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Kommentar SWC-Preis für AugsteinWir Antisemiten

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Das SWC betitelt Jakob Augstein als Antisemiten. Das Problem ist nicht der neue unsichtbare Antisemitismus, sondern die Entgrenzung des Begriffes.

Falsch argumentiert? Falsch verstanden? Jakob Augstein. Bild: dpa

D as Simon-Wiesenthal-Center in Los Angeles hat den linksliberalen Publizisten Jakob Augstein kürzlich auf Platz neun der gefährlichsten Antisemiten weltweit verortet, drei Plätze hinter der griechischen Nazischläger-Partei „Morgenröte“. Dieser Vorwurf ist abstrus.

Der Publizist ist ein scharfer, rationaler Kritiker der rechtsnationalen israelischen Regierung. In seinen Texten finden sich indes keine jener verhängnisvollen Vergleiche Israels mit NS-Terminologie. Solche Assoziationen wecken gerade bei deutschen Autoren den berechtigten Verdacht, hier diene volltönende Kritik an Israel dazu, durch die Hintertür einen deutschen Entlastungsdiskurs zu befördern. Doch das ist hier nicht der Fall.

Was Augstein schreibt, ist so ähnlich regelmäßig auf der Meinungsseite der liberalen israelischen Zeitung Ha’aretz zu lesen. Offenbar reichen dem Simon-Wiesenthal-Center schon zutreffende Bemerkungen über die israelische Kriegsführung, um missliebige Zeitgenossen als Judenfeinde zu rubrizieren.

Bild: taz
STEFAN REINECKE

ist Parlamentskorrespondent der taz.

Schon die Idee, Antisemitismus in der einer den Hitlisten verwandten Form des Rankings zu inszenieren, verrät einen gewissen Unernst. Dass das Wiesenthal-Center ausgerechnet Henryk M. Broder, den grumpy old man des deutsch-jüdischen Diskurses, als seriöse Quelle anführt, passt ins Bild.

Das stumpfe Schwert

Das Problem dieser Affäre ist nicht, dass es einen besonders raffinierten, bis zur Unsichtbarkeit camouflierten Antisemitismus gibt, den es zu entschlüsseln gilt. Das Problem ist ein entgrenzter Begriff von Antisemitismus, in dem alle Katzen grau sind und mit dem islamistische Judenhasser, Neonazis und liberale Leitartikler unisono zu Feinden erklärt werden. Gefährlich ist diese Inflationierung, weil der Vorwurf des Antisemitismus damit langfristig zum stumpfen Schwert wird. Wenn jeder, der die Besatzungspolitik für fatal hält, ein Antisemit ist – dann welcome to the club.

Zudem ist der Antisemitismus-Vorwurf, gerade wenn eine amerikanisch-jüdische Organisation dies zu Unrecht einem Deutschen vorhält, ein übles diskursives Foul. Anstatt sich einem rationalen argumentativen Wettbewerb zu stellen, greift das Wiesenthal-Center zur Waffe der Denunziation.

Schon die nun ventilierte Frage, ob Augstein ein Antisemit ist (vielleicht doch ein ganz kleines bisschen), hat etwas Diffamierendes. Denn an wem dieses Etikett klebt, der ist im öffentlichen Diskursgeschäft erledigt. Diese Stigmatisierung dient also auch als Warnschuss. Wer Israel kritisiert, wird mit der Antisemitismus-Schrotflinte beschossen.

Dieser Stil hat Methode. Im Mai 2012 wagte es der österreichische Verteidigungsminister Norbert Darabos, den rechtsradikalen israelischen Außenminister Lieberman „unerträglich“ und Israels Drohung, einen Präventivschlag gegen den Iran zu führen, „entbehrlich“ zu finden.

Internationale Isolation unter Netanjahu

Ein Funktionär des Jerusalemer Wiesenthal-Centers bescheinigte dem Sozialdemokraten „modernen Antisemitismus“. Das Ziel dieser Beschuldigungen ist klar: Die israelische Regierung soll moralisch imprägniert werden.

Diese Gesten der Verdammung sind hochaggressiv – aber sie verraten auch Verunsicherung und Hilflosigkeit seitens der Israel-Lobby. Unter Netanjahu ist Israel international so isoliert wie nie. Auch der Westen rückt angesichts der halsstarrigen Siedlungspolitik, leise und millimeterweise, von Jerusalem ab.

Gleichzeitig steht die liberale, zivile Substanz des nach rechts gewendeten Landes zur Disposition. Wer auf Entspannung des Konfliktes setzt, sieht sich, fast wie in der McCarthy-Ära in den USA, mit dem Vorwurf konfrontiert, das Geschäft des Feindes zu besorgen.

Auf die Dauer gesehen können zwei Entwicklungen existenzbedrohlich werden. Das globale Machtgefüge verändert sich. Die USA, Schutzmacht des jüdischen Staates, werden in den nächsten Jahrzehnten an Einfluss verlieren, Staaten wie China, Indien und Brasilien, die Israel kritisch sehen, Einfluss gewinnen.

Die Isolation Israels wird zunehmen, die Hoffnung auf stabilen Frieden mit den Palästinensern in noch weitere Ferne rücken. Auch weil Israel nur auf Stärke und die törichte Siedlungspolitik setzt. Vielleicht ist dies ein Grund, warum die Antisemitismus-Beschuldigungen aus dem Lager der Israel-Lobby zunehmend hysterisch klingen: Die Botschafter werden für die Botschaft verprügelt.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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95 Kommentare

 / 
  • Israel-Lobby sollte man definieren:

    - 51 Vereine zusammengefaßt in der cpmajo (nimmt keine jüdischen Nichtzionisten auf!)

    - am aggressivsten: aipac, ajc, adl, zoa, ..

    - gewaltiges Budget durch fundraising (10-stellig)

    - aipac alleine hat 18.000 Aktivisten

     

    - dagegen sind Rotes Kreuz, GreenPeace allerkleinste Zwerge.

  • btw: $ 90.000,- jährlich zahlt das SWC-USA als Lizenzgebühr für die Nutzung des Namens des verstorbenen SW; das scheint eine Art franchising-Organisation geworden zu sein.

  • MM
    Marcus Munzlinger

    Es geht doch nicht um die angebliche Dämonisierung Augsteins, sondern um die Projektionen, Vor- und Schnellurteile, das kultivierte Misstrauen und die nationalbewusste Missgunst gegenüber Israel. Dass die große Gemeinschaft deutscher KommentatorInnen nun exemplarisch in der Verteidigung Augsteins aufzeigen wollen, israelische Lobbygruppen hätten sich diese Ideologeme allesamt selbst ausgedacht, offenbart, dass Augstein in der Tat nicht einer der 10 schlimmsten Antisemiten ist, sondern „nur“ Teil eben dieser Gemeinschaft, die ihre Meinung im Nahostkonflikt schnell und zuverlässig einseitig im Sinne der Mehrheitsmeinung fällt. Das ist nicht "kritischer Journalismus", sondern Populismus. Der "kritische" Nimbus von Augstein und Co speist sich aber daraus, dass A) mit der grundsätzlichen Schuld Israels vorgeblich "hinter die Kulissen" tagespolitischer Themen geschaut wird, und B) die außenpolitische Staatsräson westlicher Regierung "kritisiert" wird. Dass diese Haltung eben nicht kritisch ist, zeigt sich darin, dass nicht das opportunistische Verhältnis der EU und der USA zu islamistischen Milizen in Afghanistan und Somalia oder Diktaturen im Irak und in Syrien thematisiert – alle anfänglich gefördert und zu militärischen Mächten aufgebaut und dann bekriegt – und nach dem hieraus folgenden Charakter der Beziehungen mit Israel gefragt wird. Vielmehr werden gerade von Augstein Ursache und Wirkung im Verhältnis westlicher Staaten zu Israel verdreht – muss Letzteres doch das vom Westen seit der Kolonialzeit kontinuierlich angezettelte Chaos ausbaden und ist so eher ein leidtragender aber nützlicher Statthalter denn aggressiver Strippenzieher. In dem Augstein diese Hintergründe z.B. bei der Frage der U-Bootlieferungen an Israel in ihr Gegenteil verkehrt, ist die Wirkung seiner Haltung nicht aufklärerisch, sondern sowohl hetzerisch wie affirmativ. Und die Kritik daran als taktische Spielchen einer jüdisch-israelischen Lobby abzutun, das, ja genau das ist - antisemitisch.

  • RP
    Renzo Proscho

    A propos Antisemitismusgefahr:

    Warum schreibt ihr „Das Simon-Wiesenthal-Center in Los Angeles hat den linksliberalen Publizisten Jakob Augstein kürzlich auf Platz neun der gefährlichsten Antisemiten weltweit verortet.“

    Wo lest ihr "GEFÄHRLICHSTE" - auf der Seite von Wiesenthalzentrum lese ich nichts davon:

    SWC's 2012 Top Ten Anti-Israel/Anti-Semitic Slurs:

    Mainstream Anti-Semitism Threatens World Peace

     

    slurs machen verächtlich, verunglimpfen.

     

    Somit wäre das Skandälchen hier von euch erschaffen.

  • R
    Renzo

    A propos Antisemitismusgefahr:

    Warum schreibt ihr „Das Simon-Wiesenthal-Center in Los Angeles hat den linksliberalen Publizisten Jakob Augstein kürzlich auf Platz neun der gefährlichsten Antisemiten weltweit verortet.“

    Wo lest ihr "GEFÄHRLICHSTE" - auf der Seite von Wiesenthalzentrum lese ich nichts davon:

    SWC's 2012 Top Ten Anti-Israel/Anti-Semitic Slurs:

    Mainstream Anti-Semitism Threatens World Peace

     

    slurs machen verächtlich, verunglimpfen.

     

    Somit wäre das Skandälchen hier von euch erschaffen.

  • R
    Realist

    Es tut mir leid ,aber die Antisemitismusdiskussion dient nur noch der Verdummung der Leser . Denn wer Augstein,Grass und andere hört ,weiss natürlich ,wenn er klar bei Verstand ist,das sie keine Antisemiten sind .Sonst were der designierte neue US Verteidigungsminister danach auch einer ,weil er mal feststellte ,das die Israel-Lobby in USA mit Einschüchterung arbeite .Mal nachdenken hilft vielleicht .

  • HW
    Hartmut Wagner

    Lieber Herr Reinecke,

    Sie reihen sich ruhmlos ein in die ruhmlose Reihe deutscher Antisemiten, deren Zahl zunimmt, auch wenn, sich viele von ihnen für links halten und auch so bezeichnen.

    Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass Israel das einzige Land in Nahen Osten ist, in dem z.B. Homosexuelle ihre sexuellen Vorlieben ausleben können und Frauen keinerlei Diskriminierungen ausgesetzt sind?

    Haben Sie schon bemerkt, dass in keinem einzigen der Gegnerstaaten Israels regelmäßig demokratische Wahlen stattfinden, anders als in Israel?

    Ist Ihnen schon mal zu Ohren gekommen, dass arabische Politiker wie z.B. israelische wegen Bestechlichkeit oder sexueller Übergriffe vor Gericht standen oder sogar verurteilt wurden?

