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Kommentar ObamaEin rationaler Feldherr

Bettina Gaus
Kommentar von Bettina Gaus

Wer Obama für einen Friedensfürsten hielt, hat sich geirrt. Er ist ein rationaler Feldherr. Aber immerhin: Er ist rational.

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Bettina Gaus
Politische Korrespondentin
Jahrgang 1956, ist politische Korrespondentin der taz. Von 1996 bis 1999 leitete sie das Parlamentsbüro der Zeitung, vorher war sie sechs Jahre lang deren Korrespondentin für Ost-und Zentralafrika mit Sitz in Nairobi. Bettina Gaus hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt 2011 „Der unterschätzte Kontinent – Reise zur Mittelschicht Afrikas“ (Eichborn).

12 Kommentare

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  • N
    Name

    Betrachtet man die US-amerikanische Außenpolitik seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, dann befindet sich Obama in guter Gesellschaft und verhält sich nicht anders als seine Vorgänger. Das ist allerdings nicht grundsätzlich das Problem des Präsidenten Obama sondern die Leitlinien, denen Washington folgen will. Zu schrecklich der Krieg in Afghanistan oder die bürgerkriegsähnlichen Zustände im Irak sind, verurteilungswürdiger sind da eher das gezielte Töten mutmaßlicher Terroristen (ohne jegliche Legitimation, wie sie selbst bei der - klar abzulehnenden - Todesstrafe noch gegeben ist) in Pakistan oder im Jemen (und wer weiß, wo sonst noch) und ein irrsinniger Krieg in Kolumbien.

     

    Überhaupt ist die Haltung der USA gegenüber Südamerika in den nächsten Jahren stärker zu beobachten. Auch ein Obama wird keinen völligen Kurswechsel gegenüber Kuba durchsetzen - dafür sind schon die Exilkubaner zu wichtig zum Machterhalt - aber die Einstellungen zu möglichen linken Präsidenten in Lateinamerika wird zeigen, ob er doch ein anderer Präsident sein kann als seine Vorgänger.

     

    Obama wird in der Geschichte dann aber auch eher an innenpolitischen Erfolgen gemessen werden denn an der Außenpolitik. Ein Mensch alleine kann nicht 65 Jahre Politik (i.S.v. Weltmachtdenken) von heute auf morgen ändern.

     

    (Aber dank Schwarz-Gelb werden wir wenigstens in Iran mit dabei sein, wenn Schröder unseren Soldaten schon das Abenteuer Irak untersagte...)

  • N
    Nebelkerze

    Wie unten schon beschrieben-

    Ich denke mal, Obama ist auf jeden Fall besser als McCain (stünde schon im Iran) und der wäre besser gewesen als Bush (stünde vor dem Atomkrieg). Für Leute wie seinen Rumsfeld waren Menschen sowieso nur Spielfiguren zum rumschieben. Wie Afghanistan abzuwickeln ist, weiß jetzt niemand so genau und auch O. hat noch keine Lösung parat. Vielleicht sollte erst mal Karzai weg...

    Die ewigen Diskussionen der einseitigen Pro- / Anti-Amerikaner -Radikalos mit ihren jeweiligen Verschwörungstheorien amüsieren mich. Als ob Kriege nur aus genau moralisch eindeutigen Gründen geführt würden. (Menschenrechte / Taliban oder Bodenschätze / Geostrategie) Ohnehin ist für viele Leute immer alles ganz simpel und alle anderen sind naiv, jaja... Die meisten von uns waren nie in A. und die Statistiken haben wir nicht selbst gefälscht- wir tappen im Nebel des Krieges.

  • JB
    Joachim Bovier

    Man muss Herrn Obama nicht mögen, man kann die israelische Politik für falsch halten, doch dieser fanatische Anti-Amerikanismus und Anti-Judaismus einer Mehrzahl der hiesigen Leserbriefschreiber ist erschreckend! Ich schäme mich dafür, dass das wieder einmal von Deutschen ausgeht.

