Kommentar Rentenprognose: Verfrühte Entwarnung
Bei den Rentenprognosen wird auf die Zukunft gewettet. Es sind Durchschnittswerte, die nichts über das Risiko individueller Altersarmut aussagen.
E s ist schon eine Zumutung, was man als BürgerIn derzeit von Rentenkonzepten und -prognosen verstehen soll. Nachdem in den vergangenen Wochen die Konzepte gegen Altersarmut durch die Medien waberten, gab es am Montag eine scheinbare kleine Entwarnung: Die Renten steigen in den nächsten Jahren stärker als erwartet, geschuldet ist das der guten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.
Auch die SPD hat ihren innerparteilichen Streit, ob man an der Rentenformel nun was ändern soll oder nicht, erst mal bis zum Jahre 2020 aufgeschoben. Vielleicht, so die Hoffnung mancher Sozialdemokraten, erspart die positive Entwicklung auf dem Jobmarkt allzu hässliche Verteilungsstreits, und mit der Rentenformel kann dann praktischerweise alles so bleiben, wie es ist.
Doch die Entwarnung, die schon aus den Veränderungen bei irgendwelchen Zehntelprozentpunkten abgeleitet wird, täuscht, denn wir haben es hier mit Wetten auf die Zukunft zu tun. Die Beschäftigungslage kann sich wieder verdüstern. Vor allem aber sind die Prognosen nur Durchschnittswerte. Sie sagen nichts aus über die individuellen Risiken der Altersarmut. Genau diese Individualisierung der Risiken aber ist der springende Punkt: Probleme bekommen später kleine Selbständige, alleinstehende Frauen, die schlecht verdienten, sowie gesundheitlich Angeschlagene, die früher in den Ruhestand wechseln müssen.
Da beruhigt die nun auch von der SPD versprochene Solidarrente in Höhe von 850 Euro brutto wenig: Netto liegt sie bei rund 770 Euro und damit nicht oder nur wenig über der Grundsicherung im Alter, die heute schon in Westmetropolen mit hohen Mieten gezahlt wird. Auf die Frage nach der Grundrente gibt es also noch keine wirkliche Antwort.
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