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Kommentar Rabbiner-ErlassFatwa vom Chef des Zentralrats

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Studenten des Rabbiner-Kollegs müssen öffentliche Äußerungen mit der Pressestelle klären. Doch Streit über die Auslegung der Religion sollte möglich sein.

Walter Homolka, Kollegschef, bei einem Gottesdienst zur Ordination des neuen Kollegs (Archivbild, 2013) Foto: imago/Karina Hessland

W enn es darum geht, Mohammed-Karikaturen abzudrucken oder den türkischen Präsidenten zu verspotten, dann kann manchen die Meinungsfreiheit in Deutschland gar nicht weit genug gehen. Dabei erfordert das hierzulande keinen besonderen Mut. Aber wenn es darum geht, die Meinungsfreiheit auch im Alltag zu verteidigen, dann sieht es plötzlich ganz anders aus. Dann ist von all jenen, die gerne von Meinungsfreiheit als „westlichem Wert“ schwadronieren, oft nicht mehr viel zu hören.

Der Zentralrat der Juden möchte allen Studenten, die sich in Deutschland zum Rabbiner ausbilden lassen wollen, einen Maulkorb auferlegen. So muss man die Auflage des von ihm finanzierten Rabbiner-Kollegs verstehen, dessen Studenten jede (!) öffentliche Äußerung mit der Pressestelle abstimmen sollen. Schon gar nicht sollen sie, wie es der angehende Rabbiner Armin Langer aus Berlin getan hat, dem Zentralrat öffentlich widersprechen. An ihm wird deshalb jetzt ein Exempel statuiert: Langer wird von der Rabbiner-Prüfung ausgeschlossen, was ihm den Beruf unmöglich machen soll. Die Empörung darüber hält sich bislang in Grenzen.

Keine Frage: Langers Kommentar, der im November an dieser Stelle erschienen ist, war respektlos und böse. Aber so scharfe Kritik in der Sache muss in einer freien Gesellschaft möglich sein. Und über die Auslegung und die ethische Orientierung einer Religion darf, ja muss gestritten werden können. Eine Religionsgemeinschaft ist schließlich keine Firma, in der nur der Chef das letzte Wort hat.

Schade, dass der Zentralratsvorsitzende Josef Schuster sein Amt offenbar so versteht. Er reagiert wie ein unsouveräner Autokrat, der sich durch Kritik in der Sache persönlich beleidigt fühlt – oder wie ein Mullah, der Kritiker per Fatwa kaltstellen will. Die Frage ist deshalb, ob Schuster für das Amt des Vorsitzenden geeignet ist. Das nötige Fingerspitzengefühl in Sachen Meinungsvielfalt fehlt ihm offenbar.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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50 Kommentare

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  • Mal abwarten, ob Armin Langer vor unabhängigen Gerichten nicht doch was gegen diese Zentralratsfunktionäre ausrichtet.

    • @Linksman:

      Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist? Was ist wichtiger für den Gläubigen? Der Glaube oder das Recht?

  • Islam zu kritisieren erfordert also keinen Mut. Deswegen bekommen prominente Verteter der Gattung ja auch 24 Stunden am Tag bewaffneten Personenschutz - weil's so ungefährlich ist.

    • @tim tim:

      Personenschutz ist doch kein Beleg dafür, dass tatsächlich eine Bedrohung vorliegt.

    • @tim tim:

      auch an Sie die aufforderung, sorgfältig zu lesen.

      die ersten 2 sätze lauten:

      "Wenn es darum geht, Mohammed-Karikaturen abzudrucken oder den türkischen Präsidenten zu verspotten, dann kann manchen die Meinungsfreiheit in Deutschland gar nicht weit genug gehen. Dabei erfordert das hierzulande keinen besonderen Mut."

      von "Islam zu kritisieren" steht da nix.

      wie es in armin langers kommentar http://taz.de/Kommentar-Fluechtlingsaufnahme/!5250325/

      ja auch nicht darum ging, judentum/tümer zu kritisieren, sondern den merkwürdigen kulturbegriff des herrn schuster - eine kritik, die in https://salaamschalom.wordpress.com/2016/03/22/importierter-hass-oder-einheimische-angstmache-2/ etwas weiter entfaltet wird. und sich nicht nur an den herrn schuster sondern an die versammelte gute gesellschaft in 'schland richtet.

