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Kommentar RusslandSouverän Putin

Klaus-Helge Donath
Kommentar von Klaus-Helge Donath

Der Rückbau der Demokratie ist vollzogen. Mit seiner Kanditatur für die Dumawahlen hat Putin die Weichen für eine lebenslange Amtszeit gestellt.

W ladimir Putin ist zu beneiden. Was immer der russische Präsident auch tut, das Volk hält es für gut und die politische Klasse bricht in Jubel aus. Putins Entscheidung, für die Duma auf dem Ticket der Kremlpartei zu kandidieren, um hintenherum an der Macht zu bleiben, trifft in der Öffentlichkeit auf breite Zustimmung.

Nur eine kleine Minderheit kritisiert die Art und Weise, in der der Kremlchef häppchenweise seine Zukunftspläne vor dem turnusmäßigen Wachwechsel im Kreml im Frühjahr enthüllt. Was in demokratischen Staaten als eine Verhöhnung des Souveräns - des Wählers - empfunden würde, hält man in Russland für eine weise Entscheidung des Souveräns - des Präsidenten. Die Sprache verrät es. Nur die Begriffe decken sich, nicht deren Inhalt. Daran muss sich der Westen jetzt endgültig gewöhnen. Auch daran, dass die Verlängerung der Amtszeit dem herkömmlichen dynastischen Muster folgt: das Ende der Dynastie fällt mit dem biologischen Ende des Souveräns zusammen.

Die Dumawahlen im Dezember werden zu vorgezogenen Präsidentschaftswahlen und einem Plebiszit für Putin. Die ohnehin auf Restbestände zusammen gestutzte russische Parteienlandschaft erhält mit dem Geeinten Russland jetzt auch wieder so etwas wie eine Staatspartei nach dem Zuschnitt der früheren KPdSU. Der Rückbau der Demokratie ist nach acht Jahren Putin endgültig vollzogen. Die Leitidee des Umbaus bezeichnet der Kreml als "souveräne Demokratie", deren Bedeutung sich langsam erschließt. Im kommunistischen Sprachgebrauch hieß dieser Mechanismus "demokratischer Zentralismus". Im Vergleich zur souveränen Demokratie war jener jedoch transparent und erheblich pluralistischer.

Die Winkelzüge des Kremlchefs legen die strukturellen Probleme des Systems offen. Putin hat weder einen fähigen Nachfolger noch einen Garanten gefunden, dem er seine Sicherheit und die Interessen des Staates anvertrauen könnte. Die Machtpyramide, von Putin obsessiv ausgebaut, hat alle personalen Alternativen beseitigt. Sie steht und fällt mit seiner Person. Von Stabilität kann keine Rede mehr sein. Das ist das Fazit der "Diktatur des Gesetzes" im Interesse der Stabilität.

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Klaus-Helge Donath
Auslandskorrespondent Russland
Jahrgang 1956, Osteuroparedakteur taz, Korrespondent Moskau und GUS 1990, Studium FU Berlin und Essex/GB Politik, Philosophie, Politische Psychologie.
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