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Kommentar Putins Ukraine-PolitikMit List und Lüge gegen Frieden

Klaus-Helge Donath
Kommentar von Klaus-Helge Donath

Die Unterstützung einer Waffenruhe in der Ukraine ist heuchlerisch. Moskau will lediglich weitere Sanktionen verhindern.

Waffenstillstand in Sicht? Pro-russischer Militanter nah Donezk im Osten der Ukraine. Bild: dpa

F ünfzehn Minuten bräuchte Präsident Putin, um den Krieg in der Ukraine zu stoppen. Leicht hätte es der Kremlchef, denn umständliche Meinungsfindung gehört nicht zum russischen Herrschaftsinstrumentarium. Ein Befehl genügt und alle Räder stünden still.

Der Kreml möchte aber keinen Frieden. Warum sollte ihm am Waffenstillstand gelegen sein, wenn der Konflikt zu Hause die Reihen schließt und Zustimmung fördert, beim Nachbarn hingegen langfristig das Gegenteil bewirken dürfte? Alle Zeichen stehen daher auf Eskalation. Ein Blick in die staatlichen Medien genügt, um deren Auftrag zu verstehen: Verrohung des Fußvolks für den Fronteinsatz.

Zumal es auch noch eine Niederlage zu kaschieren gibt. Putins Ukraine-Marschplan ging nicht auf, da die nördlichen und südlichen Zentren, Charkow und Odessa, sich nicht aufwiegeln ließen. Der Traum von einer schnellen Aneignung „Neurusslands“ im Südosten der Ukraine ist geplatzt. Auch dafür wird das Land durch eine Verschleppung des Krieges büßen müssen.

Wladimir Putin ließ sich Zeit, um ein paar Floskeln für die einseitig verhängte Waffenruhe Kiews zu finden. Nach bekanntem Muster erklärte der Kreml den Kiewer Vorstoß dann für nicht ausreichend, da mit den (sogenannten) Aufständischen keine Gespräche vorgesehen seien.

Putins vermeintliche Unterstützung der Waffenruhe ist an die wohlwollenden Europäer gerichtet, die Moskau grob in zwei Kategorien unterteilt: die Korrupten in Wirtschaftsnähe und nützliche Trottel aus Politik und Publizistik, die sehen, doch nicht wahrhaben wollen. Auf sie ist Verlass, sie erledigen ihren Job vorbildlich: Auch die heuchlerische Unterstützung des Kreml verkaufen sie noch als Hoffnungsschimmer. Die dritte Stufe der Sanktionen wäre damit vom Tisch. Chapeau, Wladimir Wladimirowitsch!

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Klaus-Helge Donath
Auslandskorrespondent Russland
Jahrgang 1956, Osteuroparedakteur taz, Korrespondent Moskau und GUS 1990, Studium FU Berlin und Essex/GB Politik, Philosophie, Politische Psychologie.
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8 Kommentare

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  • Russland hat ein Interesse die Ukraine zu destabilisieren:

    - Zur Abschreckung anderer Kandidaten, zB Weißrussland, sollte Lukaschenko mal weg vom Fenster sein

    - Um zumindest partiellen Einfluss auf einen Teil der Ukraine zu haben, sollte der Osten weitreichend föderalisiert werden (was ich nicht glaube)

    - Zu Bestrafung, für die Westorientierung.

    - Zur Bestrafung für relativ freie Wahlen und eine Liberalisierung in der Ukraine. Die Russen könnten das auch fordern, wie die Moskauer die Putin kaum wählten. Viele regionale Wahlergebnisse Putins sind gefälscht, zB hätten 99,5% der Tschetschenen für ihn gestimmt, lachhaft.

  • Hallo Taz-MacherInnen , ... wie kommt ihr eigentlich immer noch zu der Auffassung , jemand könnte sich für die geifernde Anti-Russland-Propaganda eines Herrn Donath interessieren ?!?

  • Wo Donath Recht hat, hat er Recht. Es ist tatsächlich empörend, dass Putin den Südostukrainern nicht längst befohlen hat, sich zu ergeben! Ich bin empört! Dann wäre der Bürgerkrieg in der Ukraine nämlich längst vorbei.

     

    Ist wie im zweiten Weltkrieg: Wenn Churchill, Stalin und Roosevelt ihren Truppen befohlen hätten, sich den den Deutschen zu ergeben, wäre der Krieg auch viel schneller zu Ende gewesen.

  • das bild zeigt aber keine pro-russischen Militanten. War am 19.01. bei Spiegel anders unterschrieben.

    http://www.spiegel.de/fotostrecke/kiew-ausschreitungen-nach-prowestlichen-massenprotesten-fotostrecke-105978-9.html

    Und der Rest - naja

  • Bei den gewalttätigen Demonstranten auf dem Foto oben handelt es sich nicht um Pro-russiche Kräfte in donezk, sondern um Rechte pro maidan Aktivisten. Erkennbar ist das unter anderem an dem Schild des Demonstranten unten links, auf dem eine '14/88" zu lesen ist, was ein neonazistischer Code ist. Weiterhin sind rechts eindeutig berkut Einheiten zu erkennen, die nicht mehr existieren. Taz,wieso?

  • So so, Putin soll also den Rebellen befehlen, sich von der Nationalgarde abschlachten zu lassen. Geht's noch?

  • "Ein Befehl genügt und alle Räder stünden still."

    Kommandiert Putin die ukrainischen Rebellen ?

     

    "Der Kreml möchte aber keinen Frieden."

    Klar, der Kreml ist sehr böse, immer.

    Wie wir jetzt erfahren, hat der Kreml auch die Anti-Fracking-Bewegung in Europa unterwandert.

    Was würde Herr Donath schreiben, wenn Putin den Krieg in der Ukraine stoppt ?

    Steckt dann eine noch bösere List dahinter ?

    Hat auch das Pentagon die Macht, den Krieg in der Ost-Ukraine zu stoppen ?

    Schliesslich wird die Putsch-Regierung in Kiew vom US-Militär beraten.

    Und wie wäre es, wir liessen die Menschen in der Region selber entscheiden, wie sie ihre Zukunft gestalten.

     

    "Mit List und Lüge gegen Frieden" - ja Sie liefern den Beweis.

     

    .

  • Putin ist schuld an dem gemeingefährlichen Wodkafusel den man Helge unterjubelt hat. Nieder mit Putin! Nieder mit den widerwärtigen Wodka-Agenten! Ganz gemein das. Die verheerende cerebrale Wirkung ist bestürzend.