Kommentar Profil der CDU-Vorsitzenden: Sie übt noch
Die CDU-Chefin hat in ihren ersten Monaten jede Menge Fehler gemacht. Das soll, das muss besser werden – wenn es um AKK fürs Kanzleramt geht.
A nnegret Kramp-Karrenbauer arbeitet an sich, an ihrem politischen Profil. Aktuell tut die CDU-Vorsitzende das in Israel, dorthin führt sie ihre erste Reise außerhalb der Europäischen Union. Sie gedenkt in Jad Vaschem der Opfer des Holocaust, sie trifft israelische PolitikerInnen. Und sie hält eine außenpolitische Rede, in der sie sich für das internationale Atomabkommen mit dem Iran ausspricht. Zugleich warnt sie vor einer Bedrohung der Demokratie von innen und von außen. So weit, so richtig.
Nun ist es aber so, dass Annegret Kramp-Karrenbauer aktuell unter verschärfter Beobachtung steht. Die CDU-Chefin hat in ihren ersten Monaten jede Menge Fehler gemacht. So viele, dass sie ihre sonst so starke Partei in ein Machtvakuum zu manövrieren drohte und sich selbst ins Aus, wenn es um „AKK for Kanzleramt“ geht. Schlechte Kommunikation, anhaltendes Bauchpinseln der Rechtsausleger, die verpennte Klimakrise – Kramp-Karrenbauer wandte sich jedem Thema immer nur halb zu. Für mehr reichten bislang weder ihre Kraft noch ihre Expertise. Das soll, das muss nun besser werden.
Aber reicht, was sie tut? Im Konrad-Adenauer-Haus sind Personalentscheidungen gefallen, die AfD-Kuschler versucht sie zur Ordnung zu rufen, und via Zeit stellt sie vage eine neue Klimapolitik in Aussicht. Anlässlich ihrer Israel-Reise ist gut zu beobachten, wie gigantisch der Unterschied zwischen Landes-, Bundes- und Weltpolitik ist. Wie viel schwerer die politische Verantwortung wiegt in Zeiten erhöhter kritischer Aufmerksamkeit.
Angesichts Kramp-Karrenbauers hektischer und redseliger Bemühtheit wünscht man sich mitunter doch wieder die kommunikativ gepanzerte Angela Merkel zurück. Ja, die hatte selten – und wenn, dann viel zu verschlüsselt – ihr politisches Handeln erläutert. Aber sie hat auch mal einen Ball ins Aus rollen lassen. Eine Parteivorsitzende muss sich mit allem beschäftigen, aber sie muss sich nicht permanent erklären. Sie muss handeln. Annegret Kramp-Karrenbauer übt das gerade.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Analyse der US-Wahl
Illiberalismus zeigt sein autoritäres Gesicht
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos