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Kommentar Rezession1-Euro-Job für Josef Ackermann

Hannes Koch
Kommentar von Hannes Koch

Die Prognosen sehen düster aus. Um vier Prozent wird die Wirtschaft schrumpfen, warnt der Chefökonom der Deutschen Bank. Es könnte noch schlimmer werden.

I n seine Glaskugel geschaut hat der Chefökonom unseres liebsten Geldhauses, der Deutschen Bank. Was Norbert Walter dort zu erkennen glaubte, teilte er eiligst der Bild-Zeitung mit: Um vier Prozent könnte die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr schrumpfen, prognostiziert Walter. Im Vergleich zu allen anderen Vorhersagen ist das eine abenteuerlich pessimistische Sicht. Doch Walter ist nur unorthodox, nicht doof.

Bild: taz

Hannes Koch ist Autor der taz.

Denn seine Prognose könnte sich als richtig erweisen. So steil nach unten wie derzeit ging es noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Auch die Bundesbank hat gestern ihre neue Vorhersage veröffentlicht. Mit einer für 2009 angenommenen Verringerung des Bruttoinlandsprodukts um 0,8 Prozent liegt die aktuelle Schätzung der Bundesbanker um sagenhafte 2,2 Prozent unter der letzten Prognose, die erst sechs Monate alt ist. Und möglicherweise ist das nicht das letzte Wort. Den Boden des Abgrunds sieht zurzeit niemand.

Walters Botschaft hat aber auch einen zweiten Teil: Die Bundesregierung soll ihren Beitrag dazu leisten, den historisch einmaligen Einbruch der Wirtschaftsleistung um vier Prozent zu verhindern. Der volkswirtschaftliche Verlust von etwa 100 Milliarden Euro pro Jahr muss nicht eintreten, wenn Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück ein wirksameres Konjunkturprogramm auflegen, als sie bislang planen.

Walter schlägt vor, zusätzlich zu den bisherigen Maßnahmen die Mehrwertsteuer um drei Prozent zu senken. Insgesamt würde dabei ein Investitionspaket von 40 bis 50 Milliarden Euro herauskommen - ein wenig mehr als die mageren einstelligen Beträge, die der Bund bislang aufwenden will.

Der - unausgesprochene - dritte Teil der Botschaft richtet sich an Walters Bank selbst. Deren Chef, Josef Ackermann, hat kürzlich erklärt, er würde sich schämen, die Hilfen des staatlichen Pakets zur Bankenrettung anzunehmen. Angesichts der bevorstehenden Krise dürfte diese Weigerung voreilig gewesen sein. In seiner Glaskugel mag Norbert Walter einen Josef Ackermann gesehen haben, der demütig Staatsmilliarden akzeptiert und wie die Manager der US-Autokonzerne mit einem Euro Gehalt zufrieden ist.

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Hannes Koch
Freier Autor
Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.
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2 Kommentare

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  • RK
    Rüdiger Kalupner

    Frau Angela Merkel, Evolutionsprozess- und Chaosphysikerin, CDU-Vorsitzerin, Bundeskanzlerin, scheint mir die einzige Spitzendenkerin zu sein, die weiß, welche historische Dimension die Finanz- und Wachstumskrise für die Industrieländer hat und wie alles enden wird: im Exodus aus dem absolutistischen Wachstumszwang-Regime und im Übergang in die evolutionsprozess-logisch folgende Weltordnung des Kreativen, in der die soziale und staatliche Leistungen ökosozial finanziert sind. Sie ist jene längst bekannte Wirtschaftsordnung, die ohne quantitatives Wachstumsraten auskommen wird.

     

    Wenn diese Angela-Merkel-Hypothese stimmt, und alle Signale bestätigen mich darin, dass sie die Rolle der revolutionären Exodus- und Übergangsprojekt-Managerin a la Gorbatschow angenommen hat, dann können wir alle fröhlich das Weihnachtsfest und die ersten Tage des neuen Jahres genießen. Wir leben dann in der Advent-Zeit der neuen Weltordnung des globalen Friedens, der Ordnung des Schöpferischen, von der Friedrich Hölderlin in seinem Poem 'An die Deutschen' geredet und geträumt hat.

  • K
    Klaus

    Warum immer gegen den Ackermann? Der hat doch bisher die Deutsche Bank gut durch die Krise geführt. Hat zig - Milliarden Verluste vermieden, auf ein paar Boni verzichtet und benötigt noch keine Staatsknete. Wäre es da nicht - wenn weniger ideologisch, sondern sachlich und nüchtern analysiert - eher angebracht, den Landesbankern oder der seinerzeit delegierten Dame an der KFW - Spitze die 1-Euro Jobs anzubieten?