    • @tim tim:

      Wer denn?

      • @cursed with a brain:

        Kurt Westergaard zum Beispiel.

        • @kdw59:

          Das ist jetzt 10 Jahre her.

           

          Und der hat sich ja nicht einmal in besonderer, "kritischer Weise auseinandergesetzt". Eine spöttische Herabsetzung und Verächtlichmachung fasse ich da mal nämlich nicht darunter. Auch wenn es selbstverständlich niemandem das Recht verleiht, Selbstjustiz zu verüben.

           

          Irgendwas aktuelleres? Salman Rushdie vielleicht?

          • @cursed with a brain:

            Das ist nicht 10 Jahre her. Das gilt für Westergaard heute immer noch.

            Für Salman Rushdie natürlich auch, für die Charlie-Hebdo-Redaktion, für Ayaan Hirsi Ali ...

  • Puh, was ein Glück, dass das ja in christlichen Kirchen nicht vorkommen kann. Zumindest bei Studenten der Theologie nicht. Denn die Ausbildung der Staatskirchen wird über die Universitäten fast ausschließlich vom Staat getragen. (Was die christlichen Kirchen in Deutschland aber noch nie gehindert hat, auf den Lehrplan Einfluß zu nehmen.)

     

    Bei unseren Staatskirchen findet man dann einfach später keinen Job. KA, wie das die Katholiken machen, aber ich habe mein evangelisches Theologiestudium abgebrochen u.a. auch deshalb, weil man schwerlich eine Einstellung bei einer Gemeinde finden wird, wenn man eine Bibelexegese nach Lüdemann vornehmen würde, der auch Gedanken Feuerbachs dabei verwendete und den ganzen Auferstehungsquatsch lieber rational untersuchen wollte.

    Ich hätte nicht mal meine Prüfung machen können, weil die Landeskirche Prof. Lüdemann einfach die Prüferlaubnis entzog. Die dürfen das, auch wenn sie nix von der Ausbildung selbst finanzieren.

    • @Age Krüger:

      Kein Provinzfußballverein und kein mittelständisches Handwerksunternehmen im Schland läßt seine Mitglieder bzw. Arbeiter frei mit der Presse sprechen, von den Konzernen und Parteien ganz zu schweigen. Was glauben Sie, was los ist, wenn ein Zimmermann seinen Chef im örtlichen Käsblättle anschwärzt? Der Mann ist seinen Job los und wird beim Arbeitsamt auch noch als Schuldiger gepiesackt. Das ist Standard der aktuellen Leitkultur von ganz Oben bis ganz Unten und quer durch alle Bereiche.

       

      Nicht mal die TAZ wird Herrn Bax mit der FAZ sprechen lassen, ohne vorher mit ihm ein Wörtchen zu reden.

       

      Es genügt also nicht, hier jetzt eine faule Rosine herauszupicken: Der ganze Zopf ist verdorben.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Der Provinzfussballverein lässt seine Mitglieder nicht offiziell über Inhalte zum Verein mit der Presse sprechen. In dem Artikel geht es aber darum, dass alle öffentlichen Äußerungen nur nach Erlaubnis getätigt werden dürfen. Das ist was ganz anderes.

        • @bicyclerepairman:

          Sei sehen einen Unterschied, der gar nicht existiert. Das muß man auch erst mal fertig bringen.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Ein mittelständisches Handwerksunternehmen lässt sich seine Arbeitskräfte auch nicht vom Staat bezahlen im Gegensatz zu den Kirchen.

         

        Die Schule, an der die Rabbiner ausgebildet werden, scheint aber auch privat finanziert zu sein.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Dass Parteimitglieder nicht mit der Presse reden dürfen, oder z.B. Streikposten ohne Genehmigung ihres Vorgesetzten, oder Fußballspieler nach einem Spiel, das sind "Erkenntnisse", die ich so nicht teilen kann.

