Kommentar Machtkampf in der Ukraine: Guter Oligarch, böser Oligarch
Präsident Poroschenko hat einen gefährlichen Gegner zum Rücktritt gezwungen. Doch der Oligarch Kolomoiskij könnte bleiben, obwohl er gegangen wurde.
N och lange wird sich der ukrainische Präsident Petro Poroschenko mit Genugtuung an die vergangene Woche erinnern, in der er seinen gefährlichsten Gegner, den ostukrainischen Oligarchen Ihor Kolomoiskij, zum Rücktritt als Gouverneur einer der wichtigsten Städte der Ostukraine, Dnipropetrowsk, gezwungen hatte.
Kolomojskijs Dreistigkeit, der zwei Firmengebäude im Herzen von Kiew mit bewaffneten Leibwächtern besetzt hatte, rief die gesamte ukrainische Machtelite auf den Plan. Auch der US-Botschafter hatte sich von dem eigenwilligen Gouverneur distanziert. Spätestens damit war das Schicksal Kolomojskijs besiegelt. Bei einem Konflikt mit den USA hätte ihm ein ähnliches Schicksal gedroht wie dem Oligarchen Dmytro Firtasch, der seit März vergangenen Jahres Österreich nicht mehr verlassen darf. Dort wird am 30. April über einen Auslieferungsantrag der USA entschieden.
Nun hat sich Kolomojskij mit einer großen Show in Dnipropetrowsk von seinen Unterstützern verabschiedet. Doch war das ein Abschied? Kolomojskij war persönlich nicht zugegen.
Mit seinen Unterstützern, unter ihnen der Rechte Sektor, wird auch in Zukunft zu rechnen sein. Sie haben sich nicht verabschiedet, waren auf der jüngsten Veranstaltung in Dnipropetrowsk sehr präsent. An seinem letzten Arbeitstag als Gouverneursvize hatte sich Kolomojskijs Stellvertreter Gennadij Korban demonstrativ mit dem Chef des Rechten Sektors, ablichten lassen. Die jüngste Erklärung des Rechten Sektors, man denke nicht daran, sich staatlichen Strukturen unterzuordnen, dürfte für viel Zündstoff sorgen.
Man kann Kolomojskij nicht vorwerfen, dass er gegangen ist, ohne sich zu verabschieden. Denn das Gegenteil könnte zutreffen: Er bleibt, obwohl er sich verabschiedet hat.
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