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Kommentar Krieg gegen DrogenLegalize it!

Mathias Bröckers
Kommentar von Mathias Bröckers

Es ist nichts Neues, was die Global Commission on Drug Policy da feststellt. Der Drogenkrieg produziert erst die Opfer, die er zu retten vorgibt. Es kommt wohl drauf an, wer's sagt.

D er Krieg gegen die Drogen ist gescheitert. Es ist wahrlich keine neue Erkenntnis, mit der die Global Commission on Drug Policy jetzt an die Öffentlichkeit tritt. Doch die prominente Besetzung der internationalen Kommission sowie die Eindringlichkeit ihres Appells könnten dafür sorgen, dass die Forderung nach einem Ende des war on drugs endlich mehr Gehör findet: "Die politischen Führer sollten den Mut haben, öffentlich zu äußern, was viele von ihnen sich privat längst eingestanden haben: Repressive Strategien werden das Drogenproblem nicht lösen, und der Krieg gegen die Drogen kann nicht gewonnen werden", heißt es in der Studie der Kommission.

Sie rät, den Drogengebrauch zu entkriminalisieren, legale Modellversuche zu starten und die Behandlungsangebote für Abhängige zu verbessern - Maßnahmen, die nicht nur zu besseren gesundheitlichen und sozialen Entwicklungen führen, sondern auch zu einer Eindämmung der organisierten Kriminalität und des Terrorismus.

Auch diese Empfehlungen sind keineswegs neu und entsprechen denen, die Vertreter einer schadensmindernden Gesundheits- und Drogenpolitik seit Jahrzehnten aussprechen. Die Dimensionen indessen, die drogenfinanzierte Bürgerkriege und Terror etwa in Mexiko oder in Afghanistan erreicht haben, machen ein internationales Handeln nötiger denn je.

MATHIAS BRÖCKERS

ist u.a. Blogwart der taz und Buchautor. Zuletzt erschien von ihm "Die Drogenlüge - Warum Drogenverbote den Terrorismus fördern und Ihrer Gesundheit schaden", Westend-Verlag 2010

Dass der Drogenkrieg die Opfer erst produziert, die er zu retten vorgibt, wird nirgendwo deutlicher als an der aktuellen Situation in Afghanistan, wo Nato und Bundeswehr die größte Opium- und Heroinproduktion aller Zeiten nicht unterbinden, sondern überwachen, weil ihre verbündeten Warlords sich damit finanzieren. Dies ist nur möglich, weil sich mit keinem anderen Produkt der Welt so leicht so gigantische Profitmargen erzielen lassen. Aus Kokablättern oder Opium im Wert von 500 Dollar wird dank der Illegalität eine Ware, die im Endverkauf über 100.000 Dollar einbringt. Nur ein Ende des globalen Prohibitionsdogmas kann dafür sorgen, dass die magnetische Anziehungskraft solcher Gewinnspannen abklingt.

Solange freilich die Geopolitik der USA und ihrer Verbündeten von diesem Drogengeld abhängig ist, so lange wird die Spirale von Schwarzgeld, Gewalt, Korruption und Terror nicht zu stoppen sein. Umso mehr ist dem Appell der Kommission zu wünschen, dass er endlich Gehör findet.

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Mathias Bröckers
Blogwart
Jahrgang 1954, ehemaliger Blogwart von taz.de; gehörte zur Gründergeneration der taz, war Kulurredakteur bis 1991, erfand die Seite „Die Wahrheit“, danach Kolumnist für die „Zeit“, die „Woche“ und Wissenschaftsautor im ARD-Radio. Schrieb zahlreiche Bücher, darunter internationale Besteller über Hanf (1993) und den 11.9. (2002, 2011), bloggt seit 2004 und beriet die taz seit 2006 bei ihrer Online-Entwicklung.
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7 Kommentare

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  • S
    SMpunkt

    Auch Drogennehmer haben Rechte!

    Jetzt muss ich kurz meine Geschichte im Schnelldurchlauf loswerden.

     

    Also ich wurde insgesamt 3 mal von der Polizei erwischt.

    Das erste mal 96, da haben wir zu 6 einen Joint geraucht und irgendwie hab ich da wohl alle meine Rechte verloren, so kommt es mir vor. Seit dem musste ich mich ca. 6 mal ausziehen und werde seitdem wie ein Schwerverbrecher behandelt. 2002 am Flughafen ohne Grund bzw. unter Berufung auf 96, eigentlich dacht ich das sollte nach 5 Jahren gelöscht werden...