         

        Es geht auch nicht darum, dass "ein Zimmermann seinen Chef angeschwärzt" hätte, sondern, dass der Zimmermann isch von einer fragwürdigen Aussage eines anderen Zimmermanns distanziert hat. Und das fällt erstmal unter Meinungsfreiheit, zumindest solange der andere Zimmermann nicht erfolgreich auf "Unterlassung" oder "Verleumdung" klagt, weil er beweisen kann, dass er das nicht gesagt hat (was aber hier gar nicht der Fall ist).

         

        Sie vergleichen also nicht mal Äpfel mit Birnen, sondern werfen alles, was Ihnen gerade so durch den Kopf geht durcheinander.

         

        Bitte mal die Gedanken ordnen und es dann - mit etwas mehr Bezug zur Realität - nochmal versuchen.

  • Mohammed-Karikaturen zu veröffentlichen erfordert keinen besonderen Mut? Eine steile These. Ich zitiere aus dem Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Mohammed-Karikaturen:

     

    - "Am 1. Januar 2010 drang ein Somalier in das Haus des Zeichners Kurt Westergaard ein. Mit einer Axt und einem Messer bewaffnet stürmte er das Haus und rief dabei die Wörter „Rache“ und „Blut“. Die herbeieilende Polizei konnte den Mann rechtzeitig aufhalten, so dass Westergaard nicht verletzt wurde."

     

    - "Am 29. Dezember 2010 deckten der schwedische und dänische Geheimdienst gemeinsam einen islamistischen Anschlagsplan auf, der die Redaktionsräume der Politiken-Zeitung und der Jyllands-Posten zum Ziel hatte."

     

    - "In den frühen Morgenstunden des 2. Novembers 2011 erfolgte ... ein Brandanschlag auf das Redaktionsbüro der Zeitschrift „Charlie Hebdo“ im 20. Arrondissement von Paris mittels eines Molotow-Cocktails."

     

    - "Am 7. Januar 2015 stürmten mehrere bewaffnete Islamisten die Redaktionsräume von Charlie Hebdo und eröffneten unter Ausrufen wie „Allah ist groß“ und „wir haben den Propheten gerächt“ das Feuer. Bei dem Anschlag wurden zwölf Menschen getötet, darunter vier Zeichner des Magazins."

     

    Nur ein paar Beispiele. Zu erwähnen wäre noch, dass beispielsweise Kurt Westergaard unter ständigem Polizeischutz steht und ein einigermaßen normales Leben für ihn unmöglich geworden ist.

    • @kdw59:

      Auch an Sie die Bitte, aufmerksam zu lesen und nicht alles lediglich ins Schema der eigenen Vorurteile zu pressen.

       

      Das, was nach Ansicht von Herrn Bax derzeit "keinen besonderen Mut" erfordert, ist die lautstarke Forderung nach "Meinungsfreiheit" als Absolutismus, sobald irgendjemand infolge seiner Verspottung des Islam Probleme im Alltag bekommt, infolge derer er sich überlegt, ob und in welcher Weise er seine Meinung zu diesem Thema noch öffentlich kundtun will.

       

      "Aber wenn es darum geht, die Meinungsfreiheit auch im Alltag zu verteidigen, dann sieht es plötzlich ganz anders aus. Dann ist von all jenen, die gerne von Meinungsfreiheit als 'westlichem Wert' schwadronieren, oft nicht mehr viel zu hören."

       

      Und genau das erleben wir auch hier im Forum, wo diejenigen, die inhaltlich hinter der Linie des Zentralrates stehen, die Beschneidung der Meinungsfreiheit, bzw. deren Abschaffung, völlig distanz- und kritiklos hinnehmen, sie zum Teil sogar als "alternativlos", legitim und notwendig erachten.

       

      Diese Menschen haben den Wert der Meinungsfreiheit nie verstanden und werden es wohl auch nicht mehr.

      • @cursed with a brain:

        "...Probleme im Alltag bekommt..." - ein wirklich grandioser Euphemismus für die Morde und Morddrohungen, von denen ich gesprochen habe.

