piwik no script img

Kommentar Schröders FamilienpolitikStaatlich verordnete Kinderlosigkeit

Kommentar von Julia Seeliger

Kristina Schröder will "ungewollt kinderlosen Paaren" helfen. Doch wer nicht der Norm "heterosexuelle Zweierbeziehung" entspricht, bleibt außen vor.

Kristina Schröder vor Bildern von Paaren. Schröder will "ungewollt Kinderlosen" helfen – aber nur den Hetero-Paaren. Bild: reuters

G roßspurig hat Kristina Schröder in der Süddeutschen Zeitung angekündigt, etwas für "ungewollt kinderlose Paare" tun zu wollen. Die Adoption will Schröder jetzt für Frauen auch über 40 öffnen, die künstliche Befruchtung soll so wie vor der Gesundheitsreform viermal, und das vollständig, von den gesetzlichen Kassen bezahlt werden.

Das ist kaum mehr als billiger Populismus. Ein Fortschritt ist allerhöchstens die Einsicht, dass Menschen in unserer Gesellschaft älter werden und Mutterschaft auch mit über 40 möglich sein soll.

Eine künstliche Befruchtung kostet pro Behandlungszyklus zwischen 3.000 und 5.000 Euro. So edel das Anliegen ist, den "ungewollt Kinderlosen" Kinder zu schenken: Nicht nur angesichts einer Baby-Take-Home-Rate von etwas weniger als 30 Prozent kann man sich fragen, ob die knappen Mittel hier sinnvoll eingesetzt sind. Ist es realistisch, dass Schröders Vorschlag von den Krankenkassen geschluckt wird? Tut Schröder Frauen mit ihrer Politik wirklich einen Gefallen? Und gibt es nicht drängendere familienpolitische Korrekturen, die angegangen werden sollten?

privat
JULIA SEELIGER

JULIA SEELIGER ist Online-Redakteurin bei der taz.

Eine künstliche Befruchtung ist sehr belastend, denn es müssen viele Hormone verabreicht werden. Je älter die Frau ist, desto geringer ist die Chance, dass ein Kind entsteht. Seit dem Inkrafttreten der Gesundheitsreform am 1.1.2004 besteht nicht nur eine Altersbeschränkung, sondern es muss auch draufgezahlt werden. Vorher zahlte die Kasse viermal, voll - heute sind es noch drei Behandlungen, und diese nur zur Hälfte.

Kristina Schröder und die Gesundheitsreform

Das will Familienministerin Schröder nun rückgängig machen, obwohl auch ihre Partei damals die Gesundheitsreform mittrug. Ob sie den eh mit Finanzierungsproblemen kämpfenden Kassen mehr Geld aus den Taschen leiern kann, ist ungewiss. Schon heute müssen allein die gesetzlichen Kassen für künstliche Befruchtungen rund 80 Millionen Euro ausgeben, wird die Änderung, so wie von Schröder angekündigt, zurückgenommen, müssten die Kassen 120 Millionen mehr aufbringen.

Anstatt solcher wolkiger Ankündigungen, die am Ende eh nicht umgesetzt werden, sollte Schröder ihr Amt ernstnehmen und an einer wirklichen Reform von Frauen- und Familienpolitik arbeiten. Not tut eine Reform, die nicht nur das heterosexuelle Zweierpaar in den Blick nimmt. Homosexuelle Paare und alleinstehende Frauen bleiben bei Schröders Vorschlägen weiterhin außen vor. Ungefähr die Hälfte der lesbischen Frauen mit Kinderwunsch nutzt Samenbanken aus dem In- und Ausland, die andere macht's irgendwie mit einem Mann, oft einem schwulen Freund, der ebenfalls einen Kinderwunsch hegt.

Lesben und Schwule: ungewollt kinderlos

Lesben und Schwule sind ungewollt kinderlos, von Staats wegen. Weder bei der künstlichen Befruchtung noch bei der Adoption denkt Kristina Schröder, die sich doch so gern als Freundin der Schwulen und Lesben inszeniert, die Homopolitik mit.