  • D
    DreckigerKapitalist

    Obama und Bush haben den Islam nicht zum Feind erklärt, aber umgekehrt. In solchen Dingen reicht es, wenn eine Partei das tut.

     

    Diese Tatsache nicht zu erkennen, ist alles mögliche aber nicht rational.

  • G
    gregor

    Ob Bush oder Obama - beide leiten ein Kriegsdienstleistungsunternehmen. Das ist die Konzeption der Weltpolitik heute. Das ist der Auftrag, den sie von der Weltgemeinschaft erpresst, oder erhalten haben. Also soll man überhaupt mit dem Obama-Quatsch aufhören. Das ist ein riesiges System und nicht ein Individuum. Aber die Kritik des Systems ist ein Tabu, daher der Blödsinn über die Rationalität eines Kriegsherrn.

  • A
    Anders

    Sieht so aus als würden hier wirklich welche glauben, dass Obama so regieren könne wie er wollte. Das ist auch sehr naiv, denn auch er muss sich mit vielen weiteren Politikern im US Senat herumschlagen und dort eine Linie zu finden die er dann vertreten muss. Das Ergebnis muss dabei aber nicht seine Sicht sein.

     

    Es ist wichtig zwischen dem Kandidaten Obama und seinem Traum und dem Präsidenten Obama zu unterscheiden. Der Kandidat kann das sagen was er will, der Präsident muss jedoch den Konsens zwischen ihm und dem Senat wiedergeben. So ist das nunmal in der Politik und deswegen kann ein Politiker niemals seine Versprechen 1:1 umsetzen, denn wenn das ohne weiteres möglich wäre, dann wäre es eher eine Dikatur.

  • H
    hto

    "Ein rationaler Feldherr" - der Imperator der multischizophrenen Systemrationalität!?

     

    "... ignorieren und wenn die verschiedenen Organisationen untereinander nicht hinreichend kooperieren. Das sind jedoch keine Ausnahmen, das ist Alltag."

     

    - das ist die ignorante Arroganz des "gesunden" Konkurrenzdenkens in gewohnter Überproduktion von systemrationalem Kommunikationsmüll, im "freiheitlichen" Wettbewerb um ...!?

     

    "Das macht ihn noch nicht zu einem europäischen Diplomaten, aber doch zu einem verlässlichen Gesprächspartner."

     

    - wenn man den bewußtseinsbetäubten Glauben an die Konfusion zu vielen Wahrheiten liebt / pflegt, in gleichermaßen Bewußtseinsschwäche von Angst, Gewalt und "Individualbewußtsein" auf Sündenbocksuche!?

  • S
    Shrike

    Bush hat viel Scheiße gebaut, auch ich war froh, als er weg war und verärgert, dass er niccht angeklagt wird.

     

    Allerdings:

     

    Streng genommen hat selbst er keineswegs den Islam zu Feind erklärt, sondern mehrfach betont, es ginge um die Extremisten und Terroristen, die meisten Muslime seien friedlich.

     

    Und einen Kreuzzug im religiösen Sinne hat er auch nicht begonnen, höchstens einen zu Verbreitung der Demokratie (und zur Sicherung so einiger Machtinteressen).

     

    Bush hat viele törichte Entscheidungen getroffen, wie ich finde, dennoch sollte man auch sein Handeln so gut es geht fair beurteilen.

  • M
    Martin

    Liebe Frau Gaus, Obama kam mit den Worten zur Macht: 'we will not torture', wenige Tage später verfügte er die Straffreiheit für die Folterer der CIA. Ist Ihnen das unbekannt? Die CIA betreibt weiterhin ungebremst in ausgelagerten Gefängnissen systematische Folter und führt Tötungsprogramme mit Hilfe der Mordorganisation Blackwater durch. Ein 'Friedensfürst', der als eine erste Amtshandlung Straffreiheit für das Foltern erklärt? Der immer mehr Geld für Kriege einsetzt, immer mehr Menschen töten läßt? In Afghanistan hat sich die Anzahl der Getöteten seit Obama verdreifacht! Bitte verzeihen Sie mir, an die Fakten zu erinnern: in der gesamten Geschichte der Menschheit wurde noch nie so viel Geld für Rüstung, Krieg und für Morde ausgegeben wie von Herrn 'Feldherrn' Obama, einem Mordlord.

