piwik no script img

Kommentar Regierungswechsel in MadridSpanien muss neu gedacht werden

Reiner Wandler
Kommentar von Reiner Wandler

Pedro Sánchez hat den korrupten Regierungschef Rajoy aus dem Amt gekickt. Nun muss er per Minderheitenregierung das zerrissene Land einen.

„Frankenstein“ der Politik – oder Retter Spaniens? Der neue Regierungschef Pedro Sánchez Foto: dpa

E ine „Frankenstein-Regierung“ – so nennen die Gegner des Sozialisten Pedro Sánchez verächtlich, was er durch ein erfolgreiches Misstrauensvotum gegen den konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy auf die Beine gestellt hat. Sánchez hat es verstanden, ein breites Sammelsurium politischer Kräfte hinter sich zu vereinen und so zum neuen Regierungschef Spaniens zu werden. Da sei keine Stabilität zu erwarten, schimpfen die abgewählten Konservativen, und ihre rechtsliberalen Bündnispartner warnen vor „der Zerstörung Spaniens“.

Es stimmt, Sánchez verfügt nur über 84 Abgeordnete in einem 350 Sitze starken Parlament. Noch nie war eine Minderheitsregierung so schwach. Doch vielleicht liegt genau darin die Chance. Denn Sánchez braucht, was Spanien dringend braucht: Dialog. Er muss aus dem Parlament mit ständig neu geschmiedeten Mehrheiten regieren, statt dies im Alleingang oder per Veto zu tun wie Rajoy.

Es besteht viel Gesprächsbedarf, um so schwerwiegende Fragen wie die verfahrene Situation in Katalonien zu lösen. Statt sich wie Rajoy hinter der Justiz zu verstecken, wäre politisches Handeln der richtige Ansatz. Nur wenn Spanien neu gedacht wird, ist ein Auseinanderfallen zu verhindern. Reformen tun Not, auch wenn es dazu eine Verfassungsänderung braucht. Je breiter der Dialog, umso besser das Ergebnis.

Das gleiche gilt für die soziale Lage. Anstatt mit der Schere zu regieren, braucht Spanien wieder eine integrative Sozialpolitik. Zu viele Arbeitslose haben dank Rajoys Politik alles verloren. Zu viele Familien sitzen auf der Straße, zu lang sind die Warteschlangen bei der Gesundheitsversorgung und zu groß die Schulklassen. Die Arbeitsmarktreform Rajoys hatte zur Folge, dass in Spanien zwar Arbeitsplätze geschaffen werden, diese aber schlecht bezahlt sind und meist nur von kurzer Dauer. Nur ein ernst gemeinter sozialer Dialog kann die Lage entspannen. Wie das gehen kann, zeigt das benachbarte Portugal, das sich bereits vor einigen Jahren von der Sparpolitik verabschiedet hat.

Nur wenn Spanien neu gedacht wird, ist ein Auseinanderfallen zu verhindern

Zudem wurde Spanien unter Rajoy zu einem autoritären Land, in dem nicht nur Separatisten juristisch verfolgt werden, sondern auch Twitteraktivisten und Rapper wegen ihren Texten hinter Gitter müssen. Auch hier braucht es Diskussionen – und eine Gesetzesreform.

Eins steht jetzt schon fest: Die Spanier werden Sánchez nie vergessen, dass er Rajoy und seine Partido Popular, die wohl korrupteste Partei in der Europäischen Union, aus den Institutionen verbannt hat. Allein das war es schon wert, egal was nun kommt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Reiner Wandler
Auslandskorrespondent Spanien
Reiner Wandler wurde 1963 in Haueneberstein, einem Dorf, das heute zum heilen Weltstädtchen Baden-Baden gehört, geboren. Dort machte er während der Gymnasialzeit seine ersten Gehversuche im Journalismus als Redakteur einer alternativen Stadtzeitung, sowie als freier Autor verschiedener alternativen Publikationen. Nach dem Abitur zog es ihn in eine rauere aber auch ehrlichere Stadt, nach Mannheim. Hier machte er eine Lehre als Maschinenschlosser, bevor er ein Studium in Spanisch und Politikwissenschaften aufnahm. 1992 kam er mit einem Stipendium nach Madrid. Ein halbes Jahr später schickte er seinen ersten Korrespondentenbericht nach Berlin. 1996 weitete sich das Berichtsgebiet auf die Länder Nordafrikas sowie Richtung Portugal aus.
Mehr zum Thema