Was die Adoption gegen die von Schröder ausgemachte "ungewollte Kinderlosigkeit" bringen soll, bleibt im Dunkeln. Es ist kein Geheimnis, dass es mehr potenzielle Eltern als auf sie wartende Adoptivkinder gibt. Schröder hat wohl nach ein paar Bürgerbriefen einfach mal etwas zur Adoption rausgehauen, ohne über die Fakten nachzudenken.

Ein echtes Adoptionsrecht für Homosexuelle gibt es in Deutschland nicht. Es ist höchste Zeit, sie an der Reproduktions- und Erziehungsarbeit zu beteiligen. Schröder behauptet, das aktuelle Familienrecht sei "anachronistisch". Doch Vorschläge, dies zu überwinden, sucht man bei ihrer konzeptlosen Ankündigungs-Politik vergebens.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

28 Kommentare

 / 
  • V
    Verena

    Ich gehöre zu der Gruppe der Personen die von einer gesetzlichen Neuregelung profitieren könnten.

    Derzeit sieht die Lage so aus, dass 3 Versuche finanziert werden.

    Wir wünschen uns ein Kind und kein Accessoire.

    Es gibt kein Recht auf ein Kind - aber ich kann keine Kinder bekommen, weil ich nach einer Infektion beide Eileiter verklebt hatte. Dies war ein krankhafter Zustand, der behoben werden konnte, jedoch eben nur mit der Folge, dass es unmöglich wird ein Kind auf natürlichem Wege zu bekommen.

    Jemandem der krank ist wird geholfen, das ist nun mal das Prinzip der Sozialgesellschaft, in der wir leben. Das allein sollte die Frage erklären, warum die Allgemeinheit für meinen Wunsch bezahlen soll.

     

    Leider ist es so, dass auf Grund meines Einkommens eine weitere Behandlung nicht finanzierbar ist!

     

    Gleichberechtigung?

    Auch jetzt bezahlt die Krankenkasse einen Versuch nur für den "Verursacher" der ungewollten Kinderlosigkeit. Das alleine führt zu einer Schieflage, da es die Paare benachteiligt, bei denen der Mann als "Verursacher" gewertet wird. Die größeren Kosten fallen bei der Behandlung der Frau an!

    Die Frage ob 120 Millionen € gut angelegt sind für die „ErZeugung“ von vielen neuen Steuerzahlern ist genauso müßig wie die Folgen einer eingeschränkten Förderung – nämlich eine soziale Selektion nach Einkommensschichten gradliniger als jede Elitenförderung - zynisch sind.

     

    Die Frage ob Homosexuelle oder Alleinstehenden die Finanzierung zusteht und sie von Frau Schröder nicht genannt werden... Normalerweise kann man nur als Hetero-Paar ein Kind zeugen. Lesben die gesund sind können sich einer IUI unterziehen, wobei die Kosten etwa bei 400€/Behandlung liegen. Dies ist in Deutschland jedoch verboten, da eine solche Behandlung einer Gesetzesänderung bedarf die eben nicht nur die Kosten betrifft! Nach meiner Erfahrung ist jedoch jeder bereit für die Erfüllung seines Wunsches Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Wenn ich die Möglichkeit hätte für 500€ eine 30% Chance auf ein Baby zu bekommen, müsste ich mich nicht mit der Frage auseinander setzen, ob ich mir meinen "Traum" leisten kann. Bei 5000€ sieht die Sache anders aus.

    Frau Schröder vorzuwerfen, das Thema „Kinderwunsch bei Homosexuellen“ nicht weiter anzusprechen, halte ich ebenso für billigen Populismus wie Sie ihn ihr vorwerfen.

    Unabhängig davon, ob die Forderung nach Bezahlung einer vierten Behandlung populistisch ist oder nicht, finde ich sie richtig!

