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Kommentar SchülerdemoWenig Reflexion

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Die Schüler, die ihren Abschluss an Gesamtschulen und den künftigen Stadtteilschulen machen, wussten gestern sehr genau, warum sie auf die Straße gingen.

S chülerdemos am Vormittag, sprich Schulstreiks, hat es immer wieder gegeben - sei es gegen Schulgesetze, Sparmaßnahmen, verschärfte Asylpolitik oder den Krieg im Irak. Und immer gilt es als unentschuldigtes Fehlen, wenn junge Menschen dem Unterricht fern bleiben. Es ist ein Akt des zivilen Ungehorsams für eine Sache, die dies Wert ist.

Doch anders als bei anderen Anlässen haben diesmal Schulen offensichtlich unterschiedlich reagiert. Es gab öffentlichen Druck auf Schulbehörde, Schulleitungen und Schüler. Dass vergleichsweise wenig Gymnasiasten dort waren, hat aber auch noch einen anderen Grund: Die Reflexion gesellschaftlicher Verhältnisse und deren Ungerechtigkeit gehört offenbar ausgerechnet bei jener Schulform, die vorgibt, die Klügsten zu unterrichten, nicht zum Lehrplan. Es mag wohl noch angehen, sich für die armen Kinder in Afrika einzusetzen. Was mit den Kindern aus ärmeren Nachbarstadtteilen wird, regelt ja das gegliederte Schulsystem.

Aber es gibt Ausnahmen: Schüler- und Elternräte auch an Gymnasien, die sich für die Reform ins Zeug legen. Und es gibt nicht nur die: Die Schüler, die ihren Abschluss an Gesamtschulen und den künftigen Stadtteilschulen machen, bilden die Mehrheit in der Stadt. Und viele von ihnen wussten gestern sehr gut zu begründen, warum sie auf die Straße gingen.

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Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
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