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Kommentar Schließung HaasenburgEndlich glaubt man den Jugendlichen

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Die Kinderquälheime zeigen, wie Jugendhilfe nicht arbeiten soll. Junge Menschen brauchen Anlaufstellen, wo sie ihre Geschichte erzählen können.

Endlich wird so vorgegangen, wie es bei Kindeswohlgefährdung in Familien üblich wäre. Bild: Wolfgang Borrs

D ie angekündigte Schließung der Haasenburg-Heime ist der vorläufige Höhepunkt eines der größten Jugendhilfeskandale der Nachwendezeit. Endlich wird den Jugendlichen geglaubt, die von Willkür und Misshandlungen berichteten. Endlich hat die zuständige Ministerin den Mut, zu sagen, dass die Einrichtung durch Auflagen nicht mehr zu retten ist. Endlich wird so vorgegangen, wie es bei Kindeswohlgefährdung in Familien üblich wäre. Weil die Gefahr von Kindesgefährdung besteht, wird die Betriebserlaubnis entzogen.

Der Skandal liegt nicht nur im Versagen der Heimaufsicht. Auch die örtlichen Jugendämter und professionelle Helfer wie Gutachter, Richter, Verfahrenspfleger haben nicht richtig zugehört, wenn die Kinder sich beschwerten. Sie haben die Eckpfeiler des Haasenburg-Konzepts mitgetragen, etwa die Einhaltung von „Regeln und Normen“ als wichtiges Hilfeplanziel.

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfahren jetzt erstmals, dass man ihnen glaubt. Eltern und Kinder, die mit dem Jugendamt zu tun haben, sehen sich oft einer „Wand“ von Professionellen gegenüber, die alle dieselbe Sprache sprechen. Das muss aufgebrochen werden.

Der Untersuchungsbericht betont an vielen Stellen, dass einiges – etwa ein Belohnungssystem für erwünschtes Verhalten und das System geschlossener und später offenen Phasen – auch in anderen Heimen üblich sei. Der Unterschied wird an weichen Faktoren festgemacht, wie Mangel an Empathie. Aber birgt Geschlossenheit nicht immer die Gefahr von Machtmissbrauch? Der Fall Haasenburg macht anschaulich, wie sehr solche Konzepte schiefgehen können.

Aber auch aus anderen halb oder ganz geschlossenen Einrichtungen hört man Beschwerden. Auch anderswo gibt es Time-out-Räume und rigide Regeln. Auch dort gehören Zwangsmaßnahmen auf den Prüfstand. Eine vierwöchige Sperre des Kontakts zu den leiblichen Eltern zum Beispiel, wie sie jüngst eine Schulschwänzerin in einem bayerischen Mädchenheim erlebte, ist eine zu harte Strafe.

Auch aus anderen Heimen laufen Jugendliche weg. Diese Jugendlichen brauchen unabhängige Ombudsstellen, wo sie ihre Geschichten erzählen können. Es darf nicht sein, dass sie von der Polizei zurück ins Heim gefahren werden. Der Fall Haasenburg muss als mahnendes Beispiel dafür in die Geschichte eingehen, wie Jugendhilfe nicht arbeiten soll.

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Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
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47 Kommentare

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  • Sehr richtig was Sie sagen! Ich hasse das Wort Opfer nicht, ich wurde selbst dazu. Obwohl ich auf der anderen Seite stand! Ich musste mir Hilfe suchen, psychotherapeutisch, wobei mir am Ende andere Dinge geholfen haben. Aber Sie liegen richtig, jeder muss sich die Hilfe suchen, die am Ende richtig ist.

  • Tolle Ansätze, Dank und Bewunderung, Fr. Oetken!

    Ob wir uns dazu öffentlich bekennen oder nicht, wir suchen wohl immer Rettung,Erlösung, Überlegenheit oder Halt. Wenn ich das schreibe, blicke ich auch in meinen Spiegel. Warum mache ich das, warum berührt mich das oder das?

    Ob das bedeutet, „Pathologien zu stabilisieren“? Wohl ja. Aber sind es nicht einfach unsere Gefühle, was uns passiert ist, wie wir reagiert haben? Das mag weh tun, problematisch sein, aber doch nicht „pathologisch“, d.h. „krank“.

    Denkt man oft so?: Ich verspüre heftige Emotionen, die mich verfolgen, evtl. behindern, also bin ich „krank“, „zu behandeln“ u. damit als „Opfer“ zurück im Teufelskreis! Rührt daher die Angst vor Psychologen?

    Pathologisch wird es für mich in dem Maße, in dem ich mich missbräuchlich Abreagieren muss, weil ich meine eigenen Gefühle nicht eingestehe/respektiere, wie manche Übeltäter, die als studierte „Pädagogen“ wohl noch perfider sind. Das mussten die Betroffenen so oft spüren. Deshalb können sie es evtl. besser unterscheiden und hoffentlich immer besser darauf reagieren.

    Gibt es da Gut/Böse? Nur graduell fürchte ich… Stehen wir in diesem Entwicklungs-PROZESS nicht immer? Können wir uns dabei bestenfalls begleiten, in Spiegel schauen, aber nicht behandeln/heilen? Für mich gibt es hier kein „geheiltes Produkt“, außer SELBSTBEWUSSTEN KINDERN / Jugendlichen / Erwachsenen, die sich ihre Gefühle immer mehr eingestehen und so frei werden, vernünftig und lebendig zu reagieren. Das sind dann bestimmt gute Profis. Hilft dabei eine sog. „Gefühlsschule“ à la Hans-Joachim Maaz? Von echten PROFIS würde ich das gern verlangen. Professionell geht hier bestimmt nur menschlich in diesem Sinne, sonst würde ich es eher ablehnen. Mindestens als Profi daran zu arbeiten, wäre für mich Verantwortung.

    • @THG:

      Ich habe neulich zusammen mit KollegInnen diskutiert, was an Behandlung eigentlich therapeutisch wirkt. Auf zwei Dinge konnten wir uns einigen. Einmal dass der Therapeut immer bestrebt sein sollte seine Klienten bzw. Patienten zu befähigen, d.h. ihnen zu helfen unabhängiger zu werden und ihre Probleme im Leben eigenständig zu lösen.

