Kommentar Kongo-Lasterunglück: Lebensgefährliche Straßen

Die Explosion eines Öltanklastwagens im Osten Kongos sollte dazu beitragen, das Thema Verkehrssicherheit auch in Afrika auf die politische Tagesordnung zu setzen.

Afrikas Straßen sind mörderisch. Kein Kontinent der Welt hat so wenig Autos im Vergleich zur Bevölkerung - und so viele Verkehrstote. Pro 10.000 Autos gibt es in reichen Industrienationen weniger als 2 Verkehrstote im Jahr, in den ärmsten Ländern Afrikas sind es über 50. Über 100.000 Afrikaner kommen jedes Jahr bei Verkehrsunfällen ums Leben, mit rasch steigender Tendenz.

Straßenausbau gehört zwar inzwischen zum Standardprogramm aller Wiederaufbau- und Wirtschaftsreformprogramme in Afrika, aber Investitionen in die Verkehrssicherheit bleiben aus. Verbesserte und ausgebaute Straßen erhöhen meist sogar die Unfallquote, weil sie zum Rasen verleiten. Selbstverständliche Vorsichtsmaßnahmen wie die, in bewohnten Gegenden den Fuß vom Pedal zu nehmen, oder sich nicht sturzbetrunken hinter das Steuer zu setzen, sind allzu vielen Fahrern fremd, zumal die meisten von ihnen nur eine rudimentäre Fahrausbildung oder überhaupt keine haben. Sie bewegen sich nach dem durchaus rationalen Motto: Fernstraßen sind lebensgefährlich, also will ich so schnell wie möglich am Ziel ankommen.

Die Explosion eines Öltanklastwagens im von Kriegen und humanitärem Elend gezeichneten Osten der Demokratischen Republik Kongo, die am Freitagabend über 230 Tote forderte, sollte dazu beitragen, das Thema Verkehrssicherheit auch in Afrika auf die politische Tagesordnung zu setzen. Täglich schleichen zu Hunderten "rollende Bomben", also mit Treibstoff gefüllte Schwertanklastwagen von oft zweifelhafter Verkehrssicherheit, durch die dichtbesiedelten Bergregionen im Afrika der Großen Seen, das komplett auf Treibstoffimporte angewiesen ist. Immer wieder verursachen sie Unfälle. Es ist dringend geboten, alternative Transportsysteme und Energieversorgungen aufzubauen, damit auf den rasch steigenden Energiebedarf dieser schnell wachsenden Region nicht noch schneller steigende Todesraten folgen.

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