Kommentar Managergehälter: Wie linke Jusoleins

Merkel und Steinbrück setzen sich für eine Minderung der Managergehälter ein. Leider können sich die Manager dadurch hinter der Politik verschanzen.

500.000 Euro für Manager, mehr nicht! Was so eine Finanzkrise aus Realpolitikern wie Peer Steinbrück macht. Wie linke Jusolein der frühen Siebzigerjahre gebärden sie sich. Was ist von dem neuen Steinbrück und seinen Mitstreitern zu halten? Immerhin: Sie lernen dazu. Zu spät?

Seit Jahren wird geklagt, die Bezahlung von Managern widerspreche nicht nur den gängigen Standards von Moral, sondern auch von Leistung und wirtschaftlicher Vernunft. Die, die heute so entschieden auftreten, äußerten sich jedoch bisher nur, um auf den Sachzwang des höchstmöglichen Managergehalts zu verweisen, der sich - leider, leider - aus der Globalisierung ergäbe.

Mit ihrer Deckelungsinitiative versagt die Politik der Öffentlichkeit ein aufklärerisches Schauspiel: Wir hätten doch zu gern zugehört, wenn sich Manager auseinandersetzen, was ihre Leistungen wert ist. Jetzt können sie sich hinter der Politik verschanzen. Diese wiederum verschanzt sich hinter ihrer Symbolpolitik. Denn mit der Gehaltsdebatte setzen die Regierenden erneut allein die Manager auf die Anklagebank. Die als Krisenmanager gefeierten Politiker, Angela Merkel und Peer Steinbrück, verdrängen erneut das Wissen um ihre Rolle als Krisenproduzenten. Auszug aus ihrem Koalitionsvertrag: Der Finanzplatz Deutschland müsse wettbewerbsfähiger werden. "Produktinnovationen und neue Vertriebswege" müssten "nachdrücklich" unterstützt werden, die Finanzmarktaufsicht möge bitte schön "mit Augenmaß" handeln. Wer so denkt, steht zu Recht in dem Verdacht, mit der Gehaltsdebatte von einer angemessenen Realpolitik ablenken zu wollen. Die sähe so aus: ein hartes Haftungsrecht einerseits, viel höhere Steuern für Höchsteinkommen andererseits.

So hat man einen Peer Steinbrück vor Augen, der öffentlich schneidend klarmacht, wie er "diesen Managern" die Daumenschrauben anzieht, um anschließend im Hinterzimmer seinen Opfern zu signalisieren: Liebe Leute, das geht nicht anders, das Volk will es.

Noch vor Monaten wäre eine solche Initiative ein Fortschritt und nicht nur wohlfeil gewesen. Heute, vorgetragen von diesen Akteuren, verdient sie nur Misstrauen.

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