piwik no script img

Kommentar Kita-SofortpaketTrügerischer Sonnenschein

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Kinder brauchen bezahlbare Kita-Plätze - aber sie werden auch groß und brauchen Studienplätze. Mit den Kita-Eltern schließt Olaf Scholz Verträge. Mit den Hochschulen spricht er nicht mal.

H amburgs Kinder - und ihre Eltern - können wieder lachen: Onkel Olaf hat seine Wahlversprechen erfüllt. Auf diese Formel könnte man den gestrigen Donnerstag bringen.

Die Kita-Eltern stehen in dieser Legislatur im Sonnenschein. Nach der Rücknahme der Gebührenerhöhung - über die man in der Tat streiten konnte - soll der Fünf-Stunden-Platz in Zukunft sogar ganz kostenfrei sein. Die Befürworter argumentieren grundsätzlich: Kinderbetreuung müsse von allen getragen werden, auch von Nicht-Eltern, und deshalb über höhere Steuern bezahlt werden.

Nun setzt die Hamburger SPD diese Forderung um, ohne aber für die entsprechenden Steuermehreinnahmen zu sorgen. Während im Bund schon wieder über erste Steuersenkungen fabuliert wird, heißt es in der Hansestadt für alle anderen Bereiche: eisern sparen. Mit den organisierten Kita-Eltern schließt der Bürgermeister feierlich einen Vertrag ab, mit den Hochschulpräsidenten redet er nicht mal.

Wer so schematisch Politik betreibt, überzeugt auf Dauer niemanden. Sicher: Kinder brauchen bezahlbare Kita-Plätze - aber sie werden auch groß und brauchen Studienplätze. Und von guten Personalschlüsseln und gut qualifizierten Betreuern profitieren sie in der Kita erheblich mehr als von deren Kostenfreiheit.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!