Kommentar Mädchenunterkunft: Gute Idee von gestern
Es war richtig, für Mädchen aus Einwandererfamilien eine eigene Zuflucht zu schaffen. Aber die Mädchen brauchen eine längerfristige Perspektive.
D er Mord an der Deutsch-Afghanin Morsal löste eine sehr emotionale Debatte aus. Von „Ehrenmord“ war damals die Rede, aber auch davon, dass es wohl eine seltsame Ehre wäre, für die ein Bruder seine Schwester tötet. Und so wurde das Wort eben in Anführungszeichen gesetzt.
Nun, da sich der Pulverdampf verzogen hat, kann man vielleicht etwas klarer sehen: Gewalt ist kein exklusives Problem von Einwandererfamilien, ganz im Gegenteil. Dennoch haben sich die Mädchen, die es betrifft, ihre Peiniger eben nicht selbst ausgesucht. Anders als Frauen, die von ihren Männern geschlagen werden, kennen sie ihr Leben nur mit den Tätern.
So traurig es ist: Wenn die Mädchen zurückkehren wollen, lässt sich wenig tun. Einschließen geht nicht – das wäre schon deshalb absurd, weil es ja gerade die Freiheitsrechte sind, deren Ausübung sie gegen ihre Familien durchkämpfen.
Anders sieht es bei den zwei Dritteln aus, die es offenbar schaffen, sich zu lösen. Es kann nicht sein, dass die eigens für diese Fälle geschaffene Hamburger Schutzeinrichtung die Mädchen für acht Wochen aufnimmt, um sie dann an Frauenhäuser weiterzureichen.
Ein Wohnprojekt für Migrantinnen einzurichten, war eine gute Idee des alten Senats. Vielleicht sollte man sie noch einmal überdenken.
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