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Kommentar KinderschutzSo oder so Fehler gemacht

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Einiges ist schief gelaufen: Eigentlich gilt es als ausgeschlossen, Suchtabhängigen ein Pflegekind anzuvertrauen. Warum das doch geschah, muss geklärt werden.

D er Fall des toten Mädchens muss restlos aufgeklärt werden. Hier gibt es viele Fragen. Eigentlich gilt es als ausgeschlossen, Suchtabhängigen ein Pflegekind anzuvertrauen. Entweder die Jugendämter in Harburg und Mitte haben von dieser Abhängigkeit nichts gewusst. Dann müssen sie sich vorwerfen lassen, sie hätten sich zu wenig informiert.

Oder aber es wurde schon 2006 für das Enkelkind bewusst eine Ausnahme gemacht. Dafür kann durchaus etwas sprechen. Wenn Großeltern ihre Krankheit im Griff haben, kann die Unterbringung eines Kindes bei nahen Verwandten die sinnvollere Alternative zum Heim sein. Sie erfordert aber auch verschärfte Aufmerksamkeit. Dass Kinder mit Drogenersatzstoffen in Kontakt kommen, muss problematisiert und um alles in der Welt verhindert werden.

Der Vorfall sollte Anlass sein, nach strukturellen Fehlern zu suchen. Die Frage ist, wurde hier zu viel Verantwortung nach außen delegiert? Auf keinen Fall aber sollte man jetzt alle Pflegeeltern dieser Stadt diskreditieren. Sie leisten wichtige Arbeit. Und es gibt zu wenige von ihnen.

Der Vorfall zeigt, dass man bei der Familienhilfe keine Sparquoten verfügen darf. Ob für ein Kind die günstigere Pflegefamilie oder die teurere stationäre Unterbringung richtig ist, sollte allein aufgrund pädagogischer Kriterien entschieden werden.

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Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
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3 Kommentare

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  • FM
    Frau Meier

    Bei aller Betroffenheit: Auch wenn jetzt seit einem Dreivierteljahr Scheele Sozialsenator ist: Mit dieser Entscheidung hat er wenig bis gar nichts zu tun, das Mädchen wurde 2008 in die Pflegefamilie gegeben und entschieden wurde das nicht von der Sozialbehörde, sondern vom Jugendamt im Bezirk. Bitte etwas genauer hinschauen, so helfen Sie auch keinem Kind.

  • BU
    Barbara Uduwerella

    @ von Pfeiffer 1949

    Bevor Sie hier weiteren Unfug verbreiten, sollten Sie sich noch einmal sachkundig machen, wann die Pflegestelle eingerichtet wurde. Diese wurde unter CDU/GAL eingerichtet. Schauen Sie mal nach, wann und von wem Gelder im Kinder- u. Jugendbereich gekürzt/gestrichen wurden, bzw. Planstellen nicht besetzt werden durften.

    Kein verantwortungsvoller Betrieb entlässt den Geschäftsführer, weil der Pförtner nicht gegrüßt hatte oder die Schranke nicht öffnen wollte.

     

    Nachbarn wollen vorher schon etwas gewusst und angeblich oder auch tatsächlich gemeldet haben. Unerklärlich ist für mich, dass man nicht nachgeharkt hat oder die Presse informierte. Das Kind hätte noch leben können und unter Umständen hatte man schon eher in der Behörde Änderungen vorgenommen.

    Besser ist, wir alle nehmen uns vor, dass wir an keinem Kind vorbei gehen, was weint.

  • P1
    Pfeiffer 1949

    Warum sitzt er Scheele nicht wegen Beihilfe im Knast wo er hingehört. Es ist doch eine Frechheit was dieses Amt sich geleistet hat, für das der Herr Scheele die Verantwortung hat. Auch der OB hat sich mitschuldig gemacht er müsste doch solche Leute sofort raus werfen. Man kann die armen Kinder nur bedauern die solchen Politikern ausgesetzt sind.

     

    Willi Pfeiffer

    Hessen