    Nein, denn, klar, arabische Politiker sind weder bestechlich, noch greifen sie sexuell über!

    Haben Sie realisiert, dass der Staat Israel sowohl Strom wie Wasser, Öl und Lebensmittel an seine Todfeinde von der Hamas liefert?

    Haben Sie sich schon mal gefragt, wieso bei weltweit viel größeren Problemen als dem Palästinakonflikt:

    4000 ermordeten Homos in Iran, von den gesteinigten Frauen zu schweigen, 60000 ermordeten Syrern, Frauenunterdrückung in der gesamten islamischen Welt,Kriegen und Bürgerkriegen im Sudan, im Sahel, Afghanistan, Südsudan, brutalen Unrechtsregimen von Saudi-Arabien über Katar bis Marokko und China, Todesstrafe und Folter weltweit, Slums von Rio bis Los Angeles, der Lieblingskonflikt deutscher Linker und Nazis der verhältnismäßig unbedeutende Israel/Palästina-Konflikt ist?

    Haben Sie schon mal überlegt, weshalb ausgerechnet die Nachkommen der Massenmörder von sechs Millionen Juden den Kindern und Verwandten der sechs Millionen Opfer Nachhilfeunterricht in Menschenrechten und Demokratie erteilen sollten?

    Haben Sie sich schon vorgestellt, was passieren würde, wenn auf Deutschland aus Belgien oder gar Polen so viele Raketen abgefeuert würden, wie aus dem Gaza-Streifen aus Israel?

    Können Sie nachvollziehen, dass manche Menschen meinen,auch Deutsche wie ich, Deutsche und nur Deutsche, sollten aus leicht nachvollziehbaren Gründen die Israelkritik besser den oppositionellen Israelis und den weltweit zahlreichen nichtdeutschen Israelkritikern überlassen und nur in einem einzigen Fall, in Bezug auf ein einziges winzig kleines und stark bedrohtes Land ein Mal, ein einziges Mal, ihre rechthaberischen und besserwisserischen, nach Massenmord und Antisemitismus stinkenden deutschen Hunnenfressen halten?

    Mit entsetzten Grüßen Hartmut Wagner!

  • S
    SomaRiot

    t ist im Grunde alles gesagt:

     

    "Es macht einen großen Unterschied, ob man einzelne Aspekte israelischer Politik und Lebensrealität, wie scharf auch immer, hinterfragt, was ja durchaus erlaubt ist und was vor allem Juden und Israelis selbst machen, oder ob man Israel, den Juden unter den Staaten, zur Weltgefahr aufbauscht und damit nazistische Propaganda leicht modernisiert weiterführt. Das zu lernen wäre Aufgabe Augsteins und seiner Sympathisanten, und wenn die das mal kapiert haben, kann man wieder nett zueinander sein. Meine diesbezüglichen Erwartungen sind nicht allzu groß, denn beim Antisemiten, der sich selbst nicht als solchen sieht, blocken Abwehrreaktionen jeglichen Ansatz zur Selbsterkenntnis."

     

    http://lindwurm.wordpress.com/2013/01/07/augstein-debatte-unbewusste-antisemiten-und-alte-geschichten/

  • DP
    Daniel Preissler

    TEIL II

     

    ...

     

    kürzer:

    Antisemitismus ist ein europäischer Begriff für ein europäisches (und nordamerikanisches) Phänomen, welches Vorurteile und Rassismen der aufgeklärten und (halb-) industrialisierten Europäer gegenüber Juden betrifft, die nicht mehr in erster Linie religiös, sonder eben "völkisch" (autsch!) motiviert sind.

     

    Wir reden hier generell viel mehr über uns, unsere Vergangenheit und Gegenwart, unser Selbstbild und unseren Bewusstseinszustand, als es bei anderen Themen der Fall ist. Inhaltliches wird häufig zum reinen Material in der Diskursschlacht (wenn überhaupt). Die Crux ist die Verschränkung der Themen Antisemitismus und Nahostkonflikt, welche nicht zuletzt durch den Anspruch Israels zustande kommt, die Schutz- und Heimstätte prinzipiell aller Juden weltweit zu sein. Noch komplizierter wird es dadurch das "wir" als Europäer und speziell Deutsche (historisch gesehen) - sehr euphemistisch gesprochen - diesen Schutz nicht gewährleisten konnten (das ist eine Stelle an der man ruhig in Tränen ausbrechen kann).

    Gleichzeitig muss man darauf achten, dass (am Ende einer langen Kette von Ereignissen und Prozessen) nicht die Palästinenser diejenigen sind, die heute unter den deutschen/europäischen Verbrechen der jüngeren Vergangenheit zu leiden haben (neben den Juden selber, natürlich), weil unsere Vorgängergesellschaften gelinde gesagt versagt haben.

    Das alles ist nicht ganz einfach!

     

    Beste Grüße, DP

  • DP
    Daniel Preissler

    (ursprünglich am 5.1. gepostet)

     

    TEIL I

     

    @Petra Raab 4.1.12 16:03

     

     

    Nein, sorry, das ist kein Rassismus...

     

    "Antisemitismus" ist ein historisch gewachsener europäischer Begriff, der im 19. Jh. von rassistischen Nationalisten allein auf Juden bezogen wurde (mit der Selbstbezeichnung "Antisemiten" dieser Leute), der später (nach dem 2. WK und Auschwitz) "gewendet" wurde.

    Es ist also von einem operativen oder Kampfbegriff der Rechten zu einem der Linken geworden. Seit einigen Jahren scheint er (in einigen Kreisen auf drei Kontinenten: z.B. israelische Rechte, Antideutsche, amerikanische jüdische Organisationen) eine weitere Wende zu nehmen. Diese neue Richtung ist es, die hier unter anderem diskutiert wird. Zugespitzt könnte man sagen, dass der Begriff den Wandel politisch>antirassistisch>(politisch) durchmacht oder durchzumachen droht, wobei womöglich manche Leute antirassistisch auch einfach als politisch sehen würden.

     

    Der Begriff hat folglich (obwohl er das wörtlich beinhaltet) seit seiner Entstehung nichts mit Semiten im Allgemeinen zu tun. Es bedeutet vielmehr "moderner Judenhass" (Achtung: "modern" meint nach der Großen Revolution und Napoleon und den Anf. der Industrialisierung wie des Nationalstaatsgedankens, nicht etwas "aktuell"!) - in Abgrenzung zum mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Judenhass, der in erster Linie religiös motiviert war.

     

    Rassistisch gegenüber Arabern ist das keineswegs, man darf den Begriff eben nicht wörtlich nehmen. Es hat schlicht nichts mit ihnen zu tun - weder passiv, noch aktiv. Denn von einem "muslimischen Antisemitismus" zu sprechen, ist zumindest sehr unsauber (das heißt dann "muslimischer Antijudaismus" oder "Judenhass").

     

    ...

  • AB
    axel brenzinger

    Beeindruckend,

    allein die schiere Zahl der Kommentare. Und nun ich auch noch!?

    Deutsche (wie auch ich) haben ein schlechtes Gewissen, gegenüber "Juden". Dahinter liegt ein offensichtlicher Grund. Doch, auch das noch so unbewusste Empfinden von Schuld macht empfindlich, reizbar.

    Da hineinzutsechen, ist zweifelsohne ein Verdienst Henrik M. Broders, dem ich sonst kein weiteres zuzuschreiben wüsste. Gewiss ist Freude über so viel Resonanz mit ihm.

    Transgenerationale Psychologie u.a. macht dagegen den Zusammenhang verstehbar.

    Im Antisemiten-Ranking ganz oben zu stehen, na und!

  • S
    SomaRiot

    Ist mir nur gerade noch aufgefallen: Wie gigantisch der Schludabwehrreflex der taz (gibt natürlich auch andere Autoren) ausfällt, erkennt man an der Überschrift.

     

    "Wir Antisemiten"

     

    Soll das ironisch sein? Hättet ihr auch geschrieben "Wir Nazis" oder "Wir Faschisten", wenn irgendjemand Eurer Meinung nach jemand anderen zu Unrecht so bezeichnet hätte?

     

    Beim Thema Antisemitismus und "Israelkritkik" brennen Euch die Sicherungen völlig durch. Das muss wohl wirklich ein tiefer sitzendes psychisches Problem sein.

     

    Aber speziell die Herren Reinicke und Bax haben sich dermaßen immunisiert, dass nichts hilft. Sie werden sich nicht ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen.

     

    Aber eine Überschrift "Wir Antisemiten", die auch noch eindeutig affirmativ gemeint ist, hätte sich nach dem 2. Weltkrieg wahrscheinlich nicht mal die Ntional-Zeitung getraut. Die Junge Welt nach derem Split vielleicht.

  • VG
    Vera Gehlkiel

    @Petra Raab

     

    Antisemitismus ist keine Erfindung der Juden.

    Ob und unter welcher Voraussetzung etwas "antisemitisch" ist, setzt nicht die An-oder Abwesenheit von Juden voraus.

     

    Und was sie als Juden tun oder unterlassen, kann hierfür erst recht kein Kriterium sein. Sobald man solche Kriterien nämlich einführt, rechtferigt man das antisemitische Argument insoweit, als dass man die Überprüfung, was daran sei, jedenfalls für zulässig erklärt. Das impliziert automatisch, dass man akzeptiert, dass etwas daran sein könnte.

     

    Das ist wie bei einem Vergewaltigungsprozess: sobald die vergewaltigte Frau mitteilen muss, wie kurz der Rock, den sie am Abend des Deliktes trug, gewesen ist, ist die Aussage "Vergewaltigung ist ohne jede Voraussetzung abzulehnen" nicht mehr möglich. Gerade diese verdeckte Einführung von Kriterien, die Antisemitismus maskiert salonfähig machen, wird Augstein von Broder ja vorgeworfen.

     

    Im Dritten Reich wurden gerade Leute, die völlig ohne religöse Bezüge lebten (prominente Beispiele sind Freud und Einstein) zu "Juden" gemacht. Sie wurden beleidigt, enteignet und weggejagt. Freud und Einstein konnten aufgrund ihrer Prominenz fliehen, zahllosen anderen ist dies nicht gelungen.

     

    Dem Antisemiten geht es nicht darum, was am anderen anders ist, oder ob überhaupt etwas an ihm anders ist. Dem Antisemiten geht es nur darum, dass am anderen etwas anders sein soll, ja sein muss. Diese Unterscheidung ist dann die Rechtfertigung seiner eigenen Existenz. Der Antisemit führt eben jenes parasitäre Leben, dass er denen, die er bekämpft, zueignet. Natürlich waren nicht die Juden Parasiten des Deutschen Volkes, sondern die Nazis waren es.

     

    Und als "Juden" haben sie definiert, was ihnen passte. Gläubige, Ungläubige, Kleinkinder, Greise, sogar Ungeborene und geistig Retardierte.

  • U
    Ute

    Eigentlich ist doch nur interessant, mit welcher Politik die BRD im Nahen-Osten in Erscheinung tritt, wen und was sie stützt und was sie befördert.

     

    Und um nichts anderes geht es.