      Und dann, dass er die Balance zwischen dem Erhalt einer tragfähigen Beziehung und der notwendigen Herausforderung halten sollte, die er an den Hilfesuchenden stellen muss, damit der überhaupt in die Lage versetzt wird, was zu verändern.

       

      D.h. Therapeuten müssen zwei natürliche Impulse unterdrücken. Den für ihre direkte Initiative Anerkennung zu bekommen und den anderen zu helfen, im Sinne von ihnen Last abzunehmen.

       

      Das macht es wohl manchmal so schwer. Aber dafür bekommen wir als Professionelle auch unser Geld.

       

      MfG,

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

      • @Angelika Oetken:

        Ist es dazu nicht ganz wichtig, RAUM FÜR GEFÜHLE zu schaffen und HALT DABEI ZU BIETEN, was ich nur kann, wenn ich meine eigenen Gefühle zulasse und nicht unterdrücke? Dann muss ich keine Lasten/Gefühle mehr abnehmen/wegdiskutieren oder durch schnelle Verhaltensanweisungen überwältigen.

  • Hallo Kollege,

     

    ich bin ebenfalls Ergotherapeutin und habe am Anfang meiner Karriere Ende der 80er, Anfang der 90er ein paar Jahre in Kinderheimen gearbeitet.

    Schon damals fiel mir auf, wie hilflos das Personal auf Kinder und Jugendliche reagierte, die offensichtlich schwerst mehrfach traumatisiert waren. Kindlichen Tätern wurden genauso wenig Grenzen gesetzt, wie übergriffigen Kollegen.

    Niemand sprach das an. Und da schließe ich mich eindeutig ein. Zu groß war meine Sorge als Missbrauchsopfer entlarvt und ausgegrenzt zu werden.

    Ein Outing habe ich erst gut 20 Jahre später gewagt. Als ich mich beruflich und privat für unabhängig genug hielt um das riskieren zu können. Hat mir auch überhaupt nicht geschadet.

     

    Im Gegenteil.

     

    Aber in meiner täglichen Arbeit erlebe ich ich leider insgesamt wenig Veränderung.

    Und das liegt nicht nur am Geldmangel oder Personalknappheit. Sondern daran, dass das, was eigentlich die Grundlage jeder Professionalität in biopsychoszialen Berufsfeldern sein sollte, nämlich die Aufarbeitung eigener Traumatisierungen weitgehend unterbleibt. Schmidbauer hat das vor Jahrzehnten schon angesprochen, allerdings nicht explizit erlebten sexuellen Missbrauch fokussiert.

     

    Ich habe auch keinen Goldesel und strampele als Selbstständige im Gesundheitswesen genauso herum wie alle anderen.

    Aber trotzdem bemühe ich mich im Verbund mit KollegInnen angrenzender Professionen das Beste aus der Situation zu machen.

     

    Wenn das Kindeswohl gefährdet ist schreiten wir ein. Das gelingt uns, weil wir uns gut absprechen.

     

    Und zur Kindeswohlgefährdung rechne ich eindeutig Parentifizierung dazu. Die häufig hinter "Aggression" und "Selbst- und Fremdgefährdung" steckt.

     

    MfG,

    Angelika Oetken

  • @ Humanist: Was für eine Pädagogik gehört abgeschafft? Die REPRESSIVE PÄDAGOGIK à la Haasenburg, Bootcamp, DDR-Jugendwerkhof! Sie hat ja auch hier peinlich selbst Bankrott angemeldet. Aber es geht anders!: Es gibt pädagogische Methoden zur SELBSTORGANISATION VON RANDGRUPPEN. (Pädagogik der Unterdrückten nach Paolo Freire etc., was ich lieber als Befreiungspädagogik bezeichne). Diese Methoden greifen auf das Wissen der Betroffenen selbst zurück.

    Als Einzelkämpfer können wir nicht bestehen, aber so bestimmt, denn die Ressource an „Experten aus eigenem Erleben“ ist bei diesem System doch unerschöpflich. Befreiungspädagogik zielt darauf ab, genau diese unerschöpfliche Ressource zu entwickeln und zwar von den Betroffenen für sich selbst, so dass sie dann keine „Opfer“ mehr sind, sondern sich immer besser selbst wehren können. Damit kann ich auch MACHT ausüben, aber die kommt dann von unten!

    Ich wundere mich und bin oft enttäuscht, dass das in Deutschland/Europa so wenig Resonanz findet. Diese lebendigen Methoden kennen anscheinend nur wenige, sind dann gerade als „Experten“ überrascht, wie das funktioniert, kehren aber ganz schnell wieder in alte Muster zurück. Mögen viele die Randgruppen lieber als unmündige „Opfer“, die wir „bemitleiden“ /„erziehen“ / „behandeln“ können, damit sie nicht selbst handeln und wir immer etwas zu tun haben?! LASST EUCH DAS NICHT MEHR BIETEN!

    Und wer könnte solche Heime besser kontrollieren, als ehemalige Betroffene am besten als Selbsthilfegruppen?! Würden sich die Heime etc. da nicht doch etwas in Acht nehmen, immer wieder?

  • Ja Fr. Oetken, ob Haasenburg, DDR-Jugendwerkhof etc., es geht wohl doch. Betroffene können sich zusammentun, auch wenn es nicht einfach ist. Aber man braucht praktisch kaum Geldmittel. Das geht zunächst (fast) umsonst. In dem konkreten Beispiel anderer Gewalt-„Opfer“, das ich hier schon erwähnt hatte, haben sich die Betroffenen doch Pädagogen geholt, die ihnen bei der Methodik zur selbstbestimmten Organisation mit Workshops geholfen haben. Je nach Bedarf haben sich die Betroffenen auch Psychologen und sonstige Experten eingeladen, vor allem aber ihre eigenen Erfahrungen ausgetauscht. Die Experten haben sich schön gewundert, denn die Betroffenen waren dann keine „Opfer“ mehr, schließlich hatten sie ja selbst entschieden. (Und diese Menschen waren zuvor heftigster Gewalt ausgesetzt). Persönlich durfte ich einige Beispiele kennenlernen. Ob sie um Schadenersatz kämpfen, sich über Therapeuten austauschen, anderen Betroffenen beistehen, an die Öffentlichkeit gehen oder was auch immer, entscheiden sie logischerweise selbst.

