Kommentar Linke Gewalt: Mit den Methoden der Gegner
Das Auftreten von Neonazis in Niedersachsen ist unerträglich. Sie mit Beilen zu attackieren, ist jedoch unzulässig und kontraproduktiv.
N ach Jahren relativer Ruhe wird Südniedersachsen wieder zum Aufmarschgebiet von Neonazis. Die lange Zeit scheintote NPD im Kreis Göttingen hat sich reorganisiert, ein sich selbst so nennender „Freundeskreis Niedersachsen/Thüringen“, in dem NPD-Leute, Mitglieder neonazistischer Kameradschaften, rechte Burschenschaftler und verurteilte Schläger mitmischen, überzieht die Region mit Kundgebungen. Die dabei verbreitete Hetze gegen Flüchtlinge, Politiker und Linke ist unerträglich. Am vergangenen Sonntag drohte der „Freundeskreis“ in Göttingen seinen Gegnern an, bald werde Blut fließen.
Dass diesen Veranstaltungen in der Universitätsstadt und auch auf dem Land massiver Widerstand entgegenschlägt, ist gut und richtig – Ordnungswidrigkeiten und Regelüberschreitungen wie Sitz- und Treckerblockaden eingeschlossen. Solche Aktionen werden denn auch weit hinaus über das harte Antifa-Spektrum, für das Göttingen durchaus bekannt war und ist, mit klammheimlicher Freude goutiert.
Nächtliche Angriffe mit Beilen auf die Häuser der Rechten aber gehen eindeutig zu weit. Auch wenn – wie am vergangenen Wochenende – niemand dabei verletzt wurde und sich der Sachschaden in Grenzen hielt: Solche Übergriffe wecken Assoziationen an die Untaten und die Geisteshaltung derer, die man doch eigentlich bekämpft.
Außerdem sind bewaffnete Angriffe in jeder Hinsicht kontraproduktiv: Weil sie keinen Hardcore-Nazi von seinem Denken und Treiben abbringen werden. Weil sie einer Kriminalisierung des gesamten antifaschistischen Protests Vorschub leisten. Und weil sie unnötigerweise Bündnispartner verschrecken, auf deren Unterstützung auch die Antifa bei ihrem Kampf gegen den Rechtsextremismus angewiesen ist.
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