Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Antwort auf:
@Bernd Pickert 2.Teil von 2:
Im Übrigen haben Sie mich falsch zitiert, es heißt dort nicht „Kneipen-„ sondern „Familienschlägerei“, was ja einen klar dimensionierten Sphärenunterschied ausmacht. Aber hier Schwamm drüber weil ich einräume, dass die reale Dimension in diesem Elend eine unvergleichlich infernalischere Größenordnung einnimmt. Und darum werde ich mir auch weiterhin hier die Finger wund tippen um mich gegen m.E. kaltschnäuzig einseitige Berichterstattung mittels dieses Forums hier aufzulehnen. Sie wissen doch, Eltern müssen damit rechnen gefragt zu werden: „ Und, wie hast Du Dich im Krieg verhalten?“ Viel leisten kann ich nicht! Aber hier bleibe ich am Ball.
N.B.: Den USA werde ich zeitlebens dankbar dafür sein, Deutschland vom III.Reich befreit zu haben und mich hier ausdrücklich für die vielen schrecklichen menschlichen Opfer entschuldigen, die das auch der amerikanischen Bevölkerung gekostet hat (alle anderen Alliierten sind mitgemeint!), vor allem weil die deutsche Bevölkerung so jämmerlich selber versagt hat.
1.Teil von 2:
Was Sie mit: "wir kennen uns doch nun langsam" wörtlich so meinen verstehe ich nicht völlig, -egal. Klar kommentiere ich fast jeden Ihrer Texte, weil ich als Abonnent angetreten bin, jeden Taz-Text anzugreifen, der die Verdachtsmomente in Sachen „Giftgasanschlag“ überzogen einseitig kolorieren will. Sie persönlich (bei dem ich mich, hinsichtlich seiner mir immer wieder sauer aufstoßenden Amerika-möglichst-schonen-wollenden-Maxime, zu widersprechen genötigt sehe) erlebe ich in dieser Sache, als einen von wenigen zwei oder drei, immerhin noch komplex reflektieren wollenden Tazjournalisten. Das sind zu wenig!
Auch ich bin für die überfällige Abwahl Assads weil auch ich, als unmaßgeblicher Zeitungsleser, meine, dass er aus seiner Wahl zum Präsidenten ein Unrechtsregime hat hervorgehen lassen. Zwar staatsrechtlich halbwegs rechtens Präsident geworden, der dann aber, wegen der vielerorts berichteten m.E. glaubwürdigen Untaten großer Teile seiner Staatsbediensteten, die Legitimation verloren hat. Aber den Teufel Assad-Massaker u. Folterknechte mit dem Beelzebub Massaker und Folter verübende Rebellen-Soldateskas austreiben zu wollen, indem man diese durch aktive Kriegshilfeeingriffe von außen, auch noch ethisch aufpolieren und autorisieren würde (will?) als den besseren unter den Schlimmen, halte ich für ständig Thematisierungs nötig.
Sorry, aber hier mogeln Sie ein bißchen, Herr Pickert.
Richtig ist formal natürlich, daß erst der bevorstehende - völkerrechtswidrige - Angriff einer Koalition der Willigen verstärkt zu weltweiter Aufregung führte ...
ABER: Es ist doch so, wenn wir ehrlich zueinander sind: Die Floskel "Krieg vorerst abgewendet" stammt ja gerade aus medialer Hand, nicht selten sogar von jenen Kampagnejournalisten, die diesen KRIEG, also seine internationale Ausweitung, sehnsüchtig herbeischrieben. Was ja fast gelungen wäre.
Und außerdem ist auch das nur die halbe Wahrheit.
1. Der syrische BürgerKRIEG wurde ja längst als vom Westen/Saudiarabien usw. geförderter empfunden und andererseits von Euch, Journalisten, medial in die Nähe zum Arabischen Frühling gerückt.
Dieser Bürger-KRIEG folgte also dem medial vermittelten Szenario des Regimechanges durch Rebellengruppen, die aus der Opposition hervorgegangen waren und erschien deshalb als "normales" Prozedere. Nur funktionierte das so in Syrien nicht. (In den anderen Ländern hinterher auch nicht, aber das ist ein anderes Thema.)
Es ist der 11. September. Und die TAZ berichtet über ... eben, das meine ich!
Und jetzt, warum, kann man alles sehen, recherchieren, wofür ich früher Jahre mit Büchern brauchte um diesen US-Laden zu verstehen?
Weil sie es geil finden, ihren Terror jedem zu zeigen, denke ich!
