Kommentar Pro Seilbahn: Alle wollen die Party

Wer am Hafen wohnt, muss mit Besuchern aus den langweiligeren Stadtteilen leben. Das ist der Preis für die attraktive Lage.

War ja klar, dass das wieder so kommt. Kaum gibt es eine neue lustige Idee für die Hamburger Stadtplanung, stehen wieder die Kritiker auf der Matte. Die Seilbahn über die Elbe störe, weil die Belastung für die Anwohner zu groß sei und deren Grünflächen in Gefahr.

Natürlich muss man auch bei solch einem Projekt auf Verträglichkeit achten. Aber die befürchteten großen Parkplätze sind ja gar nicht zwangsläufig nötig, wenn man diese Bahn wirklich zum Fußgänger-Transportmittel machte.

Eine Seilbahn ist eine wirklich schöne Idee, die den Stadtbesuch vielen Menschen zum noch größeren Vergnügen machen würde. Die Fahrt sollte erschwinglich sein und nicht nur Touristen vorbehalten.

Dass in Folge einer solchen Attraktion mehr Menschen durch ihr Viertel strömen, müssen die Anwohner hinnehmen. Es ist der Preis dafür, dass sie in einer sehr zentralen und attraktiven Lage wohnen, mit Hafen, Dom, Millerntor-Stadion und Reeperbahn in Fußnähe.

In anderen Vierteln am Rand der Stadt, oder gar in den Vorstädten, ist es viel langweiliger. Dort sind die Menschen schon glücklich, wenn es einen Wochenmarkt oder eine Bücherhalle gibt. Das pulsierende Straßenleben mit Draußen-Cafés sucht man vielerorts vergeblich.

Gerecht wäre, auch die neuen Attraktionen auf verschiedene Orte zu verteilen. Denn es wäre schön, wenn Hamburg viele lebendige Ecken hätte. Aber das Zentrum heißt nun mal Zentrum, weil dort alle Wege zusammen führen. Deswegen pulsiert auch dort das Leben.

Die Anwohner, die in inneren Stadtteilen wohnen, genießen genau diese Art der urbanen Lebensqualität. Deswegen sind Wohnungen dort so begehrt. Und doch wird dies vielen offenbar schnell zu viel, hören wir ständig Klagen. Man möchte Teil der Party sein, aber nicht durch sie gestört werden.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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