         

        Ansonsten versichere ich Ihnen, dass ich des aufmerksamen Lesens durchaus mächtig bin und mich infolgedessen über das geäußert habe, was Herr Bax tatsächlich geschrieben hat, und nicht über das, was er Ihrer Meinung nach gemeint haben könnte.

        • @kdw59:

          das thema ist meinungsfreiheit - und nicht die märtyriologie der "islamkritik" - und zwar in 'schland.

          in 'schland dürfen muslime pauschal als ziegenficker bezeichnet werden (ausnahmen könnten nur für staatsoberhäupter gelten) - und das publikum freut sich.

          was ich recht lustig finde, denn da bezeichnen dann wohl hühnerficker andere als ficker größerer tiere... das mit den hühnern weiß ich vom gewesenen gatten, der mir mal im detail von seinen ersten sexuellen erfahrungen berichtete... wie auch immer...

          im alltag bekommen Sie in aller regel keine probleme, bis hin dazu, dass Sie bei einer "islamkritischen" demonstration unter polizeischutz mit mohamed-karikaturen vor einer moschee herumhopsen+wedeln dürfen, weil: is sich meinungsfreiheit+"islamkritik".

          wohingegen die kritik am vorsitzenden des ZdJD, die sich nicht auf die beschaffenheit seiner hoden richtet, sondern gegen seine verwendung von vorstellungen über die kultur anderer in rassisierender weise in der öffentlichen debatte um "obergrenzen" einen aufschrei zeitigt und schweres geschütz aufgefahren wird.

          dabei war und ist die kritik an Schusters äußerungen http://www.welt.de/politik/deutschland/article149136577/Wir-werden-um-Obergrenzen-nicht-herumkommen.html

          eine in der sache wie in https://salaamschalom.wordpress.com/2016/03/22/importierter-hass-oder-einheimische-angstmache-2/

          nachzulesen.

          zudem ist es eine kritik, die nicht nur herrn Schuster angeht, sondern alle, die so gern was über den muslimischen antisemitismus seit mekka+medina daherplappern.

          weshalb das publikum sich fragen lassen muß, wie es das mit der verteidigung der meinungsfreiheit halten möchte. nur dann, wenn's wohlfeil ist - oder auch noch dann, wenn's schwierig zu werden droht und vielleicht "besonderen Mut" erfordern könnte.

          darum geht's hier in diesem theater.

  • Leider hat Herr Bax die Fakten nicht richtig wiedergegeben.

    1. Nicht der Zentralrat der Juden hat Herrn Langer relegiert, sondern das Abraham Geiger Kolleg. Das Abraham Geiger Kolleg ist vom Zentralrat unabhängig.

    2. Auch hat Herr Schuster nicht verlangt, Herrn Langer auszuschließen.

    In so fern, sind alle Vorwüfe Herrn Bax an die Adresse des Zentralrats falsch.

    Noch etwas: Eine Religionsgemeinschaft ist - GENAU wie eine TAGESZEITUNG - ein so genannter Tendenzbetrieb. Und das weiß jeder, der in einer solchen tätig sein will. Wer diese Regeln nicht akzeptiert, der hat keine Chance. Weder bei der taz, noch in einer Religionsgemeinschaft.

    • @Neville Longbottom:

      Sie verwechseln offensichtlich die Kategorien "Glaube" und "Gehorsam".

       

      Aber vielleicht kennen Sie da auch gar keinen Unterschied.

      • @cursed with a brain:

        Naja, soweit bekannt, bedeutet z.B. Islam Unterwerfung

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Neville Longbottom:

      Ach je, Longbottom. Das, wie Herr Bax richtig schreibt, vom Zentralrat der Juden finanzierte Geiger-Kolleg ist also von diesem unabhängig und handelt in vollkommener Eigenständigkeit ? Lachhaft.