    Ihre Äußerung, ob Frau Schröder mit Ihrer Forderung Frauen wie mir hilft, zeugt von einer haarsträubenden Unwissenheit und Diffamierung von Frauen mit Kinderwunsch.

    Frauen mit ausreichend großem Einkommen stellt sich die Frage nicht, ob ein weiterer Versuch unternommen wird. Mir jedoch zu sagen, dass es für mich besser ist auf ein Kind zu verzichten, macht mich Fassungslos.

    Ich ging bisher davon aus, die TAZ stehe für soziale Gleichberechtigung, Sie sollten nicht jemanden angreifen, der genau dass einfordert.

  • R
    relativitätstheorie
    Frauen und Männer, die nur mit medizinischer Hilfe zeugungsfähig sind, sind das auch unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.

     

    das ist jedem hier bekannt.

    ABER: wer keinen partner hat, mit dem er oder sich sich fortpflanzten kann - ob nun fähig dazu oder nicht! - ist kein fall für das eingreifen des staates. es gibt kein recht auf kinder, weder für hetero- noch für homosexuelle.

    wer bestimmt außerdem, dass nur paare adoptieren können sollen? es gibt genug alleinerziehende, die diesen job hervorragend meistern. das vorhandensein zweier "eltern" als adoptionsvoraussetzung diskriminiert nicht nur kinderlose als untauglich, ein kind zu erziehen, es diskriminiert auch alle singles mit kinderwunsch, denn die haben auch keinen partner, mit dem sie sich fortpflanzen können. so trivial ist es also nicht, nach gleichem recht zu rufen, denn andere haben auch "gleiche" rechte.

     

    Dieses unsägliche Gerede über Adoptionen, als würden Kinder jederzeit für eigene Bedürftigkeiten zur Verfügung stehen, ist schon der Grundfehler.

     

    sehr richtig. das ziel sollte doch sein, adoptionen zu vermeiden, damit kinder bei ihren eltern aufwachsen können. nicht aber die produktion von kindern für einen "markt" an adoptionwilligen kinderlosen.

  • R
    Robert

    @relativitätstheorie

    "denn zu einer adoption gehören nicht zwei sondern VIER"

    Die Richtung stimmt zwar, aber das Ergebnis nicht. Da gibt es u.U. Geschwister, Großeltern,...der Herkunftsfamilie, die ebenfalls betroffen sind.

     

    Dieses unsägliche Gerede über Adoptionen, als würden Kinder jederzeit für eigene Bedürftigkeiten zur Verfügung stehen, ist schon der Grundfehler. Und so eine extrem späte Elternschaft, die durch die Medizin technisch leider möglich ist, kann man weder dem Kind noch den Eltern wünschen.

  • A
    A.S.

    Oh je! Offenbar drehen beim Thema Regenbogenfamilie alle durch und mit dem Leseverständnis der meisten hier ist es offenbar auch nicht besonders weit her. Also nochmal für alle: Frauen und Männer, die nur mit medizinischer Hilfe zeugungsfähig sind, sind das auch unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung. Das ist doch gar nicht so schwer zu begreifen.

  • K
    KatharinaW

    @julia seeliger: ups, da fühlt sich jemand, der angreift, etwa angegriffen? Aber danke für das Feedback.

  • UH
    Udo Henn

    Die Aussage, Lesben und Schwule seien von Staats wegen ungewollt kinderlos, ist wirklich Unsinn. Es kann nicht Aufgabe des Staates sein, die biologischen Konsequenzen der selbstgewaehlten Lebensform auf Kosten der Allgemeinheit zu korrigieren. Insofern liegt Schroeder richtig.

  • 3G
    372 (Profil gelöscht)

    So viele gute Kommentare ... danke für diese.

     

    So.

