Kommentar OECD-Bildungsdaten: Die Dummheit der Deutschen
Die Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit ist kein böser Onkel, der sich Deutschland als Watschenmann ausgesucht hat. Was die Pariser Statistiker festhalten, sind nüchterne Zahlen.
E s ist geradezu peinlich, sich Jahr für Jahr die OECD-Zahlen über Bildung in Deutschland ansehen zu müssen. Während hierzulande permanent die Mehr-Wissen-Trompete geblasen wird, sieht das auf den Zeugnissen aus Paris immer ganz anders aus. So sinkt die Zahl der Studienanfänger immer weiter und auch die Bildungsausgaben bewegen sich nach unten.
Nun gibt es die Kritiker, die sich über die ständigen Mäkeleien der OECD echauffieren. Genug der Pisazeugnisse, wir können genug, heißt deren Credo - und das ist grundfalsch. Die Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit ist kein böser Onkel, der sich Deutschland als Watschenmann ausgesucht hat. Was die Pariser Statistiker festhalten, sind nüchterne Zahlen. Alle Lebensqualitätsstudien zeigen: Je mehr Bildung und Qualifikation, desto mehr Einkommen, Gesundheit, Lebenserwartung, ja wenn man so will, Glück hat der Einzelne zu erwarten.
Man muss solche persönlichen Vorteile nicht überschätzen - für die Entwicklung der Gesellschaft als Ganzes aber sind gute Bildungschancen gar nicht hoch genug zu bewerten. Dieses Land hat immer weniger Schüler, und gleichzeitig wird die Quote der gut Ausgebildeten nicht größer, sondern kleiner. Es gibt Regionen, die mittlerweise einen toten Eindruck machen: Die Gebildeten fliehen oder heiraten weg - und ein doofer und vernachlässigter Rest bleibt zurück.
Christian Füller ist Bildungsredakteur der taz.
Man muss nicht das Schreckenszenario an die Wand malen, dass das ganze Land in eine kollektive Depression verfällt. Aber man darf sich keine Illusionen machen, was geschieht, wenn ein Exportweltmeister zu wenig schlaue Kinder hervorbringt. Diesen Titel kann man wohl bald vergessen. Und zugleich wird das Wohlbefinden der Bürger sinken.
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