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Kommentar ÖkoverbändeGut sein reicht nicht

Bernhard Pötter
Kommentar von Bernhard Pötter

Der Erfolg von Ökoverbänden verpflichtet. Sie sind eine Lobby für den Umweltschutz. Die Öffentlichkeit hat ein Recht, zu wissen, wer sie bezahlt.

U m die deutschen Umweltverbände beneidet uns die Welt. Nirgendwo sonst sind die Ökogruppen so gut finanziert, so schlagkräftig und mehrheitsfähig. Nabu, BUND, WWF, Greenpeace und all die kleinen Ökovereine haben kräftig dazu beigetragen, dass diese Republik vernünftiger und grüner geworden ist. Sie haben sich verbal und tatsächlich dafür verprügeln lassen, dass Deutschland heute Weltmeister im Export von grünen Technologien ist. Und: Sie haben, anders als Parteien, Gewerkschaften oder Kirchen, keine echten Skandale produziert. Noch nicht.

Deshalb passt es nicht zur DNA der Ökoverbände, aus ihren Finanzen ein Geheimnis zu machen. Sicher wollen nicht alle Kleinspender mit Namen auftauchen. Aber gerade bei Zahlungen aus Unternehmen oder bei Kooperationen mit Firmen muss völlig klar sein, woher das Geld kommt und was damit gemacht wird. Das ist nicht bei allen Verbänden und nicht immer der Fall. Eine einheitliche Regelung zur Offenlegung aller Zahlungen ist dringend nötig. Das sollten die Verbände schnell beschließen.

Denn ihr Erfolg bringt auch Pflichten mit sich. Sie sind nicht mehr kleine Bürgerinitiativen, sondern mittelständische Firmen mit großer politischer und ökonomischer Macht. Sie sind eine Lobby für den Umweltschutz. Und wie bei anderen Lobbygruppen hat die Öffentlichkeit ein Recht, zu wissen, wer sie bezahlt. Vor allem wenn das Geld von Unternehmen kommt, vor deren Werkstor sie vielleicht morgen wieder demonstrieren sollten.

Bild: privat
BERNHARD PÖTTER

ist Autor der taz.

Die Umweltschützer sollten sich auch nicht dafür schämen, ihre Ziele mit Unterstützung von Unternehmen zu erreichen, die ähnliche Interessen haben. Es kann in Ordnung sein, die Anti-AKW-Kampagne mit Geld aus der Windindustrie zu finanzieren oder gegen die Agrarlobby mithilfe der Biobauern vorzugehen. Wenn die Öffentlichkeit das erfährt, wird nämlich auch klar, dass es nicht die Interessen „der Wirtschaft“ gibt, sondern dass auch hier Artenvielfalt herrscht. Aber die Öffentlichkeit muss es eben erfahren.

Bislang ist es den Spendern ziemlich egal, was die Ökos mit ihrem Geld machen. Das wird sich beim ersten ordentlichen Finanzskandal schnell ändern; die deutsche Sektion der Unesco hat das vor ein paar Jahren bitter erfahren. Früher hat es für die Umweltverbände gereicht, Kröten über die Straße zu tragen. Heute wollen wir die Kröten auf ihren Konten sehen.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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6 Kommentare

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  • T
    Temnitzbiber

    Was Brasilien angeht, ist es wohl wie in Russland: Unbequeme Mahner im eigenen Land macht man mundtot (oder auch richtig tot), und wenn im Ausland Alarm geschlagen wird, sind ausländische Agenten im Spiel. Natürlich gibt es unter NGOs auch "Quasi-NGOs", die spezielle Ziele verfolgen, welche sich nicht aus dem Namen herleiten lassen. Aber daraus jegliche vom Ausland unterstütze Gruppe zu kriminalisieren - das kann es ja wohl nicht sein. Aber selbst der "linke" präsident Boliviens bekämpft "von den USA unterstützte Umwelztschützer", die sich zusammen mit den Regenwald-Indigenen dagegen wehren, dass Morales als Vertreter der Koka-anbauenden Hochland-Indigenen deren Interessen vertritt, z.B. strassenbau durch Reservate zum Zwecke der Erhöhung der Koka-produktion.

  • A
    anna

    Dieser Artikel ist mir zu dünn. Es fehlen Fakten oder Kurz-Sachinfos, an denen man die Meinung von Herrn P "aufhängen" bzw. überprüfen könnte.

    Was "Nein" schreibt, hat wohl seine Berechtigung.

    Daher fällt es mir schwer, für diesen Artikel Geld zu zahlen - sonst bin ich dabei, eine Lastschrift für taz online artikel einzurichten. Aber für diesen Artikel - der ist zu dünn für Geld. Das ist bloße Meinungsmache.