     

    "Wie wärs wenn man mal die Sorgerechts/unterhaltsregelung für Gleichgeschlechtliche Familien überarbeitet. Solange die biologischen Eltern vor dem Gesetz immer das Vorrecht gegeben wird, sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften weiter benachteiligt, unabhängig davon wie sie zum Kind kommen."

     

    Klar. Aber das war hier nicht das Thema. Gleichwohl bin ich dafür, die soziale Elternschaft zu stärken. Wer sich schonmal mit meiner früheren politischen Arbeit befasst hat, weiß das.

     

    "während die gesetzlichen Krankenkassen bei jedem gesetzlich Versicherten mittlerweile immer mehr sparen, immer mehr 'umgeschichtet' wird, immer mehr 'Eigenleistung' erforderlich ist, soll diese gesetzliche Versicherung, d. h. die Allgemeinheit, andererseits aber den dann doch so zu nennenden privaten 'Luxuswunsch' zweier Lesben bezahlen?"

     

    Wenn Sie das als "Luxuswunsch" sehen, warum nicht auch bei Hetero-Frauen? Und zumal bei denen, die schon älter sind?

     

    "Warum haben wir solche Lebensverhältnisse, die das Kinderkriegen in den von der Natur vorgesehenen Lebensjahren so sehr erschweren?"

     

    Weil da die meisten studieren/arbeiten. Finde ich eigentlich nicht schlecht, wenn man später noch Kinder adoptieren kann. Und wieso soll man lieber die Kinder kriegen, wenn es biologisch ganz leicht ist? Wenn es auch später möglich ist (und ich höre, zumindest bis 40 geht das heutzutage), warum nicht?

     

    "Adoption über 40 ist immer schon möglich gewesen. Es gibt eine *Empfehlung*, dass der *Altersabstand* zwischen Adoptiveltern und Kind nicht viel größer als 40 sein sollte - die Aussage zur Altersgrenze 40 stimmt nicht, auch wenn sie leider konsequent verbreitet wird."

     

    Danke für die Info.

     

    "Aber warum setzt Frau Seeliger so ganz selbstverständlich (implizit) eine sexuelle Zweierbeziehung voraus, wenn das Adoptionsrecht angesprochen wird? "

     

    Weil das die aktuelle Rechtslage/schreiende Ungerechtigkeit ist, an der man sich abzuarbeiten hat ("Realität").

     

    Schönen Abend,

    Julia Seeliger

  • A
    Astrid

    @ KatharinaW: Sehr richtig. Das gleiche gilt natürlich auch für ungewollt kinderlose Heteropaare. Da ist schließlich auch nicht der Staat dran schuld, dass die keine Kinder haben können. Warum soll ich irgendwelchen Frauen, die ihrem Leben ohne Kind offenbar keinen Sinn geben können, mit meinen Krankenkassen-Beiträgen die Fruchtbarkeitsbehandlung mitbezahlen? Diese ganze Fruchbarkeitsindustrie gibt's doch ohnehin nur, weil einige nicht auf's schicke Accessoire Kind verzichten können.

  • R
    Robert

    Warum gibt es eigentlich kein staatlich garantiertes und zu finanzierendes Recht auf lebenslange Gesundheit?

    Und was ist im Gegensatz zu den ungewollt kinderlosen mit den ungewollt kinderhabenden Eltern? Davon dürfte es etliche tausend geben? Müssen die jetzt auch vom Staat irgendwie....

  • R
    relativitätstheorie

    hier stimmt ja gar nichts.

    wie kann ein STAAT schuld sein, dass leute sich nicht miteinander fortpflanzen können?

    leute - feministinnen - die sonst die einmischung eben jenes staates beklagen und am liebsten das geschlecht abschaffen wollen, weil ihre ideologische ikone es für eine konstruktion hält, und ja, damit ist auch das biologische geschlecht gemeint, rufen nun nach dem STAAT, der - bitte? - schuld sein soll, dass homosexuelle sich nicht fortpflanzen können? ich möchte hier mal ganz deutlich zu bedenken geben, dass eine adoption nicht der regelfall zur anschaffung eines kindes sein kann, denn zu einer adoption gehören nicht zwei sondern VIER. adoptivkinder gibts leider noch nicht im supermarkt, frau seeliger. vielleicht dekonstuieren sie einfach mal den kinderwusch.