    Anderes Bsp.: http://verbogene-seelen.ibk.me/index.html

    • @THG:

      @THG,

      der betroffenenkontrollierte Ansatz wurde ja nicht ohne Grund von Selbsthilfeinitiativen entwickelt http://www.tauwetter.de/anlaufst/betrkon.htm

       

      Aber wie alles auf der Welt hat er Grenzen und kostet was. In diesem Fall alle Beteiligten viele emotionale Ressourcen und ein gewisses Maß an Disziplin.

       

      Ich arbeite selbst in einem ähnlich strukturierten Projekt mit. Missbrauchsbetroffene vertreten ihre politischen Interessen selbst.

       

      Zum Verhältnis "Opfer"-"Experten": es gibt viele Gefüge in denen beide Gruppen einander brauchen. Vor allem um ihre jeweiligen Pathologien zu stabilisieren.

       

      Die einen suchen Rettung und Erlösung, die anderen das Gefühl der Überlegenheit.

       

      Sie haben ja in Ihren Beiträgen hier sehr anschaulich und realistisch beschrieben, wie schnell Helfer verführt sein können, ihre negativen und schmerzhaften Emotionen abzuspalten.

       

      Das ist menschlich, aber auf keinen Fall professionell.

       

      Nicht ohne Grund finden Sie in der gesamten Hilfelandschaft kaum jemanden, der sich öffentlich zu eigenen Traumatisierungen bekennt.

       

      Und es ist deshalb höchst logisch, dass Misshandlung und Instrumentalisierung im biopsychosozialen Bereich kaum ein Thema ist. Obwohl die Realität es geradezu aufdrängen würde.

       

      So gewinnen die Professionellen keinen Blumentopp...und ihre Arbeit wird immer schwerer und schlechter, weil Ressourcen schwinden.

      Insofern setze ich ebenfalls auf die Kräfte, die durch Selbsthilfeprojekte frei gesetzt werden.

       

      Das ist für alle drei Gruppen gesund: Betroffene, Helfer und betroffene Helfer.

       

      MfG,

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

  • H
    Humanist

    Pädagogik bedeutet nichts weiter als PURE MACHT AUSZUÜBEN!!

     

    Wer das im 21. Jahrhundert noch zu lässt, zumal erst die Umwelt einen Menschen entweder negativ oder zum positiven formt, lebt noch im Mittelalter!!

     

    Pädagogik gehört endlich ABGESCHAFFT!!

     

    Wenn Sozialarbeiter über Jugendliche lachen, diese nicht ernst nehmen und auch noch zu den Eltern stehen, dann ahben diese gravierende Probleme. Nicht der Jugendliche gehört therapiert, sondern der Sozialarbeiter!

     

    Ich konnte durch meine Arbeit im Jugendamt OPR ein Gespräch miterleben wo eine Jugendliche durch den Sozialarbeiter völlig fertig gemacht wurde. Ausgelacht und somit zutiefst verletzt. Das aber will der Staat ja so. Denn eine Herrschende Klasse braucht Untertanen und keine kritisch denkenden Menschen!!

     

    Die Prävention stammt noch aus der NS-Zeit. In der BRD hat sich nicht wirklich viel zum positiven verändert. Im Gegenteil...die DDR lebt immer mehr auf!

  • H
    Humanist

    Om Osten hat sich NICHTS WIRKLICH GEÄNDERT!!

     

    Da ich selber mal in einem Jugendamt involviert war und einen tiefen Einblick hatte, weiß ich wie autoritär, verletzend mit Jugendlichen umgegangen wird! Und das wird auch noch durch eine Amtsleiterin gedeckt.

     

    Wenn Menschen, die in einer Diktatur groß geworden sind wieder an die Macht kommen, werden sie wieder wie früher handeln. UND GESCHLOSSENE Heime sind IMMER GEFÄHRLICH!

     

    Pädagogik an sich ist doch nur autoritär. Diese BRD ist ein rückständiges Land und hat vieles aus der NS-Zeit übernommen! so auch die Prävention. Anstatt die Ursachen zu bekämpfen versucht der Staat mit autoritären Mitteln und Macht der Behörden die Symptome zu bekämpfen.

     

    In diesem Land läuft eine Menge schief und die DDR 2.0 lebt schon lange wieder auf.

     

    Die BHEÖRDEN HABEN EINFACH ZUVIEL MACHT UND DISKRIMINIEREN IHRE MITMENSCHEN!!

    • @Humanist:

      Ich gebe Ihnen völlig Recht! Es ist ein Problem der Macht und der mangelnden Kontrolle! Behörden und auch solche Einrichtungen haben viel Macht, die kategorisch von oben nach unten weitergegeben wird. Es ist ein geschossenes und krankes System, welches krank macht.

  • K
    kinderimheim

    die werden geschlossen und dreihundert Kilometer weiter unter neuen Namen weitergeführt. Solange es in diesem System möglich ist, private Einrichtungen mit Gewinnmaximierung zu betreiben, solange ist das Kindeswohl akut gefährdet. Und unsere Genoss_Innen in Brandenburg und auf der Bundesebene spielen passiv mit - durch Unterlassungen.

    • @kinderimheim:

      Alle diese Unternehmen sind gewinnmaximiert. Ob privat oder unter dem Dachverband der Wohlfahrt. Es geht immer darum die Plätze auszulasten, das bedeutet auch, dass Menschen im System gehalten werden, auch wenn dies gar nicht mehr nötig wäre, oder Menschen aus dem System fliegen, wenn die Nachfrage groß genug ist. Das ist gängige Praxis. Da werden eben Berichte so verfasst, wie von oben vorgegeben. Ist doch auch klar, wenn ein Kind 300 Euro am Tag bringt!

  • Wieder an die Betroffenen: ZU JUNG, ZU BELASTET? Sie brauchen Hilfe, externe Unterstützung? Ja, ich verstehe das, sehr geehrte Frau Oetken, aber es macht mich wütend, denn damit bleiben sie die armen, kleinen, unmündigen „OPFER“! LASST EUCH DAS NICHT BIETEN! Das Gegenteil habt ihr in eurem jungen Leben schon bewiesen! Ihr spürt es doch in euch! Sonst würden wir das hier nicht lesen/schreiben.

