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Kommentar Rassismus in ItalienHass wird geschürt

Michael Braun
Kommentar von Michael Braun

Parolen an den Hauswänden, Leserbriefe in Zeitungen und ein Politiker, der den "Rumänen-Notstand" ausrift. Die mitte-links-Regierung Italiens riskiert rassistische Pogrome.

R umänen raus, Tod den Rumänen - solche Parolen pragen in den letzten Tagen immer häufiger auf den Hauswänden in Rom. Und es ist nicht etwa eine kleine Minderheit der italienischen Bürger, die so denkt. Ob am Tresen der Kaffeebar, an der Bushaltestelle oder an der Kasse im Supermarkt: Die Menschen überbieten sich in Tiraden gegen das "Gesocks", und eine gemäßigte Zeitung wie der Corriere della Sera veröffentlicht einen Leserbrief, dessen Schreiber von der "Gefährlichkeit der rumänischen Bevölkerung" schwadroniert.

Hass macht sich breit, der zuerst und vor allem von den Medien geschürt wird. Wann immer in den letzten Monaten ein Rumäne als Täter in Erscheinung trat, wurde die Berichterstattung zur politischen Kampagne. Und die Politiker, vor allem von rechts, hängten sich gerne dran. Jetzt aber, nach dem letzten Mordfall in Rom, hat Walter Veltroni die Initiative an sich gerissen. Er ruft den Kampf aus gegen den "Rumänen-Notstand". Schließlich läuft er sich warm als Nachfolger Romano Prodis, und deshalb meint er wohl, er könne sich eine offene Flanke auf der Rechten nicht leisten.

Doch seine Rechnung wird nicht aufgehen. Denn eine Politik, die Ängste ernst nimmt, indem sie den Notstand verkündet, trägt kaum zu größerem Sicherheitsempfinden bei. Im Gegenteil: Sie trichtert den Menschen ein, die Lage sei hochdramatisch - auch wenn Italiens Kriminalitätsstatistiken das gar nicht hergeben. Dafür erzeugen die Bilder von den Großeinsätzen gegen Roma-Camps das Gefühl, Italien sei gleichsam im Krieg gegen die "heranbrandende Flut" der Elendsgestalten.

So auch macht Veltroni die Flanke nach rechts nicht zu, sondern öffnet sie bloß noch weiter. Schon fragt der Chef der rechten Alleanza Nazionale Gianfranco Fini: Warum bloß kriminelle Ausländer rausschmeißen, warum nicht durch die Bank alle Habenichtse? Da wundert es kaum mehr, wenn brave italienische Bürger schon die Antwort parat haben und gleich selbst auf Rumänen losgehen. Von der Pogromstimmung ist es nicht weit zum Pogrom. MICHAEL BRAUN

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Michael Braun
Auslandskorrespondent Italien
Promovierter Politologe, 1985-1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Unis Duisburg und Essen, seit 1996 als Journalist in Rom, seit 2000 taz-Korrespondent, daneben tätig für deutsche Rundfunkanstalten, das italienische Wochenmagazin „Internazionale“ und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Büro Rom der Friedrich-Ebert-Stiftung.
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4 Kommentare

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  • J
    JohannesD

    Herr Vlad, Ihnen reicht es? Damit stehen Sie nicht allein. Nur wer Erfolg hat, darf im Ausland ein Rumäne genannt werden? Wie z.B. die Schriftstellerin Herta Müller, wieso wird die als Rumänin bezeichnet und, wieso protestiert da niemand? Soweit ich weiß, hat sie keine rumänischen Vorfahren. Ich vermute mal, dass es auch den Zigeunern reicht, ständig der Sündenbock zu sein.

  • V
    Vlad

    Mir reicht es!!! Alles was passiert ist ein Etnicid gegen das rumänische Volk: seit Jahren werden Zigeuner ("Roma" genant) in Rumänien kolonisiert und dann werden die "Rumänen" genannt. Die sind keine Rumänen, genauso wie die Kurden aus der Türkei keine Türken sind. Die "Roma" - also die Zigeuner sind Inder und die Rumänen sind Europäer, mit den Italienern, Franzosen, Spanier und Portugiesen eng verwandt. Auch hier, in diesem Artikel, wird dieses Wortspiel "Roma"-"Rumänen" gespielt. Die Rumänenselbst sind meistens arbeitsam und zivilisiert. Die meisten Verbrechen werdn von Zigeuner begangen. WARUM WIRD STÄNDIG DIESE SACHE VERSCHWIEGEN?

  • JD
    José D.

    Der Kommentar ist keine Frechheit, es basiert auf Tatsachen, die sich so ähnlich bereits in der deutschen Geschichte abgespielt haben.

    Hier gilt deshalb lieber eine übertriebene als eine untertriebene Darstellung der Geschehenisse. Das niemals alle Italiener einen Nazitopf füllen werden, ist ein Fakt, um denen man sich nicht zu streiten braucht.

  • D
    DIGI

    Michael Braun. Sie werfen ein ganzen Land in den Nazitopf. Ihr Kommentar ist eine Frechheit!