29 Kommentare

 / 
  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Sanchez ist ehrgeizig und jung. Er steht auch in seiner eigenen Partei für ein neues Spanien. Man sollte nicht vergessen, dass Don Filipe Gonzales bei der Wahl zum Parteivorsitz auf Sanchez' andalusische Konkurrentin Suzana Dias gesetzt hat, die den von ihm eingeführten sozialdemokratischen Filz verteidigte, der ganz Andalusien lähmt , vor allem in der Küstenregion korrupte Blüten schlägt. Für das alles steht Sanchez nicht und er hofft jetzt nicht nur die alte Tante PSOE zu erneuern, sondern auch ganz Spanien. Dafür braucht er aber Verbündete. Man weiss, dass er mit Pablo Iglesias nicht klar kommt und dass ihm Iglesias Widersacher Errejon näher steht. Mit dem könnte er eine Koalitionsregierung formieren. Aber Iglesias hat den Skandal um seine teure Villa gut überstanden. Das war gut für ihn, aber war es gut für Podemos und für Spanien?

    Auf der anderen Seite lauert Albert Rivera. Er ist bei den Juniwahlen 2016 mit Sanchez einen Pakt eingegangen, um zu regieren. Hätte er sich zu diesem Zeitpunkt noch mit der zweiten Geige zufrieden gegeben, denkt er jetzt aufgrund der jüngsten Erhebungen nicht mehr daran. Seine Partei liegt vorn und er will auch der erste sein.

    Sanchez ist zum Erfolg verdammt, will er Rivera wieder auf den zweiten Platz verweisen. Er kann auch nur hoffen, dass es Errejon gelingt sich bei den Madrider Regionalwahlen gegen den Iglesiasflügel durchzusetzen, um mit Podemos in die Nationalwahlen zu gehen.

    Ein weiterer wichtiger Punkt ist, ob es Sanchez gelingt die Unabhängikeitsparteien , vor allem die schwesterliche ERC wieder in die nationale Politik einzubinden.

    • @82236 (Profil gelöscht):

      Gute und informative Zusammenfassung, ich stimme Ihnen weitgehend zu.

      Die ERC als Schwesternpartei der PSOE zu bezeichnen, ist aus meiner Sicht allerdings unzutreffend.

  • Lieber Artikel schreiber. "Pedro Sánchez hat den korrupten Regierungschef Rajoy aus dem Amt gekickt. " ist ansich total Falsch, er war nicht korrupt, er wurde auch nicht denunziert und wurde auch nichts gegen ihn gefunden. Es wurde eher abgeordnete von seiner Partei denunziert.

    Journalismus soll immer Sachlich bleiben! sonst werden wir noch wie die Bild irgendwann mal :( Ich sage nur Spiegel-online!!!

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Tino Trivino:

      " pas vu, pas pris" Aber er wurde doch gesehen und wenn er als Parteichef von den Machenschaften seines Schatzmeistets nichts gewusst haben wollte gibt es nur zwei Möglichkeiten, entweder ist er ein Volltrottel oder ein ausgebuffter Lügner. Den Volltrottel hat er jahrelang mit Erfolg gespielt " Es el alcalde el que quiere que sean los vecinos el alacalde" versuchen Sie mal einer dieser berühmten Rajoysätze auf Deutsch zu übersetzen, viel Spass.

      Jedenfalls hat der unfreiwillige Kasper der spanischen Politik seinen letzten Auftritt gegeben und den Platz freigemacht für ein junges weltoffenes Spanien.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @82236 (Profil gelöscht):

        "Es el vecino el que elige el alcalde y es el alcalde el que quiere que sean los vecinos el alcalde."