    ENTSCHÄDIGUNG? Schmerzensgeld? Gut und schön. Aber die paar Euro, die es dann gibt, reichen nicht bis zur Rente. Damit könnt ihr vermutlich kaum Anwalt/Therapeuten bezahlen. „Experten“ sind teuer. Ob sie ihr Geld wert sind, müsst ihr IMMER SELBST ENTSCHEIDEN! Das merkt ihr auch alleine ganz genau.

    REHABILITATION? Ein Stück Papier mit Landeswappen/Bundesadler? Schön und es tut auch gut.

    Aber habt ihr damit RESSOURCEN, d.h. Energie gefunden? Die steckt nur in euch! Wo? In der Wut und Aggression, den ganzen Gefühlen, die ihr nicht rauslassen durftet, als man euch das alles angetan hat. So ist die Wut evtl. zu Depression geworden, so dass ihr euch niedergeschlagen fühlt, euch evtl. selbst oder auch anderen weh tut.

    ABSTAND hättet ihr von diesen „Erziehern“/Heimen gebraucht. Nur das ist zu spät. Es ist passiert.

    Zu BELASTET seid ihr dadurch? Ja. die ganzen Traumata, Gefühle. Man wird depri! Man will euch beibringen, das zu „bewältigen“? Ihr sollt erst lernen, damit umzugehen?Ihr sollt/wollt Gefühle unterdrücken? Sie tun weh. Aber habt ihr davor echt noch Angst? Ihr wisst, was wirkliche Angst ist, was echter Schmerz ist. Nur ihr könnt es voll ermessen. Deshalb seid ihr doch so mutig und stark. Den MUT, DIESE GEFÜHLE WAHRZUNEHMEN, sie einzugestehen, findet ihr bestimmt. Was habt ihr nicht schon durchgestanden?! RESPEKT immer wieder! Damit seid ihr unendlich stärker als diese Typen, auch wenn ihr es noch nicht glaubt.

    • @THG:

      @THG,

      es ist doch gut möglich, dass sich einige der Haasenburg-Opfer schon zusammen getan haben.

      Dazu kann ich sie auch nur ermutigen.

      Wenn es um konkrete Dinge wie Schadenersatz geht, würde ich denen aber dringend raten sich professionelle Unterstützung zu holen. Die Einrichtungen versuchen nämlich, sich auf dem "Dienstweg" rauszuwinden bzw. die Angelegenheit auszusitzen. Da muss man schon mit den Formalien und dem Informellen vertraut sein, um was durchzusetzen. Haben wir bei den Kirchenopfern und ehemaligen Heimkindern schon häufiger durch.

      Allerdings nützt die Unterstützung durch Experten nur was, wenn die seriös sind. Scharlatane gibt es auf dem Gebiet auch genug.

  • Jetzt sind es „nur“ noch Gefühle, Erinnerungen an echte Angst. Aber Vorsicht! Sammelt Kraft! Das tut wieder weh, macht wieder Angst, wütend, da geht mal was kaputt, man möchte es vergessen, es kommt aber hoch, immer wieder. Die Spuren sind tief. Evtl. hilft ein Therapeut. Aber DIE EREIGNISSE WAREN SCHLIMM, EURE GEFÜHLE SIND GUT und zwar alle und immer, auch wenn es nicht (nur) lustig und gar nicht einfach ist. Schlimm sind nicht mal TRÄNEN. Im Gegenteil! Sie MACHEN EUCH NUR STÄRKER, jedes Mal, immer mehr. Das dauert etwas, gar nicht so lange, auch wenn man denkt, es hört nie auf. Aber dann ist es raus, man ist erleichtet und stärker, immer wieder. Dieses Geheimnis wollen viele nicht verraten, weil auch viele Erwachsene/Experten Angst vor ihren eigenen Gefühlen haben. Ihr wohl immer weniger.

  • Manche Leute haben lieber „Mitleid“, denken Gefühle tun weh, wären schwer, bekämpfen Wut und Tränen. Was noch mehr weh tut, schwerer ist, wisst ihr doch besser! Wogegen man wirklich kämpfen muss, wisst ihr auch! GEGEN DIE EREIGNISSE/TATEN, NIEMALS GEGEN DIE GEFÜHLE! Auf die könnt ihr mit Recht stolz sein.

    Wem und wie ihr die Gefühle zeigt, dafür könnt ihr ruhig Verantwortung übernehmen: Eltern, Freunde, oft reicht auch ein Spiegel. Das kann man üben, ich probiere es jeden Tag, das klappt. Zu Übeltätern müsst ihr selbst nicht werden.

    Ihr schämt euch wegen des Missbrauchs? Respektiert auch dieses Gefühl, dann merkt ihr, ganz vernünftig, wer sich noch mehr SCHÄMEN muss, in Grund und Boden! Deren Schuld müsst ihr nicht tragen.

    Selbst wenn nur wenige dieser Gefühle raus sind, dann ist jedes Mal, jeden Tag auch die ENERGIE FÜR DEN NÄCHSTEN SCHRITT da: Zum Telefon, an den Computer, eine Mail schicken, Facebook etc. aufrufen, FREUNDE SUCHEN, sich treffen… „Experten“ nennen das wohl soziale Rehabilitation. Das könnt ihr alleine, mit euren Freunden. Schule, Lehre, Reha, Training … Wer euch BEGLEITEN darf, entscheidet ihr da selbst. Gönnt euch das! Rückschläge könnt ihr ab.

  • Keiner versteht euch, hört euch zu? Ihr würdet Märchen erzählen, sagen manche? Eure Freunde von damals verstehen euch wohl ohne Worte, auch im Streit. Eine Selbsthilfegruppe hört man evtl. bis in den Bundestag, mindestens in der TAZ. Nochmal: Ihr seid die echten Experten! Qualifiziert euch weiter, von klein auf! Manche von euch haben sogar darauf studiert, nicht wahr Fr. Schirmer, Fr. Oetken?

    Justiz? Gerechtigkeit? Verjährung! Ihr werdet wieder nur enttäuscht… Aber die Schuld nehmen die da mit ins Grab… und: DIE BESTE RACHE IST EIN GUTES LEBEN (steht auf einer Heimkind-Facebook-Seite)! LASST EUCH EUER LEBEN NICHT AUS DER HAND NEHMEN, von niemandem, nie wieder! Wut und Tränen gehören dazu, gönnt sie euch, dann könnt ihr auch lachen und wie!

