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Kommentar Mitfahr-Profis bei der BahnWerbung fürs Bahnfahren

Jan Kahlcke
Kommentar von Jan Kahlcke

Rechtlich ist die Sache klar: Die Geschäftsbedingungen der Bahn verbieten Geschäfte mit Mitfahrern. Aber man kann sich gesellschaftlich Schlimmeres vorstellen.

M issbrauchen die sogenannten „Bahn-Schlepper“ und ihre „Kunden“ das Angebot der Bahn, indem sie die Mitfahrmöglichkeiten von Monatskarten ausreizen? Rechtlich ist die Sache klar: Die Geschäftsbedingungen der Bahn verbieten Geschäfte mit Mitfahrern. Aber moralisch?

Zumindest wird niemand ernsthaft geschädigt. Das Gros der Mitfahrer sind junge Leute, die sich die teuren Normalfahrpreise der Bahn gar nicht leisten könnten. Sie würden sonst mit dem Bus fahren, mit einer Mitfahrgelegenheit im Auto – oder zuhause bleiben. Die Bahn gewinnt also Kunden, die sie sonst nicht hätte. Und was ist dagegen zu sagen, dass am einst flauen Samstag die Züge auf der Strecke Hamburg – Berlin inzwischen gut ausgelastet sind?

Die Bahn erlöst dabei zwar nicht so viel Geld wie mit anderen Tickets. Aber sie verkauft ja immerhin die Monatskarten. Bei dieser Nische in ihrem Tarifdschungel muss sie einkalkuliert haben, dass Karteninhaber von ihrem Recht Gebrauch machen, Mitfahrer mitzunehmen. Eine betriebswirtschaftliche Frage, wie lange das so bleibt.

Letztlich könnte die Bahn das Ganze als Werbung betrachten, ähnlich der, die sie selbst mit ihren Discounter-Tickets macht. Mal davon abgesehen, dass Verkehr auf die Schiene verlagert wird und – wenn auch unversteuerte – Jobs entstehen: Man kann sich gesellschaftlich schädlichere Folgen illegalen Tuns vorstellen.

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Jan Kahlcke
Redaktionsleiter
Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück
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3 Kommentare

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  • A
    Alex

    Genau.. Schwarzfahren schadet ja auch Niemanden und das sind auch alles Leute die sich kein Ticket leisten könnten und sonst Zuhause bleiben müssten.

     

    Noch viel schlimmer finde ich die Schlepper die einen vor den Fahrkartenautomaten abfangen. Da fühl ich mich immer gleich schlecht wenn ich ein richtiges Ticket für 13€ kaufe, anstatt mit den netten Leuten für 5€ mitzufahren. Und diese fahren nicht nur an Samstagen..

  • BL
    Bürger Lars aus Stuttgart

    Diesem Kommentar will ich - als Leser und gelegentlicher Bahnkunde - zustimmen.

     

    Keiner hat einen Nachteil. Daher sollte sich die Bahn um wichtigere Probleme kümmern.

  • H
    herbert

    Ich sehe das ganz anders. Eigentlich profitiert niemand von solch bescheuerten Aktionen. Die Bahn nicht, weil sie einen Bruchteil einnimmt. Rechnen wir mal nicht die astronomischen 73 €, die die Fahrt zum Normalpreis kosten soll. Der Normalpreis ist normalerweise nur noch zur Abschreckung da, er vertreibt Spontanreisende mit kleinem Budget aus der Bahn. Nein, der normale Preis für Hamburg-Berlin dürfte eher bei 20-25 € liegen. Das wird die DB intern kalkulieren - so bekommt sie mit den Schleppern aber kaum 5-6 € pro Fahrt. Eine verdammt teure Werbeaktion, dazu nicht meßbar und unbefristet. Auslastungssteuerung lässt sich so obendrein auch nicht machen.

     

    Die Schlepper hängen Samstags im Zug. Den ganzen Tag. Es gibt sicher schönere Orte, einen Tag zu verbringen.

     

    Und die Kunden? Kommen nominal günstziger zum Zuge. BEsser wäre es aber doch wohl, wenn die DB weiter den Druck hätte, die Preise endlich anders zu organisieren. Dann könnte man auch an anderen Tagen als Samstag bezahlbar von HH nach B.