Kommentar Klonfleisch: Verspätetes Entsetzen
Die Mehrheit der Verbraucher will keine Klonprodukte auf dem Tisch haben. Die EU-Kommission hat das bislang galant ignoriert. Doch damit muss jetzt Schluss sein.
B ei Verbrauchern und Politikern ist jetzt die Empörung groß. Denn in Großbritannien sind Fleisch und Milch von geklonten Tieren erstmals nachweislich in den Handel gekommen. Alarm geschlagen hat die britische Lebensmittelbehörde Food Standards Agency.
Überraschend kommt diese Nachricht allerdings nicht - und gerade die britische Lebensmittelbehörde musste mit dieser Entwicklung rechnen. Denn bereits vor etwas mehr als zwei Jahren, als man in den USA über die Zulassung von Klontieren nachzudenken begann, wurde erstmals öffentlich, dass Embryonen von geklonten Kühen aus den USA nach Großbritannien importiert worden waren. Wozu wohl? Wohl kaum, um Zuschauer in einen Klonzoo zu locken. Nein, schon damals war völlig klar, dass damit eine Kuh- oder Rinderherde zur Erzeugung von Lebensmitteln aufgebaut werden sollte.
Wundern muss man sich vielmehr darüber, dass erst jetzt der Ruf nach gesetzlichen Regelungen laut wird: Da drängt sich der Verdacht auf, dass dies bisher bewusst vermieden wurde. Dabei zeigen Umfragen, dass die Mehrheit der Verbraucher keine Klonprodukte möchte. An ein Verbot traut sich die EU-Kommission aber nicht heran: Erst vor kurzem hat sie das Thema wieder auf die lange Bank geschoben.
Wolfgang Löhr ist Wissenschaftsredakteur der taz.
Dabei gibt es bislang keinen guten Grund, Tiere zu Klonen. Dafür gibt es eine Menge gute Gründe, dem Klonen von Nutztieren ein Ende zu setzen. Allein schon aus Tierschutzgründen gehört es verboten, denn es führt häufig zu Fehlbildungen, die Tiere sterben bei der Geburt oder leiden unter Krankheiten. Selbst Ian Wilmut, der als erster Mensch ein Tier klonte - das Schaf Dolly nämlich - spricht sich deshalb heute gegen Klonfleisch und Klonmilch aus.
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