  • M
    Mayflower

    @Peter: Warum sollte denn ein Kegelverein Kinder adoptieren? Fragen über Fragen...

  • K
    KatharinaW

    Darf man hier sagen, dass wohl eher die Biologie die Kinderlosigkeit zweier Lesben 'verordnet' hat, denn der Staat ? Macht sich nicht so gut, wie dem bösen, bösen Staat die Schuld zu geben, hm?

    Kurz gefragt: während die gesetzlichen Krankenkassen bei jedem gesetzlich Versicherten mittlerweile immer mehr sparen, immer mehr 'umgeschichtet' wird, immer mehr 'Eigenleistung' erforderlich ist, soll diese gesetzliche Versicherung, d. h. die Allgemeinheit, andererseits aber den dann doch so zu nennenden privaten 'Luxuswunsch' zweier Lesben bezahlen? Ihr evtl. persönliches Interesse, werte Autorin, mal aussen vor, kann ich eh nicht beurteilen...aber meinen Sie dies alles wirklich?

  • L
    Lukas

    Wäre es nicht gerechter der Staat zahlt allen die kinderlos bleiben eine Entschädigung?

     

    War ein Witz. Danke für den unterhaltsamen Artikel.

  • L
    Liam

    Der generelln Kritik hier kann ich mich nur anschließen, aber zum Punkt "Es ist ja für Kinder besser, mehr Bezugspersonen zu haben (zB wegen Unterhalt)." kann ich nur sagen: Haben sie das denn, wenn sich ein Ehepaar dazu entschließt, ein Kind zu adoptieren? Klar, mehr unterhalt möglicher Weise, weil dann Mama und Papa arbeiten gehen... tja und wo bleibt dann der Ansprechpartner?

     

    natürlich können Männer (egal, ob nun alleinstehend, oder verheiratet) keine Kinder bekommen, denn nicht nur einem alleinstehenden Mann fehlt nach meinen letzten Erkenntnissen aus dem Biounterricht eine Gebährmutter.

    Wenn man allerdings alleinstehenden Frauen die Möglichkeit schaffen will, noch mit 40 kinder in die Welt zu setzen, die sie dann versorgen können, bis sie mit 50 der Schlag, Gicht oder sonst was trifft, dann sollte man Männern auch eine Chance lassen. Nicht unbedingt mit künstlicher Befruchtung, aber z.B. mit Adoption.

     

    Was nun den Punkt "Mehr kinderlose Paare, als zu vergebende Kinder" betrifft, frage ich mich dann mal so ganz nebenher: Warum leben dann so viele Kinder in Heimen?

    die antwort findet sich, wenn man mal einen Blick in die Regeln für Adoption wirft, die es in diesem Land gibt. Klar, sie dienen dem Schutz der Kinder, aber muß ich wirklich um ein Kind adoptieren zu können, diesem Kind ein eigenes Zimmer ermöglichen können, während meine eigenen sich jeweils welche teilen? Nur so als Beispiel...

    Da sollte man möglicher Weise mal ansetzen, aber das würde ja effektiv bedeuten, daß man die Kinder leichter aus den Heimen bekommt...

  • S
    silentjay

    Tut mir leid, ich finde den Kommentar ziemlich einseitig.

    Natürlich hast du den Fokus auf den Teilbereich gelegt, der dir persönlich am nächsten ist, aber die Betonung ist ziemlich doof.

    Klar ist Schröders Vorschlag Populismus und natürlich denkt sie wieder nur im konservativen Familienklischee.

