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Kommentar Rechter Anschlag in QuebecDen Hass nicht verharmlosen

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Sind uns getötete Muslime in Quebec weniger wichtig als ermordete Nachtschwärmer in Istanbul oder Paris? Hoffentlich nicht.

Liebe und Frieden – aber nicht etwa in Berlin, sondern am Ort des Anschlags in Quebec City Foto: ap

E s gibt keine festen Regelungen dafür, wann das Brandenburger Tor in Berlin nach einem Terroranschlag beleuchtet wird oder nicht. Nach dem Anschlag in Quebec, dem in einer Moschee sechs Menschen zum Opfer fielen, strahlte es bislang nicht in den kanadischen Nationalfarben.

Es scheint, als ob dieser Anschlag nicht so viel Anteilnahme ausgelöst habe wie andere Anschläge in jüngster Zeit. Heißt das also, dass „uns“ muslimische Terroropfer in Kanada weniger wichtig sind als getötete Nachtschwärmer in Istanbul und Paris oder ermordete Homosexuelle in Orlando? Hoffentlich nicht.

Der Anschlag von Quebec wurde offenbar von einem jungen Rechtsradikalen verübt, der an die Überlegenheit der „weißen Rasse“ glaubte. Es spricht viel dafür, dass er sich von Donald Trump und dessen jüngsten, antimuslimisch motivierten Erlassen ermutigt fühlte. Diese Dekrete geben all jenen Rückenwind, die glauben, ihren Hass auf Muslime nun frei ausleben und das Gesetz in die eigene Hand nehmen zu können.

Der Attentäter soll Trump und Le Pen bewundern, aber auch Israel und den radikalen „neuen Atheisten“ Richard Dawkins. Das zeigt, wie schon bei Anders Breivik in Norwegen, dass die alten Ko­oordinaten für rechten Extremismus nicht mehr passen.

Politik und Medien hierzulande täten gut daran, diesen Hass auf Muslime nicht zu verharmlosen. Denn auch in Deutschland werden, wie in Quebec, Schweineköpfe vor Moscheen abgelegt, auch hier nimmt die Gewalt gegen Muslime zu. Die richtige Antwort auf diese Entwicklung ist nicht, den „besorgten Bürgern“ schleichend nachzugeben und mit Kopftüchern und Ganzkörperschleiern immer mehr Muslimisches zu verbieten, wie es gerade en vogue ist.

Sondern ihnen selbstbewusst entgegenzutreten und die Werte von Toleranz, Demokratie und Vielfalt entschieden zu verteidigen, wie es Kanada vormacht. Ob das Brandenburger Tor dann angestrahlt wird oder nicht, ist eher zweitrangig.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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2 Kommentare

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  • So zynisch das ist, aber für eine Brandeburger Tor Beleuchtung war der Anschlag wohl einfach nicht gravierend genug. Sechs Tote gehen doch mittlerweile unter im Terrorgrundrauschen.

    • @HugoHabicht:

      Das waren aber Muslime und keine Weißen!