Kommentar Klimagipfel in Bonn: Geht das denn nicht schneller?
Auch Deutschland muss schneller und energischer Treibhausgase reduzieren. Zeit wird da verschwendet, wo nicht gehandelt wird.
Energiewendeland? Das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde in der Lausitz Foto: dpa
Klimaschutz? Machen wir doch! Das ist die Reaktion, wenn man in Deutschland das Thema anspricht. Vom Umweltministerium bis zu den Lobbys für Umwelt oder Industrie ist sich eine ganz große Koalition sicher, dass Deutschland auf dem richtigen Weg ist. Und es stimmt ja auch: Wir geben viel Geld aus für den Klimaschutz zu Hause und in der ganzen Welt, wir arbeiten an der Zukunft ohne Kohlenstoff. Wenn wir Glück haben, sinken sogar manchmal unsere CO2-Emissionen.
Aber „alles gut, wir machen doch Energiewende“ ist die falsche Einstellung. Die Lektion von der aktuellen Klimakonferenz in Bonn heißt: Auch Deutschland muss schneller und energischer Treibhausgase reduzieren. Bisher will Deutschland 2050 noch 15 Prozent der CO2-Menge im Vergleich zum Jahr 1990 ausstoßen. Um diese Restmenge balgen sich derzeit Zementindustrie, Landwirtschaft und Braunkohle. Alle wollen verschont werden.
Die schlechte Nachricht von der Konferenz lautet: Diese 15 Prozent gibt es nicht. Für echten Klimaschutz, der uns bei 1,5 bis 2 Grad Erderwärmung landen lässt, müssen die weltweiten Emissionen etwa um 2050 bei null liegen. Reiche Industrieländer wie Deutschland müssen schneller sein. Das geht nur, wenn die Bundesregierung jetzt mutig den Wandel organisiert und finanziert: schneller Ausstieg aus der Braunkohle, Durchbruch beim Energiesparen in der Industrie und bei Gebäuden, mehr Erneuerbare und Netze – und auch noch eine Energiewende in der EU. Das wird viel Ärger geben.
Auch auf die Umweltverbände kommt eine unangenehme Debatte zu: Für die „negativen Emissionen“, bei denen Kohlendioxid aus der Luft gesaugt wird, müssen Lagerstätten unter der Erde geschaffen werden. Das verteufelte CCS wird möglicherweise das geringste Übel. Und die Ökos müssen für sich klären, wie sie Wälder und Ozeane als Lebensräume und gleichzeitig als CO2-Speicher organisiert sehen wollen. Konflikte sind unausweichlich.
Alles gut, wir machen doch Energiewende – das ist die falsche Einstellung
Auf Klimakonferenzen wird viel darüber geredet, was getan werden muss, um das Schlimmste zu verhindern. Trotzdem halten viele Menschen diese Konferenzen für Zeitverschwendung. Das ist ein Irrtum. Zeit wird da verschwendet, wo nicht gehandelt wird. Auch im Energiewendeland Deutschland.
Kommentar Klimagipfel in Bonn: Geht das denn nicht schneller?
Auch Deutschland muss schneller und energischer Treibhausgase reduzieren. Zeit wird da verschwendet, wo nicht gehandelt wird.
Energiewendeland? Das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde in der Lausitz Foto: dpa
Klimaschutz? Machen wir doch! Das ist die Reaktion, wenn man in Deutschland das Thema anspricht. Vom Umweltministerium bis zu den Lobbys für Umwelt oder Industrie ist sich eine ganz große Koalition sicher, dass Deutschland auf dem richtigen Weg ist. Und es stimmt ja auch: Wir geben viel Geld aus für den Klimaschutz zu Hause und in der ganzen Welt, wir arbeiten an der Zukunft ohne Kohlenstoff. Wenn wir Glück haben, sinken sogar manchmal unsere CO2-Emissionen.
Aber „alles gut, wir machen doch Energiewende“ ist die falsche Einstellung. Die Lektion von der aktuellen Klimakonferenz in Bonn heißt: Auch Deutschland muss schneller und energischer Treibhausgase reduzieren. Bisher will Deutschland 2050 noch 15 Prozent der CO2-Menge im Vergleich zum Jahr 1990 ausstoßen. Um diese Restmenge balgen sich derzeit Zementindustrie, Landwirtschaft und Braunkohle. Alle wollen verschont werden.
Die schlechte Nachricht von der Konferenz lautet: Diese 15 Prozent gibt es nicht. Für echten Klimaschutz, der uns bei 1,5 bis 2 Grad Erderwärmung landen lässt, müssen die weltweiten Emissionen etwa um 2050 bei null liegen. Reiche Industrieländer wie Deutschland müssen schneller sein. Das geht nur, wenn die Bundesregierung jetzt mutig den Wandel organisiert und finanziert: schneller Ausstieg aus der Braunkohle, Durchbruch beim Energiesparen in der Industrie und bei Gebäuden, mehr Erneuerbare und Netze – und auch noch eine Energiewende in der EU. Das wird viel Ärger geben.
Auch auf die Umweltverbände kommt eine unangenehme Debatte zu: Für die „negativen Emissionen“, bei denen Kohlendioxid aus der Luft gesaugt wird, müssen Lagerstätten unter der Erde geschaffen werden. Das verteufelte CCS wird möglicherweise das geringste Übel. Und die Ökos müssen für sich klären, wie sie Wälder und Ozeane als Lebensräume und gleichzeitig als CO2-Speicher organisiert sehen wollen. Konflikte sind unausweichlich.
Alles gut, wir machen doch Energiewende – das ist die falsche Einstellung
Auf Klimakonferenzen wird viel darüber geredet, was getan werden muss, um das Schlimmste zu verhindern. Trotzdem halten viele Menschen diese Konferenzen für Zeitverschwendung. Das ist ein Irrtum. Zeit wird da verschwendet, wo nicht gehandelt wird. Auch im Energiewendeland Deutschland.
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Schwerpunkt Klimawandel
Kommentar von
Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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