Kommentar SV Wilhelmshaven: Dann kam auch noch Pech dazu

Jetzt wird der SV Wilhelmshaven doppelt bestraft. Denn er bekommt Recht, aber dennoch keine Hilfe.

Der Zweite Zivilsenat beim Bundesgerichtshof bei der Urteilsverkündung zum Zwangsabstieg des SV Wilhelmshaven im Jahr 2016 Foto: Uli Deck/dpa

Armer, armer SV Wilhelmshaven! Viele Fußballfans definieren ihr Fansein zwar als grundsätzlich leidvolle Erfahrung – aber irgendwo gibt es auch Grenzen. Und dieser SV Wilhelmshaven, ohnehin nicht gerade das Real Madrid der siebten Liga, wird nach dem langen Lauf durch die juristischen Instanzen nun wohl leider doppelt bestraft. Selbst der Bundesgerichtshof gab dem Verein recht, helfen kann ihm trotzdem keiner.

Das Landgericht Bremen ließ die Klage des Vereins zwar zu und gab im Gütetermin den WilhelmshavenerInnen erneut tendenziell recht. Aber, denn so die Richter sinngemäß: Pech, kannste jetzt nichts mehr machen.

Klassischer Fall von: Erst kein Glück gehabt und dann kam auch noch Pech dazu. Wie eine Schiedsrichter-Fehlentscheidung: Alle haben die Schwalbe genau gesehen, die Ungerechtigkeit ist sogar per Kamera genau dokumentiert, der Elfmeter kann aber trotzdem nicht mehr zurück genommen werden.

Auch mit einer x-beliebigen Summe ist dem SV Wilhelmshaven nicht zu helfen. Eine Fußballsaison verläuft nach der Chaos-Theorie. Unfassbar viele Faktoren spielen bei einem Aufstieg eine Rolle. Umso fragwürdiger, wie teuer der unrechtmäßige Zwangsabstieg war. Genauso abwegig ist, dass Wilhelmshaven mit einem Kader aus dem Abstiegskampf der siebten Liga nun direkt in der Regionalliga bestehen könnte.

Umso frecher ist es, wenn der Norddeutsche Fußball-Verband vor Gericht mit dem sportlichen Misserfolg des WSV argumentiert: Die Wilhelmshavener hätten ja ohnehin nur 19 Punkte aus 19 Spielen auf dem Konto gehabt, als sie von dem Zwangsabstieg erfuhren. Wie juristisch seriös ist das denn, zu spekulieren, wie die Rückrunde verlaufen wäre, wenn niemand gewusst hätte, dass der Zwangsabstieg drohte? Genau.

Wenn Fußballkultur das Leiden zur Tugend erhebt, müssten alle Geneigten aus Solidarität WSV-Fans werden. Vielleicht mit einem Nur-juristisch-absteigbar-Schal? Liebe Wilhelmshavener, holt euch Euer Geld zurück. Ich komme spätestens zum nächsten Heimspiel! Aufstieg ist Pflicht!

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Inland und taz Berlin. Themenschwerpunkte: soziale Bewegungen, AfD, extreme Rechte

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.