     

    Und was dort so alles in allem rausgekommen ist, lässt sich betrachten: Millionen Palästinenser in Flüchtlingslagern innerhalb und außerhalb Palästinas.

  • S
    SomaRiot

    @PetraRaab:

     

    Ok, entschuldigung, ich wusste nicht, dass es sooo aussichtslos ist, Sie intellektuell zu erreichen. Viel Spaß in Ihrer Fantasiewelt und behelligen Sie nach Möglichkeit möglichst wenig andere Leute damit. Danke.

  • D
    D.J.

    @Petra Raab,

     

    "kein einziger Jude sich in den letzten 65 Jahren an die sieben noachidischen Gesetze gehalten hat, was bedeutet, dass es keine Juden mehr gibt. Da sich das Wort "Antisemitismus" wie hier von einigen erläutert nur auf die Juden beziehen kann, ist es somit Geschichte."

     

    Aha, Frau Raab erklärt uns also, wer Jude ist und wer nicht. Diesmal eine in diesem Forum etwas originelle Erklärung, nämlich eine religiös-fundamentalistische. Ist dummerweise der Hitlers diametral entgegengesetzt - für ihn war Volljide, der drei jüdische Großeltern hatte, Religion spielte dabei kaum eine Rolle. Dann erklären Sie uns somit sicher auch, dass nur fromme Juden Opfer des nazistischen Antisemitismus waren, die anderen vernachlässigbar seien, oder wie?

    Wenn ich meine Einschätzung Ihres "Beitrags" zusammenfassen würde, würde das der Netiquette sehr stark widersprechen - ich lasse es also lieber.

  • JR
    Jean Rameau

    Es ist kaum zu ertragen, mit welcher Selbstgerechtigkeit und welchem Hochmut, textegetische Psychoanalyse über die wahren Motive (bzw. Einstellungen, Werte) des Autors Augstein oder anderer betrieben wird. Meines Erachtens findet in der bisherigen Diskussion in der taz um die Titelverleihung seitens des Simon-Wiesenthal-Zentrums ein prälogischer Schlagabtausch statt, der lediglich auf der Ebene des Reptilienhirns zu auffälliger Aktivität führt, ohne das Großhirn zu erreichen. Bedauerlich, dass eine differenzierte und sachliche Betrachtung des wichtigen Themas "Menschenverachtung" eine Illusion bleiben wird.

  • PR
    Petra Raab

    @Vera Gehlkiel u. @SomaRiot

     

    Wenn die heutige Landkarte von Palästina/Israel nicht so aussehen würde wie sie heutzutage aussieht, dann könnte man über die Schuld oder Unschuld der Juden noch etwas diskutieren.

    Da es diese Landkarte und ihre Entwicklung nun aber mal gibt, können die schönsten Worte nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass kein einziger Jude sich in den letzten 65 Jahren an die sieben noachidischen Gesetze gehalten hat, was bedeutet, dass es keine Juden mehr gibt. Da sich das Wort "Antisemitismus" wie hier von einigen erläutert nur auf die Juden beziehen kann, ist es somit Geschichte.

  • R
    Robert

    Stefan Gärtner von der Titanic hat es treffend beschrieben:

    Die Israelkritik in Deutschland wird zum obsessiven Volkssport, der offensichtlich identitätsstiftend wirkt:

    “Wir haben unsere Lektion gelernt, für unsere Schuld gebüßt – die Juden/Israelis/Zionisten aber nicht, die führen sich wie die Nazis auf.”

     

    Menschen wie Augstein und Grass liegt es nicht daran, den politischen Disput zu beleben; sie wecken einzig den schlummernden Teil der deutschen Nachkriegsseele, in den dieser Wahn eingebrannt scheint.

  • M
    Marieann

    Erschienen in der Konkret Nov. 2012 - also vor der ganzen Aufregung um Augstein. Da hat Rainer Trampert eine Analyse zu Augstein-Texten abgegeben.

     

    Tramperts Fazit:

    "Augstein wird bestreiten, ein Antisemit zu sein. Aber die phantasierte jüdische Weltherrschaft, die Weltkriegsgefahr, die Aufregung über eine Fiktion und die Gleichgültigkeit gegenüber realen Kriegen und Kriegstoten, die Insinuationen, daß Israel hinter dem Mohammed- Film, dem Krieg in Syrien und der iranischen Bombe stecke und die Toten in den innerarabischen Machtkämpfen zu verantworten habe, die Wiederholung der Lüge vom Juden, der aus dem Antisemitismus Profit schlage, diese ganze Sammlung perfider Projektionen zeigt eine Verblendung, die mit einer Kritik an Aspekten israelischer Politik nichts mehr zu tun hat."

     

    http://www.konkret-magazin.de/aktuelles/aus-aktuellem-anlass/aus-aktuellem-anlass-beitrag/items/333.html

  • S
    SomaRiot

    @PetraRaab:

    Uiuiui, da haben Sie sich aber angestrengt, um auf so einen tollen Gedanken zu kommen, wie? Darf ich mich als Nichtsemit denn auch vom Antisemitismus angegriffen fühlen? Das wäre doch sonst auch rassistisch, oder nicht?

     

    Mal im ernst: Abgesehen davon, dass Sie mit einem naiven Nominalismus argumentieren ("der Begriff ist das Wahre") wird das Wort "Antisemitismus" zur Bezeichnung des Judenhasses verwendet. Das weiß auch jeder, der sich an Diskussionen hierüber beteiligt. Was Sie betreiben ist also bloßes Wortgeklingel. Es bedeutet nichts.

     

    Das Schlimme daran ist, dass Ihnen völlig egal zu sein scheint, ob ein Argument gut oder schlecht ist, Sie wollen bloß die Juden diffamieren.

  • VG
    Vera Gehlkiel

    @Petra Roth

     

    Die Rassengesetze der Nazis machten keine krumme Nase oder schwarze Haare zu Voraussetzung für Verfolgung. Im rassischen Sinne Jude konnte man bekanntlich "Anteilsweise" auch durch simple Heirat werden. Der Teil der Ermordeten, die nicht "semitischen" Ursprungs waren, wären nach Definition von Petra Roth gar nicht Opfer von Antisemitismus, sondern von etwas anderem geworden.

     

    Dies ist offenkundig absurd.

     

    Antisemitismus ist ein Begriff, der heute etwas definiert, was in einem bestimmten historischen Kontext steht, der nichts mehr mit den Merkmalen zu tun hat, die einst den "Semiten" charakterisierten.

     

    Der Kern ist, infiltrative und zersetzende Grundeigenschaften parasitärer Natur bei Menschen jüdischen Glaubens als fest zum "Volkscharakter" gehörend anzunehmen, analog der Lehren, der ein Hitler einst anhing.

     

    Augstein wird vorgeworfen, die israelische Militär- und Siedlungspolitik unter diesem allgemeinen Vorurteil, bewusst oder unbewusst, willkürlich oder unwillkürlich, zu betrachten und zu beurteilen. Um nichts anderes geht es hier.

     

    Die Doktrin der Nazis war von vorneherein darauf abgestellt, dieses gefährliche und zerstörende Weltjudentum zurückzudrängen oder zu beseitigen. Es wurde als Krebsgeschwür gesehen, welches die Lebensfähigkeit des "gesunden Volkskörpers" nachhaltig zersetzt. Somit konnten die Juden als Ursache aller wirtschaftlichen und sozialen Probleme definiert werden.

     

    Man kann nicht umhin, hier Parallelen zum heutigen Nahen Osten wahrzunehmen, wo der gemeinsame Konsens der Israel umgebenden, zerstrittenen Nationen nur darin besteht, den Staat der Juden als Ursache allen Übels darzustellen.

     

    Diese Kontinuität wird jedenfalls von Leuten wie Broder behauptet, und man kann nicht umhin, anzuerkennen, dass die Überlegung grundsätzlich kluger Natur ist. Sie bedeutet nämlich, das die arabischen Anrainer den Konflikt mit Israel dringend benötigen, um die gebeutelten eigenen Bevölkerungen zu konsolidieren.

  • PR
    Petra Raab

    Den Begriff "Antisemitismus" nur auf eine bestimmte Gruppe der Semiten beziehen zu wollen und die Palästinenser dabei auszuschließen ist Rassismus.

    Ist Selbsterhöhung einer bestimmten semitischen Gruppe gegenüber einer anderen.

    Man kann quasi nur die eine Gruppe "antisemitisch" behandeln und die andere Gruppe der Semiten nicht.

    Für diese minderwertigere Gruppe darf dann dieses Wort nicht verwendet werden, sonst hebt es die Exklusivität der anderen Gruppe sich mit diesem Wort alle Vorwürfe gegen das eigene antisemitische Verhalten vom Leib zu halten auf.

  • N
    Norden

    Irgendwie finde ich diese anschwellende Intoleranz gegen Israel-Kritik bedenklich und mit einer Lautverschiebung ins Gewalttätige und Kriegerische behaftet.

  • BW
    Benjamin Weissinger

    Clemens Wergin hat zu Kommentaren dieser Art bereits alles Nötige geschrieben. Hier wird nicht einmal versucht, in eine Analyse der Augstein-Tiraden was Wortwahl und Inhalt betrifft einzutreten, gleichwohl natürlich trotzdem behauptet, "die anderen" würden sich einer sachlichen Debatte entziehen. Und natürlich dürfen substanzlos-wirkungsvolle Sätze wie "Wer Israel kritisiert, wird mit der Antisemitismus-Schrotflinte beschossen" nicht fehlen. ist das so?

     

    Es gibt führende deutsche Politiker, die mit Kritik nicht sparen und denen sowas nie vorgeworfen wird. Vielleicht verzichten sie auf obsessives und einseitiges Fingerzeigen. Vielleicht verzichten sie darauf, Gaza mit NS-Ghettos zu vergleichen. Vielleicht verzichten sie auf die Dämonisierung wie "die Welt am Gängelband Netanjahus" und Verschwörungstheorien (jüdisch-US-amerikanische stecken hinter dem Aufruhr in der islamischen Welt). Etc.

  • H
    hschweizer

    Für Aussenstehende ist es wahrlich ein Riesenvergnügen zu sehen, wie sich jetzt im Stundentakt all die notorischen "Israelkritiker" gegenseitig in Schutz nehmen und sich zu imprägnieren versuchen.

    Macht weiter so!

  • S
    SomaRiot

    "Dieser Stil hat Methode. Im Mai 2012 wagte es der österreichische Verteidigungsminister Norbert Darabos, den rechtsradikalen israelischen Außenminister Lieberman „unerträglich“ und Israels Drohung, einen Präventivschlag gegen den Iran zu führen, „entbehrlich“ zu finden. Ein Funktionär des Jerusalemer Wiesenthal-Centers bescheinigte dem Sozialdemokraten „modernen Antisemitismus“. Das Ziel dieser Beschuldigungen ist klar: Die israelische Regierung soll moralisch imprägniert werden."

