Kommentar Protest der Polizeiführer: Ein mutiger Schritt
Dass Polizeiführer öffentlich aufbegehren und ihrer obersten Polizeiführung die Kralle zeigen, kommt überraschend. Dieser mutige Schritt verdient die volle Hochachtung.
D ass im Polizeiapparat seit dem Ronald Schill-Intermezzo etwas im Argen liegt, kommt nicht überraschend. Darüber hat die taz in den vergangenen Jahren ausführlich berichtet. Daran haben auch die Innensenatoren Udo Nagel und Christoph Ahlhaus nichts verändert - die Polizeiführung ist die gleiche geblieben und bestenfalls mal um einen Kumpel ergänzt worden.
Dass aber jetzt Polizeiführer öffentlich aufbegehren und ihrer obersten Polizeiführung die Kralle zeigen, kommt dann doch überraschend. Das hat es seit Gründung der Kritischen Polizisten nach dem Hamburger Kessel 1986 nicht mehr gegeben. Daher verdient dieser mutige Schritt die volle Hochachtung.
Es ist dann auch nur verständlich, dass die Verfasser des "Brandbriefes" ihre Enttäuschung darüber äußern, dass die im schwarz-grünen Koalitionsvertrag angekündigte Reform der Schill-Nagel Organisationsstrukturen dem "parteipolitischen Machtgeschacher" geopfert worden ist. Und dass die Grünen ihre Chance zur Mitgestaltung nicht genutzt haben, die demokratische Werthaltung wieder zu steigern.
Es bleibt die Hoffnung, dass das Aufbegehren der Polizeiführer, die ganz deutlich aus der Praxis sprechen, eine öffentliche Diskussion nach sich zieht und Reformen und unabhängige Kontrolle bei der Polizei kein Tabu mehr bleiben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
FDP stellt Wahlkampf Kampagne vor
Lindner ist das Gesicht des fulminanten Scheiterns
Paragraf 218 im Rechtsausschuss
CDU gegen Selbstbestimmung von Frauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen
Sednaya Gefängnis in Syrien
Sednaya, Syriens schlimmste Folterstätte
Schwarz-Grün als Option nach der Wahl
Söder, sei still!