         

        "Der Einwohner wählt den Bürgermeister und Bürgermeister ist, wer will, dass die Einwohner der Bürgermeister sind."

         

        Was er gemeint hat, ist klar. Er hat es nur extrem umständlich ausgedrückt. Rajoy ist halt einer dieser vielen Politikern, die sich - obwohl ihre sprachliche Fähigkeiten den intellektuellen hinterhinken - vergeblich bemühen, ihre Gedanken in eine sprachlich brilliante Form zu bringen. Da lob ich mir die Merkel. Da merkelt man stets, woran man ist...

        • 8G
          82236 (Profil gelöscht)
          @849 (Profil gelöscht):

          Lieb von Ihnen, dass Sie den ausgebufften Provinznotar in Schutz nehmen.

          Also der zweite Teil Ihrer Übersetzung leuchtet mir nicht ein. Der Satz " und Bürgermeister ist, wer will, dass die Einwohner der Bürgermeister sind... erschliesst sich mir nicht, ausser, dass das ein Aufruf zur partizipativen Demokratie wäre, wo der Wahlkörper als ganzes den Bürgermeister stellt. Andere Möglichkeit jeder kann Bürgermeister werden, aber das hätte er ja unkomplizierter ausdrücken können.

          Bei Rajoy weiss keiner, ob die sprachlichen Fähigkeiten hinter den intellektuellen hinterherkriechen oder umgekehrt.

          Meine spanischsprechenden Freunde, Spanier und Latinos, haben mir jedenfalls nicht erklären können, was er eigentlich sagen wollte.

           

          Wie wär's mit diesem Rajoysatz: “España es una gran nación y los españoles muy españoles y mucho españoles”.

          Und hier die Top Ten der beliebtesten Rajoysätze: https://www.mundodeportivo.com/elotromundo/actualidad/20160224/302397989298/top-de-las-mejores-frases-de-mariano-rajoy.html

    • @Tino Trivino:

      Er wurde aber auch mit Geld aus Korruption Ministerpräsident. Außerdem haben ihm die Richter sein "Ich wusste von nichts." nicht geglaubt.

  • Beim Tod Francos öffnete ein spanischer Mitschüler (im deutschen Exil lebend) im Unterricht ein Flasche Sherry - was der Lehrer damals lächelnd gewähren ließ.

    Heute wäre wieder so ein Tag!

  • Gut so. Rajoy, der ewig Eingebildete und korrupte ist jetzt mal weg gefegt worden. Besser kann es für Spanien nicht laufen. Fehlt noch dass sie den korrupten König weg jagen, denn der ist meiner Meinung nicht besser wie Rajoy, im Gegenteil. Anmerkung: Kanzlerin Merkel hatte noch diesen korrupten Politiker Rajoy vor einiger Zeit wegen der Katalonienkrise unterstüzt. Also einen Korrupten nachweislich. Wieder ein Fehler unserer Kanzlerin, oder sie hatte keine Ahnung von dem was sie machte.

    • @Alfredo Vargas:

      Alfredo, hast Du beweise? weisst Du etwa mehr als die Justiz in Spanien? Soweit ich weiss ist "Caso Gürtel" mit einigen Abgeordneten der Partei schuld aber hat nichts mit Mariano zu tun.

      Korrupten König? das Spanische Haus finanziert sich selber. Die Frage sollte eher lauten, ob ein Borbon (Französische Familie) in Spanien hausen sollte.

      Man sieht wo Deine Ideologie basiert, aber du solltest anstatt demagogisches Kommentar eher auf basiert Fakten schreiben, denn es gibt leider wirklich viele die gegen Rajoy sprechen, die allerdings für EU aber gut ist. die Volkspartei (Partido Popular) ist fúr Brüssel ein sehr wichtiger verbündeter. Und ich persönlich freue Mich sehr das Pedro am Ruder ist, aber auch er wird nachher weich werden weil die banken halt viel zu viel Power haben!

  • Wenn ich Sätze lesen muss, wie: "Spanien muss neu gedacht werden" kann meine deutsche Rechtschreibung, Satzstellung und Grammatik ja nicht besser werden.