  • W
    wauz

    Es gibt einen Grund

     

    warum es z.B. Robin Wood gibt. Diese Leute haben sich aus guten Gründen von Grünpiss verabschiedet. Es reicht schon völlig, sich einmal den "Newsletter" dieser Organisation bestellen. Von "News", Neuigkeiten, die durch nachvollziehbare Fakten gedeckt sind, kann da keine Rede sein. Alles drückt auf die Tränendrüse, zielt auf den Affekt. DAS ist schon unseriös.

    Die Forderung nach Transparenz trifft jede Menge Hilfsorganisationen ins Mark. Weil ihre Anliegen - Jobs für die Mitarbeiter, Spitzengehälter für die Leitenden und unsaubere politische Ziele - eben nicht spendenfähig sind. Da gibt es in allen Sparten solche Schwarze Schafe. Durchaus denkbar, dass es sich um die Mehrheit handelt.

  • A
    almer

    Schon wieder Unwahrheiten verbreiten? So siehts aus:

    Green10 ist eine Koalition von „zehn der größten europäischen umweltpolitischen Organisationen/Netzwerke“, welche „innerhalb der gesetzgebenden Institutionen der EU agieren – der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments und des Ministerrats. Sie will sicherstellen, dass Umweltaspekte im Zentrum der Politikgestaltung angesiedelt sind“.

    Neun Mitglieder der Green10 erhalten Gelder von der EU-Kommission.

    Acht Mitglieder der Green10 beziehen mindestens ein Drittel ihres Einkommens von der Kommission, und fünf davon sind für mehr als die Hälfte ihrer Einnahmen auf die EU-Kommission angewiesen.

    Nach den gängigen EU-Regeln kann eine NGO bis zu 70 Prozent ihrer Einnahmen von der EU beziehen, lediglich 30 Prozent stammen dann aus anderen Quellen.

    Zwischen 1998 und 2009 ist ein substanzieller Anstieg an Fördergeldern der Kommission für umweltpolitische Gruppen zu verzeichnen. Waren es 1998 noch 2.337.924 Euro, wuchs die Fördersumme bis 2009 auf 8.749.940 Euro. Der durchschnittliche Anstieg pro Jahr lag bei 13 Prozent. Die Unterstützung der Green10 nahm in diesem Zeitraum ebenfalls deutlich zu:

    Zuschüsse an „Birdlife Europe“ stiegen von 1998 bis 2009 um 900 Prozent.

    Zuschüsse an „Friends of the Earth Europe“ stiegen um 325 Prozent.

    Zuschüsse an das „WWF European Policy Office“ stiegen um 270 Prozent.

    All diese Aspekte deuten darauf hin, dass die Förderung von NGOs mit einem engen Interessenhorizont wie bei den Green10 den demokratischen Prozess und die Präsenz zivilgesellschaftlicher Vertreter in Brüssel unterläuft. EU-Förderungen haben aktivistische Organisationen in die Lage versetzt, staatliche Mittel zu nutzen, um ihre eigenen Budgets zu erhöhen und ihren Einfluss auf die Politik zu stärken.

  • JZ
    jan z. volens

    Vielleicht koennte der nationale Intelligenz-Dienst Brasiliens mit Auskunft helfen. 2011 wurde ein Bericht der ABIN ueber die "gruenen" & "fremden" NROs,( welcher fuer die Praesidentin bestimmte war) - wahrscheinlich absichtlich "leaked" an die Presse: Die internationale "gruene" NRO - Mafia wird jetzt auch in Lateinamerika bekaempft. Greenpeace und WWF dienen den geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen der USA&Britanien (auch wenn sie einige deren Aktiengesellschaften - auserhalb der USA(!)behindern). Das ABIN Dolument ist in net: "Conversa Afiada Abin Ongs"" - und auch eine Liste von "fremden" NROs...darunter "Clinton Global Initiatives"...

  • N
    Nein

    Herr pötter,

    Ihr Artikel zeugt einfach von völlig fehlender Sachkenntnis.

     

    Ein paar plakative Schlagworte reichen nicht aus, wenn die Fakten verdreht werden.

    Der WWF ist sowieso ein Einzelfall, weil er bekanntermassen mit der Industrie paktiert.

    Greenpeace erhält keine Spenden aus der Politik und der Wirtschaft.

    So intransparent, wie Sie behauptzen, ist es gar nicht.

    Und die Behauptung, den Spendern sei bisher es egal, was mit ihrem Geld passiert, ist einfach Blödsinn.