     

    Was du vollkommen ausblendest, ist dass es auch heterosexuelle Paare gibt, die trotz der "sehr belastenden Behandlung" einen Kinderwunsch haben, sich zum Teil auch hoch verschulden um diesen Wunsch zu erfüllen. Viele müssen trotzdem davon Abschied nehmen.

    Die können weder was für Schröder, noch ihre Kinderlosigkeit.

    Vllt. merkt man das nicht als 'normalreproduktive' Frau aber deine 30 % gelten auch für normaler Schwangerschaften, nur da müssen die Paare nicht jeden Versuch zählen lassen und sich dafür rechtfertigen damit auch noch die Krankenkasse zu belasten.

     

    Wie wärs wenn man mal die Sorgerechts/unterhaltsregelung für Gleichgeschlechtliche Familien überarbeitet. Solange die biologischen Eltern vor dem Gesetz immer das Vorrecht gegeben wird, sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften weiter benachteiligt, unabhängig davon wie sie zum Kind kommen.

     

    Dann bräuchtest du auch nicht auf der Finanzierung von Kinderwunschbehandlungen rumhacken obwohl du einfach der Schröder ihre Familienpolitik scheiße findest.

     

    Wenn Du mal einen Einblick in das Leben der Menschen haben willst, die dieser unsinnigen wenig drängenden Frage einen großen Teil ihre Lebens gewindmet haben, nur zu.

    http://www.wunschkinder.net/forum/list.php?6

  • R
    Robert

    "Ein Fortschritt ist allerhöchstens die Einsicht, dass Menschen in unserer Gesellschaft älter werden und Mutterschaft auch mit über 40 möglich sein soll."

     

    Wer sagt das? Warum soll Mutterschaft auch mit über 40 möglich sein? Die Logik, so vorhanden, dieses Satzes erschließt sich mir nicht. Weil das Lebensalter in der Gesellschaft steigt, sollen auch Frauen über 40 Kinder bekommen? Wo ist da der Zusammenhang?

     

    "Wir" haben eine Gesellschaft organisiert, die es jungen Menschen verdammt schwer macht, eine Familie zu gründen und Kinder beim Wachsen gut zu begleiten. Manche sprechen umstandslos von einer kinderfeindlichen Gesellschaft. Warum haben wir solche Lebensverhältnisse, die das Kinderkriegen in den von der Natur vorgesehenen Lebensjahren so sehr erschweren?

    Vielleicht will diese Gesellschaft (unbewußt) untergehen? Oder kleiner werden? Die niedrigen Geburtenzahlen scheinen ja genau darauf hinzuweisen.

    http://www.destatis.de/bevoelkerungspyramide/

     

    Und was PolitikerInnen so sagen? Nun ja. Kann man ernst nehmen. Aber muß man noch?

  • K
    King_loui

    Vielen Dank für diesen Kommentar und Respekt dafür, dass er sachlich und abgeklärt rübergebracht wurde.. Ich werde beim Thema Adoptionsrecht für Homosexuelle immer wütend, wenn es um die konservative Haltung der CDU/CSU geht..

  • P
    Peter

    Frau Seeliger kriegt nicht ganz unerwartet die Kurve, um das schreiende Unrecht, welches Schwulen und Lesben tagtäglich angetan wird, zu beklagen. Schön und gut. Aber warum setzt Frau Seeliger so ganz selbstverständlich (implizit) eine sexuelle Zweierbeziehung voraus, wenn das Adoptionsrecht angesprochen wird?

    Warum darf der örtliche Kegelverein keine Kinder adoptieren? Warum nur Paare, ob hetero oder homo, die sich regelmässig besteigen? Fragen über Fragen.

  • B
    Betroffen

    Aussage 1: "Eine künstliche Befruchtung kostet pro Behandlungszyklus zwischen 3.000 und 5.000 Euro. So edel das Anliegen ist, den "ungewollt Kinderlosen" Kinder zu schenken: Nicht nur angesichts einer Baby-Take-Home-Rate von etwas weniger als 30 Prozent kann man sich fragen, ob die knappen Mittel hier sinnvoll eingesetzt sind."