  • Auch wer Franco vergessen oder nie kennengelernt hat, erinnert sich vielleicht noch daran, dass Katalonien 2006 von der damaligen spanischen Regierung unter Präsident Aznar notgedrungen, aber per Parlamentsbeschluss als Nation anerkannt wurde.

     

    Dagegen klagte die PP (Partido Popular) und bekam 4 Jahre später Recht. Der Nationenstatus wurde in wesentlichen Punkten wieder aufgeweicht.

     

    Das war die Geburt gleich mehrerer Parteien, die sich dem Status Quo von 2006 verschrieben hatten.

     

    Und da steht Spanien jetzt wieder.

     

    Tengo curiosidad

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Spanien muss neu gedacht werden ? Warum denn das ? Ein Regierungschef ist durch ein Misstrauensvotum der Mehrheit des gewählten Parlaments entmachtet und ein Politiker der Oppostion an seiner Stelle ins Amt gewählt worden. Das ist ein Akt politischer Hygiene angesichts der massiven Korruptionsvorwürfe gegen Rajoy und seine Kumpane. Sehr heilsam. Offenkundig funktioniert das politische System Spaniens gut.

    Genauso gut das juristische wie weiland bei den kakaphonischen Chauvinisten, die meinten, mittels Staatsstreichs Gesetze und Verfassung mal eben außer Kraft setzen zu können, um sich und ihre armselige Agenda durchzudrücken. Koste es, was es wolle.

    Das heutige Spanien, mitnichten ein blosser Wurmfortsatz des Francoregimes, macht Lust auf mehr.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @60440 (Profil gelöscht):

      Sind Sie traurig, dass der mit Ihren Worten " Abraham Lincoln Spaniens" jetzt den Sombrero nehmen musste?

      Ja in Spanien muss viel getan werden.

      - Invstionsnotstand in Forschung und Lehre

      - Grosse Aufholarbeit bei erneuerbaren Energien

      - Technologierückstand aufholen, sehr wichtig für die 4, europäische Volkswirtschaft.

      - Das Arbeitsrecht sozialer gestalten und arbeitsbeschaffene Massnahmen einleiten vor allem für junge Erwachsene und Frauen.

      - Umstellung einer produktionsintensiven Landwirtschaft, vor allem bei Obst und Gemüse auf ökologischen Landbau

      - Entfilzung von Politik, Verwaltung und Wirtschaft

      - Reform der Regionen hin zu einem echten föderalen System mit einem gerechten Verteilungsschlüssel der Steuereinnahmen und einer gewissen Steuerautonomie

      usw...

      Rajoy wollte einen neofrankistischen Staat schaffen, siehe " ley mordaza" , er hat eine Dienstleistungsgesellschaft von Kellnern und Zimmermädchen geschaffen mit einem Heer von jungen arbeitslosen Akademikern.

      Der weltgewandte junge Sanchez ist meiner Ansicht eher in der Lage als dieser Provinznotar Rajoy mit seiner Bande von Schmiergeldempfängern Spanien ins 21. Jahrhundert zu führen.

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @82236 (Profil gelöscht):

        Rajoy hat sich um die Einheit des Landes verdient gemacht. Sanchez wird in dieser Frage das gleiche tun. Zum Glück !

        Und die Lösung von Problemen liegt nicht im Chauvinismus.

        Und schön, dass Justiz und Parlament der Korruption den Kampf angesagt haben, gell ?

        Überhaupt komisch, wenn doch die Justiz franquistisch sein soll, wie Sie immer bahaupten ...

        • 8G
          82236 (Profil gelöscht)
          @60440 (Profil gelöscht):

          Das Problem liegt nie im Chauvinismus, aber dass Sie in diesem Zusmmenhang Begriffsverwirrung betreiben, haben Ihnen schon andere Forumsteilnehmer mehrfach vorgeworfen. Sie gebrauchen dieses Wort so vollmundig, als wollten Sie einen Bürgerkrieg herbeirreden. Bei Ihrer Agressivität kann man sich die Frage stellen, ob Frieden in Europa Ihr wirkliches Anliegen ist.

