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Kommentar Offshore-WindkraftEine gefährliche Machtprobe

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Mit ihrem Versuch, die Lärmschutz-Anforderungen für Offshore-Windparks zu verhindern, setzt die Windkraftlobby ihre Akzeptanz aufs Spiel.

Macht viel Lärm, der Schweinswale gefährden kann: Baustelle eines Offshore-Windrads Bild: dpa

E s ist einer dieser Konflikte, in der beide Seiten irgendwie zu den „Guten“ gehören: auf der einen Seite die Betreiber und Planer großer Windparks im Meer, die möglichst schnell und günstig umweltfreundlichen Strom produzieren wollen. Auf der anderen Seite die Naturschützer, die sich um das Wohl der Tiere sorgen, die durch den gewaltigen Lärm der Baustellen im Meer akut bedroht sind.

Nachdem jahrelang diskutiert und gleichzeitig auf hoher See die ersten praktischen Erfahrungen gesammelt wurden, war schließlich ein Kompromiss in Sicht: Danach könnten die bereits genehmigten Anlagen wie bisher vorgesehen umgesetzt werden.

Für neue Windparks sollten hingegen ein besserer Schallschutz und eine stärkere zeitliche und räumliche Abstimmung der Bauprojekte dafür sorgen, die Lärmbelastung für die empfindlichen Schweinswale und andere Tiere in der Nordsee zu verringern. Eine Lösung, so schien es, mit der alle Seiten leben können.

Doch nun steht die Einigung wieder in Frage. Unter dem Druck der Offshore-Lobby sind die norddeutschen Länder, allen voran Hamburg, auf Distanz zum gemeinsam entwickelten Schallschutzkonzept gegangen. Dass die rot(-grün) regierten Länder dem CDU-Umweltminister Peter Altmaier kurz vor der Wahl keinen Erfolg mehr gönnen mögen, mag ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Und der Bundesminister für Umwelt traut sich nicht, die Pläne im Alleingang umzusetzen. Ob und wann sie nun in Kraft treten, ist darum offen.

Für die Offshore-Industrie ist diese Machtprobe ein gefährliches Spiel. Die teure Technik ist auf Subventionen angewiesen – und damit auf breite öffentliche Unterstützung. Durch technische Probleme, etwa die fehlende Netzanbindung für einen fertigen Windpark, und durch die steigenden Kosten lässt diese Akzeptanz derzeit ohnehin schon nach. Mit ihrem Kampf gegen wirksame Schallschutzmaßnahmen stößt die Industrie nun die gesammelten Umweltverbände und Teile der Politik vor den Kopf.

Selbst wenn die Branche mit ihrer Strategie zunächst Erfolg haben sollte und den Lärmschutz weiter abschwächen könnte, dürfte sich das als Pyrrhussieg erweisen. Im Gegenzug für die möglicherweise geringeren Kosten droht sie genau jene Verbündeten zu verlieren, die sie in Zukunft schmerzlich vermissen wird.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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3 Kommentare

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  • WL
    W. Lange

    Die "Windkraftlobby" muss sich momentan gegen alle möglichen Richtungen verteidigen. Da ist die Deutsche Flugsicherung, die von jetzt auf gleich 15km Abstand zu allen Flugsicherungsanlagen fordert, Bürgerverbände die um den Wert ihrer Grundstücke fürchten, Politiker die die EEG besser früher als später abschaffen wollen uvm. Aber nicht zuletzt die Umwelt- und Tierschutzverbände, die nichts Besseres zu tun haben als ebenfalls bei jeder sich bietenden Möglichkeit dieser neuen Industrieform Steine in den Weg zu legen.

     

    Wohin das führt sieht man am Besten in Baden-Württemberg. Die Grünen sind an der Macht aber bei der Windkraft läuft nichts. Vor allem aufgrund der engsten Verbündeten der Grünen: Den Umwelt- und Tierschutzverbänden. Anstatt zu akzeptieren, dass zu Beginn der Energiewende auch Schäden entstehen, die aber dann später durch die Folge-Effekte mehr als aufgefangen werden, (siehe Kommentar von Herrn Urstadt) muss man aus Prinzip gegen alles sein. Und riskiert dabei die Energiewende als Ganzes. Wenn in 10 Jahren wieder AKWs in Deutschland gebaut werden, weiß ich bei welchen Organisationen ich mich bedanken werde...

  • WL
    W. Lange

    Die "Windkraftlobby" muss sich momentan gegen alle möglichen Richtungen verteidigen. Da ist die Deutsche Flugsicherung, die von jetzt auf gleich 15km Abstand zu allen Flugsicherungsanlagen fordert, Bürgerverbände die um den Wert ihrer Grundstücke fürchten, Politiker die die EEG besser früher als später abschaffen wollen uvm. Aber nicht zuletzt die Umwelt- und Tierschutzverbände, die nichts Besseres zu tun haben als ebenfalls bei jeder sich bietenden Möglichkeit dieser neuen Industrieform Steine in den Weg zu legen.

     

    Wohin das führt sieht man am Besten in Baden-Württemberg. Die Grünen sind an der Macht aber bei der Windkraft läuft nichts. Vor allem aufgrund der engsten Verbündeten der Grünen: Den Umwelt- und Tierschutzverbänden. Anstatt zu akzeptieren, dass zu Beginn der Energiewende auch Schäden entstehen, die aber dann später durch die Folge-Effekte mehr als aufgefangen werden, (siehe Kommentar von Herrn Urstadt) muss man aus Prinzip gegen alles sein. Und riskiert dabei die Energiewende als Ganzes. Wenn in 10 Jahren wieder AKWs in Deutschland gebaut werden, weiß ich bei welchen Organisationen ich mich bedanken werde...

  • AU
    Andreas Urstadt

    http://dip.bundestag.de/dip21/btd/17/026/1702642.pdf

     

     

     

    Stehen die Anlagen erst mal wirken sie nach Alfred Wegener Institut fuer Meeresbiologie auf die Artenvielfalt um die Anlagen herum megapositiv mit Entstehen einer viel hoeheren Biodiversitaet als ohne Anlagen.