     

    Man redet von "Methode", wenn einem "Verschwörung" zu übel konnotiert erscheint, oder? Ist es den im diplomatischen Geschehen üblich einen ausländischen Ministerkollegen als "unerträglich" zu bezeichnen? Nein, das behält man sich wohl ausschließlich für den Außenminister des jüdischen Staates vor. #

     

    "Diese Gesten der Verdammung sind hochaggressiv –",

     

    klar, nicht etwa die Äußerung des österreichischen Verteidigungsministers.

     

    "aber sie verraten auch Verunsicherung und Hilflosigkeit seitens der Israel-Lobby." Schön, dieser Begriff auch noch platziert. "Unter Netanjahu ist Israel international so isoliert wie nie."

     

    Und Sie empfinden darüber mehr als nur klammheimliche Freude und tun im Rahmen Ihrer bescheidenen Möglichkeiten alles, um dies weiterzutreiben.

     

    "Auch der Westen rückt angesichts der halsstarrigen Siedlungspolitik, leise und millimeterweise, von Jerusalem ab."

     

    Klar, "halsstarrig", dieses Attribut gehört in jeden modernen antisemitischen Text. Nach den Gründen und nach der Berechtigung für die Siedlungspolitik wird gar nicht mehr gefragt. Sie ist für Antizionisten vollkommen außerhalb jeder Rationalität. Und was bitte ist mit "leise" und "millimeterweise" gemeint? Was für ein Quatsch.

     

    "Gleichzeitig steht die liberale, zivile Substanz des nach rechts gewendeten Landes zur Disposition. Wer auf Entspannung des Konfliktes setzt, sieht sich, fast wie in der McCarthy-Ära in den USA, mit dem Vorwurf konfrontiert, das Geschäft des Feindes zu besorgen."

     

    Dicker aufgetragen geht es kaum noch, was? Wie kann man im Jahr 2013 als "linksliberaler", erfahrener Journalist noch so einen Müll in Bezug auf den Nahostkonflikt absondern? Oder wollte Herr Reinecke ein Praxisbeispiel für Herrn Meinholds Schablone liefern?

  • BO
    Bin Online

    Das SWC hat, oder wenn und aber, recht.

    Wer permanent Israel kritisiert, die Untaten von Hamas, Hisbollah, Fatah etc. ignoriert, ist Antisemit, was denn sonst?

     

    Trifft übrigens auch auf einige der Leserbrief-Schreiber zu. Wer von jüdischer Weltherrschaft, direkt oder indirekt, schwadroniert, kann nur Antisemit sein.

  • S
    SomaRiot

    "Zudem ist der Antisemitismus-Vorwurf, gerade wenn eine amerikanisch-jüdische Organisation dies zu Unrecht einem Deutschen vorhält, ein übles diskursives Foul."

     

    Der Jude wird noch besonders frech, wenn er dem Deutschen seinen Judenhass vorwirft? Mein Gott Herr Reinecke, an Ihrem Beispiel merkt man, wie dringend und leider auch wie vergeblich die Intervention des SWC ist.

     

    "Anstatt sich einem rationalen argumentativen Wettbewerb zu stellen, greift das Wiesenthal-Center zur Waffe der Denunzination."

     

    Augstein denunziert am laufenden Band. Ihn selbst als das zu bezeichnen, was er ausweislich seiner Elaborate ist, könnte man als Notwehr bezeichnen.

     

    "Schon die nun ventilierte Frage, ob Augstein ein Antisemit ist (vielleicht doch ein ganz kleines bisschen), hat etwas Diffamierendes. Denn an wem dieses Etikett klebt, der ist im öffentlichen Diskursgeschäft erledigt. Diese Stigmatisierung dient also auch als Warnschuss. Wer Israel kritisiert, wird mit der Antisemitismus-Schrotflinte beschossen."

     

    Martin Walser ist doch bei Ihnen in der taz mit seiner Auschwitzkeule nicht sooo gut angekommen. Merken Sie nicht, dass Sie exakt gleich argumentieren? Der Vorwurf des Antisemitismus wiegt schwerer, als Antisemitismus selbst? Man sollte nicht mal den Verdacht äußern, um den Betroffenen in der Öffentlichkeit zu schonen? Würden Sie das auch gegenüber der NPD sagen? Und warum stehen die deutschen Medien Seit´an Seit´ wenn einem der ihren ein Antisemitismusvorwurf gemacht wird? Weil er im Diskurs erledigt ist?

  • S
    SomaRiot

    "Offenbar reichen dem Simon-Wiesenthal-Center schon zutreffende Bemerkungen über die israelische Kriegsführung, um missliebige Zeitgenossen als Judenfeinde zu rubrizieren."

     

    Nein Herr Reinecke, das Problem besteht darin, dass Leute, die so in ihrem Ressentiment gefangen sind, gar nict mehr prüfen, ob "Bemerkungen über die israelische Kriegsführung" zutreffend sind.

     

    "Schon die Idee, Antisemitismus in der einer den Hitlisten verwandten Form des Rankings zu inszenieren, verrät einen gewissen Unernst."

     

    Und verfehlt seine Wirkung nicht. Der deutsche Stammtisch, ob er nun taz oder FAZ heißt, nimmt sich der Sache jedenfalls mit dem gebührenden Ernst an. Man wird sich das "man wird ja wohl noch sagen dürfen" nicht verbieten lassen.

     

    "Dass das Wiesenthal-Center ausgerechnet Henryk M. Broder, den grumpy old man des deutsch-jüdischen Diskurses, als seriöse Quelle anführt, passt ins Bild."

     

    Welch Glück, dass man Herrn Broder als Blitzableiter verwenden kann, nicht wahr? Auf den Broderhass ist Verlass. Beruhigend.

     

    "Das Problem ist ein entgrenzter Begriff von Antisemitismus, in dem alle Katzen grau sind und mit dem islamistische Judenhasser, Neonazis und liberale Leitartikler unisono zu Feinden erklärt werden.Gefährlich ist diese Inflationierung, weil der Vorwurf des Antisemitismus damit langfristig zum stumpfen Schwert wird. Wenn jeder, der die Besatzungspolitik für fatal hält, ein Antisemit ist – dann welcome to the club."

     

    Das Problem ist, dass Herr Reinecke und dessen Geschwister im Geiste sich keinerlei Mühe machen wollen, dem Vorwurf ernsthaft nachzugehen. Stattdessen wird ständig unterstellt, dass jedem Kritiker an (Teilen der) israelischen Politik Antisemitismus vorgeworfen würde, was natürlich keinesfalls und auch nicht durch das SWC der Fall ist. Auf diese Weise fühlt sich jeder selbst berufene Kritiker der israelischen Politik als potenzielles Opfer einer Antisemitismusvorwurfkampagne. Jedes Nachdenken, jede Reflexion über eigene Vorurteile, Stereoypen und Reflexe wird damit verweigert. Man fühlt sich als verfolgte Unschuld und sieht sich in seinen Vorurteilen sogar noch bestätigt.

  • S
    SomaRiot

    Stefan Reinecke ist Augstein light, kein Wunder, dass er ihm reflexartig beispringt. Er ist auch zu keiner kritischen Reflexion fähig.

     

    "linksliberalen Publizisten Jakob Augstein"

     

    Die Bezeichnung "linksliberal" soll gleich mal Entlastung bringen. Einer der unseren.

     

    "Dieser Vorwurf ist abstrus."

     

    Nein, nicht etwa einfach unzutreffend, sondern gleich abstrus. Es wird gleich zurückdiffamiert.

     

    "Der Publizist ist ein scharfer, rationaler Kritiker der rechtsnationalen israelischen Regierung."

     

    Das Rationale muss man wohl mit der Lupe suchen, scharf stimmt. Das die israelische Regierung nicht etwa als "rechtsgerichtet" oder "konservativ" bezeichnet wird, sondern en passant als "rechtsnational" also irgendwie extrem und illegitim "rechts" zeigt nur, dass Herr Reinecke eine u.U. mildere Form der gleichen Wahrnehmungsstörung wie Herr Ausgstein hat.

     

    "In seinen Texten finden sich indes keine jener verhängnisvollen Vergleiche Israels mit NS-Terminologie."

     

    Nee, klar. Gaza als Lager zu bezeichnen, soll kein Vergleich sein? Das wollen Sie jemanden, der seit Jahren am Diskurs über den Nahostkonflikt an prominenter Stelle teilnimmt, abnehmen? Wenn das kein NS-Vergleich sein soll, ist diese Äußerung zumindest saudumm und absichtlich provokant.

     

    "Doch das ist hier nicht der Fall."

     

    Herr Reinecke scheint Herrn Augstein sehr gut zu kennen. Oder es denkt einfach genauso in ihm.

     

    "Was Augstein schreibt, ist so ähnlich regelmäßig auf der Meinungsseite der liberalen israelischen Zeitung Ha’aretz zu lesen."

     

    Da hat Herr Reinecke leicht reden. Das Publikum wird es ihm glauben.

  • H
    Harald

    "Der Iran ist nicht so weit, diese Bombe bauen zu können. Israels Drohungen sind deshalb entbehrlich. Ein Angriff Israels auf den Iran würde einen Flächenbrand in der Region auslösen, der nicht mehr beherrschbar wäre. Es entstünde ein Solidareffekt mit dem Iran. Auch arabische Staaten, die dem Regime in Teheran kritisch gegenüberstehen, schlügen sich auf die Seite des Iran" . (Verteidigungsminister Darabos)

     

    http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/759120/Darabos_Lieberman-ist-unertraeglich

     

    Welch eine grandiose Verkennung der religiösen, d.h. der politischen Situation im Nahen- und Mittleren Osten und der sunnitischen Angst, von einem atomaren Iran, d.h. ihren Todfeinden, den Teheraner Mullahs erpresst zu werden.

     

    Stefan Reineke stellt fest, daß jener Darobos es "wagte", Israel zu kritisieren. Dieses halluzinierte 'wagte' steht für die fehlgeleitete, obesessive Beschäftigung weiter Teile der Medien und Politik mit dem Thema Israel. So waren 22 der 26 Resolutionen der UN vergangenes Jahr allein der Verurteilung Israels gewidmet. In der taz vergeht kaum ein Tag, an dem nichts ähnliches geschieht. Dieser Stil hat in der Tat Methode.

     

    So hat es schon was tragikomisches, wenn die Scharen von 'Israelkritikern', die es stets als normal bezeichnen, nichts anderes als Israel zu kritisieren, darob selber kritisiert, abgehen wie Rumpelstilzchen.

     

    "Wer auf Entspannung des Konfliktes setzt, sieht sich, fast wie in der McCarthy-Ära in den USA, mit dem Vorwurf konfrontiert, das Geschäft des Feindes zu besorgen."

     

    Welche der Israelkritiker setzt auf Entspannung des Konflikts? Gibt es dazu Beispiele?

     

    Dann lässt Reinike aber doch noch die Katze aus dem Sack: "Auf die Dauer gesehen können zwei Entwicklungen existenzbedrohlich werden. ... Staaten wie China, Indien und Brasilien, die Israel kritisch sehen, Einfluss gewinnen."

     

    Zunächst mal hat Israel genug mit Hamas, Hezbollah und den Mullahs zu tun, die wöchentlich die Existenzbeendigung Israels versprechen.