          Was die spanische Justiz anbetrifft, sind natürlich nicht alle Richter neofrnaquististich. Es gibt ja immerhin die Bewegung der Richter für die Demokratie, aber eben weil es eine solche Bewegung innerhalb der Magistratur gibt, sollten Sie sich die Frage stellen, wie es um die Demokratie bei Spaniens Richter bestellt ist. Tatsache ist auch, dass, ich habe die entsprechenden Belege wiederholt geliefert, es Gegfängnisstrafen für Meinungsdelikte gegeben hat. Die berühmteste war eine Studentin, die ein Jahr Gefängnis bekommen hat, weil sie Witze über den mutmasslichen Franco-Nachfolger Carrero Blanco gemacht hat. Offiziell für Verherrlichung von Terrorismus....no comment.

    • @60440 (Profil gelöscht):

      "Spanien muss neu gedacht werden ? Warum denn das ?"

       

      Weil die bisherige Politik das Land sozial und politisch gespalten hat?

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Es geht schon ne Nummer kleiner. Wichtig ist für mich, dass Spanien auch zukünftig nicht chauvinistisch gedacht wird. Wehret den kakaphonischen Anfängen !

  • Genau so ist es. Spanien bekommt eine Chance, seine Probleme anzugehen. Das größte Hindernis ist erst einmal beseitigt.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das grösste Hindernis war leider die Wirtschaftskrise die gott sei dank, jetzt nicht mehr da ist, trotzdem sind wir weit weg entfernt von den jahren als wir mehr power haten als die meisten in der EU.. schauen wir mal jetzt mit pedro!

      • 8G
        82236 (Profil gelöscht)
        @Tino Trivino:

        Für wen ist die Wirtschaftskrise denn vorbei? Doch nicht für das steigende Heer der Armen, verdad? Rajoy hat das Kunststück vollbracht einige Arbeitslose in Working Poor zu verwandeln. Der Tourismus boomt, weil spanischen Kellner und Zimmermädchen gnadenlos ausgebeutet werden, mit Teil-und Zeitarbeitsverträgen. Der IWF warnt vor einer neuen Spekulationsblase im Immobilienbereich. Dennoch gibt es immer noch 17% Arbeitslose, bei einem so hohem Niveau würde ihn Deutschland schon die AFD regieren! Die Rentner gehen jeden Montag auf die Strasse, weil sie mit ihrer mageren Rente auch noch die arbeitslosen Enkelkinder unterstützen müssen. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 40%. Die talentiertesten und höchstdiplomiertesten spanischen Jugendlichen verlassen das Land, weil sie mit einem Master als einzige Beschäftigungsperspektive das Privileg haben, den ausländischen Touristen oder den einheimischen korrupten Reichen Tapas und Bier zu servieren. Wissen Sie, dass bei uns in Toulouse in der Luft-und Raumfahrtindustrie mehr spanische Ingenieure arbeiten als in ganz Spanien?

        Darin liegt ein anderer Grund für den Rückgang der Arbeitslosigkeit: 500 000 Spanier haben seit 2008 das Land verlassen, das entspannt den Arbeitsmarkt.

        Die 3% Wirtschaftswachstum sind eine Luftblase, die wie 2008 leider bald platzen wird und die hochqualifizierten Fachkräfte, die ins Ausland gegangen sind, kommen nicht wieder zurück. Was bedeutet, dass Spaniens technologischer und wissenschaftlicher Rückstand- die Uni Barcelona ist im Ranking hinter die Uni von Buenos Aires zurückgefallen, weil der Staat nicht mehr in Forschung und Lehre investiert, ein anderes Beispiel: Spanische Ingenieure arbeiten im Technologiezentrum von Renault in Toulouse am autonomen Auto, dass dann von schlechtbezahlten spanischen Arbeitern, wenn es in Serie geht, zusammengeschraubt werden, das Know How bleibt aber in Frankreich- immer grösser wird.

        Viva el milagro economico español!