  • Das Problem ist nicht, dass die Professionellen in den Ämtern den Jugendlichen und ihren Angehörigen nicht geglaubt hätten, sondern dass sie nicht adäquat reagiert haben.

    Das kennen Misshandlungsopfer aus anderen Bereichen auch nur zu gut. "Das bildest du dir nur ein" oder "lüge nicht" sind Sätze die Missbrauchsopfer zum Beispiel nur zu gut kennen. Sie stammen von genau den Menschen, die die sexualisierten Übergriffe geduldet, gedeckt und gefördert haben. Eltern, Lehrer, Priester.

    Im Falle der "Haasenburg-Heime" ist eine möglichst umfassende Aufklärung notwendig, wenn man herausfinden will, wer da genau wen und warum protegiert hat. Wenn man die Situation ändern will. Falls nicht, sollte man wieder hohe Platzgelder gewähren und Trägerschaften nach dem "Man-kennt-sich-und-bedenkt-sich"-Prinzip vergeben.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von über 7 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland die in ihrer Kindheit Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

    • @Angelika Oetken:

      Sehr geehrte Frau Oetken,

      ich grüße Sie! Es ist richtig, das Betroffene so zur Verschwiegenheit gezwungen werden. Und es ist auch (leider) richtig was sie sagen, dass alles unter dem Prinzip, "man kennt sich ja", leicht unter den Teppich gekehrt wird. Ich weiß das wohl, weil ich das System sehr gut kenne! Wenn Sie sich unterhalten möchten, ich kann Ihnen nur anbieten, sich bei mir zu melden.

      Einen ganz lieben Gruß

      • @ExErzieher:

        Sehr geehrte Frau Schirmer,

         

        ich würde mich gern mit Ihnen austauschen. Könnten Sie mir eine Mail an meine Praxisadresse schicken (werden nur von mir gelesen)?

        Meine Kontaktdaten finden Sie im Internet.

         

        Herzliche Grüße von

        Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

    • @Angelika Oetken:

      Können nicht auch hier wieder Zusammenschlüsse der Betroffenen helfen, die ja ihre Probleme kennen und sich besser verstehen, als alle Experten, damit die „Opfer“ (ich hasse dieses Wort) ihre „Opfer“-Rolle eben hinter sich lassen können, in dem sie gegenseitig Gehör, Rückhalt und Beistand finden und sich mit ihrem Sachverstand als Gruppe auch gegenüber den manchmal ungeheuerlichen Reaktionen in der Öffentlichkeit deutlich Gehör verschaffen können, während wir es als Leser und evtl. auch Fachleute öffentlich begleiten. (siehe Angebot von Fr. Schirmer in ihren Kommentaren hier und zu vorherigen Artikeln)

      • @THG:

        THG, ich vermute, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen zu jung und zu belastet sind, um sich ohne externe Unterstützung für ihre soziale Rehabilitation und Schmerzensgelder einzusetzen. Und wenn sie so viele Ressourcen und den nötigen Abstand gewonnen haben, ist es wahrscheinlich schon zu spät. Denn sie brauchen ja jetzt bzw. die kommenden Jahre Hilfe. Sonst ergeht es ihnen so vielen Missbrauchsopfern, die dann als sie reif genug waren, den Verantwortlichen was entgegen zu setzen, mit der Verjährung konfrontiert wurden.

        Ich kann sowieso nur allen, die gegen Konglomerate wie sie die "Haasenburg"-Betreiber und ihre Unterstützer gebildet haben vorgehen wollen raten, sich spezialisierte Anwälte zu suchen. Keine Gespräche mit Funktionären welcher Art auch immer ohne Anwalt! Zwar immer an den guten Willen des Gegenübers glauben, aber nichts für bare Münze nehmen, es sei denn es erfolgt schriftlich unter Zeugen. Mit Vertragsstrafe.

        Grundsätzlich mit allem rechnen. Sowieso mit einer hohen kriminellen Energie einiger Beteiligter, die sich aus deren eigener Pathologie ergibt.

         

        Nicht überall wo "Experte" draufsteht ist auch einer drin.

         

        Und: unbedingt mit anderen zusammen tun. Einzelkämpfer werden vorgeführt und fertig gemacht.

         

        Das ist ein bekanntes gruppendynamisches Prinzip.

         

        Es ist gut möglich, dass etlichen Verantwortlichen mittlerweile der "A.... auf Grundeis" geht. Denn irgendwann setzt der Domino-Effekt ein, wenn man den auf Abwege geraten ist. Fällt dann einer, fallen alle, die nicht rechtzeitig beiseite gesprungen sind ;-)

         

        Viel Erfolg wünscht

        Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

      • @THG:

        Danke Ihnen THG, denn als Einzelkämpfer hat man keine Chance. Ich weiß nicht, was wir bewirken können, aber wir kennen den Blick aus beiden Seiten. Nur, wenn wir uns zusammenschließen werden wir Gehör finden. Ich habe Bedenken, dass nach der Haasenburg das Thema wieder unter den Teppich gekehrt wird. Ich habe in allen Zeitungen kommentiert und mir wurde oft gesagt, dass dieses System so geschlossen ist, dass man sich nicht aufregt, weil man gar nicht weiß, was dort passiert! Lasst uns das bitte, da die Zeit ist ändern! An alle Kinder, Jugendlichen, Eltern, Betroffenen, einfach nur melden. Und nochmals ein herzlicher Dank an so engagiert Kommentatoren wie THG!

  • Auch in diesem Fall zeigt es sich wieder ganz klar:

    Probleme werden so lange kleingeredet, bis sie unübersehbar sind.

     

    Der Umgang mit den Jugendlichen in den meisten Heimen ist so abwegig wie der Umgang mit Obdachlosen. Eine postfaschistische, rein ordnungspolitische Sicht auf die Betroffenen steht hier wie da immer noch vernünftigen Lösungen im Weg.