      Selbst wenn Herr Schuster den Ausschluss des jungen Anwärters nicht verlangt haben soll - vorasueilender Gehorsam ist wahrscheinlicher, warum protestiert er nicht dagegen ? Und wenn eine Religionsgemeinschaft ein Tendenzbetrieb ist, wie Sie sagen, dann doch nicht etwa ein Kolleg,

      oder ?

      • @60440 (Profil gelöscht):

        Das Abraham Geiger Kolleg ist meines Wissens nicht vom Zentralrat finanziert. Also fällt auch dieser Vorwurf in sich zusammen.

        Und was das Kolleg angeht: Es ist eine Ausbildung. Wenn die Ausbilder sehen, dass der Kandidat nicht geeignet ist, dann dürfen sie sehr wohl die Ausbildung beenden.

        • @Neville Longbottom:

          erst nachgucken bei http://www.zentrum-juedische-studien.de/institution/abraham-geiger-kolleg/

          dort finden

          "Das Kolleg wird aus öffentlichen und privaten Mitteln gefördert, von der Bundesregierung, der Kultusministerkonferenz der Länder und dem Land Brandenburg ebenso wie vom Zentralrat der Juden in Deutschland und der Leo Baeck Foundation."

          und dann etwas mehr wissen.

          beispielsweise

          "Die Kernfächer der Rabbiner- und Kantorenausbildung umfassen: Religionsphilosophie, Religionsgeschichte, Jüdische Bibel und ihre Exegese, Rabbinische Texte, Jüdisches Recht, Religionspädagogik, Jüdische Theologie und Interreligiöse Beziehungen, Jüdische Musik, Praktische Theologie."

          und dann noch mal nachdenken.

          denn wie es aussieht, hat keine einer behauptet, herrn Langers kenntnisse+fertigkeiten in diesen fächern ließen zu wünschen übrig.

        • @Neville Longbottom:

          Das Kolleg WIRD vom Zentralrat finanziert. Also fällt nur Ihr Halbwissen in sich zusammen.

           

          Und es geht nicht darum, ob ein Kandidat geeignet ist, es geht darum ob ein Kandidat sich frei äußern, vermeintliche Mißstände thematisieren und Kritik üben darf.

           

          Mit dem jetzt eingeführten Maulkorb darf er dass nämlich nicht mehr, bzw. erst nach "Genehmigung".

           

          Und das ist Zensur.

  • Die taz verteidigt in der Regel eben nicht Prinzipien wie die Meinungsfreiheit, sondern nur bestimmte Meinungen, die sie selbst gut findet. Was OK ist. Aber dann stimmt die ganze Tonlage nicht. Und natürlich muss die führenden linke Zeitung Deutschlands gleich noch eine Rücktrittsforderung gegen den Zentralrat der Juden hinterher schieben. Geht's auch eine Nummer kleiner? Der einzige Fakt im Text ist kurioserweise falsch: Der Rabbiner-Beruf ist dem Studenten nicht verboten worden, sondern die Prüfung um ein Jahr verschoben.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Mark2013:

      Langer "darf" sich im nächsten Jahr beim Geiger-Kolleg erneut zur Ordination als Rabbi bewerben, MARK2013. Die Prüfung ist somit nicht "verschoben", sondern ausgesetzt. Und ob er angenommen wird, dürfte von seiner Botmäßigkeit abhängen.

      Es geht hier also nur darum, die Meinung von Herrn Schuster (der sich mit seinen Ansichten in eine Reihe mit CSU und AfD stellt) vor ungehörig empfundener Kritik abzuschirmen, mithin einen Kritiker mundtot zu machen. Ein klassischer Maulkorb.

      • @60440 (Profil gelöscht):

        Dass er sich "bewerben" darf, ist nur eine Höflichkeitsfloskel, denn angenommen wird er in diesem Leben wohl nicht mehr. Aber das sagt man ihm nicht gleich klipp und klar, man läßt ihn lieber noch ein Jahr weiterhoffen (oder zwei, oder drei), bis er von sich aus aufgibt, was man dann als "seine freie Entscheidung" darstellen wird.

         

        Das hat schon etwas sektenhaftes.

