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Kommentar KoalitionsbildungNach Merkel kommt Merkel

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Friedenszeichen an die SPD senden, die Großmäuligkeit der CSU ignorieren: Niemand beherrscht die Regeln des Spiels besser als die Kanzlerin.

Merkel stellt die SPD vor die Entscheidung: GroKo oder Neuwahl – dazwischen gibt es nichts Foto: dpa

J e näher die ersten Verhandlungen über eine Wiederauflage der Großen Koalition rücken, desto rüder wird der Ton. Die CSU pöbelt gegen den „Europaradikalen“ Martin Schulz, Andrea Nahles greift mit „Bätschi“ rhetorisch mal wieder daneben. Man sollte darauf nicht viel geben. Es ist normal, dass jetzt mit Fanfarenstößen Maximalforderungen gestellt werden. Die roten Linien, die jetzt mit Verve gezogen werden, können in Verhandlungen schnell ausbleichen. Das sind die Spielregeln.

Und die beherrscht nach wie vor niemand besser als Angela Merkel. Die Kanzlerin hat den Kurs der Union für die Deals mit der SPD festgelegt. Das Ziel ist eine Koalition – damit hat Merkel nebenbei Jens Spahn, Fan einer Minderheitsregierung, gezeigt, dass sein Einfluss in der Partei weit geringer ist, alses in den Medienmitunter scheint.

An die SPD sendet Merkel Friedenszeichen: Nein, keine Bürgerversicherung, aber im Gesundheitssystem könne man viel ändern. Und die ­Gemeinsamkeiten in Sachen Europa seien doch auch recht groß. Merkel stellt die SPD damit vor die klare Entscheidung: Regieren oder Neuwahl, nichts dazwischen. Neuwahl ist für die erschöpfte SPD eine echte Drohung.

Damit – und nicht mit den Knei­penschlägersprüchen der CSU – erhöht die Union geschickt den Druck auf die SPD, sich bald an der Suche nach Kompromissen zu beteiligen. Für das blame game, die Suche nach dem Schuldigen, falls es mit der Groko doch nichts wird, ist die Union damit besser aufgestellt als die schlingernde SPD. Denn wer jetzt ganz oft „Stabilität“, „Verantwortung“, „Kompromissbereitschaft“ sagt, ­gewinnt. Nur die leicht irre wirkende CSU kann Merkels Matchplan ruinieren.

Es ist richtig: Das System Merkel, in dem politische Dehnungsübungen über alles gingen, ist an sein Ende gekommen. Doch es gibt niemanden, weder in der Union noch in der SPD, der die Schwäche der Kanzlerin auszunutzen versteht. So kommt nach dem Ende der Ära Merkel einstweilen – Merkel.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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7 Kommentare

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  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Merkel wird seit jeher überbewertet. Es ist nicht Schläue oder Gewieftheit, die sie treibt, sondern sie sitzt alles nur aus. Das hat sie vom Dicken aus Oggersheim gerlernt. Zufällige Treffer, die ihr in die Krone gewirkt werden, bemerken nicht, dass diese schon immer aus Blech war.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Über ein Callcenter mit einer Mitarbeiterin würde man locker sagen:

      "Unmotiviert, desinteressiert, unbeweglich"

      Wie schnell würde man solch ein Personal in einem Callcenter auswechseln? Ganz fix !

      Denke, eine wie sie dürfte niemals

      ein derart hohes politisches Amt innehaben.

  • Auch das wäre ein Weg: Wenn schon vom Volk abgewählt, dann eben 4 Jahre lang Verhandlungen, damit alles so bleibt wie bisher. So ließe es sich auch ganz ohne Ermächtigungsgesetz weiterregieren (die Krippen leerfressen).

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...und täglich grüßt das Merkeltier.

    Die Deutschen lieben keine Veränderungen, liegt wahrscheinlich an den Genen.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      .... oder vielleicht weil die Politik der anderen so tolle Veränderungen verspricht, dass selbst einen tatenlose Merkel dagegen wie ein Glücksfall erscheint.

       

      Vielleicht sollten sie - anstatt über die Genetik der Deutschen nachzudenken - mal etwas Hirnschmalz in eine andere Frage stellen: Warum übertrifft sogar eine tatenlose aussitzende Kanzlerin die anderen Parteien in der Zustimmung?

      Dass ihre politischen Visionen so überzeugend sind ist es nicht.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @Thomas_Ba_Wü:

        ...stimmt, es kann nicht nur an den Genen liegen. Merkel leidet an Hypokinese und die Deutschen finden's gut.

        • @81331 (Profil gelöscht):

          Ob sie es gut finden wage ich mal zu bezweifeln.

          Auf jeden Fall finden der Großteil der Bürger Frau Merkel besser als die politische Alternative - egal welche.