  • Ich bin oft enttäuscht, dass man nur nach Therapeuten ruft, um die „Opfer“ zu behandeln, als ob sie krank wären. Das geht anders! Ich konnte indirekt miterleben, wie Gewaltopfer sich zusammengeschlossen und eigene Workshops für sich abgehalten haben. Psychologen und sonstige „Experten“, die das „Wissen“ ja anscheinend besitzen, wurden nach Bedarf eingeladen und fragten dann: „Wie machen die das bloß?“, weil sie sich wundern, wie Leute, die als „Opfer“ abgestempelt wurden, sich zusammentun und Dinge, die ja mit ihr Leben ausmachen, selbst in die Hand nehmen. Dabei brauchen sie dann keine Anleitung von „Experten“ mehr und legen so ihre „Opfer“-Rolle ab. Prinzipien: Von uns selbst ausgehen, miteinander, füreinander, eigenständig handeln, unseren Selbstwert stärken, andere in ihrem Tun als eine® von ihnen begleiten, damit sie sich besser selbst organisieren, als Gruppe fortbestehen und für eigene Belange eintreten können. Ein Paolo Freire hat u.a. damit angefangen. Es funktioniert wohl. Evtl. kann es auch hier beitragen. RANDGRUPPEN ZU SELBSTHILFEGRUPPEN!

    • EO
      ehemaliges opfer
      @THG:

      Ich hoffe doch sehr - auch wenn Sie ""das Wort Opfer hassen" - Sie Verständnis dafür haben, dass der Versuch von sogenannten ErzieherInnen (ich persönlich hasse übrigens das Wort "Erziehung" und halte Pädagogik per se für eine Wissenschaft in der Dauerkrise), junge Menschen sehr wohl krank machen kann und es keine Schande ist, sie psychotherapeutisch helfen/unterstützen zu lassen. Es gilt nämlich nicht die Devies "einmal Opfer, immer Opfer" sondern imho "aus Scheiße Gold machen". Ersteinmal als Opfer von besserwisserischen Erwachsenen anerkannt zu werden ist entlastend!

      • @ehemaliges opfer:

        Das ist so wahr! Auf Ihrem Weg haben Sie bestimmt so viel Erfahrung gesammelt, dass Sie das wie hier z.B. auch an andere Betroffene weitergeben können, die dann auch Entlastung finden und schließlich immer mehr ihre Stärke erkennen. Dabei bin ich mir sicher, dass sie das - auch wenn es sehr schwer ist - viel, viel besser können, als die Täterseite, die ja erst mit ihrer echten Schande fertig werden müsste… Mutmacher sind Sie! Vielen herzlichen Dank!

  • Nochmal an die Betroffenen Kinder/Jugendlichen/Eltern: LASST EUCH BLOSS NICHT ABSPEISEN MIT ENTSCHÄDIGUNGEN, ENTSCHULDIGUNGEN, auch wenn sie gut (gemeint) sein mögen. Geld? Eine THERAPIE wegen der Traumata? Warum nicht, das ist sicher gut, auch wenn es wieder weh tut, aber mutig und stark seid ihr ja. Nur auf dem Weg zurück vom Workshop, vom Therapeuten, wo geht ihr hin mit eurer Wut, euren Tränen, euren so berechtigten Gefühlen, die immer wieder hochkommen? Nach Hause, in die WG, unter die Decke? Wer fängt euch dann auf? Eure Eltern vielleicht. Hoffentlich können und lernen sie es immer mehr. Aber wenn es euch gelingt, eure Freunde zu finden, die das gleiche erlebt haben, euch gegenseitig beizustehen, werdet ihr unschlagbar stark, könnt euer Leben sicher gut selbst in die Hand nehmen.

    Ihr seid doch die echten Experten! Ihr habt erlebt, was andere nur lesen. Da könnt ihr die Therapeuten, Psychologen, Pädagogen doch kritisch prüfen. Ich finde, das müsst ihr auch versuchen. Wer sonst? Steht zu euren Gefühlen, auch wenn es nicht immer schön ist! Das kann euch keiner abnehmen! Lasst euch eurer Leben nicht mehr aus der Hand nehmen!

    Ich wette, euch fällt es viel leichter, das alles ehrlich zu euch selbst aufzuarbeiten, auch Verantwortung für Unfug zu übernehmen, als all diesen „ErzieherInnen“, die jetzt vor Scham nach Konzepten suchen.

    • @THG:

      Da sagen Sie etwas sehr Richtiges. Diese Menschen sind Experten für ihre Situation. Ich denke ich konnte immer ganz gut nachvollziehen, wie es diesen Kindern und Jugendlichen ergangen ist, weil ich einen ähnlichen Hintergrund hatte. Darüber musste ich gar nicht reden, aber man hat es wohl gespürt, dass nichts was ich als Rat gab, nichts, das ich verlangte aus einer puren Theorie entstanden war.

      • @ExErzieher:

        Im Zusammenschluss genau dieser Experten liegt für mich der Kern der Hoffnung, dass man das Problem wirklich angehen kann, nicht (nur) von oben oder individualistisch, sondern selbstbestimmt mit der Kraft einer Gruppe. Ich würde Sie auch gern unterstützen, sei es als aufmerksamer Leser. Mögen sich viele SELBSTHILFEGRUPPEN bilden!

  • B
    Blechstein

    Ich erinnere mich an ein Haus in Memel für schwer erziehbar Jugendliche an dem ein Schild mit der Aufschrift angebracht war "Knüppel, rein, Knüppel raus, hüte dich vor diesem Haus."

    Heute prügelt man die Kinder immer noch, aber am Haus ist jetzt ein Schild mit Häschen und

    stilisierter Sonne.

  • In den Workshops zur Aufarbeitung, sollten wir uns einfach bei diesen Kindern/Jugendlichen BEDANKEN, dass sie uns den Spiegel gezeigt haben durch ihre Frechheit, ihren Mut! Zugeben sollten wir, dass WIR NACKT UND HILFLOS sind, selbst „Erziehung“ brauchen und zwar, oh Schande, genau hier von sogenannten „Schwer Erziehbaren“. Aber Bankrott ist keine Schande, wenn man ihn zugibt. Wenn wir aus gutem Grund Scham zeigen, weinen und wütend sind, uns das eingestehen, ohne alles… dann sind wir nur MENSCHEN, dann sind die Gefühle raus, werden hoffentlich geklärt und wir finden MIT den Kindern/Jugendlichen eine NEUE GESCHÄFTSGRUNDLAGE. Das spüren auch „Schwer Erziehbare“ genau! Das wirkt immer!