         

        Mehr Mut zur Kontroverse und ein gewisses Maß an "Gottvertrauen", dass die Schäfchen noch den "richtigen Weg" finden werden, weil sie - trotz aller Unterschiedlichkeit in den Ansichten" - letzten Endes alle Geschöpfe des einen Gottes sind, das würde man den beteiligten Entscheidern wünschen.

         

        Ist aber vielleicht auch einfach "zu christlich" im Denken.

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Erdowie, Erdowo, Edowan !

  • ichsachmaso: fürs privileg, als offen schwul lebender mensch zum rabbiner (of all three+x sexes) ordiniert zu werden, enthält mensch sich vor, während und nach der ordination der teilnahme an öffentlichen diskursen/aktivitäten.

    hm.

    wahnsinnig tolerant!

  • Was hat der Begriff Fatwa im Judentum zu suchen? Das Wort Responsa ist hier angezeigt. Informationen sollten keine Verwirrung erzeugen. Oder kann der Schreiber es nicht besser?

    • @lulu schlawiner:

      Si!

  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    Also beim Ersten Absatz kam ich ins Staunen: Es erfordert also keinen besonderen Mut in Europa eine Mohammed - Karikatur zu veröffentlichen? Dann bitte, Herr Bax, veröffentlichen Sie doch mal auch nur eine einzige hier in der taz!!!! (Muss auch keine gute sein, schließlich sind Sie ja kein Karikaturist)

    • @73176 (Profil gelöscht):

      Zumal eine Veröffentlichung eines solchen Bildes ja auch nicht unbedingt etwas mit Mut zu tun hat. Aus einer sicheren Position (GG) heraus eine Minderheit zu attakieren kann kaum als mutiger Akt im Sinne der Meinungsfreiheit bezeichnet werden. Das dann als Satire hinzustellen hat zudem wenig mit dem Grundgedanken von Satire gemein. Jemanden von daher als nicht mutig zu bezeichnen, weil er sich nicht auf dieses niedrige Niveau herablässt, welches, in diesen schnellen Zeiten, in denen jeder Charlie das Volk ist, eher der Normalzustand ist, ist traurig.

      • 7G
        73176 (Profil gelöscht)
        @JustusF:

        Ich spare mir an der Stelle einfach ein Kommentar und verweise Sie an mein Kommentar bzgl. Christine Rölke-Sommer.

    • @73176 (Profil gelöscht):

      erfordert es nicht. oder wurde bislang irgendwer wegen mohamed- oder erdogan-karikaturen bei der akademie der künste von der abschlußprüfung ausgeschlossen?

      mit der begründung, der-die-das schmierfink gefährde das lebenswerk des akademiedirektors und lasse das für einen künstlerin notwendige fingerspitzengefühl vermissen- solches ist mir in diesem jahrtausend noch nicht begegnet.

      • @christine rölke-sommer:

        Das scheint mir nicht die korrekte Analogie zu sein.

         

        Wäre das nicht eher ein angehender Imam, der eine Mohamed-Karikatur (oder etwas ähnliches) veröffentlicht und darauf hin von seiner Community entsprechend sanktioniert wird?

         

        Ich kann mir nicht vorstellen, dass andere Religionen (sei es der Islam, das Christentum oder wer auch immer) in so einem Fall deutlich toleranter wären, als sich hier der ZDJ zeigt.

        • @Sowohlalsauch:

          Darum geht es nicht.

        • @Sowohlalsauch:

          Ihre Analogie impliziert, dass die Rolle des Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland für das Weltjudentum die gleiche Bedeutung hat, wie der Prophet Mohammed für den Islam.

           

          Herr Schuster ist also der "letzte von Gott gesandte Prophet", der "Unfehlbare" und "Stifter der jüdischen Religion", in seiner Verehrungswürdigkeit auf einer Stufe mit JHWH selbst?

           

          Interessante Blüten, die der Personenkult da inzwischen treibt. Sehr skurril und einigermaßen absurd, aber durchaus auch... interessant...

          • @cursed with a brain:

            Stimmt. Die Analogie passt so nicht. Die Mohamed-Karikaturen habe allerdings nicht ich in die Diskussion eingeführt, sondern der Autor bzw. die Mitforisten.