    Dann vor 2 Jahren als ich für 2 Euro was zu kiffen gekauft hab. Sie sind sogar 3 Tage später deswegen noch mal extra zu mir nach Hause gekommen.

    Beide male wurde das Verfahren eingestellt.

    Und letzten Sommer die Krönung als ich über den HB in München lief wurde ich kontrolliert und finde mich in deren Gefängnis wieder, muss mich dort ausziehen, wie gesagt alles ohne irgendeinen Grund und zu meinem übel finden sie in meinem Rucksack was im Wert von 5 Euro, ich wusste nicht mal das ich das besitze. 1200 Euro Strafe, ich habe zu der Zeit unter 1000 Euro verdient. 6 Monate später wieder fast die gleiche Geschichte, nur das sie nichts gefunden haben.

     

    Also es ist echt ein Witz wie hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird, Geld verschwendet wird... geschweige den was sich andere Menschen alles herausnehmen können ohne Bestraft zu werden.

     

    Und das in einem Land, wo 60000 Menschen an den Folgen von Alkohol sterben und an jeder Kasse der Chantre lauert und der Staat zum Hehler wird.

    Scheiss Doppelmoral, entweder richtig oder gar nicht sag ich.

     

    Schön war auch der Spruch von den Polizisten, dass ich an dem Tod der Menschen in Mexiko mitschuldig bin... naja

  • M
    Manu

    @ Arno Besendonk

    Ich bin mir sicher Ihrer Familie wäre es besser gegangen, wenn man mit dem Thema endlich mal offen und realistisch Umgeht. Abhängigkeit ist eine krankheit, der man entgegenwirken kann, und bestimmt nicht der Weltuntergang. Das erreicht man aber bestimmt nicht, wenn man die Leute kriminalisiert und verfolgt.

     

    Mal ganz abgesehen von den globalen Folgen des Verbots. Korruption, Elend, Terrorismus..

     

    Hoffentlich tut sich endlich mal was. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das Verbot fällt..

  • A
    Andreas

    Danke für diesen Kommentar. Es tut gut ein wenig Ehrlichkeit in den Medien zu finden.

  • P
    polytoxikoman???

    hallo

    alleine der Verbot schafft Reize!

    Weiche Drogen gehören legalisiert, harte Drogen liberalisiert.

    Sofern man hier eine strikte Trennung einhält!

    Weiche Drogen(Cannabis, Lsd, Pilze) sollten in entsprechenden Geschäften verkaufen werden dürfen, diese kann man dann besteuern und regelmässig deren Qualität und Inhaltsstoffe überprüfen. Dieses würde eine Menge Arbeitsplätze schaffen, Steureinnahmen würden steigen, die Justiz könnte sich um "echte" Verbrecher kümmern, und ich müsste nicht mehr zum Dealer umme Ecke rennen und kaufen was es grade gibt sondern hätte bald ein Spezialitätengeschäft welches mir auch rare Sorten verkaufen könnte. (den 30jahre alten Sherry bekomme ich ja auch nicht im Supermarkt).

    Hier müsste allerdings eine wirkliche Trennung stattfinden, sollte das entspechende Fachgeschäft auch mal harte Drogen anbieten müssten Konzessionsverlust mit drastischen Geldstrafen einhergehen.

     

    Harte Drogen gehören in die Apotheke und sollten rezeptpflichtig sein, man müsste dann seinen Hausarzt davon überzeugen das man zur Party am Wochenende mal etwas benötigt.

     

    P.S.: man könnte mich durchaus als süchtig bezeichen:

    -seit nunmehr 20 Jahren fast jeden Abend nen bisschen rauchen, mal mehr, mal weniger

    -seit 20 Jahren fast jeden Tag Fernsehschauen, mal nur die Tagesschau, manchmal auch nen Tatort

    -seit 20 Jahren fast jeden Tag die TAZ lesen, mal mehr mal weniger

    alles ne Frage der Perspektive

    alles eine Frage der Perspektive

  • AB
    Arno Besendonk

    Wer jemals einen Drogensüchtigen in der Familie hatte weiß, dass dieser Kampf mit noch viel härteren Bandagen geführt werden muss.

  • BH
    Ben Huser

    "regulate, don't ban drogs" - Erinnern wir uns an die Alkohol Prohibition in den USA von 1920 bis 1933: Wir wissen, dass während dieser Zeit, den 'roaring twenties', weit mehr Alkohol konsumiert wurde als in 'normalen' Zeiten und, 'no prohibition, no Al Capone'.

  • HR
    Hans Reimann

    "No drugs - no future" von Günter Amendt