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Kommentar Putin und HitlerSchäubles Fauxpas

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Du sollst keine ausländischen Staatsoberhäupter mit Hitler vergleichen! Aber vor allem konservative Politiker halten sich daran nicht.

Man kann beim besten Willen kein Hakenkreuz erkennen. Bild: ap

D eutsche Politiker, vor allem konservative, haben eine tief sitzende Neigung zu Nazivergleichen. Helmut Kohl verglich einst sogar den moderaten Michail Gorbatschow mit Goebbels. Das war in den 80er Jahren ein intellektuelles und diplomatisches Desaster für Kohl. Interessant ist, dass auch gescheite Minister wie Wolfgang Schäuble aus diesem Eklat nichts gelernt haben.

Offenbar ist es für deutsche Konservative einfach zu verlockend, die historischen Täter-Opfer Rollen umzukehren. Besonders gern werden Politiker aus Regionen, deren Bevölkerung einst von Nazi-Truppen massakriert wurden, mit Hitler assoziiert. Offenbar verspricht diese Rhetorik auch 70 Jahre danach noch eine Art psychische Entlastung.

Putins Agieren in der Krim-Krise mit Hitlers Annektion des Sudetenland 1938 in eins zu setzen, so wie Schäuble es tut, ist nicht harmlos. Es ist ein propagandistisches Bild, in dem Putin die Rolle des maßlosen Aggressors angedichtet wird, der ganz Europa unterjochen wird. Wer da noch auf Reden und Verhandeln setzt, ist ein dummer Clown des Diktators, so wie es die westlichen Appeasement-Politiker 1938 waren, die glaubten Hitler durch Nachgiebigkeit beruhigen zu können.

In der Ukraine-Krim-Krise hagelt es derzeit historische Analogien. Mal wird dunkel der Erste Weltkrieg 1914 beschworen, mal 1938 als Beleg, dass der Westen hart bleiben müsse, mal Sarajevo 1993 oder die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 durch den sowjetischen Imperialismus. Keine dieser Assoziation führt analytisch einen Millimeter weiter. Es handelt sich nur um emotional aufgeladene Floskeln, die unbrauchbar sind, um diese Krise besser zu verstehen. Wenn schon, dann wären die dreisten, völkerrechtswidrigen Überfälle der USA auf Grenada und Panama in den 80er Jahren vergleichbar mit dem, was Putin in der Krim tut.

Nötig ist derzeit nüchternes Ausloten, wie der Konflikt mit Moskau deeskaliert werden kann und was die EU tun sollte, um die Ukraine zu stabilisieren. Feindbildklischees vom bösen Russen sind bestenfalls überflüssiges Geschwätz, schlimmstenfalls Treibstoff für ein Revival des Kalten Krieges.

Angela Merkel, die Zögerliche, hat getan, was sie sonst scheut – nämlich schnell und eindeutig zu reagieren. Sie hat dem Hobbyhistoriker Schäuble klar zu verstehen gegeben, was sie von Hitler-Vergleichen hält: gar nichts. Es fällt schwer, der Kanzlerin dafür nicht dankbar zu sein.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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20 Kommentare

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  • Nun aber auch noch Schäuble mit Gollum vergleichen!

  • Auch Schäuble hat ein Anrecht auf einen deftigen Aprilscherz!

     

    Roll on Schäuble!

  • "Wenn schon, dann wären die dreisten, völkerrechtswidrigen Überfälle der USA auf Grenada und Panama in den 80er Jahren vergleichbar mit dem, was Putin in der Krim tut."

     

    Hä??? Sind danach irgendwelche Grenzen neu gezogen worden?

    Vergleichbar ist Putin maximal mit Schröder und Fischer. Die haben einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg durchgeführt, um die Grenzen eines bis dato souveränen Landes neu zu ziehen.

  • Okay, Stefan Reinecke, meinetwegen:

    "Es fällt schwer, der Kanzlerin dafür nicht dankbar zu sein."

     

    Aber es fällt auch schwer, diesen bösartigen "Fauxpas" Schäubles, nicht als erkennbar revanchistischen Versuch nachhaltig in Erinnerung zu behalten, singulär Deutsche Schmutzwäsche weltweit bis zur eigenen Unkenntlichkeit herum verstreuen zu wollen.

    Und hier in Richtung eines Landes, das von Deutschland mit Millionen von Toten versehrt und verheert wurde.-- Die entsetzlich deutschen Gemeinheiten bleiben dieser Art von Volksvertretern wohl dauerhaft ins Deutsche Wesen eingewurzelt.

  • da braucht es "grobe reize", hundretfach übertrieben (nietzsche),

    um überhaupt psychologisch eine

    wirkung zu tun - so wird sich das baden

    in höllenevozierungen erklärt, der augenmensch.

    das ist polit- und medienprofis derartig in

    den indstinkt übergegangen, dass die das schon gar nicht mehr merken.

    die "logik" des fouls beim fussballs erklärt den rest:

    die stafe der journalistischen schelte ist gegen

    den gewinn der mnasssnzustimung in wahlstimmen undf mehr

    loyalität sehr gerinng!!

    richtig, das mindendern der journalistenscheltestrafe steht

    den richtigen politprofis auch NOCH als option zur verfügung,..