  • B
    Boris

    "Wer Obama für einen Friedensfürsten hielt, hat sich geirrt. Er ist ein rationaler Feldherr. Aber immerhin: Er ist rational. Und ehrlich, soweit sich das bislang beurteilen lässt. Beides unterscheidet ihn von seinem Vorgänger."

     

    Frau Gaus,

     

    Sie wiederholen sich.Jeder halbwegs informierte Mensch konnte vor der Wahl lernen,dass Obama kein

    "Friedensfürst" ist. Ein rationaler Feldherr ?

    In welchem Sinne ? Dass er die PAX AMERICANA mit den selben Mitteln wie sein Vorgänger durchsetzt?

    Was haben Krieg und Völkerrechtsbruch mit Vernunft zu tun,oder halten Sie die Durchsetzung

    geostrategischer Interessen und die Begünstigung

    einer Kriegsökonomie für legitim?

    Die von Ihnen unterstellte Ehrlichkeit Obamas ist nicht minder naiv als das medial gehypte

    Bild vom "Change".Obama hat diverse Wahlversprechen nicht gehalten und seine Worte

    mit Taten konterkariert.Beispiele:Schließung Guantanamo,Militärtribunale oder auch die Ernennung des Rüstungslobbyisten William Lynn zum Deputy Secretary of Defense,welche seine neuen

    Ethikrichtlinien verletzt hat.

    Zu den mutmaßlichen Drahtziehern von Detroit/Ex-Guantanamo Insassen erklärt Roger Willemsen:

    "Zunächst bezweifle ich, dass ehemalige Häftlinge beteiligt waren. Wir haben solche eklatanten Desinformationen durch die US-Administration erhalten, dass es keinen Grund gibt, diese Aussage zu glauben. Was würde besser in eine Situation passen, in der man das Lager offenbar gegen alle Versprechen nicht schließen will, als einen Grund zu simulieren, es nicht zu schließen?"

    Das nenne ich eine realistische Einschätzung,Frau Gaus.Streuen Sie den Menschen keinen Sand in die Augen, sondern erklären Sie den Menschen endlich

    die wahren Motive des "war on terror"!

    Craig Murray (ehemaliger Botschafter des Vereinigten Königreichs):

    "Karzai comes directly from the Bush camp and was put in place because of his role with Unocal in developing the Trans Afghanistan Gas Pipeline project. That remains a chief strategic goal. The Asian Development Bank has agreed finance to start construction in Spring 2011. It is of course a total coincidence that 30,000 extra US troops will arrive six months before, and that the US (as opposed to other NATO forces) deployment area corresponds with the pipeline route."

    http://www.darkpolitricks.com/2009/12/craig-murray-on-the-reasons-for-the-war-in-afghanistan/

    “We have strategic interests in South Asia that should not be measured in terms of finite times,” said Gen. James L. Jones, the president’s national security adviser, speaking on CNN’s “State of the Union.” “We’re going to be in the region for a long time.”

    http://www.nytimes.com/2009/12/07/world/asia/07afghan.html

  • F
    franzerl

    Hitler begann den 2. Weltkrieg völlig rational.

    Ist rational beschlossenes Töten und sind rational begonnene Kriege bessere Kriege?

    Ein rationaler Kriegsherr ist ein besserer Gesprächspartner? Wenn man ihm bedingungslos Gefolgschaft leistet wohl schon. Wenn die Vasallen dem Hegemon fügsam folgen...Die 'Truppenstellerkonferenz' in London zu Afghanistan wird es zeigen.Holland bekommt wegen der Abzugsabsicht aus Afghanistan massiv US-Druck.

  • V
    vic

    Wer mehr erwartet hat, ist selbst schuld.

    Für mich war Obama immer nur

    "just another US-President". Definitiv besser als Bush, und mangels Alternative immer noch besser als McCain.