jede und jeder gern hingeht,ist eine Vision,ein Traum.

    Träume müssen aber nicht Schäume sein und bleiben