             

            Ganz konkret habe ich die Sinnhaftigkeit der Argumentation meiner Vorrednerin angezweifelt, die schrieb:

            "wurde bislang irgendwer wegen mohamed- oder erdogan-karikaturen bei der akademie der künste von der abschlußprüfung ausgeschlossen?"

             

            Ich wollte nur verdeutlichen, dass sich dies mit dem Fall hier überhaupt nicht vergleichen lässt.

            • @Sowohlalsauch:

              es geht nicht um vergleich im sinne von gleichsetzen.

              sondern um vergleich zum zweck der herausarbeitung der unterschiede im umgang mit kritik in unserer hiesigen gesellschaft. anders gesagt: es geht um unsere doppelten standards.

              und dafür ist die frage, wieviel mut es braucht, um sich über Erdogan lustig zu machen und wieviel mut es braucht, um den vorsitzenden des ZdJD sachlich zu kritisieren, ein ganz guter einstieg. me thinks.

              und da läßt sich feststellen: wenn's um erdogan geht, dann wird der hier grad noch mal zum gespött, wenn er sich gegen scherzkekslieder verwahrt.

              wenn's aber um "die flüchtlingskrise" - wahlweise die "integration der muslime" geht, dann wird das eis, auf dem alle so gern tanzen, ganz plötzlich ganz dünn.

              im übrigen empfehle ich, es mal mit einer netanyahu-karikatur zu versuchen...

      • 7G
        73176 (Profil gelöscht)
        @christine rölke-sommer:

        Ob jemand schon von einer Abschlussprüfung ausgeschlossen wurde, kann ich Ihnen nicht beantworten - soweit muss ich Ihnen Recht geben.

        Fragen Sie aber mal Journalisten / Karikaturisten, die sich mit Mohammed beschäftigt haben und seit dem ein Panikraum in ihrem Haus einbauen mussten.

        Fragen Sie mal die Angehörigen der Toten von Charlie Hebdo, was sie von Ihrem Kommentar halten?

        • @73176 (Profil gelöscht):

          wir reden grad über gesellschaft in 'schland.

          und in der ringt eine mohamed-karikatur einem aiman mazyek nur noch ein müdes lächeln ab. und nicht mal ein pierre vogel&co macht sich auf die jagd nach solchen.

          was also - außer vom thema abzulenken - bezweckt das beschwören der märtyrer der sog. islamkritik?

          • 7G
            73176 (Profil gelöscht)
            @christine rölke-sommer:

            Nein tun wir nicht. Mein ursprünglicher Kommentar bezog sich auf die Problematik, dass man in Europa keine Mohammed Karikaturen veröffentlichen kann. Um nicht mehr und auch nicht um weniger. Mir nun vorzuwerfen, ich würde von irgendetwas ablenken, verbitte ich mir! Wenn das (nach Ihrer Meinung) kein Problem ist, dann nennen Sie mir doch mal ein Medium, welches in den letzten Monaten ein Abbild, Karikatur o.ä. von Mohammed veröffentlicht hat.

            • @73176 (Profil gelöscht):

              Ihr ursprünglicher kommentar bezieht sich auf zwei sätze, in denen das wort europa nicht vorkommt!

              zum nachlesen: "Wenn es darum geht, Mohammed-Karikaturen abzudrucken oder den türkischen Präsidenten zu verspotten, dann kann manchen die Meinungsfreiheit in Deutschland gar nicht weit genug gehen. Dabei erfordert das hierzulande keinen besonderen Mut."

              aus 'schland europa zu machen zeugt von was? außer von sehr oberflächlichem lesen?

              ob in 'schland mal wieder wer seinen mut dadurch beweisen mußte, dass wer den propheten im bild karikierte - weiß ich nicht, aber im zweifel hat der held nuhr mal wieder irgendwelchen stuß als satire ausgegeben und lebt immer noch und wo er so auftritt, steht auch noch jeder stein auf dem anderen... wie auch jedes mensch, welches erdogan verhohnepiepelte, den kopf noch auf den schultern trägt - oder sollte mir die öffentliche/veröffentlichte hinrichtung/auslieferung von böhmermann entgangen sein?