Wieso war denn die Forderung von Kerry, die Chemiewaffen unter internationale Kontolle zu bringen, ein Lapsus?
Deren Einsatz zukünftig zu verhindern, ist doch dass eigentliche Ziel.
Der amerikanische Militärschlag hingegen doch nur ein (wenig aussichtsreiches) Mittel zum Ziel.
Wenn das Ziel jetzt auch ohne Militärschlag erreicht wird (was abzuwarten bleibt), verstehe ich auch nicht, wieso Obama jetzt blamiert sein soll.
Besonders in der Pflicht ist jetzt allerdings Putin.
Wenn die Nummer schiefgeht, ist er nämlich der Blamierte. Da der aber ziemlich eitel ist, könnte das mit der internationalen Kontrolle sogar was werden.
Dann wäre er nicht nur nicht blamiert, sondern gar so etwas wie ein Held.
Fände ich gut!
Bernd Pickert räsoniert: „Als ob erst dann Krieg herrscht, wenn US-Raketen einschlagen.“
Diese verdummteufelnde Bemerkung darf so nicht durchgehen. Also: Wenn eine interne Familiensschlägerei mittels extrem fieser Kloppereimethoden im gange ist und sich hinzieht, kann man doch wohl schlecht noch zusätzlich, auch kriegsverbrecherisch einigermaßen verrufene, fiese Typen als Ordnungskräfte dort hinein schicken. Bernd Pickert kann es nicht lassen, die USA als unzweifelhafte militärische Erzengel immer wieder ins Spiel bringen zu wollen. Der Rest seiner Kollegenzunft bei der Taz versucht dann derweil, Putin und dessen (wie auch immer tatsächlich bigott motiviert sein mögenden) friedensstiftenden Ideenvorgaben plump undifferenziert in den Dreck zu ziehen.
Soll der Ukraine erlaubt werden, Ziele tief in Russland mit westlichen Raketen und Marschflugkörpern anzugreifen? Ein Pro und Contra.
Kommentar Obamas Syrien-Rede: Barack Obama gewinnt Zeit
Wenn Obama sein Gesicht wahren kann, ohne dazu Bomben werfen zu müssen, kann man ja nur dankbar sein. Nun muss die gewonnene Zeit genutzt werden.
Als ob erst dann Krieg herrscht, wenn US-Raketen einschlagen Bild: dpa
Es war ein erstaunliches Schauspiel, die Rede von US-Präsident Barack Obama an die Nation am Dienstagabend. Geplant, um eine kriegsmüde Bevölkerung für einen Militärschlag zu gewinnen, geriet die Rede zu einem Appell an das Gute im Amerikaner.
Doch die Erleichterung des Präsidenten, durch den Lapsus seines Außenministers und die anschließende russische Initiative zur Kontrolle und Vernichtung der syrischen Chemiewaffen Zeit gewonnen zu haben, war unüberhörbar.
Obama kann erst einmal vermeiden, sich vom Kongress eine Abfuhr zu holen. Er kann die seit Tagen von ihm konsequent überhörte Frage, was er denn in diesem Fall tun würde, nun auch ganz offiziell ignorieren. Und damit es nicht allzu dumm aussieht, behauptete er, schon seit Monaten mit Russlands Präsident Putin über solch eine Lösung beraten zu haben. Das kann stimmen – aber so, wie die Dinge am Montag liefen, sah nichts nach Strategie aus. Egal: Wenn Obama sein Gesicht wahren kann, ohne dazu Bomben werfen zu müssen, kann man ja nur dankbar sein.
Jetzt kommt es darauf an, die gewonnene Zeit auch zu nutzen, und das gilt nicht nur für die USA, Frankreich und Großbritannien, die im Sicherheitsrat eine Resolution durchbringen wollen, die Assad verpflichtet zu tun, was er jetzt versprochen hat.
Wer die zweieinhalb Jahre des Syrienkonflikts verfolgt hat, muss schon verwundert feststellen, dass die weltweite Aufregung nie so groß war wie ab dem Moment, als eine US-Intervention bevorzustehen schien. Als ob erst dann Krieg herrscht, wenn US-Raketen einschlagen. Das ist vorerst abgewendet. Aber den Zivilisten in Syrien ist damit noch wenig geholfen. Es war auch der Druck der Öffentlichkeit, der den US-Schlag vorerst verhindert hat. Das ist gut. Aber beim Status quo ante zu verharren, ist keine Option.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Schwerpunkt Syrienkrieg
Kommentar von
Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
Themen