    Und wenn „ErzieherInnen“ dann wieder des Kaisers neue Kleider anziehen wollen, weil sie sich ihres Menschseins schämen, dann ist hoffentlich mindestens eine SELBSTHILFEGRUPPE der betroffenen Kinder/Jugendlichen als „GREENPEACE FÜR ERZIEHUNG“ mit diesem Spiegel da und die TAZ macht es öffentlich, damit es alle sehen und wir als „ErzieherInnen“ merken, dass wir immer nur nackt sind, Menschen nämlich… „Erziehen“ tun wir uns gegenseitig als Kinder/Erwachsene sowieso immer vor diesem Spiegel. Und solche Jugendliche haben allen Grund SELBSTBEWUSST, ja STOLZ zu sein und wir auf sie, auch wenn sie uns weh getan haben und wir ihnen!

  • Bitter ist es bestimmt und tut weh, mit Pädagogik BANKROTT anmelden zu müssen, ganz öffentlich wie hier mit der Haasenburg. Als Erwachsene geben wir gegenüber Kindern zu, dass wir versagt haben. Genau das ist es für mich! Geht das eigentlich? Offensichtlich! Jetzt stehen wir da als Eltern/“ErzieherInnen“ mit nichts anderem am Leib, als DES KAISERS NEUEN KLEIDERN bzw. alten „pädagogischen Konzepten“.

    Es ist sinnlos, uns hinter „therapeutischen Konzepten“ zu verstecken. Kinder/Jugendliche spüren es genau! Wer hat denn des Kaisers neue Kleider entlarvt, auch hier wieder?: Freche, mutige und, ja, gerade dadurch so mündige Kinder/Jugendliche und zwar TROTZ aller Konzepte! RESPEKT! Nackt stehen wir vor dem Spiegel unserer ach so klugen „Erziehungsmaßnahmen“! Recht so!

    Und nun? Hände davorhalten? Schnell zurück ins Amt, hinter ein neues Konzept, damit uns keiner nackt sieht? Zu spät! Es ist raus, alle haben es gesehen! Es steht in Ministerbericht, in der TAZ! Wir können uns ruhig SCHÄMEN, denn wir haben Grund dazu! Haben wir nicht die frechen, lebendigen Kinder in der Haasenburg ans Kreuz geschlagen/oder schlagen lassen („time out“ auf Neudeutsch), damit uns keiner nackt sieht in unserer Hilflosigkeit!? Haben wir Körperkontrollen an nackten Kindern gemacht/machen lassen, weil WIR SELBST ANGST HABEN, DIE KONTROLLE ZU VERLIEREN über unsere eigenen Gefühle, unsere Scham?! Würden wir uns sonst erinnern, an das kleine nackte Kind in uns?! Können wir diese Gefühle selbst nicht ab und reagieren sie deshalb an Kindern ab? Wer hat sich wirklich die Blöße gegeben, diese Kinder/Jugendlichen oder wir „ErzieherInnen“?

  • O
    Oltmann

    Ich frage mich nur, wer jetzt die Jugendlichen entschädigt, die in den Heimen der Hasenburg bei den Begrenzungen gequält wurden.

     

    Ich vermute mal, dass die Verantwortlichen Erzieher nicht zur Verantwortung gezogen werden und die Ämter auch ohne Folgen davon kommen.

     

    Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen hat vermutlich bereits Traumatisierungen in den eigenen Familien erlitten und wurden dann wohl retraumatisiert.

     

    Der Aspekt wird leider in der Berichtserstattung gerne übersehen.

     

    Es ist ja auch bequemer für den Staat die Kinder und Jugendlichen in ein Heim abzuschieben und die Verantwortung an ein privates Unternehmen abzugeben.

    • @Oltmann:

      @Oltmann,

       

      rein formal wäre das OEG für Entschädigung zuständig. Da wir in Deutschland leider keine institutionelle Haftung kennen, wird wohl niemand die Verantwortlichen im Vorstand der Haasenburg GmbH zur finanziellen Rechenschaft ziehen. Und selbst wenn: das Konstrukt GmbH schützt die jeweiligen Personen.

      Anders sieht es aus, falls man Abrechnungsbetrug oder Steuervergehen im größeren Stile aufdecken sollte.

       

      Was nicht unwahrscheinlich ist. Überall wo in Institutionen über einen längeren Zeitraum missbraucht und misshandelt wird, finden wir die entsprechende Begleit- und Beschaffungskriminalität. Alles eine Frage der Delinquenz.

       

      MfG,

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

       

      P.S. falls irgendwann mal alle Leute, die in den entsprechenden Gremien der Haasenburg sitzen bzw. gesessen haben gefilzt werden, kommt noch allerlei zu Tage. Jede Wette. "Gleich und gleich gesellt sich gern" heißt es ja nicht ohne Grund

  • In den Haasenburgen müssen die Kinder und Jugendlichen auf Verwaltungsreform der Jugendämter warten. Alles auf dem Rücken von Kindern.Was gibt es denn seit die Untersuchung läuft an Soforthilfe für in Not geratene Kin der? Ab Januar? Hoffentlich wird das nicht vwieder so ein kalter Winter

  • D
    David

    Ich finde es wichtig, klar zu machen, um welches Klientel es sich hier handelt. Es geht nicht um den träumerischen ADS-Georg von nebenan, oder die Trennungs-Anke, die seit eben der Trennung der Eltern halt ein bischen schwierig ist!

     

    Es geht um Kinder und Jugendliche, die häufig eine lange Karriere mit unzähligen pädagogischen Konzepten und Heimen, Beschulungsversuchen, Strafen, Straftaten und Traumen hinter sich haben.

     

    Da hilft ein einfühlsames Gespräch oft nichts. Oft muss ausgelotet werden, wie minimale Normen und Regeln, die für alle verbindlich sind, eingehalten werden können.

     

    Es kann sein, dass nur schwere Sanktionen bis zum Freiheitsentzug die Unversehrtheit der Pfleger und Pädagogen, aber auch der anderen Bewohner sicherstellen können.

     

    Mir ist es wichtig, dass hier mit anderen Maßstäben gemessen werden muss.

     

    Ich glaube viele Menschen wären entsetzt, was in Heimen mit Kindern mit geistig/seelischer Behinderung so alles abgeht...

     

    ... was sich am Ende vielleicht als eine der wenigen Möglichkeiten entpuppt, mit wenig Personal, die Grundbedürfnisse aller Bewohner zu stillen.