     

    Und weiter: "Die Isolation Israels wird zunehmen, ... "

    Tatsächlich? Bei wem? In den UN etwa? Bei deutschen Israelkritikern? Oder gar in China?

  • J
    Jeder

    es wird nicht darum gegangen sein für oder gegen israel argumentiert zu haben, es wird darum gehen die angebliche grenze die zu überschreiten nicht erlaubt sein soll, nicht erklären zu wollen. was der zitierte satz brumlichs verdeutlicht, wenn auch nicht klar zu machen imstande ist. wo nämlich geschrieben wird ist einfach der undifferenzierte Bereich indem eine kritik zu israel mit antisemitismus gleichgesetzt wird und altdeutsches gelehrtengehabe sich zu angeblich moderner kritik formt.

  • J
    JadotA

    Herr Reinecke, danke für den Kommentare, er ist Klasse,

    aber damit sind Sie der nächste auf der SWC-Liste.

     

    Ist es Ihnen klar?

  • C
    Chochma

    Es geht nicht um Augstein, das ist das Problem. Es geht auch nicht um Bibbi Nethanjahu, zwei Protagonisten im nirgendwo. Und es geht auch nicht darum, dass man hier nicht in deutsch über irgendwas diskutiert was nicht in deutsch sein dürfte. Das ist alles ein Problem von Identität, das kann man haben, aber man muss das eigentlich sooft um die Ohren gehauen bekommen, bis es wehtut, damit man merkt: Er ist eine reine Kontruktion, eine Fiktion.

     

    Danke, und jetzt reden wir über die Wirklichkeit vor Ort, ich habe nur Freunde in Israel. Wenn die wie jeder Mensch dort aufwachsen müssen die in einen Krieg ziehen, den all die Generationen die dort antreten nicht verbockt haben. Müssen wir hier nicht. Was man dort im Krieg sieht, sieht aus wie all das unschöne was Kriege im 20.Jahrhundert zu bieten hatten. Die gehen kaputt daran, wie auch die Leute auf der anderen Seite, die in ziemlicher Armut leben, und einfach in erbärmlich begrenzten Welten leben müssen, da sie nicht sehr weit reisen können, ohne nicht auf die nächste Schranke zu stoßen.

     

    Dazwischen gibts auf beiden Seiten ne Menge Leute die sich entweder zu sehr für das eine identifizieren, oder einfach einen Vorteil draus ziehen.

     

    Das ist alles, daran muss gearbeitet werden, über dieses verheizen von Generationen, nicht in dem Sinne das sie sterben aber in dem Sinne, dass sie ihre Kaputtheit an diesem Konflikt weiter und weiter geben.

  • B
    BillBrook

    Israel für die Arbeitslosigkeit der Schlecker-frauen verantwortlich zu machen, wie Augstein

     

    O-Ton: "Würde Israel für seine „machtpolitischen Interessen auf Zahnpastatuben setzen und nicht auf Atomraketen, die berufliche Zukunft von rund 13.000 Drogistinnen wäre sicher“.

     

    ist natürlich rationale Kritik an der israelischen Regierungspolitik. Was muss es eigentlich in einem Hirn vorgehen, dass diesen Zusammenhang herstellt? Wie kommt man da überhaupt drauf?

  • OK
    Oma Kruse

    Schlecht recherchiert, Herr Reineke:

    Das SWC hat Augstein in einer Liste antisemitischer oder antiisraelischer Verleumdungen gerankt und dass Augstein ein besessener Israel-Hasser ist, werden Sie ja wohl kaum leugnen können.

  • JW
    Jochi Weil-Goldstein

    Nach über 30 Jahren harter Nanomillimeterarbeit in der Verständigung zwischen jüdischen und palästinensischen Menschen in der Schweiz sowie in Israel und Palästina frage ich mich, wie sinnvoll es ist, sich weiterhin durch unqualifizierte Antisemitismusvorwürfe von Herrn Henryk M. Broder verunsichern zu lassen. Dafür fehlt es ihm m.E. schlicht und einfach an Respekt gegenüber anders Denkenden und an Unrechtsbewusstsein gegenüber dem was PalästinenserInnen seit Jahrzehnten in vielen Lebensbereichen durch die israelische Politik angetan wird, z.B. Unterdrückung und Entwürdigung.

  • U
    uli

    sehr guter artikel, weiter so

  • RT
    richard trk

    "Die Palästinenser sind auch Semiten"

     

    und der begriff "antisemitismus" umschließt den rassistischen hass auf juden. nachdem es rassen sowieso nicht gibt, ist dieser standardverweis von leuten, die sich nicht mit der materie befassen völlig sinnentleert.

     

    der begriff "antisemitismus" als solcher ist irreführend, ja. aber trotzdem bezeichnet er etwas ganz bestimmtes. und nicht, was auch immer man in ihn gerade reinprojizieren will.

  • TB
    Thomas Baader

    Dass ich das noch erleben darf!

     

    Ein "Man wird doch wohl noch sagen dürfen"-Artikel in der taz!

     

    Schau an, wie milde die taz gestimmt ist, wenn die Vereinfacher und Krawallmacher von links kommen statt von rechts...

  • S
    sol1

    "Simon Wiesenthal Center Urges Chancellor Merkel, Bundestag To Restore Rights Of Jews And Muslims To Perform Circumcisions"

     

    http://www.wiesenthal.com/site/apps/nlnet/content2.aspx?c=lsKWLbPJLnF&b=4441467&ct=11943233

     

    So viel zur Glaubwürdigkeit dieser "Menschenrechtsorganisation"...

  • DA
    Der Anti-Broder

    Das Simon-Wiesenthal-Center fällt nicht zum ersten Mal unangenehm auf. Einfach ignorieren diese Zionisten.

  • PR
    Petra Raab

    Die Palästinenser sind auch Semiten. Von daher dürfte die Frage geklärt sein, wer als größter Antisemit in die Geschichte der Menschheit eingehen dürfte oder zumindest den zweiten Platz auf der Liste belegt.

  • P
    Paul

    Freitag lesen!

  • S
    susi

    Dieser Kommentar zeugt von grenzenloser Ignoranz. Zwei Beispiele:

     

    1. "...auf Platz neun der gefährlichsten Antisemiten weltweit..." Das ist Blödsinn. Das Wort "gefährlich" kommt da gar nicht vor. Platz 3 beispielsweise wird vom brasilianischen Zeichner Carlos Latuff eingenommen.

     

    2. "In seinen Texten finden sich indes keine jener verhängnisvollen Vergleiche Israels mit NS-Terminologie." Leider auch Unsinn. Es ist immerhin Augstein, der Gaza als "Lager" bezeichnet.

     

    Die SWC-Liste will natürlich provozieren und ist ganz bewusst sehr heterogen zusammengestellt. Offenbar ist die Provokation gelungen. Und das ist gut so.

  • SI
    sag ich nicht

    Das Problem mit dem Antisemitismus ist, das niemand Jude sagen muss und er trotzdem da ist. Deswegen ist Antisemitismus schwer zu erkennen. Und bei dem Herrn Augstein muss ich inzwischen leider sagen, das das, was er schreibt nicht frei von Antisemitismus ist. Nur aufzuschreien, wenn Israel zurückschiesst (und nicht anderes macht Israel, die Hamas schickt tausende Raketen, teilweise von Krankenhäusern und Wohnsiedlungen aus, nach Israel) hat schon nicht mehr viel mit Neutralität zu tun. Aber es scheint ja klar, das das nur dann geht, den die Zahlen sind eventuell höher, die Bilder gewaltiger. Es ist einfacher auszuschreien, wenn Panzer in Stellungen gebracht werden als wenn in Tel Aviv, mal wieder, Raketenalarm ist. Nur weil niemand darüber berichtet, heißt es nicht, das es nicht da ist.

    Zum anderen muss ich dem oben genannten zustimmen. Es gibt auch keine Deutschlandkritik, es gibt Kritik an der Regierung von Deutschland. Auch im Ausland. Wenn Merkel karrikiert wird, wird Merkel karrikiert in ihrer Funktion als Bundeskanzlerin. Das ist für sie nicht nett, aber doch was anderes, als wenn immer wieder von Israel als handelndes Subjekt gesprochen wird. Das würde von Frankreich niemand tun. Somit ist das Antisemitisch (vor alle Dingen, weil fast nur negative Beispiele angeführt werden, wenn von Israel gesprochen wird. Wenn Parteien in Israel mal Ideen haben, die als positiv wahrgenommen werden, haben sie meistens einen Namen).

     

    Zum anderen ist die Berichterstattung in dem Gesamtkonflikt erschreckend. Es gibt Parteien, die davon sprechen, die eine Seite auslöschen zu wollen und die arbeitet mit Parteien zusammen, die das nicht formulieren, aber anscheint als Position betrachten und es gibt eine Partei, die das nicht tut. Die hat aber leider bessere Panzer und Flugzeuge und muss damit die bösen sein. Juden sind es auch noch und dann ist das alles schon irgendwie in Ordnung mit der falschen Kritik.

    UNd nicht vergessen, die kriege und die bewaffneten Auseinandersetzung hat nicht Israel angefangen. Alle Kriege wurde von der anderen Seite angefangen (Krieg zur Gründung, 6-Tagekrieg, Jom - Kippur (nebenbei wurde Israel an einem Feiertag angegriffen),...). Nur weil die Hamas und die Hisbolah kein Staatlichkeit besitzen heißt es nicht, das diese keinen Krieg anfangen können.

     

    Und ja, gerade solche Leute wie Augstein sind gefährlich. Denn sie machen dinge Salonfähig, die sich wunderbar Instrumentalisieren lassen und dazuführen können, das ein offener Antisemitismus, der seinen Feind, die Juden, bennent, wieder möglich ist ohne gesellschaftliche und Soziale Exklusion.

    Und nur weil eine Person "Links" ist, kann sie trotzdem Antisemitische sein. Das schliesst sich nicht aus. Bei manchen Gruppen wiederum ist es teil des Konzeptes, das versucht die Welt zu beschreiben.

  • GH
    Guenni Hertzhaeusser

    Vorsicht ist hier die Mutter der Porzellankiste. Es geht darum, was die sagen, die Israel noch immer in feindlicher Absicht umringen. Es geht nicht um die Absichten Augsteins oder um die israelische Siedlungspolitik.

     

    Der Antisemitismus israelischer Gegner im Nahen Osten ist auf einem rhetorischen Niveau, das ihnen hier zu Lande ganz empfindliche Freiheitsstrafen einbringen würde. Und beständig wird Gewalt von ihnen auf dem Boden Israels ausgeübt. Raketen und Busbomben werden auch von Politikern freudig begrüsst, die als Angehörige gemässigter Fraktionen gelten.

     

    Immer wieder und stets aufs neue wird aber hiervon ganz unangefochten von Intellektuellen deutscher Zunge eine Gleichsetzung herbeigeführt, wird den Beweggründen Israels, militärische Optionen wahrzunehmen, gleiche Priorität eingeräumt, wie etwa den Beweggründen des Irans.

