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Kommentar Politische Konzepte in MaliStunde der Wahrheit in Timbuktu

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Ein Konzept wie der Norden Malis befriedet werden kann, steht aus. Die dramatischen Ereignisse um Timbuktu unterstreichen die Gefahr, dem Militär blind zu vertrauen.

D er französische Vormarsch in Mali hat seinen heikelsten Punkt erreicht: Timbuktu, legendäre Wüstenstadt und Weltkulturerbe. Die islamistischen Herrscher haben hier bereits im vergangenen Jahr durch die Zerstörung alter Mausoleen barbarisch gewütet. Jetzt wird berichtet, dass sie bei ihrer Flucht aus der Stadt auch noch Sammlungen unersetzlicher mittelalterlicher Manuskripte in Brand gesetzt haben.

Die Verantwortung für dieses mögliche Kulturverbrechen tragen allein die Täter. Die Verantwortung dafür, wie es in Timbuktu und in Mali insgesamt weitergeht, liegt jedoch bei den französischen Eingreiftruppen sowie bei Malis Regierung. Malis Staat hat die militärische Entscheidung gegen die Islamisten gesucht, statt den Verhandlungsweg einzuschlagen. Doch die jüngsten militärischen Erfolge der Franzosen sind noch nicht das Ende des Konflikts. Zumal noch nicht klar ist, ob Timbuktu wirklich zurückerobert worden ist und welchen Preis die Stadt dafür gezahlt hat.

Ein „zweites Afghanistan“ kann Mali auch dann sein, wenn die Islamisten keine Städte kontrollieren. Frankreichs Armee kann so viele Soldaten schicken, wie sie will – die riesige Wüstenregion im Norden kann auch so ein Rückzugsgebiet für bewaffnete Gruppen bleiben. Die können die Fernstraßen unsicher machen und am Transsaharahandel verdienen, während internationale Truppen sich in den Städten einigeln und Malis Regierung so tut, als sei alles normal.

Bild: taz
Dominic Johnson

ist Co-Leiter des Auslands-Ressorts der taz.

Ein Konzept, wie der Norden Malis befriedet werden kann, steht noch aus. Die französische Militärintervention hat dessen Dringlichkeit in den Augen von Malis Regierung eher gemindert. Die dramatischen Ereignisse um Timbuktu unterstreichen nun, wie unzureichend das blinde Vertrauen in das Militär ist. Jetzt müsste die Stunde der Politik schlagen.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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2 Kommentare

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  • S
    Sebastian73

    Der Verfasser des Artzikels geht offensichtlich davon aus, dass es in diesem Konflikt eine Verhandlungslösung geben kann. Dabei müsste man sich erst einmal klar machen, wer die Konfliktparteien sind. Es sind die Regierung und das Militär Malis auf der einen und Islamisten auf der anderen Seite. Ursprünglich mischten auch noch die Tuareg mit, die einen eigenen Staat im Norden wollten. Mit den Tuareg kann man sicherlich verhandeln, mit den Islamisten kann man dies aber nicht und man sollte es auch nicht. Jedes Verhandeln mit Menschen, die anderen wegen kleinster Vorwürfe Gliedmaßen amputieren oder wegen vorehelicher Intimität töten, verbietet sich. Diesen Leuten hat ihr Glaube den verstand vernebelt und sie zu unzurechnungsfähigen Monstern gemacht. Wenn man sie nicht töten will, sollte man sie aber wenigstens sicher verwahren, damit sie keinen weiteren Schaden anrichten. Wer da jedoch auf Verhandlung setzt, macht sich an ihren weiteren Verbrechen mitschuldig.

  • I
    Ivulkansturm

    Bitte bei der Wahrheit bleiben. Die malische Regierung hat durchaus versucht, den Konflikt auf dem Verhandlungsweg zu lösen, bis die Islamisten der Ansar Dine aus den Verhandlungen ausstiegen und umgehend im Süden einmarschierten und damit kurz davor waren, den gesamtem Staat Mali zu übernehmen, was durch die Intervention der Franzosen zum Glück verhindert wurde. Nach dem Ausscheiden der Islamisten liefen die Verhandlungen mit den säkularen

    Touareg der MNLA weiter. Anscheinend erfolgreich, da diese zusammen mit einer neuen Abspaltung der Ansar Dine die nicht verhandlungsbereiten Islamisten aus der Stadt Kidal vertrieben haben und zur Zusammenbereit bereit sind.

    Man sollte nur um seine ideologischen Scheuklappen nicht abzulegen, nicht die Wirklichkeit verzerrt darstellen. Nur weil man aus ideologischen Gründen

    Militärinterventionen grundsätzlich ablehnt, wird einfach behauptet, politische Verhandlungen wären nicht versucht worden. Damit wäre dann das von schwer bewaffneten Extremistenbanden in seiner Existenz gefährdete Mali am Krieg schuld gewesen. Nach der gleichen Logik könnte man den Alliierten die Schuld am zweiten Weltkrieg zuschanzen.