     

    Fragen kann man sich viel. Wenn man aber berücksichtigt, wie viel uns eine überalterte Gesellschaft volkswirtschaftlich kostet, sollte man schnell zur Einsicht kommen, dass die 2-15 Tausend Euro gesammtgesellschaftlich gut investiert sind. Von Julia Seeliger hätte ich diese Erkenntnis erwartet: es gibt nämlich genügend Studien, die genau dies auch mit harten Zahlen belegen.

     

    And by the way: Fragen wir bei der Behebung anderer Gesundheitsstörungen vergleichbar, inwieweit hierbei eine sinnvolle Vergabe knapper Mittel erfolgt?

     

    Aussage 2: "Eine künstliche Befruchtung ist sehr belastend, denn es müssen viele Hormone verabreicht werden."

     

    So schrecklich belastend sind die Hormone nun auch wieder nicht. In der danach hoffentlich erfolgenden Schwangerschaft muss der weibliche Körper weitaus mehr verkraften. Und hinzu kommt die Hoffnung auf das Kind. Umgekehrt kann es sehr belastend sein, wenn der ohnehin nicht sichere Kinderwunsch Paare in finanzielle Nöte treibt.

  • B
    Baboba

    Adoption über 40 ist immer schon möglich gewesen. Es gibt eine *Empfehlung*, dass der *Altersabstand* zwischen Adoptiveltern und Kind nicht viel größer als 40 sein sollte - die Aussage zur Altersgrenze 40 stimmt nicht, auch wenn sie leider konsequent verbreitet wird.

  • D
    Dogma

    Bessere Welt in zwei Schritten: 1. Schritt: Menschenrechte für Tiere. 2. Schritt: Anerkennung der gleichwertigen Partnerschaft mit einem Tier. Dann kann ich mit meinem Hund, den ich so sehr liebe, ein Kind aufziehen, ohne alleinstehend zu sein.

  • G
    GGG

    Homosexuelle Paare sich nicht von Staats wegen, sondern von Natur aus kinderlos. Sie können höchstens von Staats wegen mit Kindern gesegnet werden, die keine Familie haben.

  • J
    Jengre

    Hi Julia Seeliger,

     

    habe ich auch nicht behauptet, daß Sie ausschließlich mit der Finanzierung argumentieren würden. Aber eben auch, und wenn ich etwas für eine nicht finanzieren kann, dann für die andere auch nicht. Es sei denn, ich lasse eine Wertigkeit walten. Tun Sie nicht, oder?

     

    Schröders Forderung finde ich abgesehen davon auch populistisch und überflüssig. Hätte ich erwähnen können :-)

     

    Und um konkreter zu werden... "Erziehungsarbeit" ist ein treffendes Wort, aber warum der Begriff "Reproduktionsarbeit", ob reflektiert oder unreflektiert, eine Gesellschaftsauffassung abbildet, die nicht sehr menschlich ist, das begreifen die anderen LeserInnen ganz bestimmt. Niemand sollte als Kanonenfutter für die kapitalistische Wertschöpfung oder das umlagefinanzierte Rentensystem zur Welt kommen. Genau das jedoch schwingt in diesem Begriff mit.

  • C
    Celsus

    Da soll also Adoption und künstliche Befruchtung von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Bei der Adoption fehlt mir jedes Verständnis dafür, dass da überhaupt eine Beziehung zu den gesundheitsfördernden Aufgaben besteht. Da könnte auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung mal spitz gesprochen auch gleich eine Partnervermittlung aufgemacht werden.

