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Kommentar Reisefreiheit KubaDie Willkür bleibt

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Die kubanische PR hat gute Arbeit geleistet. Denn die neuen Reiseregeln für die KubanerInnen haben mit „Reisefreiheit“ nichts zu tun.

E s ist eine beeindruckende Medienshow, die der kubanische Staat mit der Verabschiedung neuer Migrationsregelungen veranstaltet. Offenbar setzt die kubanische PR-Abteilung darauf, dass sich im Ausland niemand die in der Gaceta Oficial, dem kubanischen Amtsblatt, veröffentlichten neuen Gesetze wirklich ansieht. „Reisefreiheit für KubanerInnen“ soll die Schlagzeile lauten – das klingt schön, stimmt nur leider nicht.

Denn wirklich neu ist eigentlich nur, dass für eine Ausreise die Notwendigkeit wegfällt, ein Einladungsschreiben vorzulegen und die Einzelgenehmigung zu beantragen. Das heißt: Für jene, die schon bislang reisen dürfen, wird es leichter. Die Vorschriften darüber aber, wie ein Pass zu beantragen sei, und vor allem, wem der aus welchen Gründen verweigert werden darf, machen deutlich: Der kubanische Staat gibt hier gar nichts aus der Hand, schon gar nicht die Kontrolle über seine Bürger.

Dass dem so ist, steht sogar in der Präambel der neuen Gesetze, in denen Staatschef Raúl Castro von der Notwendigkeit schreibt, die Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte zu verhindern.

Bild: taz
Bernd Pickert

ist Redakteur im Auslandsressort der taz.

Es ist gerade dieses Denken, was die permanente Entmündigung der KubanerInnen durch den eigenen Staat verdeutlicht. Nicht die KubanerInnen selbst dürfen entscheiden, wann sie reisen wollen – der Staat entscheidet, wen er gehen lässt. Daran ändert sich nichts, und die Berufung auf ein nicht näher zu begründendes „öffentliches Interesse“, mit dem die Ausstellung eines Passes oder die tatsächliche Ausreise verweigert werden kann, lässt vermuten, dass die Willkür gegenüber missliebigen Personen bleiben wird.

So hat auch die lange erwartete neue Ausreiseregelung mehr Symbolik als Inhalt – wie so viele Reformen der letzten Jahre unter Raúl Castro.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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5 Kommentare

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  • LC
    Lester Cano

    An alle die glauben, von Deutschland aus, dass man auf Kuba FREI leben kann! Und alle diese Menschen: ich unterschreibe mit meinen Namen! Weil mir die einreise in meine Heimat verweigert wird. Weil ich sage, was ich denke und es ist verboten! Also an alle diese Gutmenschen, sage ich nur: Applaus! Fahrt doch alle nach Kuba und leb einfach da! Und geniesse diese Freiheit die man dort und nur dort geniessen kann. Bitte, tut euch ein gefallen und lebt dort, wo alles besser ist. Bleib da und läss uns hier mit den Kapitalisten, Imperialisten und und und...

    An Euch, die es möglich gemacht haben und machen, dass Kuba noch kein Land ist, sonder einfach ein Experiment auf Kosten der Bevölkerung!

    An Euch alle, meine Grüße!

    Lester Cano

  • V
    vic

    Doch auch die anderen Länder entscheiden, wen sie reinlassen wollen.

    Sportler haben immer gute Karten und diese Auswahl trifft das Ausland.

  • H
    Hans

    Das ist keine Willkür! Kuba handelt absolut richtig!

  • C
    Cubano

    Respekt, der Autor hat die Änderungen richtig interpretiert. Von einer Umsetzung des Artikels 13 der allgemeinen Menschenrechte kann noch lange nicht gesprochen werden. Somit wurde keine Reisefreiheit eingeführt, einzig und allein die Voraussetzungen für eine Reise erleichtert. Dies allerdings nur für diejenigen die schon jetzt reisen durften.

    Für Dissidenten, Akademiker oder Mediziner allerdings wird sich nichts ändern. Sie werden in Zukunft halt keinen Pass bekommen und somit immer noch in Kuba gefangen gehalten.

    Leider ist der Großteil der deutschen Presselandschaft zu schlecht informiert oder übernimmt einfach die Schlagzeilen anderer Presseorgane.

    Daher nochmals mein Lob für die genaue Analyse der Hintergründe.

  • K
    Kubafreund

    Es werden wieder einmal Äpfel mit Bohnen verglichen:

    In vielen Ländern der "3. Welt" - sogar in den USA - haben überhaupt keinen Pass. Die Ausstellung kostet für den Großteil der Bevölkerung fast ein Jahreseinkommen.

    Deshalb steht die Reisefreiheit dann sowieso nur auf dem Papier!