               

              weshalb ich noch mal frage, wovon das beschwören der märtyrer der sog. islamkritik ablenken soll.

              außer davon, dass armin langers kritik nicht nur dem schuster sondern dem rest der guten gesellschaft gleich mit galt? und selbige sich getroffen fühlt?

              weshalb sie nun das praktiziert, was sie sonst dem derIslamistunserunglück vorwirft, nämlich intoleranz.

              • 7G
                73176 (Profil gelöscht)
                @christine rölke-sommer:

                Nochmal: Mein ursprünglicher Kommentar bezieht sich darauf, dass man in Europa im Zweifel um sein Leben fürchten muss, wenn man Mohammed - Karikaturen veröffentlicht. Lesen Sie doch bitte meinen Kommentar nochmal durch.

                Ich habe mir zudem die Mühe gemacht und einige Videos von Herrn Nuhr angesehen. Mal abgesehen davon, dass Herr Nuhr in keinem seiner Auftritte eine Mohammed - Karikatur zeigt, erwähnt er ihn NICHT einmal !!! (Bezogen auf die Videos, die ich gesehen habe - das waren aber einige).

                (Hier geht es auch nicht um Erdogan).

                Bei unserer letzten Diskussion (Thema Flüchtlingsstädte) habe ich bereits gemerkt, dass mit Ihnen eine Diskussion müßig ist: Sie "schulden" mir immer noch Argumente gegen Flüchtingsstädte.

                • @73176 (Profil gelöscht):

                  Sie, verehrtester, schrieben: "Also beim Ersten Absatz kam ich ins Staunen: Es erfordert also keinen besonderen Mut in Europa eine Mohammed - Karikatur zu veröffentlichen? (...)"

                  im ersten absatz steht jedoch nichts von "Europa"! da steht etwas von "Deutschland"!

                  und in 'schland... im grunde auch in europa... können Sie so ziemlich alles+jeden karikieren+sonstwie durch den kakao ziehen, ohne dass Ihnen der volkszorn die bude überm kopf anzündet. und wenn sich mal wer richtig heftig getroffen fühlt, dann wackelt der zum gericht (wo er, wie auf hoher see, in gottes hand) und droht sich zuweilen dadurch grad noch mal zum gespött zu machen, grad so wie Erdogan, welcher den botschafter einbestellen läßt...

                  im übrigen empfehle ich zur juristischen behandlung von groß+kleinkunst https://www.lawblog.de/index.php/archives/2016/04/04/kunstfreiheit-das-ding-ohne-schranken/

                   

                  und damit kommen wir zum unterschied und zur causa Langer. der für sich nicht in anspruch nimmt, nach belieben kunst in die welt setzen zu dürfen, sondern eben gebrauch von seiner meinungsäußerungsfreiheit machte. in einer öffentlichen debatte. einer, in der alle, welche den stuß von der kultur welche... nicht einfach und auch nicht aus gründen politischer opportunität nachplappern mögen, einen nicht so leichten stand haben.

                  das ist das thema - und damit die frage, ob die ausbildung zum rabbinerin ein besonderes gewaltverhältnis begründet, in welchem durch die ausbildungsstätte und deren financiers grundrechte der auszubildenden suspendiert werden dürfen/können und bei mißachtung in weitere grundrechte eingegriffen werden darf/kann.

                  wobei herr Bax das nicht juristisch, sondern politisch behandelt. weil es ja schließlich auch um die immer wieder gern beschworenen werte, die uns von den anderen unterscheiden, geht.

    • @73176 (Profil gelöscht):

      Es ist etwas seltsam formuliert. Ich verstehe es so, dass das Fordern der Meinungsfreiheit keinen besonderen Mut erfordert. Beim den Karikaturen haben das viele lautstark gefordert. Fordern ist ja auch einfach. Aber jetzt in diesem akuten Fall, hört man eben von diesen Leute kaum etwas.