     

    Die Kosten der künstlichen Befruchtung sollen dann auch noch getragen werden? Das Problem der Tragbarkeit durch die gesetzliche Versicherung wrude bereits angesprochen. Und wie steht es da mit den Privaten? Da wird es dann wohl mal wieder einseitig diesen Verischerungen ermöglicht, kostengünstiger zu sein und die guten Risiken dabei aus der gesetzlcihen Versicherung vermehrt rauszusaugen. Zudem wird der Druck, in die private Versicherung wechseln zu dürfen, dann auch höher werden, wenn die Privaten sich diese Kosten sparen können. Gewollte Abläufe beim Ausverkauf der Sozialversicherung?

  • L
    Laila

    Werte Geschlechtsgenossin, ich würd ja sagen, biologisch verordnete Kinderlosigkeit. Oder habe ich da grad nicht aufgepasst in Bio? Oder macht es sich einfach ideologisch gut, auf den "bösen Staat" einzudreschen und ideologisch völlig sinnfrei weiter zu nichtargumentieren?

    Ansonsten, wie passen Veränderungen, d.h. Kürzungen, in der gesetzlichen Krankenkasse (wie sind Sie versichert?) für jeden 'Normalo' mit ihrer Forderung zusammen, die künstliche Befruchtung für Homo-Paare zu bezahlen? Oder argumentieren sie nun, wie SPD/Grün in NRW, mit dem Zukunftsbonus, von dem wir dann alle profitieren? Ufff.

  • 3G
    372 (Profil gelöscht)

    Hi dridde,

     

    weil allein stehende Männer keine Kinder bekommen können. Alleinstehende Frauen haben im allgemeinen eine Gebärmutter, alleinstehende Männer nicht. Dieser Artikel beleuchtet ja im Wesentlichen die zwei Forderungen von Schröder: Adoption und Künstliche Befruchtung.

     

    Bei der Adoption könnte man die alleinstehenden Männer theoretisch berücksichtigen, aber ich sehe es nicht, dass Alleinstehende (Männer und Frauen) demnächst Kinder adoptieren können. Es ist ja für Kinder besser, mehr Bezugspersonen zu haben (zB wegen Unterhalt). Und das wird bei der "Vergabe" der Kinder eben auch bedacht.

     

    Hi jengre: Ich argumentiere nicht ausschließlich mit der Finanzierung, haben Sie wirklich genau gelesen? Im Übrigen ist eine Argumentation mit der Finanzierung in diesem Falle sinnvoll, denn 80 Millionen und 200 Millionen ist schon ein riesiger Unterschied, die Mittel können die (eh schon unterfinanzierten) Krankenkassen kaum aufbringen. Überhaupt ist es eine Frechheit, als Bundesministerin politisch so etwas zu fordern, die Finanzierung dann aber an die Krankenkassen abzuschieben.

     

    Ich halte Schröders Forderung für undurchdacht bzw. Populismus, was ich ja an anderer Stelle auch so begründe.

     

    Und bitte machen Sie ihre sonstige Kritik konkreter - ansonsten habe ich nicht viel davon, und die anderen Leser auch nicht. Danke :-)

     

    Schöne Grüße

     

    Julia Seeliger

  • J
    Jengre

    Wenn einem jemand oder etwas nicht paßt, dann übernimmt man gern auch mal eben neoliberale Argumentationsstränge - um sich dann sofort zu widersprechen: Künstliche Befruchtung ist unfinanzierbar - aber nur, wenn sie in Partnerschaft lebenden Heterofrauen zugedacht ist, sonst nicht. Hä? Und einen Begriff wie "Reproduktions- und Erziehungsarbeit" hätte man aus dem Artikel echt rausschmeißen können.

  • D
    dridde

    Soweit Zustimmung, aber warum du mit "Not tut eine Reform, die nicht nur das heterosexuelle Zweierpaar in den Blick nimmt. Homosexuelle Paare und alleinstehende Frauen bleiben bei Schröders Vorschlägen weiterhin außen vor." alleinstehende Männer ausschließt, erschließt sich mir gerade nicht.