     

    Stellen wir uns eine Demonstration von Neonazis vor, die ein linkes Jugendzentrum umringen mit der erklärten Absicht, sämtliche Besucher zu ermorden. Ist es legitim, den Beweggründen beider Parteien, sich zu bewaffnen, die gleiche Priorität einzuräumen?

     

    Ich schätze Augstein ganz ausgesprochen, er ist ein brillianter Kopf, aber leider kann ich dennoch nicht umhin, den Vorwurf des Antisemitismus zu billigen. Selbst wenn einer wie Broder den erhebt. Und genau das Gleiche muss zu Grass konstatiert werden.

  • P
    Papperlapapp

    Sie haben ja so recht , @Dr Manhattan : es gibt keine Kritik eines Landes - kritiert wird immer die Politik eines Landes , oder auch Gruppen von Menschen eines Landes wegen bestimmter Verhaltensweisen , Einstellungen .

    Ihre grobe Watsche gegen einen Pappkameraden ist daher ziemlich daneben .

    P.S. : Ultra-orthodoxe Juden haben meine tiefe Verachtung , so wie ich a l l e religiösen Fundamentalisten zum Teufel wünschte . Hass ? Nein , Herr Dr. , Hass ist ein sehr "kostspieliges" , nur auf konkrete Personen bezogenes Gefühl .

  • G
    Gast

    Sehr geehrte taz-Redakteure,

     

    ich freue mich darüber, dass Sie die Antiquiertheit erkennen, mit der Jakob Augstein behandelt wird.

    Beschämend finde ich allerdings, dass Sie dem Thema eine solch große Aufmerksamkeit schenken. Hätten Sie nicht darüber berichtet, wäre mir der Streit, die falsche Argumentation nicht zu Ohren gekommen, und sie hätten mehr Platz für Nachrichten gehabt, die interessieren.

     

    Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, es ist ein ernstes Thema: Man kritisiert die israelische Politik, und schon wird man als Antisemit hingestellt. Dies gewinnt nur an Bedeutung, wenn man auch darüber berichtet. Eine kurze öffentliche Stellungnahme und kleine Artikel zum Verlauf hätten meiner Meinung nach genügt.

     

    Es mag trotzdem sein, dass Sie es besser wissen, schließlich sind Sie die Redakteure, und so unabhängig wie kaum eine Zeitung.

    Ich danke Ihnen für Ihre gesamte Berichterstattung.

  • A
    Augstein

    Hey das mit der inversen PR hat geplappt - ich habe auf meiner Seite schon 125 Clicks mehr.

     

    Bis Freitag

    Euer Jay

  • J
    Julius

    Niemand von den "beleidigten Deutschen" kommt auf die Idee über die "Auszeichnung" des Simon-Wiesenthal-Center nachzudenken.

     

    Wer einem Ressentiment verfallen ist, ist zur Reflexion unfähig. Das ist das Wesen eines Ressentiments.

     

     

    Da fällt mit nur noch das Zitat von dem israelischen Psychoanalytiker Zvi Rex ein:

     

    "Die Deutschen werden den Juden Auschwitz niemals verzeihen".

     

    Zitat Ende

  • B
    Bandenland

    Herr Augstein ist Antisemit! Er spricht nähmlich dem Staat Israel das Existtenzrecht ab sowie das Recht sich zu verteidigen und steht damit in Tradition linker Antisemiten, die das Geschäft der Nazipartei betreiben. Er kann vielen Abgeordneten der Linken die Hand reichen. Natürlich "Linke" verdammen jede abweichende Meinung, wer nicht sich bedingungslos ihrer Überzeugung anschließt ist Feind und kann vernichtet werden. Genau dieses Gredo pflegt Herr Augstein, er ist eine erhebliche Gefahr für die freiheitlich pluralistische Gesellschaftsordnung. Zumindest ist dies die Wahrnehmung vieler Menschen.

  • D
    donk

    "Das Simon-Wiesenthal-Center in Los Angeles hat den linksliberalen Publizisten Jakob Augstein kürzlich auf Platz neun der gefährlichsten Antisemiten weltweit verortet(...)"

    Das stimmt nicht, das SWC hat die "2012 Top Ten Anti-Semitic/Anti-Israel Slurs" aufgelistet.

  • K
    kMfN

    So sehr dieser Artikel auch wichtig und richtig ist, halte ich die Strategie der taz dennoch für äußerst verhängnisvoll, zu elementaren Fragen wie Krieg, Faschismus, Menschenfeindlichkeit und Völkerrecht immer auch in ambivalenten Artikeln die extrem Rechte zu Wort kommen zu lassen. Auch wenn anschließend eine Art "Gegendarstellung" veröffentlicht wird, so habt Ihr doch (aus falsch verstandenem Liberasismus oder Feigheit zur Stellungnahme?) zuvor oder danach auch dem "Bösen" eine Plattform gegeben und Euch damit mitschuldig gemacht.

  • M
    mehrdad

    antisemiten sind nicht nur muslime oder nazis. nein. antisemiten sind auch die linken, die von israel ständig verlangen, gebiete abzugeben. gibt israel dann gebiete ab (sinai, gaza, südlibanon...) und bekommt als dank nur raketen und terror zurück, ist es diesen typen scheissegal, bis israel sich wehrt.

     

    dann heben sie ihre rotbraunen zeigefinger und mahnen israel zu zurückhaltung und de-eskalation, wobei tausende raketen auf jüdische zivilisten natürlich für linke judenhasser keine eskalation sind.

     

    bei augstein kommt noch besessenheit mit israel und verschwörungstheorien alla "brunnenvergiftung" gegenüber juden hinzu, wenn er z.b. israel für die unruhen und kriege in der arabischen welt verantwortlich macht.

     

    er ist ein moderner antisemit, der tote juden ehrt und die lebenden, wehrhaften, hasst.

  • T
    tazitus

    @leo@yopmail.net:

     

    "Schwindlers Liste"?

     

    Sie haben als gebildeter Mensch in ihrer Aufzählung "Gutmensch" vergessen - obwohl ich aufgrund ihrer Liste doch eher vermute, dass Sie zu den Unaufgeregten gehören, die diesen Begriff gern selbst als Schmähung verwenden. Nix für ungut.

  • M
    Mikro21

    Augstein ist für seine konsequent einseitige Berichterstattung zu kritisieren. Es zeichnet keinen überlegteen Journalismus aus, in solch perfiden, politisch-religiösen Konflikten einseitige Argumentationen zu verbreiten.

    Aber Isral ist eben nicht eine religiöse Gemeinschaft sondern nun mal in erster Linie ein Staat. Und Staaten darf man kritisieren. Genauso wie religiösen Fundamentalismus der den Konflikt der Region völlig AdAbsurdum führt.

    Die wahre Diskussion ist, in wie weit Historie und Gegenwart miteinander verknüpft werden dürfen. Es ist doch wichtig das Judentum von seinem historischen Erbe endlich zu emanzipieren und gleichberechtigt zu behandeln, in Respekt und mit einem kühlen Kopf. Ich denke der Anspruch auf einen Staat mit historisch-religiösen Begründungen auf Teufel komm raus und vor allen Dingen KOMPROMISLOS durchsetzen zu wollen, ist einfach undemokratisch und unmodern. Augstein wäre es wohl egal ob er dann Juden, Moslems, Christen, Buddhisten oder Hindus kritisieren müsste.

    Aber keine Frage: Augstein hat sich da mit Scheuklappen verrannt. Genauso wie etwa zwei Drittel der hiesigen Kommentatoren!

  • R
    RedHead

    Ich musste schon relativ weit am Anfang aufhören zu lesen, sonst wird mir noch schlecht davon. Bei Augstein geht es nicht um "unsichtbaren, camouflierten Antisemitismus", Herr Augstein wirft dem jüdischen Staat das Schützen jüdischen Lebens an sich vor. Der ganze Nahostkonflikt wird bei ihm den Juden in die Schuhe geschoben. Außerdem meint er, der Antisemitismusvorwurf wäre heute nichts mehr wofür man sich schämen muss, da ja die israelische Lobby den Antisemitismus provoziert und durch angeblich inflationäre Verwendung bedeutungslos macht.

    Augstein hat bisher nicht direkt zum Mord an Juden aufgerufen, in diesem Sinne passt er vielleicht nicht in die Liste. Aber sein Verständnis den Judenmördern gegenüber wird schon sehr deutlich. Es sind Hetzer wie Augstein, die denn Antisemitismus in Deutschland salonfähig machen und gerade Augstein erhält hier auch sehr viel Gehör. Insofern passt er sehr wohl auf die Liste. Seine Hetze geht gerade immer soweit, dass er sich der Unterstützung von Leuten wie Stefan Reinecke sicher sein kann. Stück für Stück ein wenig mehr.

     

    Eine vernünftige Kritik an israelischer Politik sollte zu zunächst anerkennen, dass auch Juden ein Recht zu leben haben und das nicht nur als Schutzjuden wie im Mittelalter, wobei sie jederzeit der Willkür anderer ausgeliefert sind sondern souverän über sich selbst. Akzeptiert man das kann man meinetwegen über die Notwendigkeit einzelner Maßnahmen israelischer Politik debattieren oder auch darüber ob es das mildeste mögliche Mittel war. Augstein akzeptiert das offensichtlich nicht, für ihn wäre nur jenes jüdische Handeln akzeptabel, dass zu deren Tod führt.

  • E
    eksom

    Nach eine Studie der FH Köln, Bereich Sozialwissenschaften, aus dem Jahre 2000 sind 58% aller Polizisten in NRW ausländerfeindlich eingestellt!

    Aus Einstellungen werden Verhaltensweisen.

    Warum beschäftigt sich seit 2000 wohl niemand von der Mehrheitsgesellschaft mit diesem Phänomen? Trotz NSU-Morde, trotz galoppierender Rassimusgebahren in der gesamten Gesellschaft!? Hat ein Linker oder ein Rechter die Antwort dazu?

  • H
    Helene

    Henryk M. Broders Schmutzkampagne gegen Augstein fügt sich prächtig in das Bild eines Polemikers der nicht nur den Klimawandel verharmlost ("Hohepriester, Häretiker und Sündenböcke: Die Klimadebatte ist eine Art Feldgottesdienst der Ungläubigen, die sich im Glauben an das Ende der Welt zusammengefunden haben.") sondern auch keine Gelegenheit nutzt Islamfeindlichkeit als Islamkritik zu verbrämen.

    Broder sieht den 11. September 2001 als Ausgangspunkt seiner "Islamkritik" und ignoriert hierbei die verdeckte staatliche Unterstützung muslimischer Fundamentalisten seitens der USA und ihrer Verbündeten (z.B.Saudi-Arabien + Pakistan).

     

    William E. Odom (Leiter der National Security Agency unter Ronald Reagan):

    "Because the United States itself has a long record of supporting terrorists and using terrorist tactics, the slogans of today’s war on terrorism merely makes the United States look hypocritical to the rest of the world."

     

    Ex-FBI Mitarbeiterin Sibel Edmonds:"Certain elements within our government absolutely,intentionally,purposefully ignored and let it (9/11) happen."

  • A
    axel

    Interessant dazu:

     

    "Kritik an Israels Regierung = Antisemitismus. Und die TAZ macht bei dieser üblen Hatz auf „Freitag“-Herausgeber Augstein mit."