    (wer wird denn seinen parteifreund - rundfunkrat,

    zeitungsverleger, ... - vegrällen...

     

    so gabe wuralso in er pliti einr 2"sensationselbstbesvcreibu7ng2 drwe gesellyschadt" (luhmann,

    ein "doppeldenk von realistisavhen und öffentlöichermn,

    #tiotalverzerrten poltischrn menschenbildern,

    wikileaks brachte ja mit dem aussemnministeriumsmailds mal die

    "realen" INTERNEN einschätzungen ans licht.

    es ist damit zu rechnen, dsa die mittlerweile mit

    den öffentlichen äußerungen quasicodiert abgeglichen sind.

     

    die politisavche menschenkentnis wird jedenfalls gründlichst ruiniert.

    mitsinn dsr sache..

    • @Dr. rer. nat. Harald Wenk:

      Lieber Freund, kommen Sie hier mal nicht soviel mit Nietzsche und Luhmann (und überhaupt Ihre EHRWÜRDIGEN, altwissenschaftlichen Zitatversuche), man merkt es Ihnen hier doch an, dass Sie ganz aus Ihrer eigenen, persönlichen Kritikschärfe heraus, auch alltagssprachlich gut bei Kräften sein könnten. Andererseits ist Ihr persönlicher Ausdruckswille ganz alleine Ihre Sache. Aber, wie Sie ja hier schon des öfteren Resonanz bekamen, findet so mancher Leser Ihrer Kommentare, zu dieserart wissenschaftlichen Duktus nicht so den richtigen Zugang. Erschwerend kommt hinzu, dass Sie anscheinend immer wieder mal beim Eintippen der Buchstaben, mehrere Tasten gleichzeitig erwischen:)

    • @Dr. rer. nat. Harald Wenk:

      hierdreanfang:

       

      der geist wird durch furcht und hoffnung bewegt (spinoza),

      da braucht es "grobe reize", hundretfach übertrieben (nietzsche),

      um überhaupt psychologisch eine

      wirkung zu tun - so wird sich das baden

      in höllenevozierungen erklärt, der augenmensch.

      das ist polit- und medienprofis derartig in

      den indstinkt übergegangen, dass die das schon gar nicht mehr merken.

      • @Dr. rer. nat. Harald Wenk:

        Das erinnert mich an einen Brief eines an Schizophrenie leidenden, den ich mal in einer Zeitschrift abgedruckt fand.

         

        Soll aber nichts heissen.

  • Wer von Waffenhändlern Parteispenden annimmt und nicht deklariert, kann in diesem Deutschland zwar immer noch Finanzminister werden, darf aber nicht erwarten, dass man sein Gelaber noch für voll nimmt.

    • @Rainer B.:

      schon wetsetrwelle wies auf die etwas größer REALE machtfülle von ministerworten hin..

      • @Dr. rer. nat. Harald Wenk:

        Der ist ja auch jetzt weg vom Fenster.

  • @Dr.Eadnought:

     

    Falsch aber wirksam. Es gehört, wie Nico Hofmann-Filme, mit zur DE-Restschuld-Befreiungs-Strategie (von der ein Fin.Min was versteht):

    "Exkulpieren durch Relativieren."

    • @lichtgestalt:

      Herzlichen Glückwunsch zum treffenden Nicknamen.

  • Der Vergleich mit Hitler ist falsch. Stalin wäre hingegen angebrachter gewesen.

    • @Dr.Eadnought:

      Erläutern Sie doch mal Ihren Vergleich etwas näher, damit sich mir die zwingenden Parallelen besser erschließen.

      • @Waage69:

        Stalin war ein georgisch-russischer Diktator, welche Finnland, die baltischen Staaten und Ost-polen annektiert hat. Im Nachgang folgte dann ganz Osteuropa, aber Stalin war die Nationalität seiner Opfer stets herzlich gleichgültig (von dessen Antisemitismus abgesehen).

        Für Stalin waren alle Menschen wertlos, ihn selbst ausgenommen.

         

        Hitler hingegen hatte nicht die Annektion für sich im Sinn, sondern folgte einer verqueren Ideo-logie wonach bestimmte Völker minderwertig seien und deshalb unterjocht werden müssten.

         

        Putin ist es ebenfalls völlig egal, ob die Krim, Transnistrien oder Georgien von Kosacken, Russen oder anderen Volksgruppen bewohnt werden. Er will die klassische Eroberung, ohne Selektion nach Volksgruppen oder Kulturkreisen.

        • @Dr.Eadnought:

          "Stalin war ein georgisch-russischer Diktator, welche Finnland, die baltischen Staaten und Ost-polen annektiert hat."

           

          Wenn Sie die Analogie Ost-polen / Krim ziehen, dann wäre die Ukraine (in ihren alten Grenzen, also mit Krim) Polen und die jetzige Ukraine West-Polen. Und die EU Hitler?

        • @Dr.Eadnought:

          Müsste man da Putin nicht eher mit Napoleon vergleichen?

          • @Waage69:

            Nein, mit Hannibal.

    • @Dr.Eadnought:

      Zu naheliegend.