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @warum_denkt_keiner_nach?:

      Die Einheit des Landes ist gesichert, der Chauvi-Putschist ist weg vom Fenster und der korrupte Ministerpräsident ist abgewählt. Die wichtigsten Probleme sind angegangen. Fein.

      • @60440 (Profil gelöscht):

        Der Hauptgrund für die Krise um Katalonien lag immer in Madrid. Ohne den Feldzug Rajoy's gegen die katalanische Autonomie wären die Unabhängigkeitsbefürworter nie so stark geworden. Und er hat nicht das geringste getan, die Krise zu entschärfen. Im Gegenteil. Er hat sie angeheizt so gut er konnte.

         

        Mit dem neuen Chef in Madrid können ernsthafte Verhandlungen für ein vernünftiges Autonomieabkommen geführt werden. Dann ist die Unabhängigkeit vom Tisch, die politischen Gefangenen kommen frei und alle, einschließlich Ihrer Hassfigur, können zufrieden sein.

         

        PS: Haben Sie immer noch nicht nachgeschlagen, was Chauvinismus ist?

        • 6G
          60440 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Rajoy ist gegen de Aushöhlung der spanischen Verfassung und des Rechtsstaats zu Felde gezogen. Gegen Chauvinisten, die meinten, Recht und Verfassung gelten nicht für sie. DAS wenigstens muss man Rajoy zugute halten.

          • @60440 (Profil gelöscht):

            Ich versuche es ein letztes Mal. Chauvinisten sind Menschen, die behaupten, dass "ihr" Volk besser ist als andere Völker. Bei Separatisten ist Chauvinismus weit verbreitet. Im Fall der Katalanen trifft es aber NICHT zu. Also bitte unterlassen Sie diese Verleumdungen. Das Gegenteil ist der Fall. Einer der vielen Gründe für die Unabhängigkeitsbestrebungen ist, dass den Katalanen der Rest Spaniens nicht weltoffen genug ist.

             

            Dazu, was Verfassungen leisten können, haben wir uns schon ausführlich ausgetauscht.

            • 6G
              60440 (Profil gelöscht)
              @warum_denkt_keiner_nach?:

              Was Sie nur immer mit Ihren Chauvis haben, Putin, Assad und der mit der Pudelfrisur. Merkwürdig, diese Annziehungskraft. Wobei, Putin ist ja auch echt sexy so ohne Oberteil aufm Pferd ...

              Und nur letzterer, der harmlose Pudel, ist kein Chauvi, weil ?

              Er will nichts abgeben, will nicht teilen, will Grenzen willkürlich aufrichten, spaltet das, was er "Nation" nennt, very oldschool und halt chauvinistisch. Was denn sonst.

              Geht einfach nicht, because, it´s 2018, stupid !

              Die Hälfte in Kakaphonien sind keine genuinen Katalanen, was immer letzteres auch wieder sein mag.

              Ein paar bunte Fähnchen, eine eingebildete Verfolgungsgeschichte, (hach immer diese vermeintlichen Opfer !), eine dusselige Hymne und schon kann das Herz erschauern und der Andersdenkende, der Nachbar ist plötzlich ganz fremd.

              Mit dieser ganzen Scheisse sollte spätestens seit 1945 Schluss sein.

              Gleiches gilt für Vlaams Belang oder die CSU in Bayern, für die Brexit-Deppen und, und, und.

              Got it ?

  • Jaaa, genau! Yepee, endlich eine gute Nachricht!!! Feiern!!! Egal was kommt!!!

    Ich befürchte zwar Schlimmes - hier in Katalonien wird alles auf der Waagschale "Unabhängigkeit" gemessen, wobei es v.a. um Lippenbekenntnisse geht, denn große Teile der angeblichen Separatisten sind gar nicht so richtig welche.

    Und in den meisten anderen Fraktionen bzw. Parteien sind die eigenen Machtansprüche so hoch wie der Turm zu Babel.

    Das mit dem Dialog und der Konfliktlösung sehe ich ebenfalls eher kritisch... aber wer weiß, auch Pferde übergeben sich manchmal... (unschönes Bild)

    • @CV:

      Total Deiner Meinung!