     

    von Albrecht Müller in nachdenkseiten vom 03.01.2013

     

    Den ganzen Artikel findet man unter:

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=15615#more-15615

  • K
    KlausK

    Nach These (Akyol) und Antithese (Reinecke) müsste in wenigen Tagen die Synthese folgen.

     

    Möchte aber vorwegnehmen, dass Letzterer die Kirche wieder ins Dorf geholt hat. Guter Kommentar!

  • M
    max

    "Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal schreiben werde: Herzlichen Dank, Herr Reinecke, für diesen klaren, gut strukturierten und argumentativ stringenten Text!"

     

    Genau meine Gedanken.

  • W
    Werner

    Danke Stefan Reinecke, und danke taz.

    Endlich mal ein nüchterner und scharfsinniger Kommentar.

  • PE
    Peter Edel memoriam

    Linksfraktionschef Gregor Gysi und CDU-Bundesvize Julia Klöckner haben den Journalisten und Verleger Jakob Augstein gegen Antisemitismus-Vorwürfe der US-amerikanischen Menschenrechtsorganisation Simon-Wiesenthal-Zentrum verteidigt. Der Herausgeber der linken Wochenzeitung „Freitag“ sei ein herausragender kritischer Journalist, der teils berechtigte, teils unberechtigte Kritik an der Politik der israelischen Regierung übe, erklärte Gysi am Donnerstag auf dpa-Anfrage. „Deshalb aus ihm einen Antisemiten schmieden zu wollen, geht völlig fehl und unterstützt den schleichenden Antisemitismus.“

    Man müsse endlich lernen, sich mit offen ausgesprochener Kritik in der Sache auseinanderzusetzen, meinte Gysi.

    Auch die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner hält den Antisemitismus-Vorwurf nicht gerechtfertigt. „Wenn jemand in einer freien Gesellschaft Regierungen kritisiert, ist das sein gutes Recht“, sagte Klöckner am Donnerstag. „Wenn man daraus Antisemitismus ableitet, dann ist das sehr gewagt.“ Quelle: (Tagesspiegel online, 3.1.13)

     

    Dank an Frau Klöckner und Herrn Gysi für diese fallabschliessenden Klarstellungen. Ich bin sicher, Simon Wiesenthal hätte das auch so gesehen.

     

    Man gewinnt den Eindruck, der staatsisraelische Zionismus kann seine Isolation am besten dadurch kaschieren, dass er qualifizierten ausländischen Kritikern ein völlig unpassendes, abgenutztes Pappschild verpasst. Armes Israel !

  • H
    Heinz

    "Wer Israel kritisiert, wird mit der Antisemitismus-Schrotflinte beschossen."

     

    Das klingt irgendwie verdächtig nach der "Auschwitz-Keule"...

  • R
    Roderic

    H. Broder als Zeuge gegen Augstein zeigt den Wert des Rankings. Auch das SWC macht Politik. Klar.

     

    Augstein ist Opportunist, der geliebt werden will und schon deshalb kein rücksichtsloser Psychopath wie Streicher.

     

    Nur: Jetzt nicht ins andere Extrem fallen. Oft genug ist das SWC die einzige Institution, die etwas genauer hinschaut. Siehe Antisemitismus-Aufarbeitung im EU-Baltikum.

  • N
    N.Sch.

    Da kommt " klammheimliche Freude auf " ....... ,

     

    und nicht nur bei mir !

  • T
    thinktankgirl

    @Detlev

    03.01.2013 15:44 Uhr

     

    Das sind exakt auch meine Gedanken!

    Wir haben echte Antisemiten und man schiesst sich auf Augstein ein?

    Warum schreiben Broder und Konsorten nicht jeden Tag flammende Artikel dagegen und entlarven die Namen der wirklichen Antisemiten?

  • R
    R.J

    Am A... vorbei..

     

    In der letzten Zeit häufen sich die Berichte über ein Vorgehen von Siedlern und von Militär gegenüber den Palästinensern im Westjordanland – aber nur wenn man die Ereignisse genauer verfolgt, d. h. etwa israelische Online-Zeitungen ließt oder dies bei den NGOs und der UNO verfolgt.

     

    Wäre es dann nicht angebrachter, anstatt auf den Unsinn des SWC, der sehr wohl weiß, was er tut, einzugehen, den Umgang mit den Palästinensern in allen Teilen Palästinas – also auch in Haifa, Akko und Nazareth – wie auch außerhalb der breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen?

     

    Heute etwa hieß es:

    „IDF: Settlers attack Palestinian village of Jalud“

    http://www.jpost.com/DiplomacyAndPolitics/Article.aspx?id=298218

    „West Bank raid triggers clashes with Palestinians“

    http://www.jpost.com/MiddleEast/Article.aspx?id=298320

  • LM
    Lars Meyer

    Auch wenn Bastler4711 das spaßig-salopp formuliert, ist ihm zuzustimmen: Diffamierung als Antisemit ist natürlich in etwa so interessant wie das reflexhafte DAS MUSS DOCH ERLAUBT SEIN der Deutschen (Linken/Rechten): Publizistisch beides alte Hüte. Psychoanalytische Arbeiten zum Thema WARUM die Deutschen (Linken/Rechten) Israelkritik seit jeher als ganz tolles aufklärerisches Rechthaberthema begreifen, sind spannender. Gibt es doch so viele Konflikte weltweit, gibt es doch so viel Leid, dass einzig Gutmenschentum als Motiv nicht ganz zu überzeugen vermag: Ihr seid das gute Gewissen Deutschlands, wir kaufen es euch ab, aber WARUM müsst ihr uns das permanent am Beispiel Israels beweisen?

  • TT
    Thomas Trasolt

    Koennte es nicht sein, dass dieser ganze Rummel um Augstein nur eine Werbeaktion fuer seine vor sich hin duempelnde Zeitung ist?

  • F
    Fritz

    Ganz toll, wir sollen nicht Israel daemonisieren, sondern die anderen. Gut und Boese und die Mentalitaetsgeschichte. Maerchenstunde in Potsdam ganz subtil, waerend der Vorsitzende des Kindergartenvereins mit der Pistole herumfuchtelt und Geschichte schreibt. Ausgerechnet Broder.

  • DM
    Dr. Manhattan

    Man sollte doch zumindest so ehrlich sein, dass es eben nicht um die Kritik an der jetzigen israelischen Regierung geht, sondern an jeglicher israelischen Regierung. (Es sei denn, sie beschließt die sofortige Auflösung des "zionistischen Gebildes".)Da ich nicht erkennen kann, dass es überhaupt die Kritik eines Landes als solches gibt (Pakistankritik, Rußlandkritik, Chinakritik....?, erlaube ich mir die Wertung: Israelkritik = Antisemitismus. Gerade die Einsichtsresistenz von üblichen Verdächtigen wie Augstein, etc. weist diese doch als echte von der Krankheit Befallende aus. Dafür habe ich schon lange kein Mitleid mehr. Sie kotzen mich nur noch an. Und darauf angesprochen, erlaube ich mir einem Judenhasser auch in die Fresse schlagen. Das wird man in Deutschland ja wohl tun dürfen....

  • I
    I.Q

    Das ist zu schwach Herr Reinecke, denn auch Ihnen müßte bekannt sein, wer stets und ständig bemüht ist, „Israel“ und - sei es nur als Platz für - „die Juden“ gleichzusetzen.

    und natürlich auch, wann solche Kampagnen besonders um sich greifen.

     

    Es müsste auch bekannt sein, woher ständig der Vorwurf herkommt, dies sei wie bei den Nazis, wie etwa bei einem Boykott bestimmter Waren aus einem Land aufgrund und als Protest gegen völkerrechtswidrige Machenschaften,

    der nichts aber auch gar nichts damit zu tun hat, wenn Kunden von Schlägertrupps am Betreten von Geschäften gehindert und Geschäftsinhaber bedroht und misshandelt werden, um einen Bevölkerungsteil vogelfrei zu machen.

     

    „Vergleiche Israels mit NS-Terminologie“ ?

     

    Wer wendet sie an und woher stammen die?

     

    Wer kennt sie etwa nicht, die Bestrebungen den Landraub an den Palästinensern mit der Vertreibung von Deutschen nach dem 2 Weltkrieg gleichzusetzen, den Palästinensern und wenn es nicht so pauschal geht dann doch wenigstens der Hamas „Holocaustabsichten“ nachzusagen und von welcher Seite kommen sie?

     

    „Solche Assoziationen wecken gerade bei deutschen Autoren den berechtigten Verdacht..“ - nein, sie legen eine Absicht auf,

    und welche Gleichsetzung wird dabei betrieben und gehören dazu nicht Auftretende wie selbst ein Raffael Seligman, von Broder und Graumann mal zu schweigen?

     

    was ist denn nach 1945 in der BRD geschehen?

     

    Die Vordertür für „ einen deutschen Entlastungsdiskurs“, hat sie nicht der Eingliederung, Duldung und Fortexistenz von Nazis in Amt, Wirtschaft und Würden gedient, war sie nicht die Finanzierung „Israels“ anstatt Entschädigung, Schadensersatz sowie Hilfe und Betreuung für die Opfer?

    Ist die tatsächliche Entwicklung nach 1945 irgendwem verborgen geblieben?

     

    Und wo waren Sie, Herr Reinecke zu finden, als es etwa um ein Gedicht von G. Grass ging, das hauptsächlich die Militärhilfe an "Israel" angriff?

  • PR
    Peter Rosenstein

    Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal schreiben werde: Herzlichen Dank, Herr Reinecke, für diesen klaren, gut strukturierten und argumentativ stringenten Text!

  • T
    Teermaschine

    Sehr geehrter Herr Reinecke,

     

    nichts von alledem erklärt Jakob Augstein, der sich gerne zu allem, am liebsten aber zum Nahostkonflikt äußert. Da muss die Frage erlaubt sein, woher diese Obsession rührt, zumal Herr Augstein stets die Dinge aus sicherer Entfernung wahrnimmt; und das sehr selektiv. Das hat einfach einmal eine ganz andere Qualität als die Meinungsäußerung eines israelischen Journalisten oder Korrespondenten, der sich zur israelischen Innenpolitik äußert.

    Wer bemerkte noch gleich:

    "Die Deutschen können den Überlebenden niemals verzeihen, nicht alle Juden umgebracht zu haben"?

  • N
    naseweiser

    Richtig , Herr Reineke . Die deutschen Mainstream Medien sollten damit dem SWC eine "volle Breitseite" zurückballern !

    (... und nehme hiermit ausdrücklich den Antisemitismus Verdacht der New Yorker in Kauf )

  • RT
    richard trk

    tja. auch wenn das vielen nicht schmeckt, die gerne den publizistischen platz, den sie einnehmen mit israelkritik füllen, ist es nun mal alleine vom kontext her was anderes, was ein israeli auf der meinungsseite der haaretz schreibt oder was ein deutscher in seiner kolumne bei spiegel online schreibt.