    • @David:

      Aber der menschliche Maßstab, der Respekt muss doch immer gelten. Auch wenn man Grenzen durchsetzt, die ja auch natürlich sind, und selbst wenn es laut und heftig wird, spüren Kinder/Jugendliche genau und evtl. besser als wir, wann ihre Menschenwürde gebrochen werden soll und wann nicht. Ist unsere Verantwortung nicht, immer Raum für unsere Gefühle und die der Kinder zu schaffen, Empathie also? Dann wird es doch einfacher, die unvermeidlichen Grenzen und Zwänge zu bewältigen. Ich wundere mich, dass das dann oft von alleine geht.

    • @David:

      Ich möchte Ihre Aufzählung ein bisschen umsortieren. Es geht um traumatisierte Kinder und Jugendliche, die dann vielleicht auch straffällig geworden sind. Sie haben oft eine lange Karriere hinter sich, weil sich Einrichtungen gerne an etwas versuchen und dann überfordert sind. Somit werden Kinder und Jugendliche auch dort abgeschoben. Es gibt eine regelrechte Verschiebungspraxis zwischen Psychiatrie und Einrichtung. Ich konnte in meiner 20jährigen Praxis sowohl einfühlsame Gespräche führen, als auch auf die Einhaltung von Regeln und Normen bestehen. Und ich habe mit genau diesen Jugendlichen gearbeitet.

      • D
        David
        @ExErzieher:

        Ich bin Ergotherapeut und habe auch das eine oder andere Jahr mit diesem Klientel zu tun gehabt und Einblicke gewinnen können in die Praxis unterschiedlicher Heime.

        Ich nahm das Hin- und Hergeschiebe zwischen Heim(en) und Psychiatrie ähnlich wahr.

         

        Ich möchte nur vermeiden, dass sich der Eindruck breit macht, es handele sich hier um Kinder und Jugendliche, die "eben ein wenig anstrengend" wären, und denen man "nur" mit etwas Respekt und Emphathie begegnen muss, damit sie sich endlich entfalten können.

        Ich bin froh, dass hier in der Taz auch einige Menschen mitlesen, denen das klar zu sein scheint.

         

        Notwendigerweise ergänze ich, dass ich hiermit nicht Heime/Erzieher/Ämter o.ä. in Schutz nehme, sondern nur gerne Einfluss auf den Rahmen haben möchte, in welchem sich viele der Kommentare (nicht nur zu diesem Artikel bewegen).

         

        Alles andere ist zu groß für eine Kommentarspalte, denk ich...

  • So soll Jugendhilfe nicht arbeiten und doch stellt man fest, dass in vielen Einrichtungen eben so gearbeitet wird! Aufwachen sage ich da nur!!! Ich kenne es auch so und mache schon längere Zeit darauf aufmerksam, dass es gerade in geschlossenen, wie auch in "therapeutischen" Einrichtungen Time-out-Räume gibt, die ich nicht nur für fragwürdig halte, sondern für unmöglich in der Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Auch dass der Elternkontakt gerade in der Anfangsphase nicht gewünscht ist, aus dem Argument heraus, das Kind müsste sich eingewöhnen, wird praktiziert. Jugendämter und Mitarbeiter der Einrichtungen befürworten das. Entzug von Privilegien, wenn man gegen Regeln verstößt, alles üblich. Und ich meine nicht, dass man auf Grenzsetzung verzichten kann, soll man gar nicht, aber wie hier gearbeitet wird, das hat so gar nichts mit Pädagogik zu tun. Beschweren ist sicher nicht leicht, weil alle die gleiche Sprache sprechen, richtig, in Hilfeplänen sitzen einem Jugendlichen oft vier und mehr "Pädagogen" gegenüber. Ich kann nur hoffen, dass mit der Schließung der Haasenburg das Thema der geschlossenen Einrichtungen, der therapeutischen Einrichtungen, der Heimerziehung nicht geschlossen wird. Gerade in den letzen Jahren wurde die Forderung nach geschlossenen Einrichtungen laut, und siehe da, man kam der Forderung nur allzu gerne nach. Und dort, wo es diese Einrichtungen gibt, ist die Nachfrage nach geschlossener Unterbringung gestiegen. Es ist unglaublich, was da passiert, dass es nicht einen Aufschrei gibt, wenn auch heute noch Kinder und Jugendliche weggesperrt werden. Ich kann das gar nicht fassen.

  • G
    Gast

    Zitat: "Der Untersuchungsbericht betont an vielen Stellen, dass einiges – etwa ein Belohnungssystem für erwünschtes Verhalten (...) – auch in anderen Heimen üblich sei."

    Das ist Manipulation und nicht Erziehung. Manipulation ist geradezu das Gegenteil davon.

  • E
    Eisvogel

    Wer sass dort eigentlich ein? Man kann ja kaum anders als daran zu denken, dass einige der Insassen irgendjemand anderem mindestens genauso weh getan haben.

    • B
      bempo
      @Eisvogel:

      Ich fasse es nicht! Wie ignorant kann man eigentlich sein... Informieren Sie sich erst, bevor Sie schreiben, sie waren wohl zu lange im Eisfach. In der Haasenburg waren Jugendliche untergebracht, die z. B. aufgrund familiärer Umstände ins Heim kamen, weil sie dort schon Mißhandlung o. ä. ausgesetzt waren! Die Haasenburg war keine sogenanntes "Erziehungsheim", wie Sie es vielleicht aus den 50ern 60ern kennen, wo damals kriminell gewordene Jugendliche untergebracht waren. Und selbst wenn... wer gibt jemandem das Recht, diese jungen Menschen zu foltern? Ich finde für Ihren mehligen Kommentar einfach keine Worte.

    • E
      erdling
      @Eisvogel:

      das ist nicht richtig. es gab sogar fälle von kindern, die wegen dauerhaften schulschwänzen eingebuchtet wurden

    • P
      Pat
      @Eisvogel:

      Lieber Eisvogel,

      die Frage ist nicht wer dort war.Die Frage lautet unter welchen Bedingungen die Bewohner dort untergebracht wurden.Wer gegen Menschenrechte verstösst und wer sich nicht an Normen hält, kann nicht damit beauftragt werden erzieherisch und heilend tätig zu werden.Wenn Kinder und Jugendliche unter derart prekären Verhältnissen im Elternhaus aufwachsen,sind sie weg und die Eltern auf der Anklagebank!