     

    mal davon abgesehen dass -ich zitiere aus der swc-rangliste auf englisch, da ich jetzt fix ned das ganze "im zweifelsfall links"-archiv durchstöbere- "the netanyahu government keeps the world on a leash" ist ob es augstein wahrnimmt oder nicht ein update des "die juden regieren die welt"; "israels nuclear power is a danger to the already fragile peace of the earth" ist die übliche ekelhafte täter-opfer-umkehrung. die gleichsetzung der haredim (so unsympathisch die auch sein mögen) mit den islamischen fundamentalisten ist auch nicht unfragwürdig.

     

    dass augsteins salonantisemitismus sicherlich nicht auf einer stufe mit den hetzern im iran und in ägypten zu stellen ist, ist wahr. deswegen ist er nur auf platz neun, auf einer ebene mit louis farrakhan.

     

    und dass es in der linken szene oft genug immer noch am verständnis mangelt, dass die gefahr für die juden nicht nur vom gemeinsamen feind - den nazis - ausgeht sondern immer öfter auch von linker seite ist eh auch keine überraschung. schade, dass die taz, die ja grundsätzlich dankenswerterweise schritte in die richtige richtung unternimmt, das immer noch nicht so recht begriffen hat.

  • L
    leo@yopmail.net

    Was soll die ganze Aufregung.

     

    Der gebildete Mensch, der sich das Privileg einer eigenen Meinungsbildung gönnt, wird zwangsläufig mit ähnlichen Einschätzungen konfrontiert.

     

    Totschlagargumente und Inflationierung von Begriffen?

     

    Sozialdarwinist?

    Militarist

    Klimaleugner?

    Ausbeuter?

    Rassist?

    Nationalist?

    Nazi?

    Islamhasser?

    Kapitalist?

    Dosenlobby?

    Gender-Mainstraem Leugner

     

    Na und? Dass nimmt man gelassen. Man muss ja nicht gleich so dünnhäutig sein.

  • M
    Mier

    Top!!!!

  • OK
    oma Kruse

    Antisemiten sind dreckige und dumme Modernisierungsverlierer aus der hintersten Provinz. Reiche, schöne und vor allem gut vernetzte Menschen wie Jacob Augstein können damit einfach per definitionem keine Antisemiten sein – auch wenn sie den lieben langen Tag damit verbringen, gegen Juden und den jüdischen Staat zu hetzen ;-)

     

    Die aktuelle Debatte zeigt vor allem, dass Herr Augstein und sein Geld viele gute Freunde haben.

  • H
    Herbert

    Das war eine wichtige Klarstellung, die die Ehre der taz wieder herstellt, nachdem sich Cigdem Akyol am 29.12.12 in dieser Zeitung unsäglich suffisant zu den Vorgängen geäußert hat.

    Nur: Auch Reinecke möchte das SWC als Opfer darstellen, indem er deren Verzweiflung an die Wand malt. Ist das aber richtig? In Israel jedenfalls dominiert die radikale Rechte die politische Agenda nach belieben, in den USA setzen die eigentlich erledigten Neocons Obama erheblich unter Druck (u.a. auch mit dem Antisemitismusvorwurf) und in vielen anderen Ländern der Welt (z.B. Wilders, Niederlande) gibt es eine Instrumentalisierung des Anliegens der Juden und Israels für islamfeindliche und rassistische Politik. Broder ist in dieser Hinsicht ein typischer Handlanger dieser neokonservativen, islamfeindlichen und rassistischen Koalition (s. Breivik, der sich auf B. beruft). Aus dieser hässlichen Umarmung durch die neocons sollte sich auch das SWC befreien, vielleicht hat sogar auch B. ein Einsehen, dass er auf der falschen Seite steht.

  • K
    karin

    ..."Die israelische Regierung soll moralisch imprägniert werden."

    Danke für die Verbalisierung meines schon länger anhaltenden Gefühls der systematischen Instrumentalisierung zu politischen Zwecken der Begriflichkeit.

  • D
    D.J.

    Ich käme nie auf die Idee, Augstein als einen Antisemiten zu bezeichnen. ich halte ihn lediglich für einen nicht besonders intelligenten Linken, der (wie viele unter dieser Sorte Linken) mit vielerlei Maß misst. Und "rational" ist er gewiss nicht.

    Die Inflationierung des Begriffs halte ich ebenfalls für problematisch. Das gilt freilich mindestens ebenso für die abgrundtief dumme Bezeichnung von Islamkritik als rassistisch (durch Religionsvertreter und deren nichtmuslimische Nachplapperer).

  • MG
    Michael Gwosdz

    Das mit dem Ranking ist in der Tat wenig seriös, das SWC hätte sich diese Albernheit sparen können.

     

    Allerdings lässt sich Jakob Augstein eben nicht auf reine Kritik an der Politik des Staates Israels reduzieren. Stattdessen bedient er in seiner Kritik antisemitische Klischees, wie z.B. in seinem Text vom 4. Juni 2012:

     

    „Denn wenn es um Israel geht, gilt keine Regel mehr: Politik, Recht, Ökonomie – wenn Jerusalem anruft, beugt sich Berlin dessen Willen.“ (Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/u-boote-fuer-israel-wie-deutschland-die-sicherheit-in-nahost-gefaehrdet-a-836816.html)

     

    publikative.org kommentiert diese Zeilen zu Recht wie folgend: „Deutschland als Rüstungsknecht des jüdischen Staates und seiner Absichten – da ist die jüdische Weltverschwörung nicht mehr weit.“ (http://www.publikative.org/2012/06/05/wahn-und-wirklichkeit/).

  • NE
    Nur ein Wort

    Bravo

  • WW
    Wuff, wuff

    Getroffene Hunde bellen. Getroffene "Journalisten" lassen bellen, besonders wenn sich auch andere Gesinnungsgenossen getroffen fühlen. Das SWC hat sich die Sache gut überlegt. Die Politik der israelischen Regierung wird viel kritisiert. Am meisten in Israel. Das ist kein problem. Es ist die Art wie es Augstein macht, welche ihm die "Auszeichnung" zurecht einbrachte. Wirklich witzig ist des Autors Warnung vor einem stumpf werdenden Schwert bei "inflätionärer" Verwendung des Begriffs "Antisemitismus". Wer man in der taz inzwischen Rassismus sieht sobald jemand in unserem Land den Islam kritisiert und ein "Nazi" bereits vergeben wird wenn man mit 40 durch die Tempo 30 Zone fährt, der macht sich mit solchen Warnungen noch lächerlicher. Augstein ist ein selbstgerechter Schnösel, den tausende Raketenagriffe kalt lassen, der die zur Vernichtung der Israelis aufrufende Charta der Hamas, der Hisbollah wie der PLO einfach verschweigt und der erst aufschreit wenn Israel zurückschlägt. Ob er als ein Antisemit alter Prägung zu bezeichnen ist darf man bezweifeln. Die Auszeichnung hat er als Antisemit moderner Prägung und ein Wegbereiter dieser zurecht bekommen.

  • B
    Bastler4711

    Die rot-grünen Antisemiten! Das passt Ihnen ja gar nicht. Die Grundhaltung 'links' ist im Kern ja nichts anderes, als immer mit dem Finger auf andere zeigen; und von anderen zu fordern.

    Bei sich selber wird natürlich weder geprüft noch gefordert; wozu auch? Wer gegen Banken ist, kann natürlich kein Charakterschwein sein und ist automatisch Multi-Kulti-Freund.

    Nichts ist daran falsch, einen Antisemiten als Antisemiten zu bezeichnen. Falsch ist, einen Antisemiten zu verteidigen, ohne überhaupt einmal die unsäglichen Ergüsse dieses Erb-Verlegers gelesen zu haben.

     

    Jetzt ist das Problem angeblich die Entgrenzung des Begriffes! Aber wer hat ihn denn entgrenzt?

     

    Hier, hier, hier ist es! Wo jeder, der eine abweichende Meinung vertritt, automatisch Rassist ist. Das Thema der Diskussion ist dabei völlig unerheblich.

    Hier ist es doch, wo unterschwellig jeder Klima-Leugner, Euro-Gegner, etc. automatisch NAZI ist.

     

    Hier ist es doch, wo die billige Denunziation zu Hause ist!

     

    und jetzt jammern?... wozu, wie immer haben nur die ewigen Anderen Schuld....

  • AF
    Anne Frank

    nein

  • T
    T.V.

    Irgendwie hatte ich gehofft etwas über die unterschiedliche Darstellung des Diskurses zum Thema in den USA und hier zu lesen. Der wird doch im Land der Judenvernichtung etwas anders geführt als drüben im Land der Tellerwäscher.

  • D
    Detlev

    Es gibt in Deutschland 10.000 gewaltbereite Rechtsextremisten/Neonazis, 150 Rechtsextremisten befinden sich in der einen oder anderen Form im Untergrund, die Zahl der Gewaltdelikte aus dieser Richtung ist extrem hoch. Die Möglichkeit zu noch mehr Gewaltaten ist extrem hoch. Doch eine jüdische Organisation zielt publicity-trächtig auf Jakob Augstein und sieht in ihm den neuen Antisemiten?

     

    Das ist, wie hier richtig dargestellt, einfach falsch und auch unsinnig.

     

    Anstatt sich mit der extremen Gewaltbereitschaft der 'echten' Antisemiten und Neonazis zu beschäftigen, sollen sich die Leute mit Jakob Augstein beschäftigten? Das ist unsinnig. Außerdem beginnt hier eine gewisse Bagatellisierung von Antisemitismus, die einen schmerzt. Ich verstehe auch nicht, wo diese linken, bösen Anitsemiten überhaupt sind. Ich habe in Hamburg Neonazis gesehen, die wollten hier mehrfach die Straße erobern, die waren eindeutig, diese antisemitischen Linken habe ich noch nie irgendwo erlebt. Auch bei Jakob Augstein oder im Freitag habe ich nichts dergleichen festgestellt.

  • MM
    Markus Meister

    In dieser Form mit dem Begriff Antisemit umzugehen und jeden Kritiker der israelischen Regierungspolitik so zu beleidigen, wird nur dazu führen, dass man sich irgendwann genervt abwendet und Wahrnungen vor echten Antisemitismus später nicht mehr wahrgenommen oder ernst genug genommen wird.

    Es ist nur albern, wie diese Organisationen immer wieder bewusst Israelkritik mit Antisemitismus verwechseln und selbst jüdisch gläubige Kritiker so zu diffamieren.

  • T
    tommy

    "Die USA, Schutzmacht des jüdischen Staates, werden in den nächsten Jahrzehnten an Einfluss verlieren"

     

    Nicht nur das, es kommt auch hinzu, dass in den USA mit Lateinamerikanern und Asiaten Gruppen immer wichtiger werden, die im Allgemeinen Israel gegenüber eher desinteressiert oder sogar kritisch sind; sollte Israel außerdem seine Siedlungspolitik fortsetzen, wird es auf Dauer seine Legitimität vollends verspielen und am Ende ähnlich wie das Apartheid-Südafrika geächtet werden...das wäre dann aber eine (an und sich ja vermeidbare) Entwicklung, die die Israelis und ihre Apologeten in westlichen Ländern